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Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen

In Moabit wird von dem Münchener Unternehmen Hamberger auf dem Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße ein Großmarkt als Zulieferer für Gastgewerbe geplant (siehe auch Artikel www.moabitonline.de/2308).

Die Firmengeschichte der Familie Hamberger begann 1866, als die Brüder Franz Paul und Sebastian Hamberger mit der Produktion von Schwefelhölzern den Grundstein fürdas Unternehmen legten und zur Verbesserung der Absatzbedingungen im Jahre 1911 nach München umsiedelten ( Bild Zündhölzer).

Die Tradition im Handel mit Lebensmitteln startete mit dem Salzhandel in Bayern und wurde im Laufe der Zeit zu einem Kolonialwarenhandel ausgebaut, der sich bis in die Gegenwart zu einem Großhandelsspezialbetrieb und starker Partner für Gastronomie und Handel weiterentwickelt hat.

Hamberger Sicherheits-Zündhölzer

Die Eigentümerfamilien Hamberger und Titius aus München haben sich das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße in Moabit als Standort für Berlin ausgesucht. Ausschlaggebend waren die Nähe zum Fruchthof, kurze Wege zu ihren Kunden im Berliner Stadtzentrum und der nahe Anschluss an die Stadtautobahn. Das Unternehmen will 25 Millionen Euro in die moderne neue Verkaufsfläche investieren.

Die Stadt Berlin und der Bezirk Mitte waren lange auf der Suche nach Unternehmen, die im Rahmen der EU-Förderung einen zügigen Weiterbau der Umgehungsstraße um das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße möglich macht, da der Bau einer solchen durch die EU geförderten Straße sowie der Ausbau des Stadtgartens in der Siemensstraße eine Ansiedlung eines förderfähigen Gewerbes erfordert. Hamberger erfüllt dieses Kriterium und schafft, durch die arbeitsintensive Struktur des Großhandels geprägt, gleichzeitig 300 neue tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze in einem Gebiet wie Moabit mit chronisch hoher Arbeitslosigkeit.

Auf den ersten Blick scheint das Unternehmen Hamberger ein Glücksgriff für den Bezirk Mitte zu sein. Dieses wird umso klarer betrachtet man den Zustand der Kassen des Bezirkes indem Lücken allein im Bildungssektor von 10 Millionen Euro klaffen und kräftige Steuereinnahmen von Mittelständigen Unternehmen, anderswo eine Haupteinnahmequelle für die Finanzierung von staatlichen Aufgaben, in diesem Stadtgebiet weitgehend fehlen.

Aber die Großmarkthalle selbst ist zum Stein des Anstoßes geworden. Eine Bürgerinitiative Siemensstraße hat sich gegründet, die sich für den Erhalt der Pappelallee, zumindest dem nicht geschädigten 50% der Bäume ausspricht und große Probleme mit der Fassadengestaltung und der Lage der Halle hat, auch wenn diese nur 11,75m hoch und nicht 13m, wie die Initiative in einem Flugblatt mitteilt und auch nicht wie dort in einer Bildmontage dargestellt eine unbegrünte monolithische Betonfassade sondern eine mit mehreren Glasflächen unterbrochene und zu 30% begrünte Außenfläche (Bild Fassade) in der jetzigen Planung ausweist.

Fassadenelement

In dem Flugblatt wird ebenfalls beschrieben, dass sich die Zufahrt des Lieferverkehrs gegenüber der James-Krüss Grundschule befinden wird. Dabei wird verschwiegen, dass dies nur für 6 Monate der Fall sein wird, bis die Umgehungsstraße fertig ist. Gleichzeitig wird von einer starken Zunahme des Verkehrs berichtet und außer Acht gelassen, dass die Umgehungsstraße einen Großteil des neuen und alten Verkehrs auf den Bereich hinter der Halle verlegt, mit viel weniger Belastungen für die Anwohner als heute.

Ein gutes Beispiel für die Lärmminderung ist der erste Abschnitt der Umgehungsstraße im Bereich Quitzowstraße, der den Verkehr und damit auch den Lärm stark reduziert hat.

Es ist unverständlich, warum die Initiative der betroffenen Bürger es mit der Darstellung der tatsächlichen Gegebenheiten nicht so genau nimmt und an vielen Stellen Dinge behauptet, die nicht zutreffend sind, denn auch ohne die guten Sitten des fairen Umgangs zu brechen, hat der Bürger und Anwohner als ein wichtiger Faktor in der Stadt, ein unbedingtes Mitsprache- und Beteiligungsrecht, wenn es um Entscheidungen geht, die seinen Lebensraum betreffen. Dies ist rechtlich durch das Bürgerbeteiligungsverfahren sogar gesetzlich verankert.
Es stehen sich vier Spieler gegenüber. Das Unternehmen Hamberger, das sich in Berlin engagieren will und in erster Linie etwas von seinem Geschäft versteht, – der Bezirk, im speziellen die Abteilung für Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte, geleitet von Stadtrat Ephraim Gothe, das mit Planungsrecht Entwicklungen anstoßen und steuern kann, – Anwohner, die sich in der Bürgerinitiative Siemensstraße zusammengeschlossen haben und sich mit der Halle vor Ihren Fenstern statt der schönen Pappelallee nicht abfinden wollen und – die Politik, die wichtige zukunftsweisende Weichen für die Entwicklung Moabits auf dem ehemaligen Bahngelände stellen muss und sich davor scheut unpopuläre Entscheidungen zu treffen, weil die Gefahr droht, in den kommenden Wahlen nicht wiedergewählt zu werden.

In der Regel, wenn es zahlreiche unterschiedliche Gruppen gibt, die sich streiten, hilft ein Kompromiss. Für die Suche nach einem solchen braucht es ein vermittelndes Element, einen Akteur, der die streitenden Parteien zu einem Dialog zusammenführt, der vermeidet, dass es Verletzungen der guten Sitten, wie Fairness und ehrlichkeit im Umgang miteinander gibt und der selbst neutral ist. Diesen gibt es aber leider in dieser Form nicht. Dabei könnte das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gruppen auch zu besonders guten Lösungen führen. Dies würde umso wahrscheinlicher werden, je konstruktiver, offener und ehrlicher sich die gemeinsame Suche aller Akteure nach guten Lösungen entfalten könnte.

Am ehesten ist diese Moderation in der Arbeit der Verwaltung zu sehen, die mit dem Verfahren der Bürgerbeteiligung diesen Part von Hause aus schon bedient, aber bei weitem nicht ausfüllt. Die Abteilungen Stadtentwicklung, Finanzen, Arbeit und Soziales haben weniger kurzfristige Interessen als die unter dem Damokles Schwert der Abwählbarkeit lebende Politik, – nur, wie jeder weiß, sind die Vorsteher der Ämter, die Stadträtinnen und Stadträte ja aus den politischen Parteien besetzt und damit leider auch selbst nicht mit zu großer Unabhängigkeit ausgestattet.

Es gibt ein paar Fakten in dieser Auseinandersetzung, die wohl keiner leugnen kann: Moabit braucht mehr Gewerbe, viele neue Arbeitsplätze, eine Umgehungsstraße, starke Partner und soll dabei gleichzeitig ein attraktiver Ort für seine Bewohner sein. Wenn wir aus der Negativspirale ausbrechen wollen, braucht es Veränderung, Dynamik und innovative Lösungen, die häufig das Ergebnis von Teamarbeit und Kooperation sind.

Die Stadtentwicklung im Bezirk Mitte hat mit der Umgehungsstraße und dem Ansiedeln von Gewerbe neben einem neuen Park in der Siemensstraße kluge Schritte für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins an dieser Stelle getan. Ein Bereich wurde entwickelt, neues Gewerbe wie Tolmien und Hellweg angesiedelt und dabei der Geschäfts- und Teile des Individualverkehrs und dessen Lärm in den nördlichen Teil des Gewerbegebiets verlegt, deren Auswirkung auf die Anwohnerstraßen durch die abschirmenden Wirkung der Gewerbebauten noch weiter vermindert wird.

Das Gewerbegebiet ist eine ökonomisch und ökologisch geniale Lösung.

Nur es bleibt die Reibung an der direkten Schnittstelle zwischen Gewerbegebiet und Wohngebiet, die Fassaden der Gewerbetreibenden und im Speziellem die Hallewand von Hamberger.

Meine persönliche Vision für den konkreten Fall der Fassade dieser Halle wären üppige hängende Gärten als eine prachtvolle floristisch ökologisch Attraktion in Moabit und für ganz Berlin, gebaut mit Mitteln von Stadtumbau-West, dem Unternehmer Hamberger, unter Mithilfe der Anwohner angelegt und ganzer Stolz von zahlreichen Bürgern, Anwohnern und des neuen Unternehmens Hamberger, die gemeinsam aus einem Problem eine zukunftsweisende Lösung entwickelt hätten.

Nachträge zum Projekt sind bis 2014 unter diesem Artikel zu finden, danach unter diesem Artikel (hier bitte auch weitere Kommentare).

