Noch ein Hotel
Vivico baut für Steigenberger
Den Bau eines zweiten Hotels – nach dem Meininger – auf der Südseite des Berliner Hauptbahnhofs noch in diesem Jahr kündigten heute die Vivico Real Estate und die zur Steigenberger Hotels AG zugehörige InterCityHotel GmbH an. Bis Ende 2013 soll der Bau des 8-geschossigen, 30 Meter hohen Mittelklassehotels mit 412 Zimmern und zehn Konferenzräumen (insges. 800 m2) fertig sein. Es liegt direkt südlich des Bahnhofs zwischen Clara-Jaschke-Straße und Katharina-Paulus-Straße. Ein Restaurant und eine Lobbybar gehören ebenfalls zum Hotel, das Grundstückseigentümer Vivico selber bauen wird. Die InterCityHotel GmbH wird das Hotel über einen 20-jährigen Pachtvertrag betreiben. Ein weiterer, nicht zum Hotel zugehöriger Gastronomiebetrieb soll „das Gebäude in das Umfeld öffnen“. Das Gebäude wird eine Bruttogrundfläche von 19.800m2 umfassen und Raum für 70 Parkplätze bieten. Verantwortlich für die Architektur des Gebäudes ist das Büro Reichel + Stauth aus Braunschweig, das für die Vivico seit mehreren Jahren die Planungen für das von der Vivico sogenannte „Lehrter Stadtquartier“* mit drei Blöcken für Hotels und einem vierten Block mit einem Kongresszentrum entworfen hatte. (*Anmerkung: die Blöcke südlich des Bahnhofs wurden zunächst als „Lehrter Stadtquartier“ vermarktet, jetzt heißt das Neubaugebiet südlich wie nördlich des Hauptbahnhofs „Europacity“.)
Auch Porr Solutions baut für Steigenberger
Am 9. November 2011 gaben die CA Immo Deutschland und die Steigenberger Hotel Group bekannt, dass östlich des geplanten „Intercity Hotel“ ein weiteres Hotel der Steigenberger Gruppe, diesmal auch unter der Luxus-Marke Steigenberger, entstehen soll. Das Haus soll über 340 Zimmer und Suiten, einen großen Konferenzbereich und ein hochwertiges Spa- und Wellnessangebot verfügen. Gastronomische Einrichtungen in diesem Haus sind als „Outlets“ vorgesehen. Investor und Projektentwickler für dieses Hotel ist die PORR Solutions Deutschland GmbH, ein Unternehmen der in Wien ansässigen PORR Gruppe. PORR Solutions hat das Grundstück von der CA Immo erworben und investiert rund 75 Mio. Euro in den Hotelneubau. Der Baubeginn ist für den Herbst 2012, die Eröffnung im ersten Halbjahr 2014 geplant.
weitere Nachträge zu den Blöcken südlich des Bahnhofs:
Grundsteinlegung für das Intercity Hotel am 28.11.2011, link zur Pressemitteilung der CA Immo und ein Artikel der Berliner Zeitung über die Planung rund um den Hauptbahnhof.
Richtfest für das Intercity Hotel (Berliner Woche vom 22.10.12, plus Kommentar zur Architektuqualität).
Die CA Immo will jetzt auch den vierten Block (oben auf dem Bild noch ohne Fähnchen) beginnen, mit Blick zum Kanzleramt zieht hier eine internationale Anwaltskanzlei ein, die die Bundesregierung bei Immobiliengeschäften der TLG beraten hat (siehe Artikel in der Welt, Berliner Zeitung, Berlin-Hauptbahnhof-Blog und Pressemitteilung der CA Immo).
Der ominöse Investor 3 (aus der Gesundheitsbranche) hat anscheinend den Kauf rückgängig gemacht, jetzt ist Becken Development und HanseMerkur Versicherung dran, wie die Immobilienzeitung meldet.
Richtfest des 4 Sterne Steigenberger Hotels „Am Kanzleramt“ (Bericht Berliner Zeitung, Seite der PORR). Die Fertigstellung mit 339 Zimmern, 23 Suiten, einen Restaurant, Konferenzräumen, einen Ball- und Multifunktionssaal ist für Mai 2014 geplant.
Der Bau des vierten Bocks zwischen Bahntrasse und Spree ist gestartet (s. oben vorvorletzter Nachtrag). Er wird „John F. Kennedy“-Haus heißen, 30 Meter hoch mit 8 Geschossen, ein Bürogebäude. Bisher sind 40% vermietet an die Rechtsanwaltskanzlei White & Case LLP, der Arbeitsplatzvermittler Regus und der Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle. Architekten sind das Münchener Büro Auer + Weber + Assoziierte. Geplante Fertigstellung 2015 (siehe: Berliner Woche zum Baubeginn, etwas ausführlicher Berliner Morgenpost, Bericht von der Grundsteinlegung im Tagesspiegel und die Pressemitteilung der CA Immo).
Mit einer Kinderbaustelle hat die Becken Development GmbH ihre Baustelle eingeweiht, wie die Berliner Woche meldete.
Das Intercity-Hotel ist jetzt fertig (Tagesspiegel). Das Baustelle des Steigenberger daneben wird auch wohl nicht mehr dauern. Zwei weitere Hotels nördlich des Bahnhofs an der Invalidenstraße sind bei diesem MoabitOnline-Artikel im Nachtrag erwähnt.
Neues von Becken Development: das Bürogebäude südlich des Hauptbahnhofs wird Bertha Berlin heißen und soll bis 2016 fertig sein (Berliner Zeitung und Berliner Woche).
Hier ein aktuelles Bild und Artikel zum Baubeginn von Bertha Berlin (Berliner Woche).
Grundsteinlegung Bertha Berlin und weitere Projekte nördlich und südlich des Hauptbahnhofs (Tagesspiegel) und natürlich beobachtet das Architekturforum den Baufortschritt.
Interview mit Daniel Libeskind über Architektur in Berlin, der letzte Abschnitt vernichtend zu den Vierteln um den Hauptbahnhof.
Berlins Hotelbauboom hält an, dank vieler Konferenzen (Tagesspiegel).
