So können Sie mitmachen!

Kino für Moabit

Maren Dorner organisiert seit Juli 2011 das Kinocafé für Moabit

Als Maren Dorner vor einigen Jahren nach Moabit zog, fiel ihr schnell ein großes Manko auf: Es gab kein „richtiges“, d.h. kein „altes“ Kino mehr im Gebiet (der Filmrauschpalast, momentan einziges Moabiter Kino, wurde erst in den 90er Jahren gegründet). Die Historikerin hat sich besonders mit der Kulturgeschichte der 20er Jahre beschäftigt, die Leidenschaft für das Kino bestimmt ihre Themen: Sie begann, die Geschichte einstiger Kinos in Moabit zu recherchieren und befragte ältere Moabiter nach ihren Erinnerungen. Aus den Ergebnissen und Interviews soll irgendwann eine Ausstellung entstehen. Seit Juli 2011 organisiert sie das „Kinocafé“, das jeden ersten Samstag im Monat in der „Zunftwirtschaft“ stattfindet. Die Idee entstand vor zwei Jahren während des Kulturfestivals „Moabiter Inselglück“, als Maren Dorner eine Filmvorführung organisierte. Das Quartiersmanagement Moabit-West fragte daraufhin an, ob sie eine regelmäßige Veranstaltungsreihe  organisieren könnte, auch als kulturelles Angebot für die Senioren im Kiez. Inzwischen wird das Kinocafé schon zu einem großen Teil von seinem filmbegeisterten Stammpublikum getragen – vor allem ältere Frauen kommen gern. Gezeigt werden Klassiker der 40er bis 60er Jahre – etwa „Sein oder Nichtsein“ oder zuletzt „Winnetou I“. Zur Filmvorführung gibt es eine inhaltliche Einführung und ein anschließendes Gespräch.

Das nächste Ziel ist es, das Kinocafé als bleibende Institution in Moabit zu etablieren und auszubauen. Vielleicht könnte dann auch wieder eines der ehemaligen Kinos genutzt werden? Das berühmte „Hansa-Theater“, das ja kulturell wiederbelebt werden soll, wäre dafür ein denkbarer Platz.

Auch die Ausstellung zur Geschichte der Moabiter Kinos sollte natürlich am liebsten in einem historischen Kinogebäude gezeigt werden. Der leer stehende „Turm-Palast“ wäre naheliegend. Das 50er-Jahre-Gebäude soll im Rahmen der Neugestaltung des Schultheiss-Areals abgerissen werden.

Moabiter Kinos

Der Niedergang der Kinos in Moabit, sagt sie, setzte in den 60er Jahren ein. Seit ca. 1910 habe es immer ca. zehn kleine oder größere Kinos parallel gegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann etliche zerstört, doch in den 50er Jahren entstanden neue. Bekannt war neben dem „Turm-Palast“ beispielsweise das „Maxim“ an der Turmstraße, wo sich heute ein ALDI-Markt befindet. Interessant ist auch die Geschichte des alten „Weltkinos“ auf dem Bolle-Areal: Ursprünglich war dies die Firmenkapelle für die Bolle-Arbeiter. Nach der Novemberrevolution wurde die Kapelle zum Kino. Nach dem Krieg wurde das „Weltkino“ wieder gegründet und im Stil der 50er Jahre umgestaltet, bis 1966 war es Kino. Bis 1999 wurde der Saal schließlich vom Kindertheater „Berliner Kammerspiele“ genutzt.

Für das Moabiter Kinosterben sieht Maren Dorner mehrere mögliche Gründe: Zum einen habe das Fernsehen eine wachsende Rolle gespielt. Auch das Moabiter „Inseldasein“ könnte dazu beigetragen haben, und schließlich war der Kudamm mit seinen Kinos nicht weit: Kinos konzentrierten sich nun in den großen Zentren.

Erster Kinocafé-Geburtstag

Es gäbe also viel Stoff für eine Ausstellung. Die freiberufliche Historikerin investiert viel Energie in die aufwändigen Recherchen und die Organisation des Kinocafés, das vom QM getragen wird. Extrem aufwändig, so Maren Dorner, sei beispielsweise die Recherche der Filmrechte für die jeweilige Vorführung – „da wird man von einem Verleih zum nächsten geschickt“.

Am 7. Juli soll der erste Kinocafé-Geburtstag gebührend groß gefeiert werden, mit welchem Film, wird noch nicht verraten.

Zunächst jedoch wird am Samstag, dem 2. Juni, ein weiterer Klassiker der internationalen Filmgeschichte gezeigt: Ingmar Bergmans berühmter Film „Das Lächeln einer Sommernacht„.

Text: Ulrike Steglich, Foto: Susanne Torka
Dieser Text ist zuerst erschienen in der ecke turmstraße, Nr. 4, mai/juni 2012.

