Kaffee & Kuchen
Das Café in der Jonasstraße 7 ist wie jeden Tag gut gefüllt. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen liegt in der Luft, im Hintergrund läuft Jazzmusik. Wenn man bei Antje Menz einkehrt, dann ist das ein wenig wie nach Hause kommen.
Man erkennt auf den ersten Blick, wer zum ersten Mal hier ist. Die neuen Gäste stehen an der Vitrine und betrachten die Auswahl an Kuchen, Torten und Quiches. Hastig wollen sie ihre Bestellung an der Bar aufgeben. Doch bei Antje Menz, der Inhaberin des Cafés, und ihrer Belegschaft ist der Gast König. Erst mal hinsetzen, die Jacke ablegen, zur Ruhe kommen – im Café „Natürlicher Lebensraum“ erfahren die Neuankömmlinge, dass zur guten Gastronomie vor allem ein guter Service gehört. „Unsere Gäste sollen einen Moment innehalten können. Mir war es wichtig, die heute so weit verbreitete Selbstbedienungskultur umzukehren“, sagt Antje Menz.
Zurücklehnen und genießen
„Bei uns sollen sich Gäste zurücklehnen können und einfach nur genießen. Den Rest erledigen wir! Jeder von uns kennt doch dieses Gefühl aus der Kindheit: die gute Seele des Hauses, Mutter oder Großmutter, steht in der warmen Küche und bäckt einen Kuchen. Schon als Kind habe ich diese Küchensituation und das damit verbundene, sehr warme Gefühl geliebt, und schon immer wollte ich das an andere weiter geben.“
Sehr zielstrebig arbeitete Antje Menz auf dieses Ziel zu. Nach dem Abitur in ihrer Heimat Brandenburg beginnt sie ihre Ausbildung als Restaurantfachfrau im Hilton Berlin, später arbeitet sie auch im Adlon. Sie bildete sich kontinuierlich weiter, erweiterte ihren Horizont in einer Hilton-Dependance in Ägypten, machte Unternehmenskurse und lernte das Handwerk des „Barista“: Kaffee richtig zu rösten und perfekt zuzubereiten. Der Traum vom eigenen Laden war schon immer da: Jahrelang hat sich Antje Menz auf den Schritt in die Selbstständigkeit vorbereitet. Ein bemerkenswerter Weg für eine erst 26 Jahre junge Frau.
Auf Flohmärkten sammelte sie besonderes Porzellan, das sie in ihrer Wohnung aufbewahrte. Sie hielt Ausschau nach einem geeigneten Lokal und bereitete akribisch ihren Businessplan für potenzielle Kreditgeber vor. Von Anfang an wollte sie in Moabit ihr „Wohlfühlcafé“ eröffnen. Doch gerade diese Entscheidung schreckte viele Banken zunächst ab. Sie fanden, das Konzept passe eher zu Charlottenburg oder Prenzlauer Berg. „Moabit hat immer noch einen sehr schlechten Ruf – zu Unrecht, wie ich finde.“ Antje Menz lebt selbst seit einigen Jahren in Moabit, sie hat hier viele Freunde und Bekannte und weiß um das Potenzial ihres Stadtteils. Vor allem aber hatte sie eine ganz klare Vorstellung davon, wie ihr Laden aussehen sollte, und das notwendige Können, diese Vorstellung umzusetzen. „Gesellige Atmosphäre, kein allzu großes Angebot, dafür gleichbleibend hohe Qualität. Man darf sich nicht verzetteln und in Konzeptlosigkeit verlieren. Man muss eine klare Linie entwickeln und die dann zielstrebig verfolgen.“
Wohnzimmeratmosphäre und täglich frischer Kuchen
Das Café ist spezialisiert auf eine große Auswahl an Kaffee- und Teespezialitäten. Torten und Kuchen bereitet Antje Menz in der Wohnküche im hinteren Bereich des Ladens jeden Tag frisch zu. Stammgäste sitzen besonders gern hier, wo der an die Kindheit erinnernde Duft des Gebäcks am intensivsten ist.
Im April 2013 eröffnete sie ihr Café, und bereits im ersten Monat wurden alle Erwartungen übertroffen. Mittlerweile hat sie drei feste Mitarbeiter und kommt mit den Aufträgen an vorbestellten Kuchen und Torten kaum noch hinterher.
Die liebevoll aufgearbeiteten Möbel im Landhausstil, der Kronleuchter und die Blümchentapete – das Konzept der herzlichen Wohnzimmeratmosphäre hat Antje Menz bis ins kleinste Detail durchinszeniert. „Jeder Stuhl, jede Tasse und jede Tischdecke hat hier eine Geschichte, die mit mir verbunden ist. “ Man spürt die Freude an ihrer Arbeit, aus der sich auch die Leichtigkeit zu speisen scheint, mit der die souveräne Frau selbst Sieben-Tage-Wochen mit einem freundlichen Lächeln meistert. Professionalität, Gastfreundschaft und Authentizität sind die Grundpfeiler des Cafés – und der Erfolg gibt Antje Menz Recht. Am Ende ist man sogar mit dem etwas sperrigen Namen versöhnt.