Vier mal Fehlalarm im InterCity Hotel (Berliner Morgenpost).
Büroeinweihung Jones Lang LaSalle im John F. Kennedy Haus im Juni 2015.
Richtfest Bertha Berlin am 15. Oktober 2015 um 15 Uhr (Pressemitteilung Bezirksamt und Bericht der Berliner Woche).
Kubus auf dem Washingtonplatz (Tagesspiegel).
Anscheinend gibt es Vermarktungsschwierigkeiten für Gastronomie und Einzelhandel in den Blöcken südlich des Hauptbahnhofs. Kann es sein, dass die erwarteten Mieten vielleicht zu hoch sind? Antwort der CA-Immo als Anlage zum Bezirksamtsbeschluss vom 7.6.2016 (Beschluss der BVV, Drs. 2512/IV).
Tagesspiegel: „Glaskubus und Turm für den Hauptbahnhof“
Schön schauts aus!
schöne Architektur. Gewinnt sicherlich einen Architekturpreis. *duck und renn*
Schön schauts nicht aus!
Noch ein grauer Kasten am Bahnhof.
Gibt es für die Umgebung des Bahnhofes und für das Heidestraßen-Areal eigentlich eine vom Senat oder vom Bezirk beschlossene sogenannte „Gestaltungssatzung“?
Das aufwendige Architektur den investerienden Unternehmen zur Zeit noch zu viel des Guten ist, ist ja mehr oder weniger schön und gut, aber eine etwas ansprechendere Fassadengestaltung kann die Baukosten ja wohl kaum merklich in die Höhe treiben. Ich verstehe die Unternehmen einfach nicht.
Sagte nicht der zuständige Baustadtrat von Berlin (Ephraim Gothe), dass sich ein BAu wie das des Beton Bunkers südlich des Hauptbahnhofs nicht wiederholen darf?
Willkommen im Legoland.
Unsere Senatsbaudirektorin hat sich im Tagespiegel wieder zur Architektur rund um den Hauptbahnhof geäußert: http://www.tagesspiegel.de/berlin/am-hauptbahnhof-greife-ich-massiv-ein/3883210.html
Hört, hört, jetzt wird sie massiv! Das sollte sie nicht nur am Bahnhof sondern auch in Moabit werden. Und zwar schnell, bevor z. B. die nächste Mauer entlang der Quitzow- und Siemensstraße fertig ist.
Der Artikel und die Aussagen von Frau Lüscher sind recht schwammig. Was meint sie, wenn sie davon redet, dass der Bahnhof einen Rahmen brauche und dieser durch vier Blöcke gebildet werde? Meint sie damit die Sichtsperren, die in Form von Meininger-Hostels und ähnlichem direkt um den Bahnhof herum gebaut wurden und werden? Wenn erst mal alle vier fertig sind, sieht man von der „Diva“ nichts mehr … Von „Am Hauptbahnhof greife ich massiv ein“ kann ich beim besten Willen bislang nichts erkennen.
Ach, habe gerade ttt gesehen, was da ein Londoner Architekt für Ideen hat, super. Dagegen in Berlin, RitterSport in allen Bezirken, incl. einer Nullachtfünfzehn-Architektur. Und dann unsere Verwaltungsbürokratie, die soviel Magengeschwüre verursacht, dass kein Arzt mehr dieses bewältigen kann. Gilt natürlich nur für Ärzte, die nicht abgeschrieben haben.*g*
Zu 10.
Ja, nur muß man die Ideen auch bezahlen können und Sie müssen realistisch sein. Der Hauptbahnhof ist ja nunmal nicht „der Mittelpunkt der Erde“. Was erwarten die Leute denn von der Umgebung des Bahnhofes? Hotels gehören nunmal in die Nähe von Bahnhöfen und wenn sie dann so aussehen wie abgebildet, kann man doch damit leben.
Aber nee, als ordentlicher Moabiter muß man ja über alles meckern.
bezahlen können oder bezahlen wollen? Und ja, Hotels können in die Nähe von Bahnhöfen gehören, aber müssen nicht dicht am Bahnhof gebaut werden.
diesmal auf der anderen Seite des Bahnhofs: noch zwei Hotels in einem Block
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/archiv_volltext.shtml?arch_1107/nachricht4416.html
@13: Kann genauso in Berlin-Mitte oder Friedrichshain stehen. Ich sag nur copy und paste. Warum machen die mal keine Fassade komplett aus vertikalen Pflanzen? Wäre doch n Hingucker und pflegeleichter? Gibts doch so in ähnlicher Form am Lafayette, Friedrichstraße.
Zum 1. Juli 2011 ist die Vivico Real Estate GmbH in die CA Immo Deutschland GmbH umbenannt worden. Markenänderung nennt sich das!
http://www.caimmo-deutschland.de/presse/pressemeldungen/presse/article/vivico-tritt-kuenftig-unter-ca-immo-auf.html
Doch kein Hotel: Hotelplanung mutiert zum Sitz eines „Gesundheits“-Konzerns
Unter „Lehrter Stadtquartier“ hatte die CA Immo Deutschland GmbH die fünf Baufelder südlich des Hauptbahnhofs versucht zu vermarkten. Ziel war es gewesen dort Hotels und ein Kongresszentrum zu errichten. Realisiert wurde als erstes Objekt das Meininger Hotel. Doch dann geriet die Vermarktung ins stocken. Für ein zweites Hotel in dem Bereich – das „Intercity Hotel Berlin Hauptbahnhof“ – plant die CA Immo selber als Investor und Bauherr aufzutreten.
Jetzt teilte CA Immo mit, dass sie ein weiteres Baufeld des „Lehrter Stadtquartiers“ (Feld „MK6“ im Bebauungsplan II-201a) – auch diese Baufelder werden allerdings mittlerweile von der CA Immo als Bestandteil der „Europacity“ vermarktet – an „eine führende Unternehmensgruppe des deutschen Gesundheitsmarktes“, die noch nicht namentlich genannt werden möchte, verkauft hat.