257 Kommentare auf "Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen"

  1. 101
    Sommerloch says:

    Es sind fünf Gründe, die Stadtrat Ephraim Gothe, die Abt. Stadtentwicklung von Mitte und verschiedene Abgeordnete der BVV Mitte immer wieder benutzen, um den Hamberger-Großmarkt zu rechtfertigen:

    1. Die Pappelreihe ist nichts mehr wert.
    2. Der Investor schafft 300 Arbeitsplätze.
    3. Der Investor kann nicht kleiner bauen.
    4. Die Pläne für das Bauvorhaben sind gesetzeskonform und können daher nicht abgelehnt werden.
    5. Die Umgehungsstraße und der Stadtgarten können nicht gebaut werden, wenn der Hamberger-Großmarkt nicht kommt.

    Die Gründe 1. bis 4. wurden von den Bewohnern von Moabit ausführlich und wiederholt widerlegt.

    Zu 5. ist zu sagen, dass dieses besser lauten sollte: Die Umgehungsstraße und der Stadtgarten können nicht gebaut werden, wenn die BVV den Bebauungsplan für den Großmarkt nicht genehmigt.
    Dieses resultiert daraus, dass die Kaufverträge für die Grundstücke Rücktrittsklauseln enthalten, die es der Deutschen Bahn als Verkäufer ermöglichen, vom Verkauf der Grundstücke für die Umgehungsstraße und den Stadtgarten zurückzutreten, wenn die BVV Mitte den Bebauungsplan für den Großmarkt nicht genehmigt. Ich frage mich, ob das Land Berlin und/oder das Bezirksamt mit diesen Verträgen übertölpelt worden sind oder ob sie selbst an diesen Rücktrittsklauseln mitgewirkt haben, die m. E. die BVV unter Druck setzen, wenn sie die Straße und den Stadtgarten verwirklichen möchte.

    Und es gibt auch noch einen 6. Grund für den Bau des Großmarktes:
    Je massiver das Grundstück bebaut werden kann, um so wertvoller wird es und um so mehr Geld bekommt die staatseigene Deutsche Bahn als Verkäufer dafür. Dieser Grund jedoch wurde bisher weder vom Stadtrat noch von der Abt. Stadtentwicklung noch von den oben erwähnten BVV-Abgeordneten erwähnt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass insbesondere dem Stadtrat und der Abt. Stadtentwicklung dieser Zusammenhang nicht bewußt ist. Warum also das Schweigen?

    Nach neuesten Informationen will der Stadtrat die BVV offenbar am 16.09. über den Bebauungsplan abstimmen lassen. Den Beschluss der BVV vom 18.06. mit diversen Änderungswünschen der BVV an der Planung hat er jedoch bisher in keinem einzigen Punkt umgesetzt. Wann endlich schlägt die BVV mit der Faust auf den Tisch?

  2. 102
    Ilyas says:

    Wann soll denn die Bebauung die ja auch Lärm verursacht stattfinden? Gibt es da einen konkreten Zeitraum oder Termin. Ab wann ich mit dem Lärm rechnen muss?

    Meine Freundin und ich überlegen in die Emdener Str. 24 zu ziehen, die wir uns gestern angeschaut haben.
    DADURCH wurde ich erst auf das Bauvorhaben aufmerksam!
    (Und weshalb ist der Herr Goth im Urlaub bzw. gewesen? Der hat da zu sein. Basta.)

  3. 103
    Ilyas says:

    Zudem wüssten wir gerne, ob diese „Entlastungsstraße“ die den Verkehr auf der Siemensstraße entlasten soll, auch WIRKLICH gebaut wird (und wenn wann genau?).

    Ich gehe da ernsthaft von Hintertürchen Schlawinern aus…die sich irgendwas nicht vorhandenes finanzielles als Ausrede einfallen lassen.
    Anyway.

    Bitte sagt mir doch so schnell wie nur irgendmöglich bescheid.
    unter 0176 641 38 520 oder 030/ 28037428

    Danke

  4. 104
    Redaktion says:

    Hallo Ilyas,
    wie Du an der Diskussion bei diesem Artikel und bei diesem:
    https://moabitonline.de/2308
    erkennen kannst, gibt es wohl niemanden, der Dir diese konkreten Fragen beantworten kann, denn was geplant ist und was wann tatsächlich umgesetzt wird oder werden kann, das wird sich erst rausstellen.
    Hamberger würde sicher so schnell als möglich loslegen, aber schließlich muss erst der B-Plan verabschiedet werden, vorher gibt es keine Baugenehmigung. Beide Bauvorhaben sollen laut Planung etwa 1 Jahr Bauzeit haben und die Straße etwa ein halbes Jahr später begonnen werden. Aber wie gesagt, das eine ist die Planung und das andere …

  5. 105
    der Geist, der stets verneint says:

    Ich stelle den Artikel Nr. 100 in überarbeiteter Form wieder ein. Auch nach dem Treffen mit Stadtbaurat Gothe (der sage und schreibe ca. 12 fachlich Beteiligten mit denen Herr Gothe gegenüber der BI auftrat) hat sich nicht wesentliches im Ergebnis und in meiner Meinung zu diesem Thema geändert.
    ————–
    Angesichts des Aufeinandertreffens mit dem Amt für Stadtentwicklung (am 22.07.) liegt es mir auf der Zunge, dieses Projekt als b a n a l , als „böse”, als eine „städtebauliche Vergewaltigung“ eines Stadtgebiets zu bezeichnen. Wie komme ich dazu, dass ich diese Gedanken nicht von mir schütteln kann?

    Nicht dass die Fa. Hamberger böse oder mutwillig zerstörerisch ist oder sein möchte. Nein gewiss nicht: Außer einer überdurchschnittlichen Beflissenheit, alles zu tun, was ihrem wirtschaftlichen Aufstieg in eine andere Großhandelsliga dienlich ist, hat die Fa. Hamberger beschämenswerter Weise keinerlei Motive für diesen Großmarkt. Einen Großmarkt dieser Größenordnung an dieser Stelle errichten zu wollen, ist keinesfalls dumm, sondern aus Sicht der Fa. Hamberger geradezu genial – jedoch hinsichtlich der langfristigen, unumkehrbaren und in ihrer negativen Tragweite noch nicht absehbaren stadtentwicklungspolitischen Folgen schier gedankenlos. In diese Gedankenlosigkeit ist das Hamberger-Großmarkt-Projekt prädestiniert, eines der größten städtebaulichen Verbrechen an der Stadt Berlin im Allgemeinen und dem angrenzenden Stadtgebiet im Besonderen zu begehen. In seiner Realitätsferne bringt dieses “Gesamt-Projekt” (bestehend aus Großmarkt, Stadtgarten und Umgehungsstraße) für das Stadtgebiet in der Summe (dennoch) mehr Schaden und für ganz Berlin weit weniger Nutzen als erwartet. Es ist nicht zu erkennen, wie sich durch das Gesamt-Projekt die ohnehin prekäre Situation in diesem Stadtteil zu einem Besseren wenden soll, wie also der Vorbelastung des Stadtgebiets Rechnung getragen wird – im Gegenteil.

    …und auch die Politik hat kein Argument für einen Großmarkt dieser Größenordnung in der Hand, wenn nicht gesichert ist und nicht gesichert werden kann, dass Arbeitsplätze entstehen, ohne dass sie an anderer Stelle verloren gehen.

    Auffallend beim genannten Gesprächstermin war die Unfähigkeit des Sachbearbeiters sowie der ihm Beigeordneten selbst zu denken, die Verwendung von schon unzählige Male gehörten Phrasen, die Unfähigkeit zu Erkenntnis und Empathie, das mangelnde Differenzierungsvermögen, das Verstecken hinter Gutachten, Gesetzen und der Amtssprache… Kurzum man macht sich zum Handlanger von Investoreninteressen und den Gewinnerwartungen des Grundstückseigentümers, lässt sich zum Erfüllungsgehilfen degradieren, sich die Planungshoheit widerstandslos entziehen: Von Zweifeln an der Richtigkeit dieses Projekts keine Spur. Das Gewissen ist an die (sich im Urlaub befindlichen) Vorgesetzten abgetreten. Sofern Gewissensreste vorhanden sind, dienen Stadtgarten und Umgehungsstraße lediglich dazu, die Auswirkung des Großmarktprojekts gegenüber den Anwohnern zu verschleiern und eben benannte Gewissensreste zu beruhigen. Ganz nebenbei werden die Anwohner (wie auch die Abgeordneten der BVV) durch gegenseitige Rücktrittsklauseln in den Grundstücksverkaufsverträgen erpresst: Denn wenn Hamberger nicht kommt, dann gibt es auch keine Umgehungsstraße und keinen Stadtgarten, dann bleibt die problematische Situation im Stadtgebiet auf nicht absehbare Zeit wie sie ist.

    Wir wissen nicht, unter welchem Druck das Amtes für Stadtentwicklung steht; er muss enorm sein: denn Wahlmöglichkeiten scheinen ausgeschlossen, der Gestaltungsspielraum ausgeschöpft. Wie das Menschliche, das Nachbarschaftliche, das Maßstäbliche, das Augenmaß in einem (und mit einem) beispiellosen Größenwahn vom Tisch gefegt wird, dass lässt mich an eine “behördlich legitimierte Vertreibung” (ein Vergraulen) von Anwohnern, auf die das Stadtgebiet dringend angewiesen ist, denken und eine Gettoisierung des Stadtgebiets befürchten.

