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Bleibt die Lehrter eine Wohnstraße?

Für das schon jahrzehntelang brachliegende Grundstück Lehrter Straße 12-15 zwischen der Indonesischen Botschaft und dem Selbsthilfehaus Nr. 11 wurde schon viel geplant, doch nichts davon verwirklicht.  Aber plötzlich geht es ganz schnell. Ohne irgendwelche Information geschweige denn Beteiligung der Nachbarschaft scheint alles bereits entschieden.

A&O Hostels wollen hier bauen: ein Hostel mit 750 – 800 Betten.  A&O Hostels gibt es in Berlin am Bahnhof Zoo, am Ostbahnhof und am Ostkreuz. A&O Hostels gehören zu den Billiganbietern und setzen auf jugendliche Rucksacktouristen, Betten ab 10 Euro, es gibt aber gleichzeitig (außer am Zoo) auch Hotel-Zimmer. Die Architekturzeichnung der Fassade, die die gesamte Breite der Baulücke schließen soll, ist schlicht, um nicht zu sagen langweilig – ein Fenster reiht sich ans andere. Sechs oder sieben Stockwerke, so hoch wie das Gewerbehaus der Indonesischen Botschaft. Damit wird das Gebäude 2 Stockwerke höher als das angrenzende Wohnhaus Lehrter Straße 11 und als der nördliche Flügel des denkmalgeschützten Wohnhauses Lehrter Straße 6 – 10.  Nach hinten soll sich etwa mittig auf dem Grundstück ein T-förmiger Flügel erstrecken. Eine Buseinfahrt ist an der Grundstücksgrenze zur Lehrter 11 vorgesehen. Dafür müsste die alte Kastanie dort gefällt werden. Bewohner der Lehrter 6 – 10 werden die Verkehrs- und Parkflächen für Busse und PKWs direkt vor ihren Fenstern haben, ebenso wie den Freizeitbereich – vielleicht Sportflächen – hinten auf dem Grundstück.

Das Stadtplanungsamt hat den Bauantrag vom 30. Juni bereits mit einer positiven städtebaulichen Stellungnahme an die Genehmigungsbehörde weitergeleitet. Das ist Nachbarn und Aktiven aus dem Betroffenenrat Lehrter Straße unverständlich, denn sie gingen bisher davon aus, dass die Lehrter Straße als Wohnstraße mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe weiterentwickelt werden soll. Doch hat das Bezirksamt anscheinend in den vergangenen Jahren versäumt, dafür die rechtliche Grundlage zu schaffen. Ein Bebauungsplan (B-Plan II-138) wurde vor vielen Jahren mal aufgestellt, um das Wohnen in der Lehrter Straße zu sichern. Irgendwann wurde er nicht mehr weiter bearbeitet, weil es Altlasten im Boden gibt. Das ist mehr als ärgerlich. In diesem Plan sollte zum Beispiel festgelegt werden, dass die Höhe der Bebauung sich an das denkmalgeschützte Gebäude anpassen sollte und dass mindestens 25% Wohnanteil für das Vorderhaus festgelegt wird.

Das Grundstück gehört dem Liegenschaftsfond, der es für das Land Berlin verkauft. Geht es dem Land Berlin nur noch darum Geld einzunehmen, wie auch für die Grundstücke am Humboldthafen, statt für die Zukunft vorzusorgen? Obwohl sich bei einer Bürgeranfrage erst vor wenigen Monaten alle Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung Mitte für die Stärkung des Wohnens in der Lehrter Straße ausgesprochen haben, ist unklar, ob es noch eine Möglichkeit gibt, dieses Bauvorhaben auf eine wohnverträglichere Größe zu reduzieren. O-Ton Bezirksamt: „Seien Sie froh, dass keine Fabrik dort gebaut wird. Das Gebiet ist nach Baunutzungsverordnung ein beschränktes Arbeitsgebiet.“ Am Donnerstag, den 18. September findet die nächste BVV in der Parochialstraße 1-3 statt. Hier werden die Nachbarn eine Bürgeranfrage stellen.

Auch das Parkhaus in der Lehrter Straße 1 soll in Kürze abgerissen werden. Schon zu April wurde es entmietet. Hier ist planungsrechtlich Kerngebiet ausgewiesen, das heißt es darf auch 13 oder 15 Stockwerke hoch gebaut werden und es gibt keine Nutzungsbeschränkungen. Hier ist ein Hotel mit Tiefgarage geplant, doch liegt laut Stadtplanungsamt noch kein aktueller Bauantrag vor.  Motel One scheint hier bauen zu wollen. Von denen gibt es bereits vier in Berlin: am Alexanderplatz in der Diercksenstraße, in der City-West in der Kantstraße, am Moritzplatz und in Kleinmachnow. An dieser Stelle, fast direkt gegenüber des Hauptbahnhofs ist der Platz für ein Hotel wohl richtig.

Nachtrag:
Eine Reportage noch von 2006 aus dem Tagesspiegel „Es hält ein Zug im Irgendwo„.

Über langen Stillstand, Kiezgefühl und Veränderungen in der Lehrter Straße, auch über das Hostel und die Lehrter 11 (Ortsbesichtigung Nähe Hauptbahnhof, taz).

Reportage im tip-magazin.

Demo gegen Gentrifizierung, Mediaspree, Route 6 aus der Lehrter Straße (taz).

Das MieterEcho 2011 zu luxemburgischen Investoren in der Lehrter Straße

Ein schönes Foto der Wand (Bevor die Touristen kamen) von Jonna unterwegs.

50 Kommentare auf "Bleibt die Lehrter eine Wohnstraße?"

  1. 1
    B. Hedtke says:

    Ich war gestern auf der BVV und habe dort die Fraktionen zu Ihrem politischen Gestaltungswillen bezüglich des geplanten Baus eines 750-Betten Hostels befragt.
    Die Tatsache, dass in der Lehrter Str. ein Hostel gebaut werden soll, war der BVV offensichtlich bekannt. Keiner der Bezirksvertreter war jedoch über die Grösse des Bauvorhabens informiert. Trotzdem gab es, abgesehen von den Bündis 90/ die Grünen, leider keine erkennbare Bereitschaft, sich in die Wohnsituation vor Ort tatsächlich hineinzudenken. Stattdessen gab es Argumente á la „Bahnhof und Hostel – das passt doch gut zusammen“.

    Dass die Hostel-Bauplaene auch in wesentlichen Punkten dem Entwurf des Bebauungsplans von 2003 widersprechen, fiel nur Herrn Bertermann (Bündnis 90/ Grüne) auf. Nachdem alle Fraktionen sich kurz positioniert hatten (siehe oben), gab Herr Gothe (Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung) eine Erklärung ab, die die Befürwortung des Hostelbaus anhand der Baunutzungsplanung von 1960 begründete. Er krönte seine Ausführung mit der Mitteilung, dass der Bauantrag unterdessen genehmigt sei. Diese Entscheidung ist offenbar in den letzten Tagen gefallen; am vorigen Donnerstag im Bauamt war davon noch keine Rede.

    Die Frage ist nun, welche Mittel nach der Genehmigung verbleiben, um Anwohnerinteressen Gehör zu verschaffen und zumindest die Widersprüche zum Bebauungsplan-Entwurf von 2003 zu lösen. Denn ein Bauvorhaben an diesem Ort im Jahre 2008 aufgrund einer fast 50 Jahre zurückliegenden Planungssituation zu befürworten, das ist schon ein starkes Stück!

  2. 2
    Weber says:

    Ich finde es großartig (und zahlreiche Nachbarn auch), dass ein Hostel in die Lehrter Straße positioniert wird. Endlich wird dort etwas los sein. Ist doch ein idealer Platz gewählt (Nähe Hauptbahnhof). Wer A&O Hostels kennt, weiß das es dort im Großen und Ganzen ziemlich ruhig abgeht und auch für Ordnung gesorgt wird. Sicher werden zahlreiche Gewerbetreibende (24 Stunden-Shops, Straßencafes, Shops für ausländische Touristen, Biergarten nachziehen).
    Danke an das Stadtplanungsamt, dass diesmal mal Geld in die Lehrter Straße kommt. Auch wird die Lehrter Straße jugendlich belebt werden. Lachende, fröhliche Gesichter aus aller Welt – einfach wunderbar!

  3. 3
    suse says:

    Dass so ein Hostel sich für die Gewerbetreibenden positiv auswirkt, ist klar. Aber ob auch Nachbarn, die dort wohnen, begeistert sind, ist mal die Frage. Ich finde 800 Betten einfach riesig! Und es ist ja nicht das einzige Hotelprojekt in der Nähe des Hauptbahnhofs, siehe Morgenpost: http://www.morgenpost.de/berlin/article890740/Am_Hauptbahnhof_entsteht _eine_neue_Hotelstadt.html. Aber vermutlich das billigste.
    Das Jugendgästehaus der Berliner Stadtmission hat 400 Betten. Ich finde es außerordentlich angenehm. Es gibt allerdings direkte Nachbarn, die sich schon manchmal belästigt fühlen. Ich finde auch den Campingplatz „tentstation“ angenehm. Die Ecke Lehrter / Invalidenstraße wird auch mit einem Hotel bebaut. Was passiert, wenn die Billigflieger es sich nicht mehr leisten können, so billig wie jetzt diese vielen jungen Leute heranzufliegen?