Auf dem veräußerten Grundstück kann ein Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 19.500 m² errichtet werden. Der Baubeginn ist für 2013 vorgesehen. Genutzt werden soll das Gebäude einerseits als eigener Firmensitz des Grundstückserwerbers sowie andererseits für Angebote und Dienstleistungen aus dem Bereich Gesundheit.
Das Grundstück liegt an der Ecke Alt Moabit / Katharina-Paulus-Straße, östlich angrenzend an den ULAP-Park. Darauf, dass das zu errichtende Gebäude einen unverbaubaren Blick auf Spree, Kanzleramt, Innenministerium und Reichstag bieten wird, weisst die CA Immo besonders hin, etwas was Fans des Berliner Hauptbahnhofs gerne auch für den Bahnhof bzw. für den Blick auf ihn hätten 😉 .
Vielleicht ist ja die ungetrübte Sichtbeziehung zu Regierung und Parlamentarieren interessanter als der bisher vorgesehene „Gesundheitsstandort“ im nördlichen Bereich der Europacity – mit Blick auf Bayer Medical Care :D.
Wer das Regierungsviertel kennt oder einmal besucht hat, dem fällt es auf, dass es sehr viele Freiräume, Sichtachsen und nutzbare Grünflächen gibt.
Dort kann man Drachen steigen lassen, Musik machen etc. Hier ein kurzer aber schöner Film: http://berlinhauptbahnhof.wordpress.com/2011/10/03/einheitliche-harmonie/
An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage: Warum „muss“ der HBF komplett „zugebaut“ werden?
Könnten nicht partiell ökologisch wertvolle Parkankagen entstehen? Gesähte Wildwiesen beispielsweise?
Quasi eine Art Fortführung der Gestaltung des Regierungsviertels?
Der HBF in Darmstadt hat auch einen Park „vor der Tür“ 🙂
Nein, das geht nicht, weil wir in Berlin und in Mitte eine SPD an der Regierung haben, deren Personal m. E. in städtebaulicher Hinsicht abartige Entscheidungen trifft und damit völlig einseitig den Investoren und auch der Deutschen Bahn den Weg zu mehr Profit ebnet – und dieses zu Lasten der Umwelt der Menschen.
Die endlose Zahl der Bürgerinitiativen und das derzeitige Verhalten der SPD in den laufenden Koalitionsverhandlungen, oder besser: in den gegen den Wählerwillen gerichteten Koalitionsverhandlungen, zeigen doch in aller Deutlichkeit, was in Berlin zumindest in der Baupolitik in den letzten Jahren schief gelaufen ist, was auch jetzt noch schief läuft und möglicherweise bei einer Koalition von SPD und CDU erst recht weiter schief laufen wird.
Es hilft nur eins: Noch mehr und noch größere Bürgerinitiativen.
Nur zur Information: Die CA Immo Deutschland GmbH ist eine private Gesellschaft, die nicht der Stadt Berlin gehört. Insofern müsste man sich zunächst einmal informieren, welchen Einfluss der Senat hier überhaupt hat.
PS: Man wählt keine Koalition, sondern gibt seine Stimme einer Partei, der es überlassen bleibt, vorher mögliche Koalitionen anzukündigen oder auch nicht. Insofern kann es keine Koaltion gegen den in Wahlen artikulierten Wählerwillen geben. Und die SPD hat keine Koalition ausgeschlossen.
Noch mehr und noch größere Bürgerinitiativen? So wie die Silberahorn-Sekte, die selber den Bürgerwillen, nur halt in anderen als den ihrigen Versammlungen eindeutig artikuliert, ignoriert? Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo im Rahmen des Moabiter Ratschlags sachlich und für Moabit diskutiert worden ist, aber diese Zeiten kommen mir mittlerweile gefühlt so weit entfernt vor wie die Kaiserzeit.
Dann doch Parteien? Deren Unterschiede verblassen zum Teil bis zur Unkenntlichkeit, Hauptsache Pöstchen. Leben wir noch Demokratie oder ist das nur noch eine gemalte Kulisse, so wie vor Zeiten am Leipziger Platz?
@ prolet
Wenn Du Dich z. B. an der Bürgerinitative Siemensstraße gegen das Fällen von 130 Pappeln und für einen kleineren Großmarkt beteiligt hättest und dabei die Gespräche mit der Abt. Stadtentwicklung und manchen Fraktionen, die Kommentare aus der Politik und die Redebeiträge von Abgeordeten im Ausschuss für Stadtentwicklung und von Fraktionsvorsitzenden in der BVV erlebt hättest, würdest wahrscheinlich auch Du die Notwendigkeit von mehr Bürgerinitiativen sehen.
Ich jedenfalls hatte in der Tat den Eindruck, dass das gesamte Genehmigungsverfahren eine gemalte demokratische Kulisse ist. Deprimierend, kann ich nur sagen.
Zum Park: Ein Park bleibt eine Vegetationsfläche, auch wenn man einige Bäume mehr oder weniger absägt, aber eine Vegetationsfläche und eine komplette stadtbildprägende Baumreihe sind für immer verloren, wenn man statt dessen alles hemmungslos zubetoniert und dabei sämtliche Ziele einer gesunden Stadtentwicklung ignoriert.
Zum Beton: Heute im Tagesspiegel wird Sigmar Gabriel mit dem Ausspruch zitiert: „Eine wirtschaftsfreundliche Infrastruktur sei Grundlage des Wohlstands“. Dieses Argument scheint sich die SPD in Berlin in ihrem Beton-Rausch zu eigen gemacht zu haben. Leider hat Herr Gabriel dabei die Wörtchen „nicht allein“ vergessen, da es besser heißen sollte: „Eine wirtschaftsfreundliche Infrastruktur sei nicht allein Grundlage des Wohlstands.“
Will sagen: Beton allein ist kein Allheilmittel. So lange ein Großteil der Bürger nicht genug verdient, um das konsumieren zu können, was mit der Hilfe von zu vielem Beton noch schneller produziert oder noch besser verkauft werden soll (z. B. in einem zukünftigen Großmarkt an der Siemensstraße oder Einkaufszentrum bei Schultheiss), wird auch Beton in großen Mengen nicht helfen.
