Stadtumbau West für’s Poststadion
Einen umfassenden Überblick über die Planungen der vielen verschiedenen Projekte des Stadtumbau West (SUW – Teilbereich B: Lehrter Straße) gaben Heinz Tibbe und Antje Hendriks von der gruppe planwerk am 4. Dezember 2008 im Tribünengebäude des Poststadions.
Der Ort war passend gewählt, ging es doch in der Hauptsache um Planungen für den Fritz-Schloß-Park und das Poststadion. Nach einem Jahr Arbeit wurde der Sachstand zu den einzelnen Bauprojekten, den Planungen und den beauftragten Studien vorgestellt (am Ende des Artikels ist der Link auf die Präsentation zu finden). Der erste Bauabschnitt der Laufstrecke im Fritz-Schloß-Park ist fertig gestellt. Zur Zeit wird am zweiten Bauabschnitt gearbeitet, der Hauptweg vom Eingang Turmstraße aus nach oben ist im Bau, und neun von den geplanten zwölf Sportstationen werden bald aufgestellt.
Für die Skater-Hockey-Anlage, gemeinhin Rollschuhbahn, ist die Planung fertig. Sie wird ein Dach bekommen, das auch noch die ersten Sitzreihen überspannt, mit teilweise transparenten Elementen. Eigentlich sollte das Dach schon 2008 gebaut werden, doch hatte die Ausschreibung des Bezirksamts mangels Bietern keinen Erfolg. So wird im Febraur/März 2009 erneut ausgeschrieben. Die Außenanlagen vor den Umkleiden sollen in 2010 umgestaltet werden.
Gebaut wird zur Zeit auch an einem neuen platzartigen Eingang von der Turmstraße aus, der im nächsten Jahr fertig sein soll. Der südlich daran angrenzende Minigolfplatz soll 2010 fertig werden. Doch nicht nur diesen Eingang haben die Planer vom SUW im Blick. Die vielen teilweise versteckt liegenden Eingänge in Park und Poststadion sollen sichtbar gemacht werden, damit nicht nur Menschen, die sich auskennen, hinein finden. Dafür wurden von September bis November 2008 Angebote in einem wettbewerbsähnlichen Verfahren, an dem sich drei Büros beteiligen, eingeholt.
TOPOTEK hatte die Idee in einem „Walk of Fame“ jeweils riesige Gesichter von bekannten Sportlern aus Beton an die Eingänge zu plazieren, Peter Hausdorf hat begeh- oder bespielbare farbige Platzflächen geschafften und glaßer und dagenbach haben eine Skulptur entworfen, die ganz unterschiedlich gestellt werden kann, und mit rund geschwungener Form und Farbe die Eingänge markiert. Ein Auswahlgremium hat sich für den letzten Entwurf entschieden. Wann das gebaut wird, habe ich nicht mitbekommen oder es wurde nicht gesagt.
Die zwei Spielplätze im Park (am Hang und Ecke Seydlitz-/Rathenower Str.) werden umgestaltet. Dazu hat die Kinder- und Jugendbeteiligung des Moabiter Ratschlags e.V. mit Jugendeinrichtungen aus der Umgebung Ideen gesammelt. Die Gruppen haben wunderbare Modelle gebaut und die Landschaftsplanerin Margret Benninghoff hat sich vorgenommen möglichst viele Wünsche umzusetzen. Das ist aber gar nicht so einfach, weil nicht so viele Mittel, wie wünschenswert wären, zur Verfügung stehen. Das Geld reicht eigentlich nur für einen der beiden Spielplätze. Deshalb wird zur Zeit geprüft, welche Arbeiten die im Park beschäftigten Auszubildenden erledigen können und was an eine Landschaftsbaufirma vergeben werden muss. Sobald es mehr Klarheit gibt, werde ich über die Spielplätze berichten.