    Mit dem Hamberger-Projekt wird auf die Frage, was mit dem Grundstück des (für die Anwohner glücklicher Weise schon länger) brachliegenden Güterbahnhofs geschehen soll, eine – koste es was es wolle – endgültige Lösung* voran getrieben. Trotz aller Warnungen und Einwände gegen das Projekt: Den Verantwortlichen erscheint die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs als eine umfassende Lösung der de facto vorhandenen Probleme. Es wird hierbei vollständig ignoriert, dass der Großmarkt im beträchtlichen Ausmaß vorhandene Problemlagen verschärft und darüber hinaus neue Problemlagen schafft, die – nach meiner Auffassung – nachträglich nicht mehr zu beheben sind.

    So ist es nicht überraschend, dass in diesem B-Plan-Verfahren Argumente nicht zählen, zumindest nicht, wenn sie von Seiten der Anwohnerschaft hervorgebracht werden. Hier wird abgewiegelt, kleingeredet, der vermeintliche Nutzen von Stadtgarten und Planstraße Gebetsmühlenartig immer wieder herausgestellt und von den Anwohnern Entgegenkommen erwartet.

    Schlussendlich wird sich hier niemand die Hände schmutzig machen – weder im Gutem noch im Bösen, sich weder besonders engagiert für das Stadtgebiet einsetzen noch (was das mindeste wäre) es vor schlimmeren bewahren. Das Stadtgebiet wird ausbluten, einen langsamen Tod sterben, einen Tod für den man keinen Verantwortlichen benennen, niemanden zur Rechenschaft ziehen wird.

    Zurück zum Ausgangspunkt meiner Überlegung: Das Bauvorhaben Hamberger Großmarkt ist b a n a l, denn es ist undifferenziert. Es ist „böse“, denn es wird die Erniedrigung des Stadtgebiets billigend in Kauf genommen. Ob ich von einer „Allianz des Bösen“ sprechen würde, weiß ich nicht. Von der BANALITÄT DES MONSTRÖSEN auf jeden Fall: mit einem kleineren Großmarkt wäre es niemals möglich gewesen, dass ein Investor von so vielen Vorschriften abweichen, gegen so viele Normen (nicht nur gegen die institutionell verankerten sondern auch gegen die alltäglich wirksamen – der Achtung, des Anstandes, der Redlichkeit usw.) verstoßen kann.

    ——-
    * Eine „endgültige Lösung“ unterscheidet sich von einer „gewöhnlichen Lösung“ (einer Fragestellung, eines Problems) dahin gehende, dass eine “gewöhnliche” Lösung, viele Lösungs-(spiel)arten beinhaltet. Eine „endgültige Lösung“ beinhaltet nur eine, im nach hinein nicht mehr veränderbare, nicht mehr rückgängig zu machende Lösung. Würde man für das Grundstück eine “gewöhnliche Lösung” bevorzugen, die z.B. eine kleinteilige und parzellierte Grundstücksnutzung vorsieht, wäre das eine Lösung die eine permante Veränderung erfahren könnte. Der geplante Großmarkt weißt die Eigenschaft der Veränderbarkeit jedoch nicht auf – er kann im Nachhinein weder verkleinert noch vergrößert oder in irgendeiner anderen Form modifiziert werden – insofern stellt er für mich eine „endgültige“ und keine „gewöhnliche Lösung“ dar.

    ——–
    An den Autor des Artikels: In Hinblick auf die beispiellose Dimension des Bauvorhabens und des damit verbundenen massiven baulichen Eingriffs in die städtebauliche Struktur sowie in die wirtschaftliche wie soziale Entwicklungsfähigkeit des Stadtgebiets wird die Mäßigung des Bauvorhabens eine Mäßigung meiner Wortwahl zur Folge haben.

  6. 106
    David says:

    Gibt es eine Stellungnahme des Beussel Großmarkts bzw. der BGM zu dem Vorhaben? Die müssen doch zumindest eine Meinung dazu haben.
    Danke für eine Antwort.

  7. 107
    H.E. says:

    @ David

    Nein, es gibt keine offizielle Stellungnahme der Beussel-Großmarkt GmbH, da diese eine senatseigene Firma ist, der lediglich das Grundstück und die Hallen gehören, die sie an die 300 dort ansässigen privaten Lebensmittel- und Getränkegroßhändler verpachtet hat. Und wenn es denn eine Stellungnahme gäbe, wäre die sicher nicht gegen die Planung des Hamberger-Großmarktes gerichtet, da der Senat mit Sicherheit in die Geschichte involviert ist, auch wenn die Senatorin für Stadtentwicklung Frau Junge-Reyer (SPD) seinerzeit meinte, sie hätte für ein Gespräch mit der BI keine Zeit und außerdem sei Stadtrat Gothe (SPD) dafür zuständig.

    Ich dachte immer, jemand, der im Senat für die Stadtentwicklung Berlins verantwortlich ist, müßte sich vor allem auch für problematische bauliche Vorgänge in einem Problembezirk interessieren. Aber so kann man sich irren.

    Ich werde mal anregen, dass die BI die einzelnen Großhändler fragt, was die zu einer derartigen Konkurrenz auf der anderen Seite der Brücke sagen. Könnte mir vorstellen, dass sie nicht gerade Synergieeffekte sehen, wenn da eine Verkaufsfläche mit der Größe von zwei Fußballfeldern des Olympiastadions gerade vor ihren Nasen entsteht.

  8. 108
    H.E. says:

    Heute ist es in den Nachrichten:

    Die Metro schließt zwei Märkte in Berlin, weil ihr die Kunden fehlen.

    Statt dessen kommt ein Münchner nach Berlin und will den Moabitern an der Siemensstraße genau so einen Markt vor die Nase bauen!! Und parallel dazu steigt Amazon mit 32.000 Produkten in den Lebensmittelhandel ein!! Es könnte also passieren, dass dann der Stützenwald des Rohbaus in den Himmel über Berlin ragt oder die Halle leer bleibt oder wieder leer wird. Was dann, liebes Bezirksamt? Vielleicht einen Kletterpark oder mal wieder eine Zeppelinhalle?

    Aber vielleicht ist das gar nicht schlecht, wenn die Halle leerbleibt, man könnte dann ja auch ein Tropical Moabit Island für gewisse Leute daraus machen. Und die brauchen Sonne, also wird es eine großzügige Verglasung nach Süden zur Siemensstraße geben. Dann hätten die Bewohner der gegenüberliegenden Wohnungen plötzlich einen fulminanten Blick auf Wasser, Strand und Palmen.

  9. 109

    […] dem Hauptthema berichtete noch Norbert Onken im Namen der Bürgerinitiative, die sich mit der causa Hambacher beschäftigt, über die aus ihrer Sicht als schwierig zu bezeichnenden Gespräche mit Baustadtrat […]

  10. 110
    H. Eschenburg says:

    ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNG ZUM HAMBERGER-GROSSMARKT

    Am Freitag dieser Woche, also am 08.10., findet von 17 bis 19 Uhr eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Großmarkt an der Siemensstraße“ statt. DER ORT WIRD MORGEN HIER NOCH BEKANNTGEGEBEN. Veranstalter ist die SPD Moabit.

    Zuerst findet eine Diskussion statt zwischen Vertretern der Bürgerinitiative und Herrn Bertermann (Vorsitzender des Bauausschusses der BVV), Stadtrat Gothe (SPD), Herrn Mahr (Vorsitzender der SPD-Fraktion der BVV) und Herrn Titius (Firma Hamberger).
    Anschließend ist ausreichend Zeit für die Fragen und Meinungen der Moabiter.

    Ich erinnere an die SPD-Veranstaltung im Februar im Rathaus (Siehe Moabit-Online-Artikel „Dem Morgenrot entgegen“), die sehr spannend und aufschlußreich war. So interessant wird es hoffentlich wieder.

    H. Eschenburg

  11. 111
    Micky M. says:

    Was bedeutet eigentlich Bürgerbeteiligung beim Planungsverfahren? Es wäre schön, wenn auch das mal am Freitag oder auch hier von dem Baustadtrat Gothe ausführlich erläutert wird …oder denkt, lenkt die Partei und hat immer recht (wie schon in einem bekannten Lied..)?