@ H.E.:
Völlig richtig. Aber damit die Berliner mehr verdienen, muss erst einmal die Berliner Wirtschaftspolitik verstärkt werden, die in den letzten Jahren stark vernachlässigt worden ist. Nicht nur bei der Anzahl der Arbeitsplätze, sondern auch bei den Gehältern hinkt Berlin den meisten anderen Bundesländern hinterher. Und Arbeitsplätze werden auf absehbare Zeit nicht im öffentlichen Sektor, sondern in der Privatindustrie geschaffen. Bei aller Berechtigung von Bürgerinitiativen hinsichtlich der Partizipation besteht deren Ziel aber in der Regel in der Verhinderung von was auch immer. Aber damit eine Stadt in der Größe von Berlin überhaupt regierbar bleibt und große Infrastrukturprojekte überhaupt durchführbar bleiben, muss der Beteiligung klare Grenzen gesetzt werden. Bürgerinitiativen schaffen nämlich keine Arbeitsplätze und sind auch nicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Und ich wüsste nicht, wo das Geld für höhere Gehälter herkommen sollte, wenn man privaten Investitionen weitgehend ablehnt. Jedenfalls glaube ich, dass eine große Koalition, wenn es denn dazu kommt, für Berlin zum jetzigen Zeitpunkt richtig ist.
Danke für den netten Hinweis, ich habe über etliche Mieter (gute Bekannte) dort mitbekommen, daß es da auch innerhalb der BI konträre Partikularinteressen, verbunden mit gegenseitiger Anfeindung gab. Ich wohne dort nicht, habe aber trotzdem meine Einwendungen geschrieben und als das Verfahren begonnen hatte, auch dortige Mieter mobilisiert und mit Informationen ausgeholfen. Und aus Ausschußsitzungen kenne ich das Verfahren sehr wohl! Ich kann und will mich aber – trotz fast dreißigjährigem Engagement im Bezirk – nicht an allem und jedem beteiligen. Zu den – zum Teil sichtbar geschädigten bzw. schon abgestorbenen – Pappeln habe ich meine eigene Meinung.
Noch mal, auch in diesem Thread, es geht um sinnvolle Investitionen mit nachhaltiger Wirkung die vollwertige Arbeitsplätze schaffen und nicht den Niedriglohnsektor ausweiten. Wenn allerdings beide Parteien, die nun wohl eine Koalition bilden, nicht aus der Vergangenheit ihrer „Betonfraktionen“ gelernt haben, gibt es Widerstand auf allen Ebenen. Empfehle das Jurastudium, denn Anwälte und Gerichte werden dann viel Arbeit haben, wie auch im Bund.
@ Rané:
Hier geht es um den Bau eines Hotels, in den anderen Foren etwa um den Moabogen oder um das Schultheiss-Areal. In allen diesen Fällen geht es wohl sicher nicht um eine „Ausweitung des Niedriglohnsektors“. Eine etwas sachlichere Diskussion wäre hier angebracht. Wenn sich nachhaltige und sinnvolle Investitionen daran messen lassen müssen, ob vollwertige Arbeitsplätze entstehen, dann ist das bei den genannten Beispielen der Fall. Ich glaube nicht, dass wir noch mehr Juristen brauchen, die davon leben, dass sich andere streiten. Mir wäre es lieber, wenn sich mehr Menschen für produktive Tätigkeiten interessieren würden, die einen tatsächlichen Mehrwert schaffen.
Was macht dich so sicher, das mit den Hotels und Hostels, die in letzter Zeit gebaut wurden, keine Ausweitung des Niedriglohnsektors statt gefunden hat? Wo doch selbst Luxushotels ihre Mitarbeiter auspressen bis zum gehtnichtmehr.
Nachtrag: Und mit einer SPD/CDU-Regierung wird sich da auch nix ändern in Bezug auf Niedriglohnsektor. Allerdings wäre das mit SPD/Grüne auch nicht besser geworden.
@ L. S. (Kommentar 25)
In welcher Welt lebst Du eigentlich? Wahrscheinlich weißt Du nicht einmal, dass Friseure zum großen Teil für 3,90 € pro Stunde arbeiten und Kellner für 7,50 €. Ich kenne einen Fall, wo eine Berlinerin ein ganzes Museums-Cafè als Mitarbeiterin allein betreut und dafür 6,50 € pro Stunde bekommt. Und das auch nur so lange, bis sie die 400-€-Grenze erreicht hat, dann kommt nämlich eine andere Mitarbeiterin, die immerhin 7,50 € verdient.
Was verdienen denn z. B. die Leute im Moabogen an der Kasse und wie viele Stunden dürfen sie wöchentlich arbeiten?
Wenn hier jemand sachlicher diskutieren sollte, könntest Du selbst endlich mal damit anfangen.
Vielen Dank für die Aufklärung! Das Friseur-Beispiel kennt wohl inzwischen jeder halbwegs Informierte. Schön, dass es nun auch hier im Forum angekommen ist. Die Löhne im Einzelhandel waren leider nie besonders hoch. Und selbstverständlich bin auch ich für die Einführung eines Mindestlohns. Dann müssten aber auch die Konsumenten bereit sein, für Dienstleistungen mehr zu bezahlen, sonst gibt es nämlich in Zukunft einfach weniger Stellen statt besser bezahlter. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit Gewerkschaftsarbeit beschäftigt hat, weiß, wie schwer es ist, hier voran zu kommen. Die Forderung nach besser bezahlten Stellen kann jeder mal so eben erheben. Man muss sie auch durchsetzen können. Mal abgesehen davon, dass das alles bundespolitische Themen sind, die wenig mit der Berliner Landespolitik und noch weniger mit der Bezirkspolitik zu tun haben, finde ich es trotzdem besser, dass in Moabit überhaupt Arbeitsplätze entstehen, wie z.B. im Moabogen oder im Schultheiss-Projekt. Wenn jemand eine bessere Idee hat, wie Arbeitsplätze entstehen sollen, dann her damit. Aber dazu habe ich hier im Forum noch nichts gelesen.