Kontakt:
Kinocafé, jeden ersten Samstag im Monat, 15 Uhr.
Ort: Zunft[wirtschaft] in der Arminiusmarkthalle, Arminiusstr. 2-4,
Informationen und Anmeldung: 030 / 39 87 57 56. Der Eintritt ist frei.

Nachtrag:
Mittlerweile ist das Programm um mehrere Film-Reihen „Kinderfilm“, „Werkstattfilm“, „Weltfilm“ erweitert und spielt an vielen verschiedenen Orten in Moabit.

Und es gibt eine eigene Webseite, auf der man allerdings das kommende Programm vergeblich sucht. Das liegt am Werbeverbot für die kostenlosen Vorstellungen.

Auruf zur Mitgestaltung der neuen Reihe „kommerzkino“.

Aufruf zum Mitmachen beim Video- und Filmfestival „Stadtgesichter“ im September 2017.

13 Kommentare auf "Kino für Moabit"

  1. 1
    Rané says:

    Das Hansa-Theater wäre für Kino und auch anderes wunderbar geeignet, aber die Zukunft ist ungewiss. Nun hat es ein türkischer Bauunternehmer gekauft.Hoffe alle, die an kieznaher Kuluturpolitik interessiert sind, können Kontakt mit ihm aufnehmen.

  2. 2
    Christian says:

    1984 gab es das Kino „Illusion“ im Klatschmohn in der Paulstraße 22. Ich habe in einer alten Stadtteilzeitung 21 noch das Programm gefunden.

  3. 3
    Hansi says:

    Was ist mit dem Bambi Kino in der Perleberger Strasse ehemals Kurbad o. Ä., was ist mit dem Kino in der Turmstrasse 13(Name entfallen) ebenso gab es in der Beusselstrasse auch zwei Kino`s , mit , wie wir sagten
    „Flohkistencharakter“ Minikino`s eben

    Gruß Hansi

  4. 4
    Netzgucker says:

    Schau hier mal rein:
    http://kinofuermoabit.de/Moabiter-Kinogeschichte-n

    aber es gab vielleicht noch paar mehr, in der Beussel sind 3 drin, das Bambi auch, aber Turmstraße 19 Arena-Lichtspiele

  5. 5
    Susanne Torka says:

    Beim Stadtteilplenum gestern brachte Maren Dorner die druckfrischen Aufrufe für die Einreichung von Filmen beim dreitägigen Film- und Videofestivals „Stadtgeschichter“ vorbei. Alles ist erwünscht : kleine Familengeschichten, neue heitere oder ernste Ansichten des Kiezes, Geschichten von Initiativen oder Berichte über Ereignisse. Hier mehr:
    http://moabiter-filmkultur.de/stadtgesichter/

  6. 6
  7. 7
    Susanne Torka says:

    Angesichts der wegen Corona abgesagten Filmveranstaltungen bietet Kino für Moabit über die Webseite „Couchkino“ an, wöchentlich wechselnde kurze Filme. Das Programm startet heute mit „zwischen welten“ (2009, 16 min.) von der Hamburger Filmemacherin Doro Carl:
    http://moabiter-filmkultur.de/couchkino-online/

    Im Newsletter wird der Film so angekündigt:
    „In dem dokumentarischen Kurzfilm geben Frauen mit Migrationshintergrund Einblick in ihre Welt zwischen verschiedenen Kulturen, in der sie zwischen widersprüchlichen Rollenerwartungen balancieren. In Deutschland geboren, als Gastarbeiterkind oder Kriegsflüchtling zugezogen. Die Biographien sind vielfältig.
    In neutraler Studioatmosphäre schildern Frauen ihre Erfahrungen und Konflikte in Familie, Schule, Ausbildung und Gesellschaft. Die Protagonistinnen erzählen von Lebenssituationen, die das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft vielschichtig hinterfragen.
    Protagonistinnen: Zeynep Acar, Betoul Barouni, Hülya Bayram, Shirin Homann-Saadat, Aysel Kesen, Gwladys Plesch, Sanja Qaderi“

  8. 8
    Moabiterin says:

    jeden Freitag neu – jetzt couchkino #2: The Centrifuge Brain Project, ein kurzer Film von Till Nowak, 6,5 min.
    http://moabiter-filmkultur.de/couchkino-online/

    Auch interessant das Wochenprogramm des Arsenal 3, normalerweise nur für Mitglieder, jetzt kostenfrei:
    https://www.arsenal-berlin.de/kino-arsenal/programm/einzelansicht/article/8375/2803.html
    https://www.arsenal-berlin.de/mitgliedschaft/arsenal-3/anmeldung.html
    Schaut mal rein!

