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„Es gibt immer mehr Lichtblicke in Moabit“

Bernhard Prumbs über sein Geschäft „Lichthaus Moabit“

Lichthaus_turm_CE-250„Seit 1999 führe ich das ‚Lichthaus Moabit’, eines der ältesten Geschäfte auf der Turmstraße. Lange Zeit hieß das Geschäft nach seinem ersten Inhaber ‚Lichthaus Krause’. Genau konnte ich das Eröffnungsdatum nicht recherchieren, unsere Telefonnummer gibt es aber mindestens seit 50 Jahren. Das Haus wurde im 2. Weltkrieg ausgebombt, nach dem Krieg eröffnete dann Herr Krause hier sein Geschäft. Damals liefen die Geschäfte sehr gut, Herr Krause versorgte in der Umgebung, zum Beispiel in den Neubauten im Hansaviertel, viele Haushalte mit Lichtinstallationen. Er verbrachte sein ganzes Arbeitsleben in diesem Laden. Wenn mich heute noch jemand mit Herr Krause anspricht, dann weiß ich, dass er oder sie schon sehr, sehr lange hier lebt. Als ich den Laden übernahm, war die letzte große Aufschwungwelle nach der Wende bereits vorüber. Der Einzelhandel hat seitdem schon wesentlich bessere Zeiten gesehen. Heute muss man sehr kämpfen und sich Nischen suchen, um mit großen Möbelhäusern und dem Internet zu konkurrieren.

Ich lebe von einer großen Stammkundschaft aus ganz Berlin und von meiner beratenden Fachkompetenz. Die kann kein Internet der Welt ersetzen. Ich biete einen Monteurservice an für Leute, die sich nicht die Mühe machen wollen, ihre Lampen selber aufzuhängen, oder auch für ältere Menschen, die das einfach nicht mehr können. Im Lichthaus können Sie auch Lampenschirme anfertigen oder neu beziehen lassen. Dieser Service wird immer mehr nachgefragt. Vor allem junge Leute sind unzufrieden mit der Massenware der gängigen Möbelhäuser. Auf Flohmärkten oder zuhause bei Oma lagern noch viele schöne Lampen. Die bringen die Kunden zu mir und wir lassen sie in neuem Glanz erstrahlen. Auch Gaststätten fordern immer häufiger spezielle Anfertigungen an. Im Moment sind große zylinderähnliche Schirme in verschiedenen Farben und Mustern besonders gefragt. Für solche Aufträge arbeite ich seit Jahren mit einer sehr gut geführten Lampenschirmmanufaktur zusammen.

Ich bin aus vollster Überzeugung Kaufmann. Bei meiner Ausbildung hieß es immer: Kümmere dich um die Kunden, dann bleiben sie dir ein Leben lang treu! Das stimmt heute immer noch, allerdings hat diese Treue nicht mehr das gleiche Gewicht wie früher. Trotzdem ist es mir wichtig den Kunden rundum zu betreuen. Dazu gehört, dass ich neben einer vielfältigen Auswahl an Lampen auch ein großes Sortiment an Lampenzubehör auf Lager habe und immer beratend zur Seite stehe. Als Kaufmann ist man nämlich auch Schauspieler, Therapeut und Seelsorger. In meinem Laden schütten die Leute schnell ihr Herz aus. Der Umgang mit Menschen war mir schon immer sehr wichtig. Der Preis dafür ist ein sehr hoher persönlicher Einsatz: Eine 60 Stunden-Woche ist die Regel, und trotzdem kämpfe ich jedes Jahr um das Überleben des Ladens. Allerdings gibt es mittlerweile immer mehr Lichtblicke in Moabit: Das neue Hertie-Gelände trägt viel zur Aufwertung, bei und natürlich die Markthalle. Mein Frust der letzten Jahre wandelt sich langsam in die gut fundierte Hoffnung, dass es mit Moabit wieder aufwärts geht. Das war nicht immer so: Lange Zeit hörte ich immer wieder, dass Leute wegzogen, die vorher hier ewig gewohnt hatten. Sie bedauerten vor allem den Verfall der schönen Turmstraße von einst, die heute nur noch Grillhähnchen und Ein-Euro-Artikel im Angebot hat. Allerdings höre ich das schon seit einigen Jahren nicht mehr. Im Gegenteil, es kommen immer mehr Leute mit Kaufkraft nach Moabit. Auf den ersten Blick würde man das eher nicht vermuten – immer noch ist auf der Turmstraße die Armut und eine gewisse Verbitterung zu spüren. Doch in Moabit gibt es viele Inseln und versteckten Adel. Man kommt durch ein heruntergekommenes Vorderhaus, steht plötzlich in einem wunderschön begrünten Innenhof und schaut auf die riesige Dachterrasse eines aufwendig sanierten Dachgeschosses. Sehr reiche Ausländer aus Norwegen, Italien, Russland und USA kaufen Wohnungen hier, denn mittlerweile ist es sehr schick geworden, nach London und New York auch eine Wohnung in Berlin zu besitzen. Prominente zieht es zunehmend hierher, denn in Moabit kann man noch gut untertauchen. Davon kann ich persönlich profitieren, und doch sehe ich diese Entwicklung mit einer gewissen Sorge, denn natürlich besteht die Gefahr, dass sich Berlin zu einer Metropole entwickelt, in der man sich die Mieten irgendwann nicht mehr leisten kann.“

Aufgezeichnet von Nathalie Dimmer, Foto: Christoph Eckelt, bildmitte

Lichthaus Moabit
Inhaber: Bernard Prumbs
Turmstraße 78
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9:30-18:00, Sa 9:30-13 Uhr
Telefon: 030 391 37 46

Zuerst erschienen in der „ecke turmstraße„, Nr. 7 – oktober 2013.

9 Kommentare auf "„Es gibt immer mehr Lichtblicke in Moabit“"

  1. 1
    Viola says:

    Ich liebe dieses Fachgeschäft. Man wird echt gut beraten, man fühlt sich sehr gut aufgehoben und verstanden. Herr Prumps geht auf unsere Wünsche ein und es ist einfach ein wunderschönes Einkaufen. Man muss einfach in diesem Fachgeschäft einkaufen. Vielen Dank für diese Erlebnisse

  2. 2
    Ehrhard Reiß says:

    Heute hat mich Herr Prumbs mal wieder ‚gerettet‘. Nachdem ich in zwei Geschäften nicht fündig wurde, war das Lichthaus Moabit meine letzte Rettung. Und siehe da, ich fand was ich suchte, hatte eine hervorragende Beratung und ‚nebenbei‘ noch einen kleinen Plausch mit dem Chef. Als ich raus ging, dachte ich mir, warum ist dieser tolle Laden eigentlich immer nur die letzte Rettung? Er wird zukünftig meine ERSTE WAHL sein.
    Leute, kauft bei den kleinen feinen Fachhändlern!

  3. 3
    Ronald Bräuer GmbH says:

    Diese Lichthaus ist sehr empfehlenswert, man ist dort sehr zuvorkommend und hilfreich was die Beratung betrifft.
    Es ist Gott sein dank noch das einzige Geschäft Deutsche Geschäft in der Turmstraße und wird uns sehr fehlen , sollte dieses mal geschlossen werden. Nicht jeder denkt so, wer aber wert auf Qualität und Quantität setzt sollt dort seine Einkäufe was Lampen ect. in der Richtung betrifft einkaufen. Wir danken der Geschäftsleitung wieder einmal für die prompte hervorragende Bedienung.

  4. 4
    Uwe Reuting says:

    Meine Frau und ich waren auf der Suche nach passenden Leuchten für unsere Anrichte im Wohnzimmer. Auf der Suche nach einem Fachgeschäft, wurde uns das Lichthaus Moabit empfohlen. Das war die richtige Empfehlung. Wir haben die passenden Leuchten gefunden. Recht vielen Dank Herr Prumbs, auch der kleine Herrenhuter Stern hat seinen Platz gefunden.

