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Bedeutsame Orte und Lieblingsorte in Moabit West – unterwegs mit Beatrice Siegert

Eine Fahrradtour mit Quartiersmanagerin Beatrice Siegert

Beatrice Siegert vor dem Stadtteilbüro

Ein Sommertag  kurz vor den großen Ferien. Ich gehe auf Kieztour per Fahrrad mit Quartiers­managerin Beatrice Siegert von der S.T.E.R.N. GmbH, dem Träger des Quar­tiers­­manage­ments Moabit West. Sie führt mich zu einigen wichtigen Orten im Gebiet, das ihr seit sage und schreibe 21 Jahren sehr gut vertraut ist. 1999 fing alles an: das Quar­tiers­­manage­ment in ganz Berlin und auch in Moabit West wurde etabliert, und Bea kam zum ersten Mal damit in Berührung.

Wir starten die Tour natürlich am Stadt­teil­büro des Quartiers­­managements Moabit West in der Rostocker Straße 35.

Tonaufnahme 1: Vor dem Stadtteilbüro

In diesem Ladenlokal befand sich viele Jahre das QM-Büro


Weiter geht es zum ehemaligen Stadtteilbüro in der Rostocker Straße 3. Bevor Bea darüber mehr berichten kann, wird sie von einer Passantin angesprochen. Die beiden kennen sich schon lange, u.a. durch die monatlichen Stadtteilplena, die Bea seit 2005 mitorganisiert.

Das Berliner Quartiers­management wird von allen, die damit zu tun haben, kurz QM genannt. Seit 1999 unterstützt es benachteiligte Stadtteile bzw. Quartiere. Es startete als Pilotprojekt im Bund-Länder-Städte­bau­för­derungs­programm „Stadt­teile mit besonderem Ent­wick­lungs­bedarf – die soziale Stadt“. 2020 bekam das Programm einen neuen Name: „Sozialer Zusammen­halt“. Es trägt den Zusatz „Zusammen­leben im Quartier“.

Ziel des Berliner Quartiers­managements ist es, Stadtteile zu stabilisieren, denen droht, von der gesamtstädtischen Entwicklung abgehängt zu werden. Das Quartiers­management soll negative Folgen von gesellschaftlicher Benachteiligung abmildern oder kompensieren. Damit Gebiete mit besonderen sozialen Integrationsaufgaben ihr Potenzial entwickeln können, aktiviert das Quartiers­management die Bewohnerschaft und beteiligt sie an der Weiterentwicklung ihres Kiezes.

Das Büro in der Rostocker Straße 3 mietete die S.T.E.R.N. GmbH im Sommer 1999 an. Hier wirkte das QM-Team bis zu seinem Umzug im September 2017.

Tonaufnahme 2: ehemaliges Stadtteilbüro

Weiter geht es in die Berlichingenstraße 8-11 zum Jugendhaus „B8“. Das Haus mit dem attraktiven Außengelände wurde 2009 eingeweiht. Auch die Kinder und Jugendlichen aus dem Bezirk sowie die Diakoniegemeinschaft Bethania als Träger wurden bei der Entwicklung des Hauses und der Außen­an­lagen mit einbezogen.

Das Jugendhaus B8 ist eine Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren aus Moabit. Die Einrichtung wird durch den Bezirk Mitte finanziert. Die „B8“ wird vor allem als offener Kinder- und Jugendtreff genutzt. Zu den Angeboten zählen Fußballturniere, Beach­volley­ball, Nähen und Gestalten, Kochen und Medienprojekte. Kurz gesagt ist es ein Ort für spannende Aktivitäten und Projekte mit vielen Möglichkeiten sich selbst zu entdecken und weiterzuentwickeln. Kinder und Jugendliche werden hier bei ihrer Lebensgestaltung und persönlichen Entwicklung begleitet und unterstützt.

