Freiraumgestaltung Nordhafen und Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal
Am 12. Mai 2011,18 Uhr wird im Rahmen der 6. Standortkonferenz Heidestraßenquartier/Europacity das Ergebnis des Wettbewerbs zur Gestaltung der künftigen öffentlichen Freiräume entlang des Kanals und Hafens vorgestellt. Veranstaltungsort ist die am Kanal liegende „Halle am Wasser“, die man von der Invalidenstraße 50 oder der Heidestraße 14 her erreicht. Im Anschluss an die Standortkonferenz wird an gleicher Stelle eine Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten eröffnet, die bis zum 29. Mai 2011 täglich von 13-18 Uhr geöffnet ist.
Grundlage für die Wettbewerbsteilnehmer war der Masterplan Heidestraße, der den Rahmen für Bebauung, Freiräume und Wege/Straße vorgibt. Dazu gehört auch ein neuer Stadthafen im Quartier, der nach den Wünschen der Planer ein Anziehungspunkt des künftigen Quartiers an der Heidestraße werden soll. Überhaupt versprechen sich das Land Berlin, der Bezirk Mitte und die Vivico durch die Lage am Wasser eine hohe Attraktivität. Und so wurde der Geltungsbereich für den Wettbewerb kurzfristig noch um den Bereich auf der Ostseite des Nordhafens, der ja nicht zum Heidestraßenquartier gehört, als „Verflechtungsbereich“ ausgedehnt. Denn dort angrenzend will die Bayer HealthCare Pharmaceuticals (vormals Schering) ihren Firmenstandort in den nächsten Jahrzehnten neu gestalten.
Zum Wettbewerb wurden 22 Arbeiten eingereicht, drei Arbeiten erhielten einen Preis, drei weitere Arbeiten Anerkennungen
1. Preis: relais Landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis: sinai.Faust.Schroll.Schwarz. GmbH, Berlin
3. Preis: bbzl – böhm.benfer.zahiri.landschaften.städtebau, Berlin
Anerkennungen:
Atelier Loidl, Berlin
Bernard und Sattler Landschaftsarchitekten, Berlin
TDB Landschaftsarchitektur, Berlin
Die Wettbewerbssieger, das Büro relais, beziehen in ihrem Entwurf den Stadtraum räumlich, formal und atmosphärisch auf die angrenzenden Kanal- und Hafenbereiche. Komplementär zum „vegetativen Nordhafenpark“, der auch „aufgewertet“ werden soll – vermutlich wird es in der Bevölkerung über Auf- bzw. Abwertung widersprüchliche Meinungen geben – sieht das Konzept von relais im Bereich des Schifffahrtskanals eine „steinerne Uferkante“ vor, die als Mauer, Böschung, Terrasse, Faltung, Treppe, Steg erscheint. Daraus wollen die Landschaftsplaner des Büros „differenzierte Aneignungsmöglichkeiten“ schaffen.
So sollen am Nordhafen neue Stege und eine große Ufertreppe (anscheinend auf der Ostseite) die Zugänglichkeit zum Wasser erhöhen, aber auch Schilfbereiche sind auf den Visualisierungen von relais zu sehen. Entlang des Kanals in der Promenade sehen die Planer Bestandsbäume und Solitärgehölze vor, entlang der Wohnquartiere wollen sie Baumgruppen und Baumreihen anlegen.
Am neuen Stadthafen wollen die Planer von relais schattenspendende Formgehölze pflanzen, mit sanften Neigungen und niedrigen Geländesprüngen soll eine sich dem Wasser zuwendende Stadtlandschaft ohne Treppen, Geländer und Brücken geschaffen werden beschreibt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher den Gestaltungsvorschlag des Siegers.
Alles weitere erfahren Sie bei der
Standortkonferenz am 12. Mai, 18 Uhr
oder aber auch bei der
Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse
Halle am Wasser, Invalidenstraße 50/51, 10557 Berlin-Mitte
13.-29. Mai 2011, 13-18 Uhr, Eintritt frei
Alle Grafiken: relais Landschaftsarchitekten
Nachträge:
Über die Umgestaltung des Parks am Nordhafen – Weddinger Seite wurde in den Nachträgen zu diesem Artikel über den Bayer-Bebauungsplan berichtet.
Was die Umgestaltung der Moabiter Seite des Nordhafenparks (und die Freiraumplanung der Europacity) betrifft, finden sich Informationen auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Schnitte und Übersichtsplan), aber das sind keine detaillierten aktuellen Pläne (Stand Dez. 2013).
Am 5. Mai 2015 wurde bei der Sitzung des Betroffenenrats Lehrter Straße die Umgestaltung des Parks auf der Moabiter Seite vorgestellt. Eigentlich sollte auch schon im Herbst 2015 angefangen werden zu bauen.
Pressemitteilung der Senatsverwaltung vom 8. August 2016: die Arbeiten beginnen und werden 14 Monate dauern.