@ L. S. (Kommentar Nr. 29)
Ich kann’s nur noch mal sagen: In welcher Welt lebst Du eigentlich?
Wenn Du meinst, dass Arbeitsplätze nichts mit Bezirkspolitik zu tun haben, dann frag doch mal Deinen bisherigen Bürgermeister Dr. Hanke und Deinen bisherigen Stadtrat Ephraim Gothe und den bisherigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Mahr, die den Beton des Großmarktes alle mit den entstehenden Arbeitsplätzen verteidigt haben. Und ich kann mich nicht erinnern, dass sie gesagt haben, welche Art Arbeitsplätze entstehen werden.
Aber wenn Du zufällig auch wissen möchtest, wie viele Arbeitsplätze dort bis jetzt verloren gegangen sind und wie viele Arbeitsplätze im jetzt vorhandenen Großhandel in Wedding, Moabit und Charlottenburg durch den zusätzlichen und völlig überflüssigen Großmarkt wegfallen werden, dann mußt Du andere Leute fragen.
Bei Schultheiss habe ich die Rechtfertigung mit Arbeitsplätzen noch nicht gehört. Wahrscheinlich kommt das auch erst, wenn die jetzt auf dem Grundstück vorhandenen zahlreichen Firmen mit ihren Arbeitsplätzen erst mal weg sind und sich keiner mehr an sie erinnern kann – oder will.
Danke für die Sachlichkeit! Ich habe oben geschrieben, dass Themen wie der Mindestlohn bundespolitische Themen sind und wenig mit Bezirkspolitik zu tun haben. Dass die Schaffung von Arbeitsplätzen oder die Ermöglichung von Investitionen zur Bezirkspolitik gehören, ist wohl jedem klar, der sich auch nur ein wenig mit dem Thema beschäftigt hat. Und hier liege ich ganz auf der Linie von Bürgermeister Hanke und Stadtrat Gothe. Ich glaube, dass beide eine viel bessere Arbeit geleistet haben, als es aus der Perspektive der ewigen Nörgler erscheint. Natürlich kann man das eine oder andere kritisieren, aber ich gehöre nicht zu denen, die das Argument der Arbeitsplätze abtun und sich vollkommen realitätsfern irgendetwas wünschen, ohne überhaupt sagen zu können, wie das realisiert und finanziert werden soll. Dass nicht nur die Politik das Argument der Arbeitsplätze wichtig findet, kann man in den Kommentaren zum Hamberger Großmarkt nachlesen. Aber alle, die sich dort zu Wort gemeldet und sich positiv über den Hamberger Großmarkt geäußert haben (wie z.B. Burak), wurden sofort niedergeschrieben und aus dem Forum vergrault. So viel zu den großen moralischen Ansprüchen, die hier oft und gerne vorgetragen werden.
@ L. S. (Kommentar 31)
Ich empfehle Dir das Studium der mehreren hundert Kommentare zum Großmarkt, des Flächennutzungsplanes, der für die Senatsabteilung Stadtentwicklung erarbeiten Studie „Stadtumbau West“, des „Umweltatlas“ von SenStadt und vor allem der Umgebung des Großmarktes. Wenn sich Stadtrat Gothe bei seiner Beratung des Investors mehr an all diesen sogar im Internet einsehbaren Unterlagen und auch an den örtlichen Gegebenheiten orientiert hätte, wären die Arbeitsplätze schon längst in Betrieb.
So hat es schon viel länger gedauert, weil sogar der Ausschuss für Stadtentwicklung und die BVV erst mal längere Zeit gezögert haben. Und nun wird es noch länger dauern, denn gegen die Baugenehmigung wurde Widerspruch eingelegt.
Übrigens mal ganz allgemein: Viele sind der Meinung, dass Arbeitsplätze keine Rechtfertigung sind für schlechten Städtebau, weil 1. Städtebau in der Regel für die nächsten hundert Jahre oder länger ist und Arbeitsplätze dagegen sehr vergänglich sind (Manchmal sind sie so kurzlebig, dass sie nicht mal die Baufertigstellung erleben) und weil 2. es immer eine städtebauliche Lösung gibt, auch Bauten für Arbeitsplätze umweltfreundlich und stadtteilverträglich zu gestalten. Die Investoren und Verwaltungen müssen es nur wollen, aber daran fehlt es leider oft, wie die Oberverwaltungsgerichte in den letzten Jahren immer häufiger feststellen, wenn sie die Bebauungspläne aufheben.
Die Mehrheit der Ant-Anti-Anti-Versammlung hier im Forum ist doch sowohl gegen Billiglohn-Arbeitsplätze als auch gegen hochwertige Arbeitsplätze. Denn hohe Löhne bedeutet Zuwanderung von Aussen, Aufwertung und Verdrängung, will heissen Gentrification. Die Moabit-Online-Truppe wäre doch die erste, die zu jaulen anfängt, wenn, zum Beispiel, statt Hamberger und Co auf dem Geländer Bio- oder Medizin-Technologiefirmen angesiedelt würden. Deren Mitarbeiten dann womöglich in den Kiez ziehen, ihn aufwerten. Oder endlich aus seiner selbstgefälligen Wehleidigkeit befreien.
Wiir von der Redaktion wollen über Moabit informieren und ein Diskussionsforum bieten. Natürlich haben wir auch – durchaus nicht alle die gleichen – Vorstellungen von gutem Städtebau, stadt- und menschenverträglicher Planung, zu Aufwertung und Gentrifizierung …. Aber einen plumpen Schwarz-Weiß-Blickwinkel lehnen wir ab.
Übrigens um auf das ursprüngliche Thema dieses Artikels zurückzukommen: am Mittwoch ist Baubeginn für das Steigenberger Hotel, jedenfalls laut Pressemitteilung des Projektentwicklers CA Immo
http://www.caimmo-deutschland.de/presse/pressemeldungen/presse/article/europacity-baustart-fuer-intercityhotel-am-berliner-hauptbahnhof.html
@Markus
Mit blöden Formulierungen wie „Moabit-Online-Truppe wäre doch die erste, die zu jaulen anfängt“ disqualifizieren Sie sich selbst.