Die Diakoniegemeinschaft Bethania gGmbH, engagiert sich bereits seit vielen Jahren für Projekte und Einrichtungen im Kiez, darunter u. a. „KiBiz (Kinder im Beusselkiez)“ und „Huttenkids & Co.“

Tonaufnahme 3: Jugendhaus „B8“

Seit mehreren Jahren in der „B8“ beheimatet sind auch die Stadtteil­mütter unter der Leitung von Shiva Saber-Fattahy. Sie wurden früher auch Kiezmütter und „Mütter für Mütter“, kurz MüfüMüs, genannt.
Die sogenannten Stadt­teil­mütter sind Mütter mit Migrations­geschichte, die andere Mütter zu Erziehungsfragen, Kindergesundheit und vielen anderen Themen rund um die Familie und das Familien­leben mit Kindern bis zu zwölf Jahren, beraten und unterstützen. Sie sind Ansprech­partner­innen im Alltag für Familien aus einem ähnlichen Kultur­kreis und übernehmen eine Brücken­funktion, um ihnen den Zugang zu Hilfs- und Unter­stütz­ungs­ange­boten zu erleichtern. Die Frauen besuchen Mütter zu Hause und vermitteln ihnen ihr Wissen zu Themen wie der Entwick­lung und Erziehung von Kindern, dem Umgang mit Medien, Gesund­heits­för­derung, Haus­halts­führung sowie Sprach­erwerb und Sprach­förderung. Die Stadt­teil­mütter stellen Kontakte zu Behörden her, helfen Familien bei der Bean­tragung familiärer Leistungen und der Orient­ierung im hiesigen Versorgungssystem.

Tonaufnahme 3a: Stadtteilmütter im Jugendhaus „B8“

Die Fahrradtour durch den Kiez führte weiter nach Süden über die Huttenstraße bis zum Ufer der Spree an der Kaiserin-Augusta-Allee. Quar­tiers­managerin Beatrice Siegert, die mit ihrer Familie im Berliner Südosten, mag die Aussicht von hier hinüber ans andere Ufer nach Charlottenburg sehr. Hier verrät sie einen Traum, den sie mit vielen Moabiterinnen und Moabitern teilt.

 

Tonaufnahme 4: Spreeblick an der Kaiserin-Augusta-Allee

Das Neue Ufer befindet sich am westlichen Zipfel von Moabit, direkt hinter der Heinrich-von-Stephan-Schule und dem Jugendklub Schlupfwinkel.

Es ist ein Lieblingsort von Beatrice Siegert. Hier kommen besonders die Sportbegeisterten auf ihre Kosten, erzählt sie. Es gibt eine Skateranlage, Reckstangen, einen Bolzplatz und Beach­volley­ball­felder. In der Tonaufnahme berichtet die Quartiers­managerin auch über eine spannende aktuelle Zusammen­arbeit mit der Gemein­schafts­schule an der Grenze zu Charlottenburg.

Tonaufnahme 5: Neues Ufer und Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule

Den Spielplatz in der Wiebestraße erreicht man, wenn man von der Huttenstraße nach Norden geht, auf der linken Straßenseite vor der „Classic-Remise“, früher „Meilenwerk“. Hier sollte mit Unterstützung durch das QM-Team eine „Huttenhütte“ aufgestellt werden. Gemein­schaft­liches Gärtnern wurde angedacht. Hören Sie mehr dazu in der Tonaufnahme:

Tonaufnahme 6: Wiebestraße: Spielplatz und Classic-Remise

Direkt neben dem Spielplatz steht ein Gebäude, in dem das QM-Team Moabit West eines seiner ersten Spielplatzbetreuungsprojekte initiiert hatte. Noch bis vor einigen Jahren konnte auf dem Spielplätzen in der Emdener Str., der Waldstraße und der Rostocker Str. ein pädagogisches Angebot umgesetzt werden. Dabei standen die Bewegungs­för­der­ung und die und die Stärkung sozialer Kompetenzen im Vordergrund.

Entsprechend dem Konzept der in Moabit West entwickelten Moabiter Bewegungs­landschaft gibt es eine Reihe von spielerischen als auch sportlichen Nutzungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum.