  12. 112
    Redaktion says:

    Der Ort der Veranstaltung der SPD Moabit-Nord zur Frage „Was nützt und was schadet der Gastronomie-Großmarkt in der Siemensstraße?“ steht mittlerweile fest. Die Diskussion mit Investor, Bürgerinitiative und Politik wir im BVV-Saal des Rathauses Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1 stattfinden mit den Podiumsgästen:
    Ephraim Gothe, Baustadtrat von Berlin-Mitte
    Hans-Günter Mahr, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
    Frank Bertermann, Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der BVV
    Oliver Titius, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Hamberger
    Uta Hanft, Bürgerinitiative zum Hamberger Großmarkt
    Norbert Onken, Bürgerinitiative zum Hamberger Großmarkt
    Dr. Werner Klinge, Stadtplaner, Fachlicher Berater der Bürgerinitiative

  13. 113
    melanchthon says:

    Wenn man sich all die Komentare so durchliest versteht man die Welt nicht mehr. Es entsteht doch lediglich ein weiterer Großmarkt!!! Und das an einer Stelle, wo eigentlich auch einer-wenn überhaupt in Moabit- hingehört. Das solche Gebäude nicht schick sind, daß weiß jedes Kind. Das in der Regel für solch ein Projekt Bäume gefällt werden müssen, ebenfalls. Wer bisher in der Siemenstr. gewohnt hat, wird doch nicht ernsthaft behaupten wollen, dass die Halle die Aussicht verschandelt?! Worauf schaut er denn jetzt? Auf das Brandenburger Tor? Das die entstehenden Arbeitsplätze nicht an Moabiter vergeben werden ist doch ebenfalls sekundär. Entscheidend ist doch, dass welche entstehen. Leute, bleibt doch mal auf dem Teppich.

  14. 114
    H. E. says:

    @ melanchthon

    Nein, so einfach ist es eben nicht:

    1. Wenn der Großmarkt nicht kommt, kommt was anderes, und da kommen vielleicht sogar bessere Arbeitsplätze.

    2. Falls der Großmarkt kommen sollte, entstehen dort keine „zusätzlichen“ Arbeitsplätze, sondern eben nur „neue“ Arbeitsplätze, da dieser Großmarkt nur Waren verkaufen wird, die zur Zeit in Berlin von den Hotels usw. bereits seit Jahren wo anders gekauft werden. Der Großmarkt bringt keine neuen Hotels, Händler, Kioskbetreiber u. a. nach Berlin, sondern er zieht Kunden bei vorhandenen Großhändlern ab. Und da dann dort die Arbeitsplätze wegfallen dürften, wird das ganze ein sogenanntes Nullsummenspiel.

  15. 115
    der Autor dieses Artikels says:

    @ H.E.

    1. vielleicht gewinnt Moabit auch im Lotto
    2. dieser Markt entsteht in Konkurrenz zu anderen Märkten, ein ganz normaler Prozess.
    In Moabit werden zurzeit diverse Hotels errichtet. Am Bahnhof gleich mehrere, in der Lehrterstr. ein weniger prächtiges, in der Paulstraße ein weiteres Motel One, in der Quitzowstr. ein Hostel, diverse Backpacker.
    Wo werden denn Hotels und Gastronomie abgebaut in Berlin, – nirgends.

    Jeder der hier in Moabit lebt, kennt sie, die neuen Gastronomiekunden, nur Sie behaupten es sei ein Nullsummenspiel. Warum wird so an der Wirklichkeit vorbei argumentiert!, wenn es sich offensichtlich anders verhält!

    Die Arbeit aus der Stadt verbannen, nur weil es schöner ist mit einem leeren Feld vor dem Fenster und dem weitem Blick zum Westhafen ist, mag zwar der Wunsch der Anlieger sein aber es gibt eben auch andere gewichtige Ausblicke in unserer Gesellschaft, die in erfolgreichen Unternehmungen, dem Umgehungsstraßenprojekt und dem neuen Stadtgarten berücksichtigt sind, von denen viele profitieren werden.

    Nahezu die gesamte Berliner Bevölkerung schaut auf ein gegenüberliegendes doppelt so hohes Mietshaus, nur die Menschen in der Siemensstr., wollen Ihren freien Ausblick retten.
    Natürlich ist es legitim, das zu wollen, aber es ist eben auch nur ein persönliches Interesse.

    Es sind verschiedene Interessen im Spiel, die Politik auf der Suche nach mehr Arbeit für die Bürger, die Stadtentwicklung mit einer sinnvollen Umgehungstrasse und neuem Park, die Bahn mit der Entwicklung des Gewerbegebietes, die Familie Hamberger mit einem Großmarkt im Zentrum.

    Finden sie eine gute Lösung, aber ohne die eigenen Interessen zu überschätzen.
    Gute Lösungen findet man mit gemeinsamer, ehrlicher, intelligenter Suche, im respektablen Umgang miteinander, besser im Team als allein.

    Wenn sie einen besseren Ausblick, eine bessere Fassade wollen, dann sollten sie genau das auch sagen und dafür kämpfen und konstruktive Kompromisse mit den anderen Beteiligten suchen, für eine schöne attraktive Fassade, oder eine anspruchsvolle Außenflächengestaltung anstatt Phantasien über Kaltluftschneisen, schlechte Arbeitsplätze, oder unsterbliche Pappelarten zu erzeugen.

    Nur schade das Politik so schwach ist und nicht die Kraft hat gute Projekte auch durchzusetzen, sich durch das Gezänk der Parteien untereinander selbst schwächt und lieber dem politischen Gegner schadet, als gemeinsam das anerkannt sinnvolle Ziel verfolgt.

  16. 116
    K. S. says:

    „Phantasien über Kaltluftschneisen“??? „Sinnvolle Umgehungsstraße“??? Also im Zweifelsfalle ist mir Atemluft liefer als Geld. Ich könnte dabei auch gern auf weitere Straßen verzichten.

  17. 117
    Hans Richter says:

    und immer noch ist unklar, ob es dort Vollzeitarbeitsplätze mit Tariflohn gibt. Wenn ja, wieviele? Warum wird darüber nicht aufgeklärt? Mir schwant, das es dort nur überwiegend Teilzeitarbeitsplätze mit „branchenüblichen“ (also erheblich unter Tarif) Löhnen geben wird. Und auf eine massive Fassade, wie die von Hellweg z.b., möchte doch auch keiner drauf gucken.

  18. 118
    moabiterin says:

    Von H.E: „1. Wenn der Großmarkt nicht kommt, kommt was anderes, und da kommen vielleicht sogar bessere Arbeitsplätze.“
    Woher wollen sie das wissen? Es kann etwas noch viel Schlimmeres kommen. Vielleicht noch ein Backpacker-Hotel: die Anmieter freuen sich sicher über den Lärm, oder ein Obdachlosenheim, ein produzierendes Gewerbe?

    Es entstehen zig neue Hotels in Moabit, diese kaufen im Großmarkt ein. entweder in Spandau: Null Gewinn für Moabit, oder in Moabit, dadurch werden zig neue Arbeitsplätze entstehen, hier in Moabit statt in Spandau!

  19. 119
    Werner von Raesfeld says:

    Zum Totschlagargument Arbeitsplätze schreibt Stephan La Barré: „…gleichzeitig 300 neue tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze…“. Da ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens:

    Fakt ist, dass der gastronomische Bedarf, durch die bisherigen Großhändler in Berlin ausreichend gedeckt wird. Durch Hamberger in Moabit entsteht kein höherer Bedarf sondern unter den Gastronomiegroßhändlern ein ruinöser Wettbewerb, der zu Preiskämpfen führt und damit zwangsläufig zu Kosteneinsparungen für die Großhändler führen muß. Und gespart wird dann bei den Arbeitsplätzen!

    Diese Kosteneinsparungen führen dann letztendlich zu Harz4 subventionierten Arbeitsplätzen und dem Verschwinden von kleinen Großhändlern (wie z.B. Lindenberg in der Morsestraße in Charlottenburg). So haben wir Hamberger in Gesamt-Berlin letztendlich ein geringeres Lohnniveau und Berlinweit weniger Arbeitsplätze zu verdanken. In anderen deutschen Metropolen hat das ganz genau so funktioniert mit dem Arbeitsplatzfaktor 1 zu 0,78 (Hundert neue Arbeitsplätze führen insgesamt zu 79 Arbeitsplätzen, also zu 63 weniger Arbeitsplätzen durch Hamberger)

    Von wirtschaftlichen Zusammenhängen scheint die SPD (hier besonders Baustadtrat Grothe) nach wie vor wenig zu verstehen.

  20. 120
    Norbert Onken says:

    @ Autor, Nr. 115:

    Den ersten Satz fand ich ja noch lustig, trotz der Richtung, in die er polemisiert. Den letzten aber gar nicht mehr.

    Als ich nach Moabit zog, enthielt meine Postanschrift noch „Berlin 21“. Daß Sie in Ihrer Schlußpassage gar nicht an „Stuttgart 21“gedacht haben und an den Durchsetzungswillen Ihres Namensvetters Mappus, kann ich mir kaum vorstellen.
    Zu stammtischartig Ihre Argumentation: Da kommen die gute Politik, das gute Fachamt,die gute Bahn und der gute Investor, sie alle wollen gemeinsam Gutes tun, treffen aber auf eine verstockte Anwohnerschaft, die blöde von Frischluftschneisen phantasiert und persönliche Interessen rücksichtslos vor Allgemeininteressen setzt.

    Wie wär’s denn mit einer weiteren Gewerbeansiedlung: Eine Stammtischlerei etwa im Bremer Park, dort wird doch eh‘ nur rumgesessen. Die Moabiter könnten dort Arbeit finden, zugleich lernen, daß beim Hobeln Späne fallen, in einer gesonderten Fertigungsstraße Stöcke für den Berliner Bedarf produzieren und vielleicht auch Baden Württemberg beliefern.