  5. 5
    Doris Fichter says:

    Bei einem unserer Kiezspaziergänge sind mein Mann und ich am Lichthaus Moabit vorbeigekommen und da ich auf der Suche nach einer Leselampe war, sind wir hineingegangen. Ich habe auf Anhieb das passende Modell gefunden. Herr Prumbs hat mir dazu noch ein dimmbares Leuchtmittel empfohlen, so dass man unter der sehr schönen Stehlampe nicht nur bei gutem Licht lesen, sondern bei gedämpften Licht prima entspannen kann.
    Jetzt brauche ich eine neue Hängelampe und mein Weg wird mich definitiv zum Lichthaus Moabit führen.

  6. 6
    Hans und Magda Danowski says:

    Hallo Herr Prumbs, auf diesem Weg nochmal unseren Dank für Ihre Arbeit.Wir empfehlen Sie weiter! Ein Foto hätte ich noch, kann es aber nicht hochladen.

  7. 7
    Hermann M. says:

    „Es gibt immer mehr Lichtblicke in Moabit“ schrieb MoabitOnline vor einigen Jahren auch über das Durchhaltevermögen von Bernard Prumbs – Inhaber vom Lichthaus Moabit.

    Mit diesem Lichtblick in der Turmstraße 78 ist es bald vorbei. Das wohl einzige noch verbliebene Fachgeschäft in der Turmstraße – und wohl auch eines der ältesten – hat mit dem Ausverkauf begonnen – wg. Geschäftsaufgabe. Die Gründe – hohe Miete? – kenne ich nicht. Vor wenigen Jahren war der Inhaber noch sehr optimistisch.

    Zwischen Imbissen, Fastfood, Spätis. Shisha-Bars, Friseuren ist wohl kein Platz mehr für solche Läden.

  8. 8
    Susanne says:

    Ja, das ist sehr schade!
    Hier ein Zitat aus der ecke turmstraße Nr 6 Dez. 2023/Jan. 2024 – auf Seite 7:

    „… Doch nun zieht Bernhard Prumbs einen Schlussstrich: Im kommenden Frühjahr schließt er das »Lichthaus Moabit«.
    Es fällt ihm nicht leicht, aber zuletzt ist eben zu vieles zusammengekommen: Die steigenden Kosten für das Geschäft, vor allem für Gas und Strom, dazu die Dauerbaustelle der Straßenbahn, die vermutlich auch noch bald vor seiner Tür fortgesetzt wird. Es kommen immer weniger Kunden, die Leute halten ihr Geld zusammen, und Leuchten kauft man nicht jede Woche. Irgendwann reichen die Umsätze nicht mehr, um die Kosten zu decken. Es wird zunehmend schwerer, mit einem kleinen Kiezgeschäft der Konkurrenz im Internet und den großen Möbelhäusern standzuhalten. Und auch persönliche Gründe spielen eine Rolle: Man wird ja nicht jünger. …“

    https://www.turmstrasse.de/sites/default/files/2023-12/ecke_nr6-23-turm_web.pdf

  9. 9
    H. E. says:

    @ Hermann
    Für den Niedergang – und das ist es ja wohl – der Turmstraße können wir uns m. E. auch bei den Schöpfern des Schultheiss-Quartiers aus Politik und Wirtschaft bedanken, insbesondere bei Frau Dubrau (für die Grünen) und Carsten Spalle (CDU), der leider fünf Jahre lang Stadtrat für Stadtentwicklung war und in dieser Zeit für die Genehmigung dieser überflüssigen Einrichtung gesorgt hat,
    Ich erinnere mich noch an eine Veranstaltung im Rathaus zum Thema Turmstraße. Als wir Bürger auch über die Planung des unserer Meinung nach viel zu großen Schultheiss-Quartiers diskutieren wollten, hat Spallek extra das Wort ergriffen und uns dieses verwehrt.
    Aber wie es so ist, die Bürger haben recht gehabt! Interessieren würde mich, ob es damals vielleicht Parteispenden gab.

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