Tonaufnahme 6a: Wiebestraße: früheres BVG-Gebäude

Das Stadtschloss und der Nachbarschaftstreff in der Rostocker Straße 32 gehörten zu den ersten großen Projekten des Quartiers­managements in seinen Anfangsjahren ab 1999. Es befindet sich in Trägerschaft des Moabiter Ratschlag e.V., einem der wichtigsten Akteure im Moabiter Westen. Beatrice Siegert erinnert sich an die große Auszugs­party damals vor dem Umbau. 2003 wurde das Stadtschloss eingeweiht. Auch woher der Name des Gebäudes rührt, verrät sie im Interview.

Tonaufnahme 7: Stadtschloss

Im Flachbau auf dem Stadtschloss-Gelände, dem Nachbarschaftstreff, finden regelmäßig die Stadtteilplena statt. Im Obergeschoss befindet sich die Kurt-Tucholsky-Bibliothek. Das Gebäude wurde in den letzten Jahren barrierefrei umgebaut.

Tonaufnahme 7a: Nachbarschaftstreff

Auf dem Hof des Stadtschloss-Geländes befindet sich eine Bühne. Dort fanden in den vergangenen Jahren schon ganz unterschiedliche künstlerische Darbietungen statt, z. B. Musik- und Tanznummern beim jährlichen „Tag der Nachbarn“. Auch das Moabiter Theaterspektakel hat in den ersten Jahren seine Sommerinszenierungen hier gezeigt. Dieses „Amateurtheater auf hohem Niveau“, wie sich die Truppe selbst bezeichnet, erarbeitet jedes Jahr mindestens ein Stück mit einem Regieprofi und hat so „in seiner nunmehr 13jährigen Geschichte vielfältige Schauspiel- und Bühnenerfahrung gesammelt“.

Tonaufnahme 7b: Moabiter Theaterspektakel

Weiter geht es über die belebte Beusselstraße zum REFO-Campus in der Wiclefstraße 32. „Neues Leben in alten Gemäuern“, so bringt es die REFO auf den Punkt, was hier passiert. 2009 suchte sich eine Gruppe von jungen Christen einen Ort, um Kirche abseits klassischer Strukturen neu zu denken, Leben und Arbeiten miteinander zu verknüpfen und gemeinschaftlich Verantwortung tragen zu können.

Mit dem REFO-Campus fand der Evangelische Konvent an der Reformationskirche 2011 diesen Ort. 2015 wurde die christliche Gemeinschaft per Erbbaurechtsvertrag von der Evangelischen Landes­kirche in die Lage versetzt, den Campus eigen­ver­ant­wort­lich zu führen. Gemeinsam mit der REFO-Community trägt der Konvent geistliches, kulturelles und gemein­schaft­liches Leben in den Kiez hinein.

Auf dem Areal ebenfalls beheimatet sind mit der REFO-Kita ein evangelischer Kindergarten sowie das Jugendtheaterbüro mit seiner Bühne, Proberäumen und Büros. Mit dem REFO-Gelände verbindet Beatrice Siegert besonders viele Erinnerungen, erzählt sie auf dem Wiclefplatz:

Tonaufnahme 8: REFO-Campus

Angesprochen auf die verkehrsberuhigte Wald­straße, gerät Beatrice Siegert fast ins Schwärmen, so groß ist deren Potential. An der langen Tafel werden gerade die Schulzeugnisse und der Ferienbeginn gefeiert, daneben sieht man Mitglieder der Bewässerungsgruppe der Waldstraßeninitiative beim Gießen. Sie wurden zu Beginn ihrer Pflege der Grünanlagen von einem Landschaftsarchitekten angeleitet.

Das Projekt „Öffentlicher Ort als Anwohnermagnet“ entstand durch die Diakoniegemeinschaft Bethania gGmbH zusammen mit der Waldstraßeninitiative seit 2013, finanziert aus dem Programm „Soziale Stadt“. Ziel war es, den Zustand des damals vernachlässigten Mittelstreifens zu verbessern und das ehrenamtliche Engagement der bestehenden Waldstraßeninitiative zu stärken. Die Umgestaltung der Waldstraße stellt die letzte Komponente des Konzepts „Moabiter Bewegungslandschaft“ dar, in dessen Rahmen bereits 2012 der Spielplatz im nördlichen Teil der Waldstraße umgestaltet wurde. Bewegungsfördernde Elemente sollen hier gezielt der Bewegungsarmut entgegen wirken.