    Bestimmt kommen dann reichlich zusätzliche Besucher, Backpacker und betuchte, um unsere „ökonomisch und ökologisch geniale Lösung“ zu studieren und sich an der Pracht der Hellweg–Südfassade, der Herrlichkeit des Tolmien–Baus und an der Genialität des Hamberger–Gebäudes zu erfreuen. Die müßten natürlich auch beköstigt werden …

  21. 121
    Carsten says:

    Vielleicht sollten hier alle einmal Polemiken unterlassen. Schön wäre es, wenn es einen ganz großen Park geben würde, alle wissen, dass das nicht finanzierbar ist. Eine Gewerbeansiedlung – zumal im Bereich Handel und Logistik – macht auf diesem alten Güterbahnhof durchaus Sinn. Man kann sich auch tollere Sachen als einen Großmarkt vorstellen, nur stehen Investoren auch nicht gerade Schlange. Ein Gesamtkonzept mit Stadtgarten und Verkehrsentlastung der Siemensstraße wird ohne Gewerbeansiedlung schlicht nicht auskommen. Die Halle kann und muss besser eingepasst werden. Dass es Schöneres gibt, als einen Blick auf ein Bahn- und Gewerbegebiet ist schon klar. Wenn man will, dass alles Gewerbe weit draußen vor den Toren der Stadt angesiedet wird, dann will man eine andere Stadt mit einem dann ganz anderen größeren Verkehrsaufkommen. Es geht hier um die Umwandlung einer Fläche, die schon mehr als 100 Jahre dem Güterumschlag gedient hat und nicht um die Umwandlung einer gewidmeten Grünfläche. Alle müssen hier fähig zu Kompromissen sein, um eine positive Entwicklung zu erreichen. Es gibt weder das Recht dazu jede Gewerbeansiedlung mit dem Verweis auf Arbeitsplätze zu rechtfertigen, noch gibt es das Recht dazu, jede Nutzung in der Nachbarschaft, die einem nicht passt, abzulehnen. Weder handelt es sich um ein völlig geniales Konzept, noch ist die Halle eine große Katastrophe. Mangelnde Transparenz im Planungsverfahren, aber ebenso (leider) zuweilende Diskussionskultur einiger Bewegter haben zum jetzigen verfahrenen Stand beigetragen. Ich empfehle Abrüstung.

  22. 122
    Stephan La Barré says:

    @ N. Onken

    nicht das gute Amt hier und die gute Bahn da, sondern legitime Interessen unterschiedlicher Akteure, genau wie die Interessen der Bürger

    natürlich ist immer jemand dagegen, wenn irgendwo etwas gebaut wird, egal wie nützlich und durchdacht das Projekt ist,
    trotzdem muss es möglich bleiben in Gewerbegebieten Gewerbe anzusiedeln.

    Die Gegner phantasieren in diesem Block eben nicht selten. Ich habe mit dem Personalchef von Hamberger gesprochen und auch mit dem Frischluftschneisenspezialisten mit dem Ergebnis, gute Argumente für die Arbeitsplätze gehört zu haben (habe ich ja auch kommuniziert) und nicht länger an die sachliche Richtigkeit der Frischluftschneisenargumente zu glauben.

    Zudem bin ich diese ganze Unsachlichkeit leid. Wie schafft man einen Interessenausgleich, wenn nicht respektvoll und sachlich nach Kompromissen gesucht wird, sondern die Suche nach Lösungen in Pöbelei ausartet ( ich bin gespannt auf heute Abend).

    Meiner Meinung nach sollten folgende Prioritäten gesetzt werden.
    1. Berlin braucht unbedingt mehr Arbeit.
    Arbeitsplätze die auch zum Ausbildungsstand vieler unbeschäftigter Bürger passen.
    2. Verkehrsberuhigung ist gut und nützlich, gerade wenn der Verkehr von den Wohngebieten wegbewegt wird und gleichzeitig Gewerbeverkehr im Wohngebiet damit verringert wird.
    3. Berlin ist eine der grünsten Städte der Welt, wir müssen nicht jeden Baum retten, sondern können bei Bedarf gestalten, neue Bäume pflanzen und Ersatz schaffen, um den guten Zustand nicht zu verschlechtern.
    4. Die Interessen der Anwohnen sollten berücksichtigt werden, aber nicht in Form eines Vetos dieser Interessengruppe sondern durch die Suche nach einem Kompromiss für die Fassadengestaltung. Durch einen echten Beitrag bei dem man sieht, das es allen ein bisschen weh tut, aber auch alle davon profitieren.

    „Hamberger weg“ ist mir dabei einfach zu einfältig.

  23. 123
    Norbert Onken says:

    @ Stephan La Barré
    Sarkasmus und Polemik auf dieser Seite wäre Pöbelei? Nun lesen Sie doch bitte noch einmal nach, was Sie geschrieben
    haben. Die Bilder aus Stuttgart springen einen noch allenthalben an, und Sie beklagen, daß „Politik so schwach ist und nicht die Kraft hat gute Projekte auch durchzusetzen“. Darüberhinaus findet die sachliche Auseinandersetzung, die Sie fordern, seit etlichen Monaten statt, offenbar jenseits Ihrer selektiven Wahrnehmung. Aber die Sache ist eben vertrackt und es findet sich bislang kein Weg, aus Argument und Gegenargument einen Kompromiss zu extrahieren. Es wird, das
    dürfen Sie mir glauben, auf beiden Seiten viel Arbeit investiert, auch konstruktive Arbeit, eine für beide Seiten tragbare Lösung zu finden. Daß hier und da – übrigens viel seltener, als Sie zu glauben scheinen, auch mal jemand im Ton sich vergreift, liegt wohl in der Natur der Sache. Daß darauf auch mal eine polemische Antwort gegeben wird, erfahren Sie ja gerade selber. Und: Wo, bitte, hätte ich „Hamberger weg!“ gefordert? Übrigens auch nicht in dem kurzen Gespräch, das wir unlängst hatten. Nehmen Sie also bitte die Unterstellung von Einfalt zurück oder belegen Sie sie besser.

  24. 124
    Stephan La Barre says:

    Zur Klarstellung:
    Mit „einfältig“ meine ich einige Argumente der Initiative.

  25. 125
    H. E. says:

    @ Stephan La Barré

    Sie waren ja heute in der Veranstaltung im Rathaus und hoffentlich ist Ihnen dabei einiges deutlich geworden, das Sie bisher übersehen haben.

    Vielleicht ist Ihnen ja auch aufgefallen, wie alt, wie sehr alt ausgerechnet die SPD mit ihren Argumenten aussah. Dabei gibt es zumindest keinen sichtbaren Grund, warum die SPD nicht vom Stadtrat und vom Investor verlangen sollte, mit der Bürgerinitiative und den über 1.000 Bewohnern von Moabit, die mit ihrer Unterschrift die Ziele der Bürgerinitiative unterstützen, zum Wohle von Moabit einen tragbaren Kompromiss zu finden. Warum wehren sich Stadtrat und SPD mit Händen und Füssen gegen angemessene und zumutbare Veränderungen?

    M. E. war die heutige Veranstaltung für die SPD peinlich und ein politisches Desaster. Dabei kann sich jede Partei von Mitte, die den Stadtrat zu einem tragfähigen Kompromiss „überredet“, um Moabit verdient machen. Einfacher geht es doch gar nicht!

    Und um es vorsichtshalber noch einmal ganz deutlich zu sagen:
    Niemand ist gegen Gewerbe auf diesem Grundstück und niemand ist gegen Arbeitsplätze auf diesem Grundstück. Aber die städtebauliche Form und die Größe der Gewerbeansiedlung sollten stadtteilverträglich und ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein. Was darunter in Moabit verstanden wird, kann man in den über 260 Kommentaren zu den beiden Großmarkt-Artikeln auf MoabitOnline nachlesen oder bei der Bürgerinitiative erfahren.

  26. 126
    Micky M. says:

    Was ist Bürgerbeteiligung? Leider hat sich Hr Gothe hier immer noch nicht öffentlich dazu geäußert! Ich würde hier gerne mal seine Stellungnahme lesen…?!

  27. 127
    H. E. says:

    Zu 26.

    Die letzte Stellungnahme von Herrn Gothe ist als Kommentar Nr. 16 im Artikel „InteressentInnen für den Bürgergarten gesucht“. Eine weitere – schon ältere -befindet sich im Artikel „Aktion zum Gastrogroßmarkt“.