  4. 4
    Susanne Torka says:

    Beim Stadtentwicklungsausschuss der BVV Mitte am Mittwoch (24.9.) stellte sich heraus, dass entgegen der Aussage in der BVV die Genehmigung doch noch nicht vorliegt. Selbst nach dem alten Baunutzungsplan müssten Befreiungen von Festlegungen genehmigt werden, so sind dort z.B. nur 5 Vollgeschosse festgelegt und nicht 7 – wie geplant. Dass ein Hostel gebaut werden wird, ist wohl klar. Zum Schluss einer zum Teil emotionalen Debatte erklärte Baustadtrat Gothe, dass die Baumassenverteilung auf dem Grundstück noch geändert werden solle, so dass die Höhe an die bestehende Wohnbebauung angepasst und der Abstand zu den hinteren Wohnungen größer wirden. Außerdem regte er an, einen Vertreter der Nachbarhäuser in die Beratungen mit einzubeziehen, um einen Kompromiss zu erreichen, damit es nicht durch eine mögliche spätere Klage Verzögerungen gäbe.

  5. 5
    P. Erdmann says:

    Ich verstehe nicht, warum die Zufahrtswege genau neben dem Wohnhaus (Nr. 6-11) geplant wurde. Auf der anderen Seite (Nr. 16?) grenzen eine Botschaft und Gewerbe an, da würde eine Zufahrt sicherlich deutlich weniger stören!

  6. 6
    Susanne Torka says:

    @P. Erdmann: Anscheinend hat die Indonesische Botschaft Sicherheitsbedenken gegen eine Einfahrt neben ihrem Grundstück geltend gemacht. Das kann ich mir sogar vorstellen, denn selbst bei der Sanierung der rückwärtigen Fassade des Wohnhauses Lehrter Str. 18-19, die zum Parkplatz der Botschaft liegt, war es mit den Bauarbeiten schwierig wegen Sicherheit. Unverständlich ist allerdings, dass diese Sicherheitsbedenken vom Amt ernst genommen werden, wenn die Botschaft neu baut und vielleicht zum Zeitpunkt der Eröffnung des Hostels gar nicht mehr Nachbar ist oder bald auszieht.
    Wer sich noch detaillierter für städtebauliche Argumente interessiert, kann die Antwort von Frank Bertermann (Bü 90/Grüne) auf die in der BVV vom 18.9.08 nicht mehr behandelte Bürgeranfrage lesen:

  7. 7
    marion mayr says:

    Liebe Leser,
    Wir sind selbst beim Stadtplanungsamt gewesen, dort wurden wir tatsächlich angelogen. Das wollte ich lange nicht wahr haben. Ferner bei der Ausschussitzung, in der auch Unwahrheiten über den Tisch gingen und bei der Sichtung der Bauakte mit unserem Anwalt wurde uns weiteres klar. Mein Demokratieverständnis hat gewackelt und daraufhin haben wir uns nun hingesetzt und diesen pathetischen, emotionalen Text verfasst. Er beruht auf Tatsachen und ist eine Reaktion auf unsere Erfahrungen in den letzten Wochen. Viel Spaß beim Lesen.

    Dit spielt um die Zeit 2008 nach dem Kristi seine Jeburt, und janz Berlin is von de Investoren belajat. Janz Berlin?
    Nee! Nur de Leute aus der Lehrta un det kleene selbst verwaltete Haus bietn de Investoren Paroli … (frei nach Hastenix und Ohnetrix)

    Mit dem Wandel zum Bahnhofsviertel haben alle Parteien der BVV in den zurückliegenden Jahren ihre Absicht bekundet, die Wohnqualität und den Wohncharakter der, in dieser Lage – am Rande des Regierungsviertels – einzigartigen, historisch interessanten und gewachsenen Lehrter Strasse, zu erhalten und aufzuwerten. Das soll nun anders werden.

    Die Wohnstrasse wird eben gerade nicht gestaltet, sondern verkauft. Investorenprojekte greifen nach den letzten Brachen im Lehrter-Kiez und seine Bewohner erleben nun hautnah, wie sich die Politik aus der Stadtentwicklung zurückzieht.

    So der Fall in der Lehrter Str. 12-15: Zwei Flurgrundstücke von insgesamt 5300 m², zwischen der Indonesischen Botschaft und einem altbewährten, selbst verwalteten Hausprojekt sowie denkmalgeschützten Wohnblocks der Degewo und 3- geschossigen Wohnhäusern der Wohnbau GmbH, sollen mit einem überdimensionalen 7-geschossigen 836 Betten Hostel bebaut werden. Die Bewohner der Lehrter Str. 6 und 3 weiterer gegenüberliegender Wohnblocks werden in zahlreiche Hotelfenster hinaufblicken, während täglich mindestens 4-6 stinkende Busse (laut Betriebsbeschreibung von A&O)und Lieferwagen vor den Fenstern kreisen und den Verkehr in der jetzt schon überforderten engen Wohnstraße regelmäßig völlig zum Erliegen bringen. Der Kommerzgedanke blickt in die Wohnzimmer und erobert die letzten privaten Winkel. Auf die dann verschattete Dachterrasse – dem mit öffentlichen Mitteln, selbstgebauten Herzstück und Plenumsraum des selbstverwalteten Hausprojekts in der Nr. 11 – blicken dann Tag und Nacht zahlreiche feiernde und lärmende Touristen. Hier wird original verpackte berliner Privatsphäre zu Dumpingpreisen verkauft, während sich die aufgestauten Verkehrsprobleme zum Chaos entwickeln. „Was haben wir von einem Hotelkoloss mit 836 Betten?“ fragen sich die Bewohner zu Recht.

    Die Lehrter Str. , als ehemaliger Stadtrand Moabits eine einst vergessene und darum heile Welt, ist nicht nur Wohnstrasse, sie hat berlintypische Geschichte und Kultur zu bieten: einen Betroffenladen, das bunte, selbstverwaltete Hausprojekt, ein Seniorenwohnheim, eine Stadtmission, Rollschuhbahn, Kulturfabrik, Kunstateliers, eine Moschee, einen Knast, einen Zellengefängnis-Gedenkpark, zahlreiche Multikulti-Wohnhäuser und selbstgebaute Villen des kleinen Mannes in den zahlreichen Kleingärten.
    Wahre Authentizität und Identifikation mit dem eigenen Stadtteil ist das liebens- und lebenswerte und erfrischend Bunte an dieser Strasse. Sie ist daher unverwechselbar und sollte eigentlich auf der Roten Liste stehen. Stattdessen wird sie in den hotspot eines gläsernen Bahnhofsviertels mit seinen anonymen, künstlichen Palästen, (was wohl auch unweigerlich Billigabsteiger und Prostitution nach sich ziehen wird) gezerrt.

    Nun setzen sich die Bewohner zur Wehr. Sie besuchen BVVs und Ausschusssitzungen (eigentliche Plattformen der Demokratie), sichten die Bauakten und fordern die Politiker auf, in einen Dialog mit den Anwohnern zu treten. Die Enttäuschung darüber, dass die Politiker und Stadtplaner – eben die öffentliche Hand – die Hoheit über die strukturelle Entwicklung dieses Kiezes offenbar abgeben möchten ist groß. Scheinbar wird dem Investor freie Hand gelassen: ohne Auflagen wird er von sämtlichen rechtlichen Grundlagen befreit. Sogar die für Berlin typische heilige Traufhöhe wird mit dem lapidaren Satz, sie sei „grundlos und nicht haltbar“ (O-Ton Stadtplanungsamt) ad akta gelegt.

    Dabei sah alles so gut aus: Eine Weiterentwicklung ohne Gentrifizierung und ohne den Wandel zum Hinterhof eines glitzernden Bahnhofsquartiers versprach der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes 138-II von 2002. Er stellte ein, von allen Parteien und Trägern öffentlicher Interessen abgesegnetes detailliertes und gut durchdachtes Entwicklungsszenario in Aussicht, „ein städtebauliches Leitbild … die Durchmischung von Wohnen und Arbeiten unter besonderer Berücksichtigungen der Interessen der Wohnbevölkerung …“ und zeigte damit städtebaulichen Gestaltungswillen (Festlegung von Traufhöhen in Anpassung an Gegebenes, etc.). Einzig und allein durch fehlende relevante Boden- und Grundwassermessungen, die aufgrund von laufenden Bauaktivitäten des Hauptbahnhofes zum damaligen Zeitpunkt noch nicht erhoben werden konnten, wurde das kurz vor dem Abschluss stehende Verfahren 2003 vorläufig ausgesetzt.
    Mithilfe §14, der sog. Veränderungssperre, hätte dieser in sich schlüssige und eigentlich beschlussreife B-Plan gesichert und umgesetzt werden können. Ein Rätsel, warum dies nicht geschah und die inzwischen längst möglichen letzten Messungen weiter auf sich warten lassen.
    Man muss wohl vermuten, dass hier Monopoly gespielt wird. Der Gedanke, dass unbedingt Liegenschaften verkauft werden sollen, um die leere Stadtkasse zu füllen, liegt nahe. In der Konsequenz also eine weitere Folge der ökonomischen Krise Berlins, verursacht durch die Haftung der Allgemeinheit für unverantwortliche Bankgeschäfte. Denn selbst von der veralteten Bauleitplanung, dem Baunutzungsplan von 1961 und der Bauordnung von 1958 – die heute noch geltende gesetzliche Grundlage, mit ihren rechtlichen Festsetzungen (zu Art und Maß der Nutzung) – wird der Investor befreit. Laut Gesetz ist eine Befreiung aber nur unter „Würdigung nachbarschaftlicher Interessen“ möglich.

    „Nach welchen rechtlichen Grundlagen wird hier also eigentlich geplant, wessen Interessen verfolgt?“ fragen sich nun mündige Bürger und nehmen sich einen Anwalt, um die Einhaltung der Gesetze zu verteidigen.