„Und wir nennen diesen Schrott auch noch schön“
Man kann nur hoffen, dass diese wirklich anspruchslose und schnöde Fassade des zukünftigen Intercity Hotels, die architektonisch noch misslungenere und schändliche Fassade des dahinter liegenden Betonklotzes (Meininger Hotel) so gut es geht verdeckt. Schade! Wenn Berlin die Billigtouristen ausgegangen sein werden, weil es wo anders billiger und „mondäner“ ist, wird diese Stadt ihren Charme und Ihre Anziehungskraft (damit sind nicht die Armenviertel dieser Stadt gemeint) gänzlich verloren haben. Vielleicht wird man dann erkannt habend, dass Schinkel und die Gründerzeit diese Stadt archtektonisch mehr geprägt haben, als die Trennung in Ost und West. Aber dann wird es vermeintlich zu spät sein und die Berliner werden wieder vor Betonklotzen stehen, die dann „umfunktioniert“ oder abgerissen werden müssen. Nachhaltigkeit ist eben schwieriger gemacht, als gesagt. Wirklich Schade, wo gerade unsere Baurecht Möglichkeiten geboten hätte sich dem zu widersetzen.
Hier ein lesenswerter Artikel zur Architektur von heute:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/wider-das-heutige-bauen-und-wir-nennen-diesen-schrott-auch-noch-schoen-1638610.html
Mit der „Moabit-Online-Truppe“ meinte ich nicht die Betreiber dieses Blogs, sondern die Kommentatoren hier. Deren Tenor ist bemerkenswert stammtisch-deutsch: Nörgelig, pessimistisch und heulsusig. Besonders bemerkenswert: Für Arbeitsplätze haben die anderen zu sorgen (Ich unterstelle mal, dass es bei den meisten hier nie dazu gereicht hat, selber Arbeitsplätze für andere zu schaffen). Diese Arbeitsplätze dürfen nicht billig sein (böse Ausbeutung droht!) – aber auch nicht teuer (böse Gentrification droht!). Am liebsten soll alles so bleiben wie es ist. Oder am besten noch, so wieder werden, wie es vor 10/20/30 Jahren war. Die Einstellung zu Fassaden und Städtebau ist ähnlich kindisch. In einer Stadt mit derart niedrigen Einkommen, niedrigen Mieten und niedrigen Immo-Kaufpreisen wie Berlin werden natürlich fast immer nur billige Kästen mit billigen Lochfassaden gebaut. Was anderes rechnet sich nicht. Es wird niemals funktionieren, einerseits gegen Aufwertung zu plärren und gleichzeitig teuren Städtebau mit hochwertigen (teuren) Fassaden zu fordern. Ausser man lebt in LaLa-Land, so wie offenbar viele hier.
@ Markus (Kommentar 37)
Wenn Du sagst, dass hier bei Moabit Online „Die Einstellung zu Fassaden und Städtebau … kindisch ist“,
was unterscheidet denn dann Deiner Meinung nach gute Fassaden und guten Städtebau von schlechten Fassaden und schlechtem Städtebau?
Die Heulsusigkeit beschränkt sich beileibe nicht nur auf hier Diskutierende, sie trifft doch die gesamte Berliner Politik. Man will sich gerne mit Star-Architekten brüsten, sie dürfen aber dann nicht so bauen, wie sie es vorschlagen (Die Architekten Nalbach sollen meines Wissens zu einem ausnahmsweise totlangweiligen Entwurf gesagt haben, sie wollten endlich auch mal wieder bauen dürfen). Siehe auch den Streit um die Glasfassade der Akademie der Künste am Pariser Platz oder um die Ergänzungsbauten auf der Museumsinsel. Absolute Topleistung ist aber der Wiederaufbau des Stadtschlosses, eine Lochfassade, Stahlbeton, aber barockisiert und nicht nur geschichtlich rückwärtsgewandt!
Nichts gegen Schinkel, der Mann hat großartiges geleistet, sieht man aber seine Entwürfe durch, dann freut man sich, daß er die nicht umsetzen durfte, sonst würden wir ein wahres Spree-Athen haben (eine Art Mega-Akropolis – obwohl: Berlin ist ja auch pleite). Seine Bauakademie ist dagegen vorwärtsweisend.
Der „Hauptbahnhof“ dagegen sollte aber vor allem ein „Kaufhaus mit Gleisanschluß“ sein, also Kommerz vor Funktion „Empfangsgebäude eines Bahnhofs“ (man lese einmal die alten Fachbücher, wie man die Funktionen und Wegeführungen sinnvoll anordnet!). Also paßt doch der totlangweilige Stil seiner Umgebungsbauten, sowohl zum Bahnhof als auch zur Berliner Politik. Alle Bauten sagen nur eines: „Ich muß mich rechnen!“ Schön war die ganze Ecke nie gewesen, in der Vorkriegszeit stand dort ja eine Art architektonischer Kramladen, insbesondere auf dem ULAP-Gelände.
Danke dem „Hinzugezogenen“ für den „FAZ-Link“. Natürlich sind die ökonomischen Rahmenbedingungen eine schwierige Aufgabe für die Kreativen unter den Architekten. Aber es gab einmal soziale Wohnprojekte z.B in Dresden und Wien und warum sollte es heute nicht möglich sein ?
Und trotz steigender Touristenzahlen gibt es jede Menge Hotels in der Stadt, was „Marktsättigung“ bedeutet. Die Folge wären in der Zukunft „Hotelruinen“. Man sollte mal einen Film über den Leerstand und Verfall von Wohn- und Industriebauten drehen.
@ prolet (Kommentar 39)
Welche großen planerischen Fehler hat denn Deiner Meinung nach der Hauptbahnhof außer dem zu kurzen Glasdach und der primitiven Decke im Untergeschoss, die aber beide bekanntermaßen nicht der Architekt sondern ein ehemaliger Experte der Deutschen Bahn zu verantworten hat ?