  28. 128
    Rudolf Blais says:

    Peinliche SPD Veranstaltung

    Ich hoffe, dass die Mehrheit in der BVV Mitte bei ihrer bisherigen Linie bleibt und ein Kompromiss mit der BI Siemesstr. noch gefunden werden kann, bei dem z.B. die Gebäudewand um 10 Meter vom Bürgersteig abgerückt wird, damit die 100 Pappeln nicht gefällt werden brauchen.
    Die auf der Veranstaltung vorgestellte Lösung weicht nur unbedeutend von früheren ab – und kann nicht die Kompromißösung sein.
    Auch für die SPD Mitte müssen Umweltauflagen, Mieter- und Anwohnerschutz und zukunftsfähigere Bauvorhaben einen Stellenwert bekommen – hierzu habe ich seitens der SPD-Vertreter gestern auf der Veranstaltung wenig gehört. Aus dem Publikum gab es zahlreiche Kritik am geplanten Vorhaben Getränkegrossmarkt, z.B. dass ein solcher sich nicht mit der Einzelhandelsstruktur in Moabit verträgt und viele neue Probleme mit sich bringt, z.B. zusätzlicher Verkehr. Sollte kein Kompromiss gefunden werden, wäre immer noch eine kleinteiligere Bebauung mit kleinteiligeren Gewerbe auf dem Grundstück möglich.
    In Stuttgart ist die örtliche SPD von der Befürworterseite zu den Gegnern des Projektes Stuttgart 21 gewechselt. Der Berliner Senat hat vor wenigen Tagen die Autobahnpläne A 100 bis nach den Berliner Wahlen 2011 auf Eis gelegt. Dem sollte natürlich auch die SPD im Bezrk Mitte wie in den Abteilungen vor Ort in Moabit folgen um jetzt erst recht Farbe zu bekennen.
    Erschüttert hat mich, mit welcher Art und Weise seitens einiger Podiumsvertreter versucht wurde die beabsichtigte Schaffung von ca. 250 neuen Arbeitsplätzen gegen sämtliche Kritikpunkte des Bauvorhabens abzuwägen. Zum Glück, dass immer weniger Arbeitnehmer heutzutage darauf reinfallen – wie ich es auch den Publikumsredebeiträgen entnahm. Ich hätte mich gefreut, wenn die SPD Vertreter ihre Aktivitäten gegen das Sparpaket der Bundesregierung als auch zu den Hartz IV-Regelsätzen erwähnt hätten und auf die anstehenden Protestaktionen hierzu hingewiesen hätten. Davon leider nichts…

    Hinweis: Seitens Bündnis 90/Die Grünen und der Linken gibt es weiterhin eine Ablehnung für den umstrittenen Bau in der auf der Veranstaltung vorgetragenen Lösung (soweit es gestern berichtet wurde und mir bekannt ist).

    Rudolf Blais

  29. 129
    Uta H. says:

    Bei der gestrigen Diskussionsveranstaltung der SPD ging es um die Fragestellung – Städtebau vs. Arbeitsplätze –
    1. ob 250 Arbeitsplätze das derzeitig städtebaulich wie architektonisch äußerst suboptimale Konzept des Hamberger Großmarktes rechtfertigen
    2. ob diese (vornehmlich großmarktgerechte) Art von Städtebau und Architektur die sozialen Problemlagen des angrenzenden Wohngebiets verschärfen oder lösen wird.

    Diejenigen, die die erste Fragestellung bejahen (sie waren bei der gestrigen gut besuchten SPD-Veranstaltung weiß Gott in der Minderzahl) führen als Grund für diese Ansicht im Wesentlichen das Argument an, dass Berlin die Arbeitsplätze braucht – vor allem Moabit. Sie verweisen darauf, dass in Moabit seit der Wende 9000 Arbeitsplätze weggefallen sind. Zu diesem Punkt wurde gestern bemerkt, dass während die noch in Moabit ansässigen Unternehmen händeringend hochqualifizierte Mitarbeiter (Ingenieure usw.) suchen, sind es vor allem die Arbeitsplätze mit einem einfachen Tätigkeitsspektrum und einem geringen Qualifizierungsniveau, die in der jüngeren Vergangenheit abgebaut wurden.

    Das bedeutet:
    1. 9000 Arbeitsplätze können schneller wegfallen als Bäume wachsen.
    2. Auch wenn 9000 Arbeitsplätze wegfallen sind, die Gebäude bleiben stehen (oder wurde aufgrund des Arbeitsplatzabbaus ein einziges Gebäude abgerissen?) und damit nutzen oder schaden sie dem Stadtgebiet, je nach städtebaulicher wie architektonischer Prägung.
    3. In den letzten 20 Jahren hat in Moabit ein Strukturwandel stattgefunden, der eine große Nachfrage nach hochqualifizierten und spezialisierten Mitarbeitern ausgelöst hat. Diesem Strukturwandel des Stadtgebiets trägt das Vorhaben Hamberger Großmarkt, in dem überwiegend Menschen mit geringem Qualifizierungsniveau arbeiten werden, keine Rechnung.

    Dennoch: Es ist nicht von der Hand zu weisen, der Schaffung von Arbeitsplätzen ist höchste Priorität einzuräumen – auch in Moabit. Es gilt, alle wirtschaftspolitischen Instrumente anzustrengen, um diese Ziel zu erreichen. Ich stelle hierzu folgende Überlegung an:

    Moabit hat ca. 80.000 Einwohner. Wenn von diesen 80.000 Einwohnern 250 motiviert werden können, 250 Arbeitsplätze zu schaffen, dann wäre dem Stadtgebiet weit mehr geholfen als durch einen Großmarkt. Ich möchte hier nicht auf mein eigenes Beispiel verweisen. Ich möchte an dieser Stelle folgendes Projekt vorstellen: In einem moabiter Hinterhof hat ein engagierter Architekt durch den Umbau einer ehemaligen Porzellanmanufaktur 40! „Arbeitsplätze“ geschaffen. Dieses äußerst erfolgreiche Konzept – welches er R a u m s t a t i o n genannt hat (siehe unter http://www.raumstation-berlin.net) und das freiberuflich und angestellt Tätige aus ganz Berlin und dem Umland anzieht – wollte dieser Architekt gemeinsam mit engagierten Mitstreitern erweitern, in dem er nach und nach einige der zahlreich leerstehende Ladenflächen anmietet, ausbaut und so „Arbeitsplätze“ bereit hält, die weitere berufstätige Menschen nach Moabit locken (die ohne diese „Arbeitsplätze“ im übrigen nicht kommen würden). Hierfür hat er für die Anschubfinanzierung u.a. einen Antrag beim QM-Ost gestellt. Dieser wurde allerdings vom QM-Rat (in dem Stephan La Barré im übrigen Mitglied ist) abgelehnt, da die Schaffung/Umgestaltung von Spielplätzen (also Maßnahmen zur Steigerung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in diesem Stadtgebiet) als wichtiger erachtet wurde.

    Worauf will ich hinaus? Im Zusammenhang mit dem Großmarktprojekt wird offensichtlich, dass der Strukturwandel, der bezüglich der Unternehmen und der Arbeitsplätze in Moabit schon längst eingesetzt hat, verkannt wird. (Schlimmer noch: er wird gefährdet.) Hier wird zudem – was die Ansiedlung von Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen: Während „große“ Unternehmen (Investoren) die Lebens- und Aufenthaltsqualität des Stadtgebiets (relativ auflagen- und kostenfrei) erheblich herabmindern „dürfen“, wird kleinen Unternehmen eine Anschubfinanzierung versagt, da diese Gelder lieber einer kleinen Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität zu gute kommen sollen.

    Dabei ist es noch nicht einmal die allgemeine Denk- und Herangehensweise, die ich hier nicht verstehe. Ich verstehe vor allem nicht den Standpunkt des Stephan La Barré: Er erteilt Hamberger mit dem Verweis auf die Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für geringer qualifizierte Menschen, dahingehend die Absolution, dass er das Stadtbild nachhaltig verunstalten darf und die betroffenen Anwohner den Verlust an Lebensqualität und qualitätvollen städtischen Aufenthaltsraum bitteschön in Kauf zu nehmen haben (bzw. sich mit einer – wie auch immer – schöner gestalteten Fassade zufrieden geben sollen).

    Zurück zum Ausgangspunkt – das gestrige Gespräch: Zum ersten Mal wurde offen kommuniziert, dass der Hamberger-Großmarkt deshalb so groß gebaut werden muss, weil er in Konkurrenz zur Metro am Ostbahnhof tritt und ein kleinerer Großmarkt, zur Metro keine nennenswerte Konkurrenz darstellen würde. Es wurde dargelegt, dass in einem Wachstumsmarkt, wie er im Bereich der Hotellerie und der Gastronomie in Berlin unbestritten vorzufinden ist, ein Konkurrenz-Großmarkt zur Metro durchaus wünschenswert ist (um offenkundig das Preisniveau von Hotellerie und Gastronomie niedrig zu halten.)

    Diese Argumentation ist vollkommen nachvollziehbar – NUR: Das hat man schon vorher gewusst, bevor der Vorhabenträger sich ein Grundstück gesucht hat. Vor diesem Hintergrund ist nicht verständlich, warum der Vorhabenträger sich für dieses Grundstück entschieden hat: Er hat gewusst, dass dieses Grundstück für sein Vorhaben viel zu klein ist. Er hat gewusst, dass er erhebliche (mit höheren Baukosten verbundene) Anstrengung hätte unternehmen müssen, um die Inhalte seines Großmarktes stadtverträglich auf dem Grundstück realisieren zu können (zweigeschossige Bauweise, Tiefgarage, Parkhaus etc.) und er hat gewusst, dass das Grundstück an ein dicht bebautes und städtebaulich, stadträumlich wie sozial benachteiligtes Stadtgebiet angrenzt. Und vor allem das Amt für Stadtentwicklung hätte wissen müssen, dass die negativen Folgen eines viel zu großen Vorhabens auf einem viel zu kleinem Grundstück Wohl oder Übel dem angrenzenden Stadtgebiet übertragen werden – wogegen sich die betroffenen Menschen wehren (werden). Was an dieser Denk- und (daraus resultierenden) Vorgehensweise klug ist, was an den bisher vorgeschlagenen Lösungen innovativ sein soll, bleibt mit immer noch schleierhaft.