Ein Jahr ist eine lange Zeit und es geht hier munter weiter mit den Projekten: An der Seydiltzstraße soll ein neuer Hauptzugang zum Poststadion von Südosten aus geschaffen werden als direkte Verbindung Richtung Hauptbahnhof. Für die zur Zeit zugewachsene Ecke Seydlitz-/Lehrter Str. ist weiterhin die Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins im Gespräch. Daneben ein breiter Weg, der sich platzartig erweitert neben der Erschließungsstraße für die neuen Stadthäuser auf dem Gelände. Dort befinden sich jetzt noch die Autowerkstätten und ein Bauhof. Hinter den neuen Häusern wird der Weg, der am Hallenbad vorbeiführt, bis zur Lehrter Straße verlängert, der sogenannte Döberitzer Grünzug, der später bis an den Spandauer Schiffahrtskanal weitergebaut werden soll. Vor dem Ballfangzaun der neuen Kunstrasenplätze wird eine neue Baumreihe gepflanzt.
Auf dem Platz südlich der Turnhalle im ehemaligen Hallenbad (bekannt als Ruderhalle), dem sogenannten Werferplatz, und neben den neuen Kunstrasenplätzen sind Kleinspielfelder und verschieden nutzbare Spielfelder für Alle geplant. Es ist noch nicht endgültig geklärt, was genau gebaut werden soll. Zur Zeit sind Statiker gerade dabei zu prüfen, ob die Mauer dort stehenbleiben kann, damit die benachbarten Wohnhäuser ein wenig abgeschirmt bleiben.
Dann wurde es besonders spannend: Was ist bei der Machbarkeitsstudie für das Seydlitzbad herausgekommen? Die Studie von GAP Architekten hat ergeben, dass eine Aufstockung des Gebäudes sozusagen als neue Überbauung und Umbauung möglich ist und dabei auch Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden können. Ein zweiter Eingang wurde geprüft. Im oberen Stockwerk ist an Gesundheitssport durch einen privaten Anbieter gedacht, der sich auch an den Investitionskosten beteiligen müsste.
Außenbecken und Kinderbecken, die hinter dem Hallenbad gebaut werden sollen, werden jetzt an den östlichen Rand des Grundstücks gerückt, damit sie mehr in der Sonne liegen. An der Grundstücksgrenze sind Sommerumkleiden vorgesehen. Der hintere Grundstücksteil des ehemaligen Sommerbades wird vom Liegenschaftsfonds an einen Wellnessinvestor abgegeben. Für diesen ist die Wasserfläche auf 250 qm begrenzt.
Auch die Inbetriebnahme des Tribünengebäudes wurde angesprochen, die sich aber vermutlich noch bis 2010 oder sogar 2011 hinziehen wird. Neue Bestuhlung ist für 2010/11 geplant. Für das frühere Casino soll ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt werden, um eine attraktive Gastronomie zu finden.
Außerdem wurde ein Plan für die Nutzung des Geländes der ehemaligen Schleicherfabrik gezeigt. Heinz Tibbe denkt auch an Verhandlungen zur möglichen Umnutzung von Justizstandorten rund ums Poststadion, wie auch an Verhandlungen zur Nutzung der Sportflächen der Polizei. Das klingt dann doch ziemlich utopisch. Aber schaun wir mal.
Hier brachten Anwohner den Einwand, dass zunächst doch erst mal die Laufbahn im Hauptplatz für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Außerdem wurden Zerstörungen und Schmierereien beklagt. Im Frühjahr 2009 ist daran gedacht, ein Verfahren zur Gestaltung und Nutzung freier Grundstücke in der Lehrter Straße durchzuführen mit starker Beteiligung von Anwohnern.
Auf Nachfrage wurde erklärt, dass es dabei nicht nur um die Entwicklung des noch unbebauten Mittelbereichs der Lehrter Straße geht, sondern um die ganze Lehrter Straße, da immer mehr Investoren ihre Ansprüche anmelden.
Hier ist die (schon kleingerechnete) Präsentation der gruppe planwerk zu finden.
Nachtrag 2010:
Neuer Artikel zu Maßnahmen im Poststadion (mit aktuellen Updates).
Nachtrag 2016:
Die Förderkulisse für den Stadtumbau West Gebiet Nordring/Tiergarten soll erweitert werden, siehe Plan (BVV-Drs. 2927/IV).