Lehrter 57 – Haus 2 wird aufgestockt
Bei der Sitzung des Betroffenenrats Lehrter Straße im Oktober wurden die Pläne für die Aufstockung eines der alten Backsteinhäuser im Gewerbe- und Wohnkomplex der Lehrter Straße 57 vorgestellt. Das denkmalgeschützte Ensemble der ehemaligen Heeresschneiderei hat in den letzten Jahren schon verschiedentlich Veränderungen erfahren. Es gab neue Fenstereinbauten, Aufstockungen und den vieldiskutierten Neubau des Atelierhauses der Künstlerin Katharina Grosse direkt an der Ecke Lehrter und Kruppstraße (hier ein Plan der Gesamtanlage).
Am 6. Oktober war der kleine B-Laden rappelvoll. Die Sitzplätze reichten nicht aus, auch einige Miteigentümer des Werkhofs Lehrter Straße 57 waren gekommen. Die Künstlerin Karin Sander ist Bauherrin für diese Maßnahme. Sie erklärte gemeinsam mit der Architektin Vera Hartmann von sauerbruch hutton wie das neue Stockwerk mit Flachdach aussehen soll, und welche Überlegungen der Planung zu Grunde liegen.
Hier die Ansicht von der Kruppstraße aus gesehen. Der rechte Gebäudeteil mit dem gezackten Dach ist die Aufstockung des Architekturbüros Sauerbruch Hutton, die vor etwa einem Jahr realisiert wurde und das etwas versteckt hinter dem erhaltenen Wohnhaus an der Kruppstraße liegt.
Hier die Ansicht vom Sportplatz aus gesehen, die Südseite des Gebäudes und die reale Ansicht vom Frühjahr 2009.
Die Pläne sind mit dem Denkmalschutz abgestimmt, der insbesondere die Höhe der Aufstockung festgelegt hat. Denn das Haus 2 war früher – vor dem Kriegsschaden – höher gewesen. Das bisherige Dach ist ein Notdach, das dringend erneuert werden musste. Als Baumaterial wird Protonstein verwendet – man könne eben nicht mehr mit Backstein bauen, wie früher, wegen der zu geringen Energieeffizienz, so die Bauherrin. Der Putz wird dieselbe Farbe haben, wie die nebenan bereits realisierte Aufstockung.
Die dunkle Putzfarbe war dann auch einer der Hauptkritikpunkte der Anwohner, die sich eine freundlichere hellere Farbe gewünscht hätten. Außerdem wurden moderne Fensteranordnungen bemängelt, die den Charakter des Gebäudes stören würden. Diese Fensteranordnungen sind jedoch von den Architkekten noch einmal überarbeitet worden. Für die endgültige Version gibt es allderdings nur Zeichnungen, die hier folgen.
Links die Ansicht von der Kruppstraße, rechts die vom Sportplatz aus gesehen. Hier kann man erkennen, dass an der Anordnung der Fenstern noch etwas nachgebessert wurde.
Anwohner kritisierten, dass die Aufstockung wie eine aufgesetzte Fabrik wirke, was aber durchaus beabsichtigt ist. Sie meinten außerdem, dass das Architekturbüro – eigentlich für interessante Fassaden und energiesparende Bauweise bekannt – hier deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben sei. Ganz oben entsteht eine kleine Wohnung.
Im Juli 2000 hatte der damalige Baustadtrat für Tiergarten, Horst Porath, noch verlauten lassen, dass der Umbau zu Loft-Wohnungen ausgeschlossen sei. Aber hier handelt es sich ja nicht um eine großflächige Umnutzung, das Haus wird hauptsächlich nach wie vor gewerblich genutzt.
Im Herbst 2000 Jahres war es den damaligen Nutzern der Gebäude gelungen, das Gelände zu kaufen mit Hilfe von Investoren, die den Preis bis zum Höchstgebot, das die Oberfinanzdirektion erzielt hatte, aufstocken konnten. Mittlerweile ist diese Firma pleite gegangen und einzelne noch zu bebauende Grundstücke sind verkauft worden, bisher aber nur das Atelierhaus an der Ecke gebaut. Zwei Grundstücke können noch bebaut werden. Das an der Lehrter Straße hinter den großen Kastanien gehört 2 Musikern und das Grundstück an der Kruppstraße zwischen Atelier- und Wohnhaus gehört einer kleinen Bauherrengruppe. Karin Sander erklärte, dass es noch vollkommen unklar sei wann weitere Neubauten realisiert werden. Viele Eigentümer würden auch gerne die Wiese an der Kruppstraße als Freifläche erhalten, das sei aber finanziell nicht zu stemmen. Auch das Haus 1 hat noch die Option für eine Aufstockung. Diese Aufstockungsoptionen wurde bereits beim Kauf des Grunstücks mit erworben und bestimmten den Kaufpreis mit.