    Meine persönliche Einschätzung zur 2. eingangs gestellten Frage: Wenn die SPD den betroffenen Anwohnern gegenüber verlautbaren läßt: „Wer Stadtgarten und Planstraße will, muss Hamberger in Kauf nehmen.“ Dieser SPD kann ich nur entgegnen: „Wer Hamberger will (ohne dass dieser Änderungen/Abstriche an seiner bisherigen Planung vorzunehmen braucht), muss die Verschlechterung der prekären sozialen Struktur des Stadtgebiets in Kauf nehmen.“ Die SPD scheint hierzu bereit zu sein.

  30. 130
    K. S. says:

    Manches wird von beteiligten Kampfparteien doch sehr einseitig dargestellt. Beispiele: „Das Gelände ist hässlich.“ (SPD) Wirklich? Könnte man nicht zunächst einfach die Vermüllung unterbinden? „Kleine Bäume müssen erst mal groß werden.“ (BI) Ist das nicht der Lauf der Dinge? Auch als Baumfreund kann ich das nicht ändern. Ich kann lediglich den Zeitpunkt des Generationswechsels hinauszögern.

    Mein persönliches Fazit der SPD-Veranstaltung: Etwas Konkurrenz würde METRO nicht schaden. Aber bezüglich Flächenversiegelung und Begrünung müsste Hamberger dem Kiez noch deutlicher entgegenkommen. Recht gut gefielen mir die Argumente des Beraters der BI. Eigentlich sehe ich meine Straße auch als Wohn- und nicht als Mischgebiet.

  31. 131
    Rané says:

    Teile der SPD, die sich in ziemlichen Flügelkämpfen befindet, im Gegensatz zur CDU, die wahrscheinlich noch Landowski irgendeinen Berliner Ehrenpreis verleihen will. Und der FDP wünsche ich ihrem Kürzel entsprechend FastDreiProzent. Da ja im nächsten Jahr Wahlen sind, sollten sich alle Parteien überlegen, inwieweit sie die Bürgerinteressen wahrnehmen und berücksichtigen oder im Sinne von „Stuttgart21“ handeln. Wenn es nicht zu viele Nichtwähler gibt, wird die Quittung bei der Wahl kommen.

  32. 132
    H. E. says:

    S-Bahn-Misere, Mediaspree, A-100-Verlängerung, BBI-Flugrouten, Kugelahornbäume auf dem Gendarmenmarkt, Seniorenwohnhaus in Moabit, Großmarkt an der Siemensstraße. Habe ich noch etwas vergessen?

    „Sic transit gloria mundi“ oder: So vergeht der Ruhm der – SPD.

  33. 133
    T.K. alias Taylan ohne MH aus Moabit says:

    @ H.E.: Ich halte nichts von Schleichwahlwerbung für die Partei die Grünen. Für die S-Bahn Schäden kann ja wohl der Senat kaum etwas, die Bahn hat ja wohl kaum bei der Vertragsunterzeichnung gesagt, dass die S-bahn Probleme machen wird. Ist genau so, als wenn es in Moabit nur regnen würde und ich mache hierfür das Bezirksamt und herrn Hanke verantwortlich.
    Die Grünen werden irgendwie als die Retter Moabits gesehen, warten wir doch erst mal ab, bis die nächstes Jahr dann mit den Schwarzen ins Bett gehen. Es wird völlig verkannt, dass diese Partei immer weiter vom Wählerklientel (und deren Einkommen) her nach rechts rückt. Wir werden ja dann mal sehen, wenn die Ökologisierung Moabits mit viel BürgerInnenbeteiligung beendet ist, wie viel Ur-Moabiter hier im Kiez noch leben bzw. wie viele Yuppies hier dann ihre hohe Miete zahlen werden für ihre ökologisch sanierte Altbauwohnung. Das sollte bitte auch mal erwähnt sein!

  34. 134
    Kat says:

    Taylan spricht mir(Parteilos!) aus der Seele. Mein Eindruck hier wird der SPD alles Schlechte in Moabit zugeschrieben um die WählerInnen in Richtung Grüne zu schieben.

  35. 135
    Rané says:

    Denke auch, es ist besser die Parteipolitik herauszuhalten und sich um die Inhalte zu kümmern. Man weiss eh nie, welche Koalitionen sich dann bei Abstimmungen über Sachthemen, zumindest im Bezirk Mitte, bilden. Auch bei Stadträten und Senatoren geht es erstmal um die Person, nicht um die Partei. Denn wenn eine Person für die Partei nicht mehr tragbar ist, aufgrund von öffentlichem Druck u.a., wird diese Person bestimmt nicht mehr bei der nächsten Wahl berücksichtigt.

  36. 136
    H. E. says:

    Zur Information:

    In der BVV-Bauausschusssitzung am 27.10. haben nicht nur Bündnis 90 / Die Grünen sondern auch die CDU, die FDP und Die Linke starke Bedenken gegen die derzeit vorliegende Planung des Großmarktes geäußert. Daraufhin hat der Stadtrat für Stadtentwicklung auf ein Votum (als Test für die Abstimmung in der BVV) verzichtet.

  37. 137
    Jürgen Schwenzel says:

    Das Bezirksamt Mitte hat am 2.11.2010 zum BVV-Beschluss Drucksache DS 1545/III folgenden Bericht (plus Anlage1, Anlage2) beschlossen, der das Bezirksamt im Juni 2010 beauftragt hatte, zum Bauvorhaben der Firma Hamberger Einfluss zu nehmen und dabei auch einen Konsens mit der BI Siemensstraße zu bestimmten Punkten herzustellen.

    Der Bericht des Bezirksamts enthält auch folgende Zeitplanung für das weitere planungsrechtliche Verfahren:
    1.11.2010 „Redaktionsschluss“ für die überarbeitete Planung
    15.-29.11.2010 erneute öffentliche Auslegung des Bebauungsplans
    bis 17.12.2010 Auswertung der öffentlichen Auslegung
    11.01.2011 Bezirksamtsbeschluss
    26.01.2011 Befassung im Ausschuss für Stadtentwicklung
    17.02.2011 Beschluss durch die BVV

    Sollte dieser Terminplan nicht eingehalten werden können, kann sich der „Redaktionsschluss“ auch auf den 08.11.2010 verschieben. Die Auslegung würde dann vom 22.11.2010 bis zum 06.12.2010 stattfinden und der BA-Beschluss wäre am 18.01.2010. Die Termine für den Ausschuss und den BVV-Beschluss würden sich nicht verändern.

  38. 138
    H. E. says:

    Dank an die Redaktion für die Veröffentlichung.

    Kleiner Hinweis an Interessierte: Um den Bericht zu öffnen, nur „folgenden Bericht“ anklicken.

    Zu dem Bericht wird sicher noch einiges zu sagen sein, da der Inhalt m. E. zumindest teilweise aus Grimms Märchen zu stammen scheint. Aber das bedarf noch einiger Arbeit.

    Hier nur zu „Anlage 2“: Dargestellt ist ein Stadtplanauszug, in den der Stadtgarten (grün) und die Großmarkthalle (rosa mit Eintrag 1-45 VE) eingetragen sind. Hier sieht man deutlich die immense Größe der Halle im Verhältnis zur kleinteiligen baulichen Struktur des Stadtteils. Nichts zeigt besser, dass eine Halle mit der Größe nicht auf dieses Grundstück in diesem Stadtteil gehört.
    Außerdem: Wenn schon in der Planung ein privates Gebäude größer sein darf als ein öffentlicher Park, dann kann doch irgendwas nicht stimmen. Aber was?

  39. 139
    Lars says:

    Ich bedanke mich als unmittelbar angrenzender Anwohner bei der BI für ihr Engagement, denn der Schlussbericht vom 2.11. scheint genau das Entgegenkommen und den Kompromiss wiederzuspiegeln, den ich mir bei diesem Projekt gewünscht habe, und der ohne die BI bestimmt nicht zustande gekommen wäre.
    Jedoch ist jede weitere Forderung nach weiteren Reduzierungen der Baumaßnahme in meinen Augen nur noch reines Anti-Denken und Handeln frei nach dem Uli Stein-Comic mit dem Pinguin: „Ich bin dagegen!“ Ich jedenfalls bin nicht mehr dagegen und ein Kompromiss bedeutet ja auch, dass sich beide Seiten bewegen und Abstriche machen. Aber vielleicht sehe und verstehe ich das ja auch falsch, weil ich nicht in der Tiefe im Thema stecke. Aber es hat für mich den Anschein, als wenn die BI einfach nur an ihrem ganz eigenem Wunschdenken von einer Stadtentwicklung festhält ohne selber Kompromisse zuzugestehen und eingehen zu wollen .