Text: Nathalie Dimmer
Foto: Christoph Eckelt (bildmitte)
Zuerst erschienen in “ecke turmstraße“, Nr. 1 – februar 2014
„Natürlicher Lebensraum“ Kaffee und Kuchen (Inh. Antje Menz), Jonasstraße 7, bei Facebook
Öffnungszeiten: Mo-So 10-18 Uhr
Nachträge:
Lesen Sie auch den Artikel „Die Zucker-Zauberin“ auf der Webseite des Quartiersmanagement Moabit West.
Interview in Moabit am Sonntag.
Moabit mon amour: Café Natürlicher Lebensraum
Aktion wegen Bauarbeiten (Berliner Woche)
Crowdfunding Kampagne zur Café-Erweiterung ist erfolgreich. Die Berliner Woche und auch der Tagesspiegel haben berichtet, auch das Berliner Abendblatt.
Klingt sehr sympatisch.
Leider wohne ich am anderen Ende von Berlin(Zehlendorf).
Falls ich mich jedoch bis nach Moabit durchschlagen sollte, werde ich das Café einmal testen.
Lg Christian
Mir fehlt in dem Artikel ehrlich gesagt die Antwort auf eine für mich brennende Frage: Wie um alles in der Welt ist die Betreiberin auf diesen umständlichen Namen gekommen? Ich hätte ich fast durch den „Lebensraum“ abschrecken lassen, was ein Jammer gewesen wäre, weil der Kuchen wirklich hervorragend ist.
Die Bauarbeiten an der Jonasstraße sind eine Belastung, Antje Menz machte mit einer spaßigen Aktion darauf aufmerksam:
http://www.berliner-woche.de/moabit/wirtschaft/bauarbeiten-an-der-arminiusmarkthalle-gewerbetreibende-fuerchten-einbussen-d122197.html
Das Café ist zu klein geworden, aber sie konnten einen 2. Laden im gleichen Haus mieten, der soll jetzt renoviert und eingerichtet werden und dazu hat Antje Menz eine Crowdfunding-Kampagne gestartet:
https://www.startnext.com/antjes-cafe
Falls sich noch jemand an dem Crowdfunding von Antje Menz für ihr Café „Natürlicher Lebensraum“ in der Jonasstraße beteiligen möchte: Die Frist läuft in 3 Tagen aus (genau am 19.11. um 23:59).
Bisher sind 12.093 € zusammen gekommen. Das sind 81% der vorgesehenen 15.000 €.
Wenn es am Ende aber nur ein einziger Cent weniger ist, wird alles zurückgezahlt, und die gesamte Aktion war umsonst.
Wie kann der Umbau der Jonasstraße mehr als 8 Monate dauern?
Laut Berliner Woche sollten die Bauarbeiten in der Jonasstraße im Juni (!) abgeschlossen sein. Dass dann noch den ganzen Sommer vor dem Café Baustelle war, dass die kleinen Läden durch ihr Nichtstun kaputt gehen könnten, das scheint die Leute vom Straßenbauamt nicht wirklich zu interessieren. Die haben ja ihren sicheren Arbeitsplatz.
Ich finde es gut, dass es Möglichkeiten wie ein Crowdfunding gibt.
Das ist etwas, was man tun kann, um dem entgegenzuwirken, dass es irgendwann nur noch die großen Einkaufszentren gibt.
Hier ein Artikel aus dem Tagesspiegel vom 7.11.17:
https://www.pressreader.com/germany/der-tagesspiegel/20171107/281883003613413
Der Endspurt hat es doch noch gebracht, Crowdfunding erfolgreich:
https://www.startnext.com/antjes-cafe
Es gibt einen nicht unerheblichen Shitstorm gegen das Cafe: https://spon.de/afChd
Danke für die Info.
Tagesspiegel hat auch berichtet:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/heftige-kritik-cafe-in-berlin-moabit-stellt-poller-gegen-kinderwagen-auf/25299396.html
https://www.tagesspiegel.de/berlin/kritik-an-poller-cafe-in-berlin-moabit-jetzt-spricht-die-betreiberin/25305106.html
Im Tagesspiegel gab’s auch noch einen „Leserbeitrag“-Artikel mit Empfehlungen einer Auswahl von Moabiter Cafés, in die Eltern auch mit Kinderwagen hineinkommen:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/ausgehen-mit-kind-diese-moabiter-cafes-koennen-eltern-auch-mit-kinderwagen-besuchen/25308316.html
Die Poller sind wieder weg.
anscheinend wurden sie geklaut! Metalldiebe? und sie sollen ersetzt werden:
https://www.moabit.net/12204
Also ich war zum Zeitpunkt des obigen Posts im Café und mir wurde gesagt sie würden jetzt erst mal wieder das Schild hin hängen.
Ehrlich gesagt finde ich diese Klau-Aktion mindestens genauso idiotisch wie die Idee die Dinger überhaupt erst aufzustellen…
Gedanken zum „Pollergate“:
https://www.schoewing.com/blog/news/pollergate/
Der von Susanne eben verlinkte Artikel hat durchaus gewisse Symptomatik. Einige Leute widmen sich mehr den oberflächlich-nebensächlichen Medienhypes als den wahren Problemen. Rummelplatzaktionen sind für sie wichtiger als Lösungen. Wir anderen sollten standhaft bleiben. Wobei wir machmal schon neidisch auf die Publicity mancher Pseudoproblemchen schauen.