@H.E.: Nur weil es bessere ökonomische Rahmenbedingungen gibt, gibt es nicht automatisch bessere Architektur. Das ist offensichtlich. Umgekehrt genauso. Trotzdem ist es nun mal so, dass man, wenn man Aldi Preise zahlen will, in der Regel auch Aldi -Architektur dazugeliefert bekommt. Um ein Beispiel zu nennen. Fast jeder kennt die Dinger aus seiner Nachbarschaft: Bundesweit einheitliche Kästen mit billigen Fassaden und Schrägdächern, einmal geplant und kostensparend überall hingesetzt. Hotels liefern weiteres Anschauungsmaterial: Wer nur Hostel Preise zahlen will, bekommt Hostel Service und eine Hostel Fassade. Am besten gleich europaweit einheitlich… Die Herr- und Frauschaften, die hier in einigen der Threads gegen Luxussanierung / Aufwertung / Gentrification protestieren schaffen mit ihrer Billigheimer-Mentalität die Sorte Billigarchitektur, gegen die sie hinterher dann auch protestieren.
Das Prinzip „form follows function“ halte ich nach wie vor für richtig. Wie soll denn ein Intercity-Hotel aussehen? Mit ner vorgeblendeten Disney-Kulisse?
Berlin braucht auch viel stärker eine Auseinandersetzung über Baukultur. Die Diskussion über Fassaden geht mir dann auf den Geist, wenn sie inhaltsleer ästhetisierend bliebt. Entscheidend ist doch wohl die Frage der Nutzungen. Auch Stimmann wollte damals einen viel stärkeren Mix mit Wohnanteil. Das ist bekanntlich am Stummeldach gescheitert (siehe @41).
Das Prinzip „Form follows Function“ halte ich für komplett gescheitert. Welche Form folgt denn aus einem Hotelzimmer? Strengenommen eine plane Lochfassade – Fenster und Wand – multipliziert mit energieoptimaler Bau-Höhe/Breite. Welche Form folgt aus einem Wohnzimmer? Doch auch eine plane Lochfassade – Fenster und Wand – multipliziert mit energieoptimaler Bau-Höhe/Breite. Welche folgt aus einem Behördenzimmer? Aus einem Zahnarztzimmer? Und so weiter. Das ist die perfekte Langeweile. Ohne einen willentlichen, willkürlichen Gestaltungsakt jenseits dieser Bauhaus-Katastrophen-Idee gibt es ein Welt aus einheitlichen Primitiv-Fassaden.
zu HE / 41:
Einfach mal Bahnfahren (statt Architektur gucken) und schnell umzusteigen versuchen (von oben nach unten und umgekehrt, vom Bus zum Zug, unten an den äußeren Bahnsteigen ankommen und die Kehrtwendung mit dem Sprint machen, weil der Zug geschätzte 150 m von einem entfernt steht und gleich abfährt, …), die WCs oder die Fahrkartenausgabe suchen, auf dem S-Bahnsteig die Treppe suchen (und nur „Selbstmordschächte“ sehen) und sich zwischen Bahnsteigkante, Koffern und Fahrkartenautomat durchzwängen (zwei Treppen für einen Umsteigebahnhof des Nahverkehrs!), bei – vorherrschendem – Westwind im Winter kaltgeblasen werden, weil oben noch nicht einmal windgeschützte Wartebereiche vorhanden sind, u.s.w. Wer „Streckenkenntnis“ hat, ist hier eindeutig im Vorteil …
Mehdorns Decke im Keller stört mich dagegen überhaupt nicht und in punkto Dach finde ich westlich davon das Resultat einer – dank literweise Bauarbeiterbrause? – sehr geschwungen gezimmerten Schalung bemerkenswert, da wird man vom Hinsehen besoffen …
Zu 43:
Disney haben wir am Adlon und bald beim Stadtschloß, dazwischen gilt das Lindenstatut aus den Dreißigern trotz vielfacher Kriegszerstörungen immer noch. Mehr Mut zu Architektur! Ich kann mich noch gut an die Vorstellung von Bumillers „Bundesschlange“ erinnern, bei der eine Vertreterin von SenStadt angewidert einen von Bumiller mitgebrachten Fassadenmusterbaustein ablehnte, wahrscheinlich paßte die Farbe nicht zu ihrem Nagellack …
@ Markus (Kommentar 42)
Zu dieser Diskussion nur noch so viel und das auch nur, weil sich bisher kein Betroffener zu Wort gemeldet hat:
Dass Du den „Herr- und Frauschaften, die …gegen Gentrification protestieren …“ unterstellst, dass sie „mit ihrer Billigheimer-Mentalität die Sorte Billigarchitektur schaffen, gegen die sie hinterher dann auch protestieren“, empfinde ich als völlig an den Realitäten vorbei und daher als eine absolute Unverschämtheit diesen Personen gegenüber.
Die kritischen Kritiker zu kritisieren, ist natürlich eine „absolute Unverschämtheit“. Klar, das kann man sich nicht bieten lassen. Aber über alle und alles herzuziehen, ist natürlich hochanständig. Man braucht sich nur mal die einschlägigen Kommentare der kritischen Kritiker durchzulesen, um diese Doppelmoral aufs Schönste vor Augen geführt zu bekommen. Da werden Politikern die fiesesten Motive unterstellt und denjenigen, die nicht der gleichen Meinung sind, vorgeworfen, sie würden den kritischen Kritikern wie Verräter in den Rücken fallen. Manchmal hilft auch ein bisschen Selbstreflexion. Sich immer auf der richtigen Seite zu wähnen, sich absolut im Recht zu fühlen, macht nämlich genauso unempfänglich und arrogant wie die, die man in dieser Hinsicht so gerne kritisiert.
Gerade wollte ich mich eigentlich themenbezogen über das geplante Quartier auslassen. Aber es muss natürlich wieder in eine Diskussion um tatsächliche und angebliche Unzulänglichkeiten des BAHNHOFS ausarten. Ach, Leute…
„und schnell umzusteigen versuchen (von oben nach unten und umgekehrt, “
„die WCs oder die Fahrkartenausgabe suchen, auf dem S-Bahnsteig die Treppe suchen“
Ich frage mich immer warum es Menschen gibt, die das sofort beim ersten Mal ohne Übung hinbekommen, und Menschen, die das noch nach dem zehnten Mal nicht drauf haben. Kann das wirklich allein am Bahnhof liegen?
