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Luxussanierung jetzt auch im Stephankiez

Wird Moabit der nächste angesagte Kiez, in dem sich Luxusobjekte lohnen, immer mehr in Eigentum umgewandelt wird und die Mieten stark steigen? Die Anzeichen mehren sich. Wir wollen hier nicht theoretisch von Gentrifizierung sprechen, sondern uns einfach mal anschauen, was so angeboten wird. Schließlich überrascht es doch, dass Investoren jetzt tatsächlich über den „sozialen Äquator“, ich meine damit die Straße Alt-Moabit, hinüber springen. Südlich Alt-Moabit, sei es Im Westfälischen Viertel oder nahe der Spree sind schon einige Eigentumswohnanlagen der Luxusklasse fertiggestellt oder gerade im Bau (über sie sollte bei Gelegenheit hier auch mal berichtet werden). Wir beschränken uns heute auf zwei Projekte der Firma Ziegert Immobilien, die in der Werftstraße 2 bereits seit Herbst 2008 den Altbau von Grund auf saniert und jetzt auch in der Stephanstraße 61 Wohnungen mit Luxusausstattung aus- und neubaut.

Wer die Bilder und Sprache der Webseiten einmal ganz in Ruhe auf sich wirken lässt, wird feststellen, wie mit Bildern schöner alter Dinge – sie müssen eigentlich nicht alt sein, sondern alt aussehen – ein besonderes Ambiente geschaffen wird. Auch die verwendete Sprache spielt dabei eine wichtige Rolle. Zum Vergleich möchte ich auf einen Artikel hinweisen, der vor einiger Zeit im Kreuzberger Horn erschienen ist. Jürgen Enkemann holte den Hang wohlhabender Zeitgenossen zur „guten alten (vordemokratischen) Zeit“ in der Immobilien-Werbung für ein „höfisches Palais in Kreuzberg“ ins kritische Bewusstsein. Hier müssen Bismarck, Moltke oder Wilhelm I. und II. sogar als Namen für Wohnungen herhalten. Sind Adel, Monarchie und bourgeoiser Dünkel wieder attraktiv geworden? Gar so weit geht Ziegert nicht in seiner Werbung. Da sind ihm dann doch Modernität, Energieeffizienz und Sonnenkollektