Drei Säulen auf dem Mathilde-Jacob-Platz
Seit einigen Wochen stehen vor dem Rathaus Tiergarten drei auffallende Säulen der Portrait-Ausstellung „Zerstörte Vielfalt“ (Hier einige Infos in der Pressemappe). Im Rahmen dieses Themenjahres sind an vielen Orten Berlins im Straßenraum sogenannte „Stadtmarkierungen“ aufgestellt. Hier in Moabit wird der Weg der Deportierten beschrieben:
30.000 Menschen sind vom Bahnhof Putlitzstraße oder Güterbahnhof Moabit, beide Bezeichnungen sind gebräuchlich deportiert worden. Am hellichten Tage wurden Gruppen von 1.000 Menschen oder mehr vom Sammellager in der Synagoge Levetzowstraße durch die Moabiter Straßen zum Deportationsbahnhof getrieben. Erstaunlicherweise gibt es keine Fotos von Deportationen aus Berlin, was das Wegschauen und Nicht-wissen-wollen der überwiegenden Mehrheit der Deutschen aufzeigt.
Historische Ausstellungen tendieren ja häufig dazu etwas textlastig zu sein, und bei der momentanen Witterung mag mancher vielleicht nicht so lange vor den Säulen stehen bleiben. Da ist es ganz vorteilhaft, dass diese Texte auf der Internet-Seite nachgelesen werden können und zwar hier:
Der Weg der Deportierten
Keine Fotos, keine Zeugen?
Sammellager – Deportationsbeginn in der Nachbarschaft
Verfolgung und Deportation ab 1939
Wege der Deportation, Wege der Rettung: Möbelwagen und Brotwagen
Zwiespalt des Überlebens
Außerdem sind folgende Menschen auf dem Mathilde-Jacob-Platz portraitiert (Übersicht über alle Portraits im Stadtraum):
Gertrud Kolmar, Kurt Gerron, Charlotte Salomon, Else Ury, Yva, Maria Leo und Cora Berliner. Bei MoabitOnline ist ein ausführliches Portrait von Else Ury erschienen.
Die Liste aller aus Moabit Deportierten kann bei der Initiative „Sie waren Nachbarn“ heruntergeladen werden, ebenso wie eine Liste der verlegten Stolpersteine. Am Samstag vor Ostern, den 30. März, werden vor dem Haus Jagowstraße 44 sieben neue Stolpersteine verlegt. Und hier geht es zur Webseite Stolpersteine in Berlin.
Nachtrag:
Artikel in der Berliner Woche mit Hinweisen auf weitere Standorte in Tiergarten.
Im Artikel oben ist unter „Sammellager“ eine Karte verlinkt, auf der auch ein bisher weniger bekanntes Sammellager genannt wird. Der „Tattersall der Rathenower Kaserne“ in der Feldzeugmeisterstraße.
Dazu gibt es jetzt in der BVV Mitte einen Antrag der SPD im Rahmen des Projekts „Zerstörte Vielfalt“ auf dieses Sammellager hinzuweisen, denn diese Reithalle stand auf dem Kasernengelände an der Kruppstraße/Feldzeugmeisterstraße, das jetzt zur Polizeidirektion 3 gehört.
http://www.berlin.de/ba-mitte/bvv-online/vo020.asp?VOLFDNR=5491
Wer weiß mehr über diesen Ort?