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Das „Rialto“ in der Gotzkowskystraße

Eine Berliner Eisgeschichte

Als Eva und Frank Henschel das „Eis-Café“ in der Gotzkowskystraße 10 im Jahr 1956 eröffneten, wussten sie noch nicht, dass man noch heute an der gleichen Adresse hochwertiges Eis essen kann. Das junge Berliner Paar, der Konditor und die strahlende Blondine, machten aus dem Café ein Moabiter Kleinod und legten den Grundstein für über 50 Jahre Eistradition in der Gotzkowskystraße. „Die Eisdiele war sehr schick eingerichtet, fast schon zu schick für die Gegend. Im Sommer standen die Leute bis an die Turmstraße an, um Eis zu essen. Es war eine kleine Goldgrube. Nur wenn alle Baden gingen, und wir im Geschäft bleiben mussten, war es manchmal schwer. Aber uns haben immer viele Freunde besucht“ – erinnert sich Eva Henschel. Sie ist nach 54 Jahren noch mal zu Besuch gekommen in ihr „Eis-Café“, das heute „Rialto“ heißt.

Der Mann, der seit neun Jahren das Eis im „Rialto“ selbst herstellt und verkauft heißt Osama Baba. Er ist stolz auf sein „Qualitätseis“, mit Recht. Denn die Eiscreme wird täglich frisch zubereitet und das nur mit guten Zutaten, ohne Chemie, ohne Farbstoffe. Die klassische Eismaschine der Firma Carpigiani tut schon 42 Jahre ihren Dienst. „Hierfür bekommt man wenigstens Ersatzteile, das ist eine gute Marke“, meint Baba. „Wie mit den alten Autos, diese Automatik ist nichts…“ Man muss bei der Herstellung auch auf die Reihenfolge der Farben achten, zuerst die hellen, dann Nuss, dann Schokolade usw.

Osama Baba stellt das sogenannte „Glatteis“ her. Das hat eine viel dichtere Eismasse, ist fast doppelt so schwer wie das von ihm verpönte „Lufteis“ und wird glatt in die Eisbehälter gestrichen. Aber qualitativ ist das Eis viel besser, denn es enthält weniger Wasser und Luft. Dafür wesentlich mehr Geschmack. „Diese großen Eisberge, die man in vielen Eisgeschäften sieht, sind eine Mogelpackung. Das sieht toll aus, da ist aber nichts drin.“ Das kann man vom Rialto-Eis nicht behaupten. Das schmeckt unglaublich nach Schokolade und schmilzt kaum. Ein Qualitätsmerkmal für Eis. Auch das Fruchteis im Sommer wird nur mit frischen Früchten zubereitet.

Den Namen „Rialto“ trägt die Eisdiele seit 1961.Da haben die Italiener Milo Coletti und Marco de Marco das „Eis-Café“ übernommen, ausgebaut und eigens hierfür Möbel aus Italien kommen lassen. Die runden Tische und Stühle kann man heute noch im „Rialto“ bewundern, die kleine Metallmarke an der Rückenlehne verrät die Herkunft: „T. Archiotti ( Treviso)“. Auch die Espressomaschine ist original, seit rund 30 Jahren, ebenso wie Teile des Tresens. 1996 übernahmen Rita Völker und Gianpietro Campaci das „Rialto“. Heute ist Rita Völker die gute Seele der Filiale „Dolomiti“ in der Lehrter Straße 26 b, Eis verkaufte sie schon 1963 im „Rialto“. Sie erinnert sich noch lebhaft daran, wie die Straßenbahn immer quietschte, an der Endhaltestelle Beussel-/Ecke Zwinglistraße.

Viele Geschichten drehen sich rund um die kleine Eisdiele „Rialto“ – vielleicht kennen Sie auch eine?
Die Redakteurin der „moabiter Inselpost“, Kerstin Heinze, freut sich über Ihre Zuschriften. Sie war 1956 noch nicht auf der Welt, aber ihre Tante und Onkel Eva und Frank Henschel und das „Eis-Café“, das heutige „Rialto“ (Inh. Dr. Jalal Otman).

Text: Kerstin Heinze, zuerst erschienen in der Moabiter Inselpost, Nr. 2, Mai 2011

2 Kommentare auf "Das „Rialto“ in der Gotzkowskystraße"

  1. 1
    christian says:

    Wie schön dass es das Rialto noch gibt. Damals in den 80ern, als dort wohnte, der beste Kaffee in ganz Moabit und eine stets freundliche Bedienung. Nach dem Aufstehen eine Zeitung holen und um die Ecke im Rialto den Kaffe genießen, denke ich gerne dran zurück.

  2. 2
    Frank Braun says:

    Vielen Dank für den netten Artikel. Ich habe 6 Jahre von 1990 bis 1996 direkt über dem Rialto gewohnt und erinnere mich gerne an diese nette Eisdiele zurück……war überhaupt ne schöne Zeit im Moabiter Kiez…lebe jetzt wieder am Niederrhein.

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