Nein, ich weder Architekt des HBF noch Bahnangestellter (nur falls wieder reflexartig solche Verdächtigungen auftauchen), sondern ganz normaler Fahrgast. Ich habe dort noch nie nach etwas suchen müssen einfach weil alles ins Auge fällt. Übersichtlicher und praktischer hätte man einen Bahnhof dieser Größe imho nicht gestalten können. Und das sagt jemand, der selbst im Bhf Zoo erstmal die S-Bahn suchen muss – also orientierungsmäßig keine große Leuchte.
„unten an den äußeren Bahnsteigen ankommen und die Kehrtwendung mit dem Sprint machen, weil der Zug geschätzte 150 m von einem entfernt steht und gleich abfährt“
Warum rennen manche auch immer bis zum letzten Bahnsteigabschnitt? Damit sie sich dann über die langen Wege mokieren können? 😉 Ein Blick auf den Wagenstandanzeiger ist manchmal auch hilfreich. Regionalzüge zB halten immer in der Mitte. Könnte mich regelmäßig schlapplachen wenn erst die schweren Koffer die letzte Treppe im UG (dort existiert keine Fahrtreppe nach unten) hinunter gewuchtet werden, und anschließend der Sprint zum Zug beginnt. Oh Wunder, in der Mitte der Bahnsteige sind ja auch Fahrtreppen. 🙂
Fehlen eines Wartebereichs & schmale Bahnsteige: Völlig richtig, DAS sind die funktionalen Mängel des HBF. Könnte noch was zum bescheidenen Fahrstuhlkonzept der äußeren Tiefgleise schreiben, aber das sprengt dann doch das Thema.
Bzgl. Stummeldach: Wie auch immer man dazu ästhetisch steht, dass es nun stets als Ausrede herhalten soll, dort keine Wohnungen zu bauen, finde ich etwas arm. Was haben wir denn entlang der Stadtbahn? Wohnungen (auch Neubauten). Wieviele Leute aus der Lehrter- /Invalidenstraße beklagen sich monatlich über den Bahnhofslärm? Was sagen Gäste des Meininger Hotel oder Motel One? Wie hoch ist der gemessene Lärmpegel? Was wäre mit Lärmschutzmaßnahmen (Fenstern)? Und zu guter Letzt: In welcher Preisklasse befänden sich wohl potentielle Wohnungen direkt am Bahnhof, in diesem neuen Nobelstadtquartier?
Ach so, und: Es wird m.E. niemand gezwungen, im Bahnhof einzukaufen. Ihr seid alle immer noch selbstbestimmte Menschen, oder? Und es gibt durchaus Wege, die offensichtlichsten nämlich, die einen an maximal drei Geschäften vorbeiführen. Dass einige Leute hier auf der Suche nach Gleis Neundreiviertel immer wieder „Ehrenrunden“ drehen, ist nicht im Konzept eingeplant gewesen. 😉
@L.S.: Obwohl ich bezüglich des neuen Stadtquartiers ebenfalls zu den Kritikern gehöre, muss ich Ihnen unterm Strich völlig zustimmen! Dieses substanzlose Genörgel heutzutage über absolut alles – ohne mich dabei jetzt auf Moabit Online zu beziehen – hält ja kein Mensch mehr aus. Scheint eine Art Zeitgeist-Phänomen, attraktiv für Dauerunzufriedene, zu sein. Zumindest hoffe ich das.
Schöne Grüße aus Mitte-fast-Moabit.
@H.E: Dann erklär doch mal, wieso das an der Realtität vorbei ist? Da bin ich ja gespannt!
@prolet, Nr. 45:
Dem Kommentar zu meiner Nr. 43 stimme ich im Kern zu. Mal unabhängig von den Stellungskriegen der letzten 15 Jahre um das Planwerk Innenstadt muss man doch konstatieren, dass Berlin auch im innerstädtischen Bereich im wesentlichen (wiederauf-) gebaut ist. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mal etwas mehr Mut zu haben.
Dies ändert aber aus meiner Sicht nichts an den folgenden zwei Punkten:
1. Es gibt wahrlich sehr viel schlechtere Fassaden an drei Sterne Hotels in der Stadt, als die hier diskutierte. Außerdem ist die markante Glasfassade des Hbf. an dieser Stelle so dominant, dass mir ein ruhigeres Umfeld mit Steinfassaden hier noch eher akzeptabel erscheint, als sonst an anderen Orten.
2. Entscheidender für die Stadtentwicklung und das Stadtbild ist aus meiner Sicht tatsächlich eher die Nutzung als die Form.
@Markus; Nr. 44: Oder anders gesagt, ein Beispiel, wie man das Prinzip “Form follows Function” auch für neue, spannende Architektur nutzen könnte, von der anderen Seite des Bahnhofs:
Entlang der Bahngleise Richtung Perleberger Brücke war ursprünglich auch eine Mischnutzung mit Wohnanteil vorgesehen. Wer hier Wohnen direkt an der stark befahrenen Bahnstrecke realisieren möchte, müsste sich wirklich innovative Lösungen überlegen, die sich auch in einer gänzlich neuen Architektur, aus dem Ort und der Nutzung heraus entwickelt, niederschlagen könnte. Das wäre mal eine Herausforderung für junge Architekten, im Rahmen einer IBA ein interessantes Eingangsportal für die Stadt des 21. Jahrhunderts zu schaffen. Die Antwort der Senatsverwaltung im Stadtentwicklungsausschuss war, dass Wohnen an einer Bahnstrecke nun mal nicht geht. ich habe das als Betondenke aus den 80ern des vergangenen Jahrhunderts empfunden. Im Ergebnis wird hier mit den berlintypischen Klötzchen wohl wieder eine Chance verspielt. Dort könnte man mit einer Diskussion noch was für die Stadt reißen.