Zudem wurde der Mittelstreifen der Straße neu strukturiert, um verschiedenen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden. Dazu wurde u.a. die lange Tafel als Treffpunkt eingerichtet. Bea berichtet über das Beteiligungsverfahren zur Umgestaltung und den nicht ganz kritiklosen Umbau der Waldstraße:

Tonaufnahme 9: Waldstraße

Den Schulgarten Moabit in der Birkenstraße 35 konnten wir, durch die Corona-Schließung bedingt, leider nicht betreten. Doch kennen wir beide ihn von vielen Besuchen gut. Auf dem 8.000 qm großen Gelände der Gartenarbeitsschule Tiergarten besteht seit 1997 eine Kooperation zwischen dem Moabiter Ratschlag e. V. und dem Schul-Umwelt-Zentrum Mitte (SUZ). Im Schulgarten wird ein umfang­reiches Freizeit­programm für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren angeboten. In „normalen Jahren“ finden hier von März bis Dezember jahreszeitliche Feste, Aktivitäten und Ferienkurse rund um die Themen Natur, Ökologie, Umwelt, Kunst und Kinder- und Jugendbeteiligung statt. Neben Gartenbeeten, Wiesen, Teichen und seltenen Bäumen findet man hier auch das Kinder-Natur-Büro, die Bienenvölker der „Moabees“, eine Jurte, einen Pizza- und ein Lehmbackofen und vieles andere.

Tonaufnahme 10: Schulgarten

Im Schulgarten Moabit als „außerschulischer Lernort“ ist vernetzt im natur­wissen­schaft­lichen und kultur­ellen Bildungs­verbund Moabit. In diesem haben sich Kinder­gärten, Schulen, Jugend­frei­zeit­ein­richtungen, Kultur­ein­richtungen und Projekt­träger zusammen­geschlossen, um gemein­sam den Bildungs­standort Moabit zu stärken.

Tonaufnahme 10a: Bildungsverbund

Von 2007 bis 2012 wurde das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Moabit in der Siemensstraße zum Moabiter Stadtgarten umgebaut. Die heutigen Nutzer des Stadtgartens – Nachbarschaft, Schulen und Vereine – nahmen aktiv am Planungs- und Gestaltungsprozess teil. Seit 2012 arbeitet im ehemaligen Bahnhofsgebäude das Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) als Atelier- und Ausstellungshaus. Betrieben wird es vom Kreuzberger Verein Kunstrepublik e. V., der mit seiner Mischung aus Ateliervermietung und zahlreichen ins Quartier ausstrahlenden Veranstaltungen überzeugt.

Das ZK/U bezeichnet sich selbst als unabhängigen Denk- und Produktionsraum. Neben Symposien, Konferenzen, Konzerten, Ausstellungsprojekten und den regelmäßigen Veranstaltungsreihen wie Fußballaballa, Speisekino Moabit und Gütermarkt, die durch das QM Moabit West finanziell unterstützt werden, erprobt man hier auch experimentelle Formate. Der ehemalige Güterbahnhof entwickelte sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einem gemeinwohlorientierten Ort, freut sich Beatrice Siegert und verrät auch etwas über die geplanten Umbauten:

Tonaufnahme 11: ZK/U

Nach über 20 Jahren Berufstätigkeit in und für den Stadtteil Moabit verabschiedet sich Beatrice Siegert im Sommer 2020 von „ihrem“ Stadtteil. Wie sieht sie die Zukunft von Quartiers­management und Moabit?

Tonaufnahme 12: Zukunft von Moabit

Gastautor, Tonaufnahmen und Fotos: © Gerald Backhaus

Ein Kommentar auf "Bedeutsame Orte und Lieblingsorte in Moabit West – unterwegs mit Beatrice Siegert"

  1. 1
    H. E. says:

    Hallo Bea,
    in Erinnerung an die alten Zeiten:
    Vielen Dank für deine tolle Arbeit und alles Gute für deinen weiteren Weg.
    Herzliche Grüße
    Hartmut

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