    Die Lehrter Strasse ist kein Einzellfall. Aber sicherlich hat sie Vorbildcharakter für eine Entwicklung, deren Anfänge man sich erwehren muss. Prestigeträchtige Planungen am Hauptbahnhof, Heidestrasse und Nordhafen werfen ihre Schatten voraus. Der Ausverkauf von Lebensräumen, Verdrängung von Wohnnutzung zugunsten überdimensionaler, anonymer Großprojekte mit Büro- und Hotelnutzung muss genau an dieser Stelle gestoppt werden.

    Was statt dessen? Alternative gemeinschaftliche Strukturen stärken die Nachbarschaft im Kiez. Gegen eine sich einfügende Pension – mit deutlich geringeren Ausmaßen – hätte hier wohl niemand etwas. Und sicherlich würden es die ausländischen Touristen als Highlight erleben, wenn sie willkommen geheißen werden und auf dem traditionellen Lehrter Straßenfest oder im Cafe Moab ursprüngliches, authentisches Berlin kennen lernen. Ein echtes Beispiel für Kulturaustausch und Integration. Das Moab ist keine unpersönliche Kette und nicht austauschbar, also einzigartig. Der Wirt und Wirtin haben einen Namen und wohnen gleich nebenan.

    Im Moment planen zahlreiche Kinder, sich an die dicke, das Haus überragende Kastanie vor ihren Kinderzimmern zu ketten. Dort, wo geplant ist, eine Buseinfahrt zu bauen. Die jüngsten Bewohner werden so damit vertraut, was es bedeutet, dass Lebensraum nicht gleich Lebensraum ist und wie es sich anfühlt, für sein Zuhause grade zu stehen. Sie sind die gebürtigen Bewohner der Lehrter 11 und haben ganz natürlich kennen gelernt, wie man auch leben kann. Dieses Hausprojekt ist eine selbst organisierte Gemeinschaft mit kollektivem Eigentum. Ein inzwischen etabliertes Gegenmodell zur Diktatur des Kapitals. Die Freiheit davon ist eines seiner Grundmotivationen. Die Bewohner sind keine pubertären Chaoten, wie es die Medien gerne darstellen. Nein, hier wohnen (fast) ganz normale Familien, Künstler, Handwerker und Akademiker, die in einem demokratischen System lediglich ihre Lebensform selbst gestalten wollen. Sie ähneln damit einem archaischen Stamm oder dem berühmten gallischen Dorf, das von Investoren umlagert wird. Der Zaubertrank ihrer gesunden Widerstandskräfte wird aus der Identifikation mit ihrem Lebensraum gebraut. Ihr gemeinschaftliches Lebensmodell steht der Vereinzelung und Anonymisierung des Menschen in der Großstadt entgegen. Soziales Lernen mobilisiert hier entgegen der allgemeinen depressiven Verstimmung beispielhaft Verantwortungsbereitschaft für das eigene Lebensumfeld. Hieraus erwächst die Kraft, sich am reinen Profit orientierten Großprojekten entgegen zu stellen (mit 7 Geschossen und 836 Betten). Die Lehrter 11 ist ein berlintypisches Wohnprojekt mit heilsamem Vorbildcharakter. Es ist mehr, als die gerade in Mode kommenden generationsübergreifenden Wohnkonzepte. Es ist gewachsen, verbindlich strukturiert, ist gelebte Utopie, die sich seit 1982 bewährt hat. Was könnte Berlin auf seinem Weg in eine schillernde aber beziehungsarme Singlegesellschaft wohl besser gebrauchen?

    Verfasser:
    Dipl Ing. Marion Mayr (Vorstand Lehrter 11, Hausverein 2008 e.V.)
    Dipl. Psych. Karsten Mierke (Lehrter 11, Geschäftsführung Hausverein 2008 e.V.)

  8. 8
    Mario K says:

    @ marion mayr

    Es tut mir leid, aber ich kann Ihren Kommentar nicht ernst nehmen. Natürlich verstehe ich, dass Sie lieber den Dorfcharakter der Lehrter Straße erhalten würden, das hat ja auch durchaus seinen Reiz. Aber die Mauerzeiten sind glücklicherweise vorbei und das hat viele Umwälzungen zur Folge. Wie immer ist es so, dass die Betroffenen (dazu gehöre ich auch) viele Änderungen erfahren, die ihnen auch nicht alle gefallen.
    Doch soweit ich das sehe, ist keine Umgestaltung der Lehrter Straße a la Friedrichstraße geplant, sondern ein Hostel, das zudem noch in den Block hinein gebaut wird. Und natürlich wird es rund um den Hauptbahnhof noch zahlreiche andere Umgestaltungen geben, manche davon sicher nicht positiver Art. Aber mit einem solchen Kommentar werden Sie keine Unterstützer finden. Welches der Argumente sollte mich denn mobilisieren?
    Ich bin nicht bereit, mich für das Heile-Welt-Dachterrassenleben einiger Alt-81er (verzeihen Sie wenn das nicht stimmt, aber das ist mein Eindruck) zu engagieren, die nur sich selber und ihre eigenen Ansprüche/Bedürfnisse sehen. Und Sie wollen mir erzählen, dass zahlreiche Kinder planen würden, sich an einen Baum zu ketten. Das wäre für mich eine inakzeptable Funktionalisierung der Kinder!

    Noch einige Gedanken zu Ihren Formulierungen:
    „während täglich mindestens 4-6 stinkende Busse (laut Betriebsbeschreibung von A&O)“
    Was ist denn daran schlimm, dass 4-6 Busse reinfahren? Das ist doch auf den Tag verteilt sehr wenig. Und steht da wirklich „stinkende Busse“ drin? Oder ist das nicht eher Polemik?

    „Der Kommerzgedanke blickt in die Wohnzimmer und erobert die letzten privaten Winkel.“
    Weil gegenüber ein Haus gebaut wird? Ich nutze für diesen Zweck Gardinen!

    „Auf die dann verschattete Dachterrasse … blicken dann Tag und Nacht zahlreiche feiernde und lärmende Touristen.“
    Oh Gott. Ich wäre froh, wenn ich wenigstens einen Balkon hätte. Aber dass nun Ihre Dachterrasse verschattet wird und die Touristen nichts besseres zu tun haben, als Tag und Nacht zu lärmen, ist wirklich schrecklich.

    „was wohl auch unweigerlich … Prostitution nach sich ziehen wird“
    Was was bedeutet? Prostitution ist seit der rot-grünen Bundesregierung nicht illegal. Was ist dagegen zu sagen, solange sie freiwillig ausgeübt wird?

    Mario K.

  9. 9
    Susanne Torka says:

    Zu den beiden letzten Kommentaren:
    Der Beitrag der direkten Nachbarn aus der Lehrter 11 ist total emotional, klar sie sind direkt betroffen. Auch ich finde, dass er etwas über das Ziel hinausschießt, die Punkte hast Du gut auf den Punkt gebracht, Mario K.
    Aber dennoch: für die zukünftige Entwicklung in der Lehrter Straße ist die Entscheidung über diese beiden Grundstücke Lehrter 12/13 und Lehrter 14/15 enorm wichtig und zwar aus stadtplanerischen und rechtlichen Gründen. Das sieht man ja gerade jetzt daran, wie sich das Amt mit den Begründungen windet. Hier wird vielleicht entschieden, ob die Lehrter Straße in der Zukunft als Wohnstraße oder wenigstens mit hohem Wohnanteil entwickelt wird (es ist ja noch der ganze Mittelbereich nicht bebaut) oder ob die Wohnhäuser, die jetzt noch den Charakter der Straße ausmachen, später Inseln zwischen Bürobauten, Hotels usw. sein werden. Der erste Fehler ist ja schon vor vielen Jahren passiert – in der Planungsphase damals unbemerkt von uns allen – nämlich der Bau des Bürohauses, in dem jetzt die Indonesische Botschaft sitzt. Hier hätte bereits ein Wohnanteil im Vorderhaus durchgesetzt werden sollen und die Höhe des Nachbarhauses eingehalten. Sollte mal jemand recherchieren, wie es damals zu dieser Baugenehmigung gekommen ist. Wenn ich recht erinnere war es ein bekannter skandalträchtiger Baulöwe, der Name fällt mir gerade nicht ein.
    Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Haus nicht 7 Stockwerke hoch wird, denn bei den Baugenehmigungen wird mit dem Charakter der Umgebung argumentiert. Nicht auszudenken, was passiert, wenn ein Investor die gegenüberliegenden vier niedrigen Häuser kauft, mit dem Gedanken dort später auch 7 Stockwerke hoch eine geschlossene Bebauung zu errichten.

  10. 10
    P. Erdmann says:

    Liebe Susanne Torka, vielen Dank für die Information zu meiner Frage bezüglich der Buseinfahrt sowie für den Link. Die in der Antwort von Frank Bertermann angesprochene Verkehrsbelästigung (Rückstau von Autos regelmäßig bis zur Seydlitzstr.) ist meiner Beobachtung nach auch eine Folge der Umstellung der Ampeln an der Kreuzung Lehrter/Invalidenstraße. Hier wurden – vielleicht, um den Tunnelverkehr besser abfließen zu lassen – die Ampelphasen zuungunsten der Lehrter Straße verändert. Während in der Lehrter Str. der Stau anwächst, fahren zum Teil nur 4-5 Fahrzeuge pro Richtung in der zusätzlichen Grünphase für die Invalidenstraße (zu Stoßzeiten allerdings mehr).
    Folge des Staus (mal abgesehen von kaum erträglichen Automassen in der Tempo-30-Zone): Radfahrer weichen vermehrt auf den Fußweg aus und es entstehen Konflikte mit Fußgängern.
    Wer entscheidet eigentlich über die Ampelphasen?