  9. 9
    Moabiterin says:

    Im Couchkino #3 zwei Filme für Kinder:
    http://moabiter-filmkultur.de/couchkino/
    „Als Vorfilm sehen Sie UMAV, BAMAKO (2010, Prod: Association {accolade}, 4 min)
    Die Schulklasse des Instituts für Blinde in Mali (Union malienne des Aveugles) in Bamako hat 2010 ihre Türen für Association {accolade} geöffnet. Viele Schüler sind Waisenkinder, andere leben weit entfernt von ihren Familien, die in den Dörfern geblieben sind. In den Entwicklungsländern bekommen 90% der Kinder mit Behinderungen keine Schulbildung. 1972 von Ismael Konate gegründet, nimmt die UMAV hunderte von Kindern auf, um ihnen technische sowie soziale Kompetenzen zu ermöglichen.
    Hauptfilm ist diese Woche einer unserer Schätze aus der Kategorie „Moabit im Film“:
    FINDERLOHN. Ein bittersüßer Kurzfilm aus’m Moabiter Kiez (2008, R: Claudia Bachmann, B & Prod: Friederike Pfann, mit Hanna Böllner, Ella Pienkoß, Tina Taghadosi-Far, Stephan Wolf-Schönburg u.v.a., 19 min)
    Ihren neuen Lehrer finden die drei zehnjährigen Mädchen Leonie, Sanni und Tara ziemlich blöd. Als sie sein Portmonee finden, gibt es nicht viel zu überlegen, schließlich lassen sich dreißig Euro prima durch drei teilen. Von dem Geld kaufen sie sich Süßigkeiten und das Fundstück landet im Müll. Das Portmonee aber geht von hier aus auf die „Reise“ und findet manch neuen Besitzer. Bei Leonie meldet sich das schlechte Gewissen, doch es gibt keinen Weg zurück. Richtig schlimm wird es für sie und ihre Freundinnen, als der Diebstahl auffliegt…“

  10. 10
    Moabiterin says:

    Haben wir hier doch ganz vergessen auf die #4 aufmerksam zu machen, dafür jetzt Couchkino #5 (immer der gleiche Link, s.o.):
    „In der Folge 5 des Couchkinos zeigt „Kino für Moabit“ ein Programm rund um das Thema Bühne. Und einen Film, der auf wundersam vorausschauende Weise unser neues häusliches Kulturleben beschreibt…
    Als Vorfilm gibt es wieder ein Kurzporträt aus der „Regarde-moi“-Reihe der französischen NGO Association {accolade}.
    KUMPHEA, BATTAMBANG (Association {accolade}, 3’45)
    Krousar Thmey, „Neue Familie“ in Khmer, ist eine Organisation für benachteiligte Kinder in Kambodscha. 1991 in den Flüchtlingslagern an der Grenze zu Thailand gegründet, ist Krousar Thmey zunächst ein Heim für Kinder, die ihre Eltern wegen Pol Pots Regime verloren hatten. Als die Organisation die Khmer Brailleschrift und eine Gebärdensprache entwickelte, spezialisierte sie sich auf die Ausbildung von tauben und blinden Kindern. Ein Bestandteil der Erziehung ist die künstlerische Tradition. In Battambang hat accolade an einer Probe der Zirkusschule teilgenommem. Blinde Musiker und taube Tänzer üben zusammen.
    Der zweite Film stammt aus der Kreuzberger Ambrosia Filmproduktion.
    OPERA BUFFA (D 2012, Halina Dyrschka, 4’30)
    Das Leben ist schön – je nachdem wie man es betrachtet. Jedoch manchmal muß man es sich so einrichten, daß einem das Leben etwas entgegenkommt. Auch der Alltag birgt viele Möglichkeiten, um seine Leidenschaften auszuleben. Frei nach dem Motto “Man wird ja einmal nur geboren”, verbringt dieses reizende Ehepaar regelmäßig wunderbare Opernabende.“

  11. 11
    Gottfried says:

    Ganz großes Kino, was Ihr da macht. Die Moabiter Kinos haben meine Kindheit und mein Teenager dasein maßgeblich bestimmt. Das aussergewöhnliche Maxim, das Beussel und Weltkino waren meine Welt … Ich glaube ich war in fast allen 1x

  12. 12
    Netzgucker says:

    Täglich außer Sonntags Schaufensterkino in der Turmstraße 74 – ehemaliger Bardorf Optik Laden – 18-21 Uhr – 3.-17. März, „Love Your Neighbour“ und andere Filme, Infos hier:
    https://moabiter-filmkultur.de/schaufensterkino-in-der-turmstrasse/

  13. 13
    Netzgucker says:

    Die letzten Tage des Schaufensterkino in der Turmstraße:
    SUPER 8 TANZFILM, 2022, Victoria Bergmann, Judith Torka, 2’09, und URBANIMA, 2014, Pauline Flory, 0’41 (15. März)
    SCHATTENGRENZE, 1999, Gunter Deller, 10? (16. März)
    FLUID WALLS, 2020, Jongbin Park, Jae-Pyung Park, 35? (17. März)

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