Die alte Wegestruktur bleibt erhalten, die eingefasste Terrasse aus Naturstein am Ufer, die historische diagonale (vom Ufer zur Straße verlaufende) Treppenanlage wird (bei leichter Korrektur der Lage) in die neue Gestaltung des Parks integriert, die weiteren Treppen an den Orten der bisherigen als Landschaftstreppen ans Wasser herangeführt. Die wasserseitige Strauchpflanzung wird durch eine niedrige Pflanzung ersetzt, wodurch der Park zum Nordhafen hin optisch geöffnet werden soll. Eine frühere Gestaltungsidee als Rasenfläche war nach Bürgerprotesten aufgegeben worden, der schmale Uferbereich wäre wegen des starken Gefälles eh nicht als Liegefläche nutzbar gewesen. Straßenseitig soll die bestehende Vegetation (im Rahmen des Umbaus der Heidestraße waren schon etliche Bäume gefällt und Sträucher entfernt worden) „durch Pflegemaßnahmen und ergänzende Pflanzungen aufgewertet“ werden. Inwieweit sich nach der Fertigstellung in den straßenseitigen Bereichen die von (auch) an Vogelschutz interessierten Bürgern vorgeschlagenen vogelfreundlichen Gehölze tatsächlich vorzufinden sind, wird die Zukunft noch zeigen. Ein wenig Hoffnung ist da, denn immerhin hatte es ja – zumindest bisher – auch geklappt, dass die heruntergeschnittenen Fontanesien hinter den Bänken des mit Naturstein gefassten Uferbereichs erhalten blieben – eine Reminiszens an Willy Alverdes.
Artikel dazu in der Berliner Morgenpost, in dem allerdings einige bereits völlig überholte Informationen enthalten sind (Stadthafen, Holzstege durch Schilfterrassen).
Für die Anlage der Uferpromenade wird auf der Westseite des Berlin Spandauer Schifffahrtskanals die Uferwand z.T. erhöht werden (Info Senatsverwaltung).
Grauenhafte Zeitgeist-Schei…
Da wird wieder mal der Bock zum Gärnter gemacht.
Sieht nach Fortsetzung der „Aufwertung“ im Style der Panke-Mündung aus. 🙁
sieht öde aus. Und so klinisch.
Gefällt nicht, wo ist die Natur geblieben? Große Betonflächen und Geländer sind auf den Fotos sichtbar = gefällt nicht. Wer saß in der Jury die diesen Entwurf zum Sieger erkor?
Das Problem scheint mir hier doch eher zu sein, dass es kaum Fläche für „Landschaft“ gibt, die man planen könnte. Die Bebauungsdichte ist so hoch, dass außer am Kanal entlang, am „Stadthafen“ und am Nordhafen keine Freifläche für Grün ist. Warum muss das so verdichtet werden? Ist auch hier wieder der Verwertunsgdruck der Flächen, die einst Gemeineigentum waren, so hoch?
so ein bisschen liegt das sicher auch am persönlichen Geschmack von Frau Lüscher-Gmür.
Unter Stimmann war eben doch nicht alles schlecht 😉
Ich würde hier gern mal dagegenhalten. Ich finde den Entwurf sehr gelungen, gerade weil er schlicht und einfach daher kommt – was t wohl mit „klinisch“ meint. Es handelt sich hier um ein ziemlich kleines Gebiet, das von der Nähe des Wasser profitiert, und das man eben gerade nicht vollstopfen sollte. Und, lieber R@lf, das gleiche gilt für die umgebaute Panke-Mündung – ist sehr gut geworden!
Wer bei der 6. Standortkonferenz zur „Europacity / Heidestraße“ am 11. Mai 2011 war, konnte sich über die Problematik der Bebauungsdichte informieren: Wenn die Bebauungsdichte zu gering ist, dann entsteht kein Stadtquartier, das hinreichend urban sein muss, um lebendig zu werden. Wenn die Bebauungsdichte zu hoch ist, dann verliert man den Wasserbezug, der dieses Stadtquartier auszeichnen soll. Da ich mir auch die alternativen Vorschläge angesehen habe, kann ich nur ganz subjektiv als Laie sagen, dass mich der jetzt ausgezeichnete Entwurf der beiden Landschaftsarchitekten Gero Heck und Marianne Mommsen (Büro „relais“) sehr überzeugt hat.
Ich fand es herzallerliebst, wie die meisten der Landschaftsarchitekten (der Gewinner nicht) mit dem Stadthafen umgegangen sind: da werden munter jede Menge Sportboote (mit Segeln oder Motor) eingezeichnet, obwohl der Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal doch für Sportboote gesperrt ist und wohl auch dauerhaft bleiben wird. Einige versteigen sich gar zum nicht maßstabsgerechten Einzeichnen ganzer Marinas. Muss ich jetzt daraus ableiten, dass sie sich gar nicht wirklich mit den Gegebenheiten des Gebiets auseinandergesetzt haben?
Den gewinnenden Entwurf fand ich nach den Ausführungen des Preisträgers auf der Standortkonferenz auch ganz gelungen.
Der im Mai 2015 beim Betroffenrat Lehrter Straße für ab September 2015 angekündigte Baubeginn für den 1. Bauabschnitt der Neugestaltung der Parkanlage auf der Westseite des Nordhafens (zwischen Fenn- und Sellerstraße) soll laut Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 8.8.2016 nun wirklich bevorstehen (siehe Nachtrag).
Uferwanderhöhung auf der Westseite des Berlin Spandauer Schifffahrtskanals für die Anlage des Uferwegs Europacity:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/wasserbau/de/heidestrasse.shtml
Die Fertigstellung der Promenade auf der westlichen Seite des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals verzögert sich vermutlich bis Ende 2019, s. Seite 7 der 2. Ausgabe des Europacity-Magazins:
http://europacity-berlin.de/wp-content/uploads/2018/03/Ausgabe2-Druck_280202018-web-s.pdf