  11. 11
    Frank Bertermann says:

    Die Wellen haben sich aktuell etwas geglättet, allerdings ist noch keine Sturmentwarnung gegeben.

    Das Bauprojekt Lehrter Straße 12-15 war erneut Thema im gestrigen Ausschuss Stadtentwicklung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte (BVV). Nach Auskunft des Stadtentwicklungsstadtrates Ephraim Gothe, wurde das Projekt nach Diskussion mit dem Eigentümer und den Architekten in folgenden Punkten geändert: 1. Das Vorderhaus wird um ein Geschoss verringert (Alt: 7 Geschosse, neu: 6 Geschosse). 2. Der Baukörper im Hofbereich (Mittelbau) wird an die Brandwand der Lehrter Straße 16 gerückt. Der Baukörper im Hofbereich (hinterer Bereich) wird zur Lehrter Straße 11 um eine Zimmerachse verringert, so dass hier der Abstand zum Wohngebäude um ca. 5-6 Meter vergrößert wird. Mit diesen Prämissen soll nun ein erneuter Bauantrag gestellt werden, der nach Ansicht des Stadtrates dann so genehmigungsfähig wäre. Ein großer Streitpunkt ist jedoch noch nicht ausgeräumt: Die Buszufahrt des Hostels in den Innenhofbereich neben der Lehrter Straße 11. Hier haben die Bewohner/innen weiterhin Widerstand erklärt. Problem nach Ansicht des Stadtrates: Für die Verlegung der Einfahrt hin zur Lehrter Straße 16 müsste der dortige erhaltenswerte Baumbestand geopfert werden. Hierzu soll demnächst eine Klärung mit dem bezirklichen Umweltamt erfolgen. Soviel zum aktuellen Zwischenergebnis.

    Die letztendliche Frage: „Wohin soll die Lehrter Straße“ ist jedoch bisher nicht beantwortet. Nachdem nun das Umfeld des Hauptbahnhofes Konturen annimmt und die Heidestraße einen Entwicklungshorizont bekommt, kommt auch der Lehrter Kiez langsam aber sicher in`s Kreuzfeuer der finanzkräftigen Projektentwickler.

    Das Parkhaus Lehrter Str. 1/Ecke Invalidenstraße weicht derzeit einem Hotelneubau: Hotelkette Garni mit ca. 500 Gästezimmern und Tiefgarage.

    Das Diakonische Werk der evangelischen Kirche und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) werden fusionieren und planen auf dem Gelände der Stadtmission Lehrter Str. 67 einen Büroneubau für 500 Mitarbeiter/innen für ihren Haupt(stadt)sitz. Derzeit bestehen große Befürchtungen, dass die Seniorenwohnungen hierfür abgerissen werden sollen.

    In der Seydlitzstraße 1-5 entstehen auf einer Fläche von ca. 12.000qm 5 Townhaus-Stadtvillen.

    Und der nächste „Schrecken“ wirft seine Schatten bereits voraus: Für die Wohnhäuser Lehrter Straße 62-65 besteht keine planungsrechtliche Sicherung. Die Lehrter Straße, zu West-Berliner Zeiten ein „abgehängter“ Kiez in Mauernähe, hat die damalige Stadtplanung wohl wenig interessiert, so dass man die Häuser im Baunutzungsplan in eine Grünfläche gestellt hatte. Spannende Frage: Was suchen Wohnhäuser in einer Grünfläche? Befürchtete Antwort: Eigentlich nichts! Nur da stehen sie trotzdem. Erste Verkaufsgerüchte machen aktuell die Runde. Offiziell ist dem Bezirk allerdings bisher hierzu nichts bekannt, wie von Herrn Gothe zu erfahren war. Im Stadtplanungsamt wurden bisher keine „Vermarkter“ gesichtet.

    Und last but not least, um den Bogen wieder zurück zur Lehrter Straße 12-15 zu schlagen, was aus dem dortigen Bebauungsplan wird, der eigentlich eine Wohnnutzungen sichern sollte (was bisher zumindest bei den Neubauten ziemlich in die Hose gegangen sein dürfte) wird, steht noch in den bezirklichen Stadtplanungssternen.

    Es ist also höchste Zeit, sich um die städtebauliche Entwicklung mehr als nur Gedanken zu machen. Das Bezirksamt hat die Zeit hier verschlafen, jetzt sollten die Kiezbewohner Druck machen.

    Um als letztes auf die Frage von P. Erdmann eine Antwort zu geben: Über Ampelphasen entscheidet nach meinem Kenntnisstand letztendlich die Verkehrslenkung Berlin, also der Senat. Da allerdings der Bezirk da auch mit im Boot sitzt, vielleicht hilft für`s erste auch ein Hinweis an die bezirkliche Straßenverkehrsbehörde. Und ein Blick auf die Internetseite des Bezirksamtes Mitte zeigt dann auch den hierfür wohl zuständigen Fachbereichsleiter: stefan.liebrecht@ba-mitte.verwalt-berlin.de

    Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender Ausschuss Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne

  12. 12
    marion mayr says:

    Etwas verspätet, eine erneute „emotionale Brise“ aus der 11.
    Als direkte Antwort auf den Kommentar von Hr. Mario K., (auch wenn sie sich z.T. mit den Inhalten von S.Torka und F.Bertermann deckt).
    Lieber Nachbar Herr Mario K.,
    ja, wir alle sehen nun, dass es Umwälzungen geben wird. Das um den Hauptbahnhof liegende Gebiet ist zu großen Teilen im Besitz des öster. Immobilienfonds CA Immo (an den die gesamte Vivico Real Estate verkauft wurde). Die Planungen um den Hauptbahnhof herum und angrenzend an die Lehrter, (mittlerweile in der Lehrter, s.o.) umfassen vorwiegend Hotel- und Bürokomplexe, Kunstareale sowie Luxuswohnungen.
    Gentrifizierung bedeutet die Verdrängung der urspr. Wohnbevölkerung aufgrund eklatant ansteigender Mieten, die sich an die Umgebungspreise anpassen. Beispiele sind Städte wie London, Paris und München. Unser Widerstand ist eben gerade kein egoistischer, altbackener „wir schützen unsere heile Welt-Trip“, es ist der Versuch, sich den Entwicklungen des Ausverkaufs/Kommerzes entgegenzustellen, d.h. weitere Büro- und Hotelkomplexe zu ungunsten von Wohnen in der (noch) Wohnstrasse Lehrter aufzuhalten. WIR würden gerne weiter hier wohnen. Oder was halten Sie, Herr K., davon, demnächst in den Huttenkiez ziehen zu müssen (weil nach Abzug der Steuern, zur Unterstützung armer Banken, Ihr Nettogehalt die steigende Mietbelastung nicht mehr aushält oder weil die Wohnbebauung Lehrter 62-65 weiterem lukrativem 6-geschossigem Gewerbe weichen muß)? Der Gedanke liegt gar nicht so fern. Ghettoisierung (sozioökonomische Aufspaltung der Wohnbevölkerung) geschieht in allen Großstädten, wird aber angeblich von niemandem gewollt. Wie kommt das bloß? Wie wäre es, wenn anstelle eines Hostels, Wohnbebauung in der Lehrter durchgesetzt würde (wie gesagt, ursprüngliches Ziel aller Parteien, selbst E.Gothe sagte auf der letzten BVV-Ausschusssitzung 22.10.08: Townhouses an dieser Stelle – statt in der Seydlitzstr.- hätten besser gepasst) und Sie, Herr K., eher in die Lehrter 12 ziehen als in den Huttenkiez, dann vielleicht sogar mit Balkon? Das wäre mir lieber als anonyme Hotelgäste. Dann könnten wir uns dort – von Balkon zu Terrasse – gemütlich am Feierabend weiter unterhalten, wir bräuchten keine Gardinen und hätten keine Busse vor der Tür (die stinken, weil sie ihre Motoren auf der Strasse laufen lassen, was nachweisbar giftig ist: Original Aussage von einem Beamten der unteren Bauaufsichtsbehörde – er fand genau dieses Argument realistisch und schlagkräftig. Ebenso unser auf Baurecht spezialisierter Anwalt, mit dem wir auf der rechtlichen Grundlage des Immissionsschutzgesetzes gegen die Planung vorgehen).
    Wir sind keine Alt-81er. Was ist das überhaupt? Viele Bewohner unseres Hauses sind erst in den 80er und 90er Jahren geboren. Also jung, mitdenkend und aufgeklärt. Herr K., vielleicht handeln Sie ja gegen Ihre eigenen Interessen, wenn sie unterstützen, dass an der Börse notierte multinationale Aktiengesellschaften Ihren Lebensraum gestalten wollen und werden. Wollen Sie wirklich (in der Konsequenz weitergedacht und momentan aktuell) ein System verteidigen, das mit Steuergeldern eine schillernde Banken(schein)welt aufrecht erhält, mit hoch dotierten Managern, die selbst nie für ihre Fehler gerade stehen müssen (sondern wir, Sie und ich)? Gehen Sie auf die demokratischen Plattformen, um für Ihr Recht hier längerfristig zu wohnen einzustehen?!
    Dass wir den Luxus einer Dachterrasse genießen, liegt eben nicht daran, dass wir gut dotierte Berufe haben (viele von uns arbeiten im sozialen Bereich) und immer schön mit dem Strom geschwommen sind, sondern daran, dass die Gründergeneration unseres Hauses sich gegen die unsozialen Interessen finanzkräftiger Investoren erfolgreich gewehrt hat.
    Dass die Kinder unseres Hauses sich an ihre Kastanie ketten wollen, ist ihre eigene Idee. Ich habe keine Problem damit, dass sie sich für ihre direkte Lebensumwelt interessieren und einsetzen wollen, statt nur von TV, Werbung, Modellmaßen, Markenklamotten und technischem Schnickschnack abhängig zu sein. Ist Ihnen die Funktionalisierung von Kindern an dieser Stelle auch schon aufgefallen? Eine ganzer Komplex der Werbeindustrie unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Psychologen erforscht die Gehirne unserer Kleinen, um seine Produkte mit maximalem Gewinn verkaufen und die jüngsten, sensibelsten Kunden möglichst früh lebenslang binden zu können. Das ist Realität (ich bin mit einem Gehirnforscher befreundet). Sehen Sie aus dem Fenster und auf die Werbetafeln der Lehrter 12-15! Wer funktionalisiert wen? Ich bin realistisch, nicht emotional. Mit Kastanien wird gebastelt. Die findet man. Kastanien werden noch nicht privatisiert und verkauft. Zum Glück. Schön, wenn es noch Kinder gibt, die so etwas lieben können, Fantasie besitzen und es verteidigen wollen (anstelle teurer Plastik Polly Pockets und Computerkriegsspiele). Hier ein paar interessante Lesebeispiele:
    http://www.bmgev.de/mieterecho/328/17-vivico-cv.html
    http://www.bmgev.de/privatisierung/index.html