  40. 140
    H. E. says:

    @ Lars

    Hier nur zwei Beispiele, warum es weitergehen sollte und weitergehen wird:

    1. In dem „Bericht“ von Stadtrat Gothe wird unter „Zu 4“ gesagt: „Insgesamt wird mit der überarbeiteten Planung die Versiegelung der Fläche des Großmarktes nochmals reduziert“.

    Die Wahrheit dazu ist: Das Gebäude wurde um 0,8 m schmäler, wodurch seine Grundfläche um 0,8 m x 180 m (Länge) = 144 m² reduziert wurde (Bei einer Gesamtfläche von 18.000 m²).
    Übertragen auf die GRZ, die auch das zulässige Maß der Versiegelung des Grundstückes angibt, bedeutet das eine neue GRZ von 0,966, aufgerundet 0,97. Die GRZ der bisherigen Planung war ebenfalls 0,97. Wo ist da die von der BVV geforderte geringere Versiegelung des Bodens?

    2. In dem Bericht steht unter „Zu 1“: „Im Januar 2010 betrug der Abstand (des Gebäudes) zur Straße 1,50 m und wurde im Frühjahr 2010 durch Verschieben des Großmarktes auf 2,30 m erhöht.“

    Die Wahrheit ist: Das Gebäude wurde zwar verschoben und damit um weitere 80 cm von der Siemensstraße abgerückt, dafür wurde jedoch der bis dato vorgesehene 80 cm breite Pflanzstreifen an der Umgehungsstraße geopfert, wodurch hier die Situation drastisch verschlechtert wurde. Dieses wird jedoch in dem Bericht verschwiegen.

    Soweit vorerst mal, der sinngemäße Rest kommt noch.

  41. 141
    Kat says:

    Beifall für Lars in 139., Lars hat es auf den Punkt was die BürgerInnen zu denken scheinen. Es wird scheinbar nur gekämpft um des Kämpfens. Interessant wäre zu erfahren, wer überhaupt noch hinter dem Kampfwillen und den Aussagen der BI steht. Die Tochter meiner Freundin, will dies vielleicht als Refarats-Thema nehmen und hat vorab willkürlich BürgerInnen auf der Strasse befragt. Tenor: Sechszehn reichen die Kompromisse, eine Person stimmt den Forderungen der BI zu, eine Person ist unschlüssig, drei wollten sich nicht äußern.
    Warum geht die Politik auf die Forderungen der BI dergleichen ein, ohne zu wissen, ob dies in diesem Moment noch oder überhaupt der Wille der BürgerInnen Moabits ist.

  42. 142
    Lars says:

    @ H.E.

    zu 1: Mir scheint, dass die Minderung der Folgen der Bodenversiegelung durch die vergrößerte Dachbegrünung in der Ausführung nicht entsprechend berücksichtigt wird.

    zu 2: Ich lese im Schlussbericht etwas von 3 m (in der Anlage detailiert von 3,12 m) und nicht von 2,30 m, des weiteren ist mir ein Pflanzstreifen an der Umgehungsstraße, welche nur an einem Bahngelände vorbeiführt und garantiert keine Spaziergänger haben wird, reichlich egal. Ich habe lieber das Grün in (m)einer Straße, in der auch die Anwohner etwas davon haben.

  43. 143
    H. E. says:

    @ Lars

    Wenn Dir ein mit kümmerlichem Gras bewachsenes Flachdach mit Lüftungsrohren und Lüftungsgeneratoren als Ausgleich für 15.900 m² zubetonierte Bodenfläche (Parkplätze und Fahrstraßen) ausreicht,
    wenn Du lieber auf eine Wüste aus Beton, Pflaster und Autos unter einem Blechdach sehen möchtest statt auf Autos unter Bäumen und hinter Buschreihen und
    wenn Du sechs Monate im Jahr auf eine 200 m (bisher 180 m) lange eintönige Beton-, Plastik- oder Blechfassade sehen möchtest, weil bekanntermaßen manchmal die Bäume keine Blätter haben,
    dann kannst Du das z. B. heute schon (aber nur ansatzweise) beim Hellweg-Baumarkt in der Quitzowstraße üben.

    Ich möchte es nicht und viele andere auch nicht.

  44. 144
    Jürgen Schwenzel says:

    Die im Kommentar 137 benannte „Vorzugsvariante“ der Terminschiene für die erneute öffentliche Auslegung des Bebauungsplans ist offenbar nicht zustande gekommen, da in der heute veröffentlichten Ausgabe Nr. 46/2010 des Berliner Amtsblatts die Auslegung für den „Ersatzzeitraum“ angekündigt wurde.
    Damit ergibt sich als jetziger Zeitplan der Verfahrensschritte:

    22.11-06.12.2010 erneute öffentliche Auslegung des Bebauungsplans
    18.01.2011 Bezirksamtsbeschluss
    26.01.2011 Befassung im Ausschuss für Stadtentwicklung
    17.02.2011 Beschluss durch die BVV

    Die Frist für Stellungnahmen zu den veränderten Plänen ist identisch mit der Auslegungsfrist. Nicht fristgerecht abgegebene Stellungnahmen können unberücksichtigt bleiben.

  45. 145
    Guido says:

    Und man kann sich nur zu den Änderungen äußern!

  46. 146
    Jürgen Schwenzel says:

    Eine solche Begrenzung der Stellungnahmen in dem Verfahren nur zu den Änderungen ist offenbar NICHT TATSÄCHLICH gegeben. Nachfolgend der Wortlaut der Veröffentlichung im heute (12.11.2010) veröffentlichten Amtsblatt:

    Erneute öffentliche Auslegung eines Bebauungsplanentwurfes
    Bekanntmachung vom 29. Oktober 2010

    PlanG1 207
    Telefon: 9018-45854 oder 9018-20, intern 918-45854

    Der Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes 1-45 VE vom 6. Mai 2010 für das westlich des Grundstücks Siemensstraße 27 gelegene Flurstück 343 und einer Teilfläche der künftigen Planstraße im Bezirk Mitte, Ortsteil Moabit liegt mit der geänderten und ergänzten Begründung mit Umweltbericht und darin enthaltenen umweltbezogenen Informationen zu Tieren und besonderem Artenschutz, Baum- und Pflanzenbestand, Boden, Wasser, Klima, Ortsbild usw. sowie einem geänderten und ergänzten Gutachten zum Schallschutz gemäß § 4a Absatz 3 des Baugesetzbuchs erneut öffentlich aus. Er wird in der Zeit

    vom 22. November 2010 bis einschließlich 6. Dezember 2010

    Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr; Donnerstag von 9 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 14 Uhr im Bezirksamt Mitte von Berlin, Zimmer 165, Müllerstraße 146, 13353 Berlin sowie nach telefonischer Vereinbarung bereitgehalten.

    Während der Auslegungsfrist können zu den geänderten und ergänzten Teilen Stellungnahmen abgegeben werden. Diese sind in die anschließende Abwägung der öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander einzubeziehen. Nicht fristgerecht abgegebene Stellungnahmen können unberücksichtigt bleiben.

    Ein Antrag nach § 47 der Verwaltungsgerichtsordnung ist unzulässig,soweit mit ihm Einwendungen geltend gemacht werden,die vom Antragsteller im Rahmen der Auslegung nicht oder nur verspätet geltend gemacht wurden, aber hätten geltend gemacht werden können.

  47. 147
    H. E. says:

    @ Jürgen

    Wieso, im vorletzten Absatz steht doch eindeutig „…zu den geänderten und ergänzten Teilen …“?

  48. 148
    Jürgen Schwenzel says:

    @H.E.: Danke, habe vor dies gesucht und dennoch vorher mehrfach überlesen, der Kommentar 146 ist jetzt entsprechrnd korrigiert.

  49. 149
    H. E. says:

    Heute ist es im Tagesspiegel: Der Bebaungsplan (2. Versuch) für den Hamberger-Großmarkt wird tatsächlich vom BA erneut ab Montag öffentlich für die Bürgerbeteiligung ausgelegt. Man kann ihn dann auch im Internet einsehen unter http://www.berlin.de/ba-mitte/org/stadtplanung/bauleitplanung.html

    Hierzu ist zu sagen:
    Die Änderungen im Bebauungsplan, wenn sie denn überhaupt bemerkt werden, entsprechen nicht einmal ansatzweise den Forderungen der BI. Sie entsprechen auch nicht dem Ersuchen, das die BVV im Juni an die Abt. Stadtentwicklung und an Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) gerichtet hat.
    Die Änderungen sind in keiner Weise mit der Bürgerinitiative abgestimmt, sondern von der Abt. Stadtentwicklung und dem Investor festgelegt worden. Falls sie in der Erläuterung als großer Gewinn verkauft werden, sollte man sich nicht täuschen lassen.

    Die BI wird voraussichtlich Anfang der Woche hier an dieser Stelle die Änderungen erläutern.

  50. 150
    Kat says:

    @ 149.: Ist doch unwichtig was die BI will und ob deren Wille eingebaut wurde, interessant ist einzig wie die Bürger und Bürgerinnen auf diesen neuen Plan reagieren.