  13. 13
    P. Erdmann says:

    Seit 6 Tagen schaue ich nun aus meinem Wohnzimmerfenster und suche vergeblich den „erhaltenswerten Baumbestand“ auf der Brache am Rande der Lehrter Str. 16. Auch von der Straße aus habe ich es schon probiert. Aber außer der großen Kastanie an der Lehrter Str. 11 kann ich beim besten Willen keine Bäume finden, die nicht – an anderer Stelle – innerhalb weniger Jahre wieder nachwachsen würden.

    Aber vielleicht sehe ich ja den Wald vor lauter Bäumen nicht?

    Ansonsten aber recht herzlichen Dank an Frank Bertermann für die sehr informative Antwort!

  14. 14
    marion mayr says:

    Lieber Herr Erdmann,
    würde die Einfahrt auf die Seite der Botschaft verlegt, müsste ein Alleebaum, der Bergahorn (mit ca. 170 cm Umfang) auf dem Grünstreifen/Straßenrand gefällt werden. Die Busse bräuchten den Platz, um in die Einfahrt zu fahren.
    Die Kastanie wird – nach Aussage des Bauamtes – so oder so gefällt, da sie den Neubau stört.

    Vielleicht sind ja alternative Schutzmaßnahmen für die Bäume möglich, aber das gilt es sorgfältig zu prüfen (bspw. „nur“ ein Beschneiden der Kastanie und ev. ein „steilerer“ Wenderadius für die Busse).
    Lg

  15. 15
    W. says:

    Bezüglich der Wohnhäuser in der Lehrter Str 62-65..woher haben Sie die Informationen über einen nahen Verkauf dieser Wohneinheiten?
    Es erscheint mir doch recht unplausibel, warum diese Häuser kostspielig für neue Investitionsobjekte abgerissen werden sollten, wo Berlin doch größtenteils einer Wüste ähnelt, die noch viel Platz für Bauvorhaben bietet?

  16. 16
    thom says:

    Ich würde den Bewohnern da auch nichts ins Blaue hinein Angst machen. Es ist schon ziemlich schwer und kostspielig Wohnhäuser abzureißen: Vor allem hier, wo der alte Baunutzungsplan Grünfläche ausweist. Das sichert nämlich faktisch eher die Wohnnutzung im Bestand und gefährdet sie nicht, wie an anderer Stelle suggeriert wurde. Die Gründstücke sind damit privaten intensiveren Verwertungsprozessen erst mal entzogen. Wenn der Bezirk nicht willens ist, kurzfristig über einen neuen B-Plan ein anderes Baurecht zu schaffen oder eine andere Form der Baurechtschaffung wählt, könnte ein Investor vielleicht nach jahrelanger aufwendiger Entmietung die Häuser abreißen, aber als Ersatz könnte er nur eine Grünfläche anlegen. Wohl ein eher unwahrscheinliches Szenario, es sei denn jemand wollte am Hauptbahnhof eine Orchideenzucht anlegen.

  17. 17
    thom says:

    PS: Ich habe noch mal recherchiert und muss noch etwas ergänzen, da ja ein neuer B-Plan im Verfahren ist: Ich hatte mich auf die Aussage von Herrn Bertermann zur Lehrter 62-65 bezogen. Das angesprochene „Problem“ der alten Ausweisung als Grünfläche im Baunutzungsplan – das m.E. gar kein akutes Problem ist – wird sich demnächst allerdings ohnehin erledigt haben, so das die bisherigen Aussagen teils gegenstandslos werden. Der in Aufstellung befindliche Bebauungsplan 1-48 sieht an der Lehrter Straße 62-65 ein Mischgebiet vor, daraus könnte ggf. ein Problem entstehen. Die Ausweisung (wenn sie denn rechtskräftig wird) dient wohl in erster Linie dazu, Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und Sport eher zugunsten des Sports entscheiden zu können, da im Mischgebiet mehr Beeinträchtigen hinzunehmen sind. So hätten zukünftig Klagen gegen Sportlärm geringere Aussicht auf Erfolg. Das zielt auch auf die neuen Reihenhäuser an der Seydlitzstraße. So weit so gut. Allerdings begründet der Bezirk die Festlegung auch wie folgt: „Die Ausweisung eines Mischgebietes entlang der Lehrter Straße 62-65 erfolgt ebenfalls vor dem Hintergrund, im Bereich der vorhandenen Wohnbebauung die langfristige Perspektive für weitere sportbezogene Nutzungen zu eröffnen.“
    Das klingt schon etwas nach langfristiger Umwandlung der Wohnnutzung. Es käme jetzt ganz auf die Ausgestaltung dieses Mischgebietes im Detail an, um zu erkennen, ob sich daraus Gefährdungen für die bestehende Wohnnutzung ergeben (z.B. durch eine zukünftig extrem gesteigerte Dichte).

  18. 18
    Frank Bertermann says:

    Dank an die Recherchen vom thom, der mit seinem Verweis bezüglich der aktuellen planungsrechtlichen Sicherung der Wohnhäuser Lehrter 62-65 vollkommen ins Schwarze getroffen hat.

    Der Grund für die damalige Aufstellung des B-Planes 1-48 war der Versuch, die Wohnbebauung Seydlitzstraße 1-5 zu verhindern um die dahinterliegende Sportplatznutzung nicht zu gefährden. Dies hat bekanntlich nicht geklappt. Der Investor hat inzwischen seine Baugenehmigung für die Wohnbebauung. Somit ist für diesen Ansatz der Aufstellungsbeschluss eigentlich hinfällig. Es stellt sich allerdings inzwischen die Frage, ob die beabsichtige Ausweisung der Ecke Seydlitz/Lehrter Straße als „Sonstiges Sondergebiet“ mit u. a. der Zweckbestimmung „Fremdenbeherbergung“ der richtige Weg ist.

    Was mir allerdings bei der ganzen damaligen Auseinandersetuzung um die Seydlitzstraße 1-5 (incl. Akteneinsicht des Stadtentwicklungsausschusses u.a.m.) selbst „durchgerutscht“ ist, ist der Umstand, dass das Bezirksamt beim Aufstellungsbeschluss auch die Wohnhäuser Lehrter 62-65 „mitverfrühstückt“ hat. Vor dem Hintergrund der aktuellen Aufwertungstendenzen der Lehrter Straße in Richtung Hotel- und damit Dienstleistungsstandort muss im laufenden Verfahren m. E. nun der Frage der Sicherung der Wohnnutzung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. In der Vergangenheit wurde die Diskussion mit dem Hauptaugenmerk der Sicherung der Sportnutzungen auf dem Fritz-Schloß-Park geführt. Diese hat natürlich weiterhin hohe Priorität. Wir dürfen jedoch darüber den Schutz der Wohnbebauung nicht vergessen. Die „langfristigen Perspektive für weitere sportbezogene Nutzungen (Zitat aus Aufstellungsbeschluss)“ muss um eine „langfristige Sicherung der Wohnnutzung“ ergänzt werden. Dies muss die Prämisse im weiteren Verfahren um die Weiterbearbeitung des B-Plan-Aufstellungsbeschlusses sein.

    Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender Ausschuss Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne

  19. 19
    W. says:

    Ich habe bei der Wohnbau Gmbh mit Sitz in Bonn nachgeforscht und erfahren dass von einem Verkauf der Wohneinheiten 62-65 bisher nichts bekannt sei.
    Ich verstehe die emotionale Angespanntheit seitens vieler Bewohner der Lehrter Straße, dennoch sollten nicht zu voreilige, ungeprüfte Schlüße gezogen werden. (Der Flyer zum Protestwohnen schrieb bereits von einem Verkauf der Wohnungen.)

  20. 20
    Frank Bertermann says:

    Und hier der wohl letzte Stand zum Projektes Lehrter 12-15, für welches inzwischen wahrscheinlich bereits eine Genehmigung erfolgt sein dürfte:

    Im letzten Stadtentwicklungsausschuss am 3.12. informierte Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe, dass aus seiner Sicht keine weitere Änderung (über die im Kommentar 11 beschriebenen) der Planungen erfolgt. Die Zufahrt wird somit neben der Lehrter Str. 11 belassen. Herr Gothe begründete dies sinngemäß wie folgt:
    1. Laut Betriebsbeschreibung für das Hostel wäre nur von einem Busaufkommen von 4-6 Bussen/Tag auszugehen. Eine Verlagerung würde bezüglich der Lärmproblematik keine nennenswerte Verbesserung bringen.
    2. An die Zufahrt grenzt die Brandwand der Lehrter 11. Hier ist von keiner Lärmbelästigung auszugehen.
    3. Das Lärmaufkommen der hinteren Bahnanlage wäre weitaus höher und würde den Straßenlärm ohnehin überlagern.
    4. Das Hostel als Vorderhausbebauung würde zu einer Lärmverringerung für die Wohnhäuser führen, da es den Straßenlärm zum Hofbereich abschirmt. Somit wäre der Neubau ein Lärmschutz.
    5. Sollte es, wieder erwarten, durch den Busverkehr doch zu einer erhöhten Lärmbelastung für die Lehrter 11 kommen, so hat der Investor zugesagt, Lärmschutzfenster für die Wohnungen einzubauen.
    (Anmerkung: Wie dies dann „einklagbar“ ist und wer die Lärmbelastung feststellt, blieb natürlich offen. Auf unsere Nachfrage, ob dies im Rahmen der Baugenehmigung gesichert wird, kam natürlich eine abschlägige Antwort. Der Investor würde das schon machen, da er es ja dem Stadtrat zugesagt hätte – Willkommen im Märchenland)

    Nachdem Herr Gothe dann noch den doch sehr gewagten Vergleich mit der Bebauung auf dem Paechbrot-Areal im Stephankiez zog, bei dem der Bezirk 600 Stellplätze im Wohngebiet genehmigt hätte und sich niemand darüber aufregen würde, dürfte klar sein, dass hier nix mehr mit unserem Stadtrat zu holen ist. Das dürfte es wohl gewesen sein.

    Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender Ausschuss Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne

  21. 21
    Frank Bertermann says:

    Die Eingangsfrage, „Bleibt die Lehrter Straße eine Wohnstraße?“ hat die Bezirksverordnetenversammlung Mitte am 18.12.2008 mit einem vorweihnachtlichen „Ja“ beantwortet.

    Eine Antragsinitiative der SPD Fraktion wurde durch die Fraktionen von CDU, Bü90/Grüne & FDP ergänzt und gebahr einen gemeinsamen Antrag der einstimmig beschlossen wurde. Darin heißt es:

    Das Bezirksamt wird ersucht, Anfang 2009 eine Zukunftskonferenz Lehrter Straße zu planen und durchzuführen, um mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Entwicklungskonzepte und Planungsprozesse in einen Dialog einzutreten mit dem Ziel der nachhaltigen Bürgerbeteiligung und der Sicherung des Wohnanteils in der Lehrter Straße.

    Hiermit sollen insbesondere die nachfolgenden inhaltlichen Ziele verfolgt werden:
    1. planungsrechtliche Sicherung der vorhandenen Wohnnutzung unter Berücksichtigung der vorhandenen und zukünftigen Sportnutzung im Fritz-Schloß-Park
    2. Entwicklung der freien Flächen im mittleren Teil der Lehrter Straße mit einem hohen Wohnanteil
    3. städtebauliche Vernetzung mit dem anliegenden Quartier Heidestraße, Entwicklung qualitätsvoller Anbindungen an den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal
    4. Vorbereitung einer sozialräumlichen Vernetzung mit dem Quartier Heidestraße, insbesondere in den Bereichen Bildung, Kinder und Jugend
    5. Begleitung des Verfahrens „Stadtumbau-West“

    Begründung
    Die Lehrter Straße befindet sich im Umbruch. Durch ihre Lage zum Hauptbahnhof ist sie aus ihrer ehemaligen Randlage in den Mittelpunkt städtebaulicher Planungen und gewerblicher Interessen gerückt. Anwohnerinnen und Anwohner der Lehrter Straße erfahren, wie gewerbliche Interessen sich immer mehr auf dieses Gebiet konzentrieren und sie oftmals nur aus der öffentlichen Berichterstattung u.a. über Bauvorhaben erfahren. Mit der Zukunftskonferenz soll das Ziel verfolgt werden, dass sich die Mitglieder und Mitarbeiter des Bezirksamts gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger vor Ort auf Entwicklungsziele verständigen.

    Die vielfältigen Aktivitäten Vorort haben also ihre Wirkung gezeigt. Das Bezirksamt ist nun aufgefordert, mit den Bewohner/innen in den längst fälligen Dialog um die Entwicklung ihres Kiezes zu treten. Das lässt für 2009 hoffen.

    Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionssprecher

  22. 22
    Susanne Torka says:

    Wir sind gespannt auf die Zukunftskonferenz für die Lehrter Straße und hoffen, dass das Neue Jahr eine gute Entwicklung nimmt.
    Der B-Laden hat den Brief des Stadtrats für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe, an die Anwohner und Anwohnerinnen der Lehrter Straße im Dezember in 50 Explaren verteilt. Jetzt haben wir auch eine digitale Version bekommen, die hier nachzulesen ist, für alle, die ihn noch nicht kennen:
    http://www.lehrter-strasse-berlin.net/dateien/Lehrter_Plaene/Anwohnerschreiben%20Hostel%20Lehrter%20Str%20Dez-08.pdf

  23. 23
    Klaus Seguin says:

    Zur Lehrter Str. 65 – Zuschrift 19 – „…voreilige, ungeprüfte Schlüsse…“ ????

    Lieber W.,
    bei Ihren Nachforschungen in Bonn bei der „Wohnbau“ sind Sie offenbar schwer auf den Arm genommen worden –
    Ich zitiere auszugsweise aus einem Schreiben, dass ich als Mieter einer Wohnung in der Lehrter Str. 65 mit Datum vom 28. November 2008 erhalten habe:

    „Veräußerung unserer Wohnanlage / Veräußerung Ihrer Wohnung

    Sehr geehrter …,

    wir möchten Ihnen hiermit mitteilen, dass wir „Ihre“ Wohnanlage/Wohnung mit Besitzübergang zum 30.11.2008 an die MLAnna Real Estate S.e.c.s., 46A, Avenue J.F. Kennedy, L-1855 Luxembourg, verkauft haben. Die Mietverwaltung wird nicht durch die neue Eigentümerin selbst, sondern ab dem 01.12.2008 durch eine von dieser beauftragten Verwaltungsgesellschaft, der BauGrund Immobilien-Management GmbH, durchgeführt …

    Für die Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute.

    Mit freundlichen Grüßen
    Wohnbau GmbH
    …“
    Und da meinen Sie, lieber W., dass das zum Zeitpunkt Ihrer Recherche dort noch nicht bekannt war?
    Was wird der neue Eigentümer wohl vorhaben – sicherlich zerbricht er sich schon schwer den Kopf darüber, wie er seinen Mietern das schöne Wohnumfeld auf Dauer sichern kann.
    Ist aber auch schon egal: Spätestens seit auf dem ehemaligen Gelände des auf Zehenspitzen agierenden Westberliner Zolls die nunmehr dort tätige Baufirma eine der Zoll-Baracken abgerissen hat und oft schon vor sechs Uhr morgens ihre Laster in einer Entfernung von etwa sechs bis zehn Metern Luftlinie von meinem Schlafzimmerfenster entfernt startet, ist eh nichts mehr von der bei meinem Einzug vor zwei Jahrzehnten noch vorhandenen „ruhigen Wohnlage“ übrig geblieben. Was kann da schöneres passieren, als der Abriss eines Hauses, in dem man nicht mehr bei geöffnetem Fenster schlafen kann?

  24. 24
    Raoul says:

    ist eh nichts mehr von der bei meinem Einzug vor zwei Jahrzehnten noch vorhandenen “ruhigen Wohnlage” übrig geblieben. Was kann da schöneres passieren, als der Abriss eines Hauses, in dem man nicht mehr bei geöffnetem Fenster schlafen kann?
    Wieso regen Sie sich dann noch auf, wenn Sie das so sehen? Anscheinend sind Sie reichlich verwöhnt. Ich wohne an der Turmstraße, soll die jetzt auch abgerissen werden, weil dort die Autos lang fahren?

  25. 25
    Susanne Torka says:

    Wie eine Mieterin aus der Lehrter Straße 56 gerade beim dienstäglichen Frauentreffen im B-Laden erzählt, gehören auch die Häuser Lehrter Straße 56 – 56d, die Nachkriegsbauten Ecke Kruppstraße, zu dem von der bundeseigenen Wohnbau GmbH verkauften Wohnungspaket. Die gleiche luxemburgische Gesellschaft und die gleiche Verwaltung, wie uns Herr Seguin mitgeteilt hat.

  26. 26
    Frank Bertermann says:

    Zur Lehrter Straße gibt`s in der kommenden Bezirksverordnetenversammlung Mitte am 22.1. einen „Doppelschlag“. Die Information von Herrn Seguin (Kommentar 23) und Susanne Torka (Kommentar 25) hab ich aufgegriffen und hierzu folgende Große Anfrage gestellt:

    „Klein Luxemburg“ in der Lehrter Straße
    1. Welchen Kenntnisstand hat das Bezirksamt über den Verkauf der Grundstücke Lehrter Straße 61-65 und Lehrter Straße 56-56d / Kruppstraße durch die Wohnbau GmbH an das Luxemburger Unternehmen MLAnna Real Estate S.e.c.s.?
    2. Welche Planungen des neuen Eigentümers sind dem Bezirksamt bekannt und wie beurteilt das Bezirksamt diese Planungen?

    In diesem Zusammenhang ein Lob für die Möglichkeit sich auf MoabitOnline austauschen und solche Infos schnell zu bekommen.

    Auch zum Seniorenhaus Lehrter Straße 67 / Seydlitzstraße 21-22 gibt es eine Anfrage zur:
    BewohnerInnen-Vertreibung made in Wilhelmstraße?
    1. Wie bewertet das Bezirksamt die Tatsache, dass leer werdende Wohnungen im SeniorInnen-Wohnhaus (SWH) Lehrter- / Seydlitzstraße durch die Berliner Stadtmission nicht mehr an SeniorInnen sondern als Ferienwohnungen befristet an TouristInnen vermietet werden?
    2.Welche Kenntnisse hat das Bezirksamt über die Auswirkungen einer schleichenden Umnutzung von ehemaligen Mietwohnungen zu Ferienwohnungen auf die BewohnerInnen der Häuser?
    3.Was gedenkt das Bezirksamt zu unternehmen, um den Beginn der schleichenden Entmietung der Seniorenwohnhäuser zu verhindern?
    4.Wie ist der aktuelle Stand des Neubauvorhabens für ein Bürogebäude auf dem Grundstück der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße?

    Also wen die Antworten interessieren, ist gern zur kommenden BVV am 22.1., ab 17.30 Uhr eingeladen.

    Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fraktionssprecher

  27. 27
    Jürgen Schwenzel says:

    Leider müssen sich die an der Antwort der von Frank Bertermann aufgeführten Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung noch gedulden, da die gestellte Anfrage wegen Zeitüberschreitung des Tagesordnungspunktes nicht innerhalb der BVV beantwortet wurde. Laut der Geschäftsordnung der BVV müssen aus diesem Grund nicht beantwortete ‚Große Anfragen‘ bis zum Freitag der der BVV-Sitzung folgenden Woche schriftlich beantwortet werden. Vielleicht wird uns dann ja wieder Frank Bertermann auf diesem Weg berichten.

  28. 28
    Susanne Torka says:

    Die Zukunftskonferenz für die Lehrter Straße soll am Dienstag, 24.2.09 von 18 bis 21 Uhr im großen Saal der Berliner Stadtmission stattfinden. Anwohner und Betroffene können ihre Wünsche und Vorstellungen zur zukünftigen Entwicklung einbringen.

  29. 29
    Susanne Torka says:

    zu den Kommentaren, Nr. 23, 27 und 28:
    Die bei der BVV im Januar gestellten Anfragen der Grünen Fraktion sind jetzt schriftlich beantwortet worden und als pdf herunterzuladen:
    Die Antwort zur Anfrage zum Bürobau der Evangelischen Kirche auf dem Stadtmissionsgelände und zu der „schleichenden Entmietung“ des Seniorenwohnhauses findet sich hier: http://www.lehrter-strasse-berlin.net/dateien/Lehrter_Plaene/1103-III%20GA%20Gr%20Lehrter%2067-Seydlitz%2021%20-%20BewohnerInnen-Vertreibung.pdf

    Die Antwort zum Verkauf der Wohnbau-Häuser, Lehrter 61-65 und Lehrter 56-56d und Kruppstr. 1, 1b findet sich hier: http://www.lehrter-strasse-berlin.net/dateien/Lehrter_Plaene/1008-III%20GA%20Gr%20Klein%20Luxemburg%20in%20der%20Lehrter%20Stra%c3%9fe.pdf

  30. 30

    […] den AnwohnerInnen der Lehrter Straße gibt es nicht nur reichhaltige Diskussionen über die Entwicklung ihres Kiezes, sondern auch einigen Unmut, der auf die Straße getragen wird: So wurde im November eine Demo […]

  31. 31
    Hartmut Eschenburg says:

    Angesichts der geplanten Fassade sollte man mal die Abt. Stadtentwicklung daran erinnern, dass sie nicht nur für das Maß der Nutzung, die Geschoßzahlen und die Einhaltung der Bauordnung zuständig ist, sondern auch für das Stadtbild, also auch das Aussehen von Gebäuden. Wenn sich das BA dazu nicht in der Lage sieht – die neuen Hotels am Hauptbahnhof und in der Paulstraße lassen dieses vermuten – sollte es ein externes Gremium aus Architekten damit beauftragen. Dass es in Berlin noch genug Architekten gibt, die die künstlerischen Fähigkeiten und den Willen zur guten Gestaltung haben, kann man anderweitig an gelungenen Bauten auch in Mitte sehen.

  32. 32
    Kiezking says:

    De gustibus et coloribus non est disputandum!

  33. 33
    Hartmut Eschenburg says:

    An Kiezking: Eine gute Hotel-Fassade und ein gutes Stadtbild haben wenig mit Geschmack sondern mehr mit Kunst zu tun, und Kunst kommt von Können. bei Gebäuden dem Können des Architekten.
    Über diese Fassade zu diskutieren, lohnt schon, denn das Haus wird – wie es Häuser nun mal in der Regel tun – ein Jahrhundert oder sogar länger an der Lehrter Strasse stehen und entsprechend lange wird die Fassade entsprechend ihrer Qualität das Stadtbild prägen.
    Eine Rolle spielt auch, wie weit sich Bauherren ihrer Verantwortung für das Stadtbild bewußt sind. Heute fehlt dieses leider oft. Und dann sollte eigentlich die Verwaltung nachhelfen.

  34. 34
    Hartmut Eschenburg says:

    Ergänzung zum vorigen Kommentar: Ob ein geplantes Gebäude in das vorhandene Stadtbild paßt, erkennt man erst, wenn in der Zeichnung nicht nur das neue Gebäude dargestellt ist, sondern auch die bereits vorhandenen Nachbarhäuser oder noch besser der gesamte Straßenzug.

  35. 35
    Kiezking says:

    Auch über Kunst kann man nicht streiten. Das fängt bei der Architektur doch schon mit der grundsätzlichen Frage an, ob man zu den „Glas-“ oder „Stein-Fetischisten“ gehört und endet dann in der Gliederung des Öffnungssystems oder der Farbgebung.

    Doch mit welchen Mitteln soll die Verwaltung denn „unschöne“ (wer beurteilt das) Fassaden verhindern? Das Bauplanungsrecht gibt dafür keine Mittel. Und ehrlicherweise wünsche ich mir keine Geschmackspolizei die bestimmt was „gut“ und was „schlecht“ ist. Das hatten wir in der deutschen Vergangenheit zu oft..

  36. 36
    Carsten says:

    Dem muss ich zustimmen: Weder Bauplanungs- noch Bauordnungsrecht bieten hierfür ausreichende Handhabe (es sei den, im Gebiet gilt ein besonderes Gestaltungs- oder Ensembleschutzrecht), wenn jemand ein genehmigungsfähiges Gebäude errichten möchte. Es gilt nur das Verunstaltungsverbot, was aber von den Gerichten seit langer Zeit eng ausgelegt wird. Es gibt aber informelle Möglichkeiten im Rahmen der Gespräche über Baugenehmigungen und Dispense, den sanften Druck auf Wettbewerbe oder Gutachterverfahren. Das ist für die Verwaltung aufwendig und nicht immer durchführbar. Beim Hotel an der Ecke Invalidenstraße/Lehrter hat man dadurch immerhin Verbesserungen erreicht (ein zu großer Klotz bleibt er dennoch). Auch beratende, breit zusammengesetzte Kommissionen können helfen und den Bauherren notwendige Qualitäten bewusst machen: Aber bitte nicht ausschließlich Architekten über Architektur urteilen lassen! Keine Architektenkommissionen als Geschmackspolizei. Es tut mir leid, aber vielfach sind sie selber Teil des Problems.

  37. 37
    Hartmut Eschenburg says:

    In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Abt. Hochbau ist man dabei, eine Gestaltungssatzung für Berlin zu erarbeiten. Diese gibt es in anderen Städten schon lange. Warum wohl?

  38. 38
    Kiezking says:

    Gestaltungssatzungen nach § 172 ff BauGB gibt es in Berlin auch schon viele. Dennoch kann man damit nicht alles verhindern und man darf nicht vergessen, dass die Baufreiheit ein grundgesetzlich geschütztes Recht ist.

    Ich vermute Hartmut meint die Baugestaltungsverordnung Historisches Zentrum

    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/archiv_volltext.shtml?arch_0909/nachricht3624.html

    welche gerade in Kraft getreten ist. Oder weißt du noch mehr, Hartmut?

    Aber eines verstehe ich nicht: Einerseits wird immer nach Deregulierung gerufen, andererseits werden mehr Gestaltungsverordnungen gefordert. Widerspricht sich nach meiner Ansicht.

  39. 39
    Susanne Torka says:

    Hier mal was interessantes zum Thema Aufwertung von Kiezen mit Beispielen aus Berlin und Videos mit Aussagen des Stadtforschers Sigmar Gude von TOPOS, die auch schon in Moabit Sozialstudien gemacht haben:
    http://www.bier-statt-blumen.de/Gentrification/Seiten/GentriFlashEins.html

  40. 40
    R@lf says:

    Bravo, Hartmut! Du sprichst mir aus der Seele!

    Sicher kann mensch über „Geschmack“ trefflich streiten, zumal dieser dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen ist. Manches was als verfehlt oder skändalös angesehen wurde, wurde später zum Highlight einer Gemeinde – zumindest hat(te) es einen „Originalitätsbonus“ (was auch schonmal für „häßliche“ Gebäude gelten kann – „Vor Häßlichkeit schön!“).
    Im aktuellen Fall (der sich in eine Vielzahl anderer Objekte einreiht) haben wir es jedoch mit „Nicht-Architektur“ zu tun. Eine reine Nutzschachtel auf dem Prinzip Billigbau wird zum Erreichen maximaler Rendite errichtet. Schlaumeier könnten jetzt hingehen und mit „Bauhaus-Architektur“ argumentieren. Sicher stand bei Bauhaus die Funktion stark im Vordergrund, die nicht (mehr) mit dekorativen Elementen kaschiert werden sollte. Wer aber Bauhaus-Architektur kennt, weiß, daß dies phantasievolles und „schönes“ Bauen nicht ausschließt. Im Gegenteil sind viele der alten Bauhaus-Projekte heute noch gut anzusehen und teils immer noch richtungsweisend.
    In der Lehrter wurde aber eine Fassade in den Bauraum gestellt, die weder in die bisherige Bauumgebung paßt, noch sonst in irgendeiner Hinsicht Qualitäten aufzuweisen hat: eine „Pappfassade“ mit Funktions-Löchern. Dahinter das maximal reinpressbare Bettenaufgebot, dessen Auswirkungen (im Zusammenspiel) noch einmal auf einem anderen Blatt stehen.

    Sicher kann es nicht um eine „Geschmackspolizei“ gehen. Allerdings haben wir die faktisch schon seit Jahrzehnten. Jeder, der mit Bauen zu tun hat(te) weiß, mit welch lächerlichen Argumenten oft Baugenehmigungen verweigert werden und welche Menge an Borniertheit sich hinter den entsprechenden Behörden ballt. Nur als Beispiel: Solaranlagen galten jahrzehntelang weithin nicht als genehmigungsfähig, weil sie die Dächerlandschaft „verschandelten“ und den umliegenden Gebäudebesitzern nicht zuzumuten seien.

    Dennoch sind gewisse Richtlinien sinnvoll. Eine zusätzliche gemischte Kommission aus Baufachleuten, Denkmalschutz und AnwohnerInnen sowie StadtteilkennerInnen wäre bestimmt ein Schritt in die richtige Richtung (Details muß mensch an sinnvoller Umsetzung prüfen und Schritt um Schitt optimieren).

    Wenn wir schon nicht vor Profithaien jeder Art geschützt werden können, weil das politisch-wirtschaftliche System dies nicht vorsieht und gerade denen in aller Regel die Vorfahrt und das Vorrecht einräumt, wollen wir wenigstens vor einer Marzanisierung unserer Straßenzüge geschützt werden.

    @ Susanne: Ich ziehe zwar Blumen Bier vor (Besoffskis haben wir genug an jeder Ecke), aber wahrscheinlich ist die web-Adresse genau in diesem Sinne ironisch gemeint. Ein sehr guter Beitrag zur Gentrifizierung, der ausgerechnet ein „rot-roter“ (irgendwie muß ich farbenblind sein?) Senat offenbar über lange Zeit so gut wie nichts entgegengesetzt hat – im Gegenteil. Eine bessere CDU-Politik wurde in Berlin lange nicht gemacht…
    In dem Beitrag ist im Interview mit dem Stadtsoziologen auch kurz von Süd-Moabit als möglichem Brennpunkt die Rede, wo die Gentrifizierung schon angefangen habe. Moabit-Ost ist offenbar noch gar nicht auf dem Schirm, obwohl hier schon alle Alarmglocken schrillen. Hier schleicht der (Wert-)Papiertiger noch mit Samtpfoten durch die Straßenzüge und kauft auf, was das Zeug hält. Was wir dringend brauchen, ist ein online-Stadtplan des Viertels auf dem optisch deutlich wird, wo und in welchem Maße sich internationales Spekulationskapital schon in den Besitz von Bausubstanz gesetzt hat. Beispiele: mehrere Häuser in der Lehrter Straße an zwei Luxemburgische Investoren, rund 30 Häuser im Kiez im Besitz eines Kosmetikkonzerns (u.a. in der Rathenower), das Haus mit dem Restaurant „Lui et Lei“ bei einem Niederländischen Investor etc. etc….

    Vor wenigen Tagen erzählte mir ein Immobilienfachmann folgende Geschichte, die sich in einer anderen Stadt zugetragen hat: Ein Haus der oberen Immobilienkategorie sollte verkauft werden. Der Makler wird aus Antwerpen (Ort geändert) angerufen und ihm wird ein Drittel des Verkaufspreises offiziell angeboten und zwei Drittel Schwarzgeld bei gleichzeitigem Drücken des Preises um ein Viertel. Der Makler lehnt ab: zu heiß. Der Besitzer probiert es dennoch und bekommt umstandslos tausend Euro Reisekosten für die Reise nach Antwerpen geschickt (man erklärt sich für zu beschäftigt, um das Gebäude vor Ort in Augenschein zu nehmen). Er fährt hin, verhandelt, läßt dann aber die Finger von der Sache.
    Dies ist nur die äußerste Spitze eines Eisberges, von denen zunehmend mehr durch unsere Fahrwasser schwimmen. Es gibt einen kleinen Hinweis darauf, mit welchen Kategorien wir es unter anderem zu tun haben. Ähnliches habe ich übrigens über russische „Investoren“ gehört. Die Quellen sind absolut glaubwürdig.

  41. 41

    In der Oktober-Sitzung 2011 hat das Büro TOPOS ihre Untersuchung zum Milieuschutz vorgestellt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass der Milieuschutz kein passendes Instrument ist, um die Mieten zu begrenzen.
    „Untersuchung Lherter Straße 2011 – Prüfung der Voraussetzungen für die Anwendung § 172 BauGB“ ist auf unserer Seite herunterzuladen. http://www.lehrter-strasse-berlin.net/lokale-planungen
    Direkt zum pdf (1,2 MB):
    http://www.lehrter-strasse-berlin.net/wp-content/uploads/2011/10/TOPOS-Lehrter_end_komplett.pdf

  42. 42
    H. E. says:

    Am Freitag, 02.11., in http://www.tagesspiegel.de folgender aufschlussreicher Artikel: „An den Rand gedrängt“. Beschrieben wird die gegenwärtige Verdängung aus der Innenstadt in die Außenbezirke. Lesenswert !!

  43. 43
    Susanne Torka says:

    Ist dieser Artikel gemeint?
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/sozial-benachteiligte-werden-an-den-stadtrand-gedraengt/5910702.html
    in der online Ausgabe vom 1.12. „Sozial Benachteiligten werden an den Stadtrand gedrängt“

    Ja, das könnte einigen aus der Lehrter Straße auch so gehen, wie Kenan aus Kreuzberg.

  44. 44
    Guido says:

    Na wer wie S.T. in seiner schicken Eigentumswohnung sitzt, dem kann das natürlich nicht passieren….

  45. 45
    H. E. says:

    Ja, der Artikel ist es. Warum der Tagesspiegel in der Online-Ausgabe andere Titel verwendet als in der Print-Ausgabe, ist mir’n Rätsel.

  46. 46
    Rané says:

    @ Guido
    Es kommt darauf an, wer Eigentum besitzt, siehe z.B. den Mehringhof in Kreuzberg. Bin auch sehr dafür, solche Projekte weiterzuverfolgen, um Wohnungen und Gewerberäume vor den Spekulanten zu sichern. Wenn finanziell möglich, sollten sich die Leute zusammen tun, um Häuser und Eigentumswohnungen zu erwerben, sonst droht uns der Ausverkauf an div. ausländische Spekulanten. In einigen Bezirken sind schon ganze Straßenzüge in „fremder Hand“.

  47. 47
    L.S. says:

    In dem Artikel finden sich aber auch folgende Passagen:

    „‚Die Wanderungen in der Stadt differenzieren den Markt aus‘, sagte BBU-Vorstand Maren Kern. Sie warnt deshalb vor ‚irrationalen Diskussionen‘, eine ‚Verdrängung‘ gebe es nicht. Sie lobte den Vorschlag von Rot-Schwarz, einen ‚Stadtentwicklungsplan Wohnen‘ zu erarbeiten, denn es gelte die Entwicklung zu beobachten und notfalls gegenzusteuern.“

    „Das ist die Kehrseite der aufs ganze Land betrachtet positiven Entwicklung: Denn die Zahl der Bedarfsgemeinschaften geht abseits der Problemquartiere zurück (-0,8 Prozent) und Kaltmieten von im Durchschnitt 4,92 Euro je Quadratmeter und Monat (ohne Nebenkosten) sind im Vergleich zu anderen Großstädten moderat.“

    Zumindest positioniert sich der Artikel nicht ganz so eindeutig zu sein, wie die Überschrift suggeriert. Aber die Konzentration der Bedarfsgemeinschaften am Stadtrand ist tatsächlich sehr bedenklich.

  48. 48
    Martin says:

    @ Guido

    Das mit den Eigentumswohnungen ist auch kein Zuckerschlecken, Mieter haben in Teilbereichen mehr Rechte als Eigentümer in einer Wohnungseigentümer“gemeinschaft“.

  49. 49
    L.S. says:

    Und hier gleich die Antwort auf den oben genannten Artikel, die zumindest ein paar bedenkenswerte Argumente enthält:

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/es-gibt-kein-recht-auf-die-wunschadresse/5931902.html

  50. 50

    Der Tagesspiegel hat unser „Lehrter Straßen Dorf“ mal wieder nett beschrieben:
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/kiezkultur-in-moabit-ein-dorf-von-welt/6081080.html

    Aber einige Fehler sind schon drin in dem Artikel: die Kleingärten auf dem früheren Gefangenenfriedhof des Zellengefängnisses, die gegenüber der Einmündung der Seydlitzstraße liegen sind NICHT von Planung und Neubau bedroht. Sie sind als Dauerkleingartenanlage festgelegt.
    Dem Neubau sollen allerdings die Gärten und Kleingewerbetreibenden hinter der langen Backsteinmauer im Mittelbereich der Lehrter Straße weichen, was uns gar nicht gefällt.
    Und noch eine kleine Anmerkung die beiden Spiegel vor dem Café Herr der Schneider waren passenderweise am 3. Oktober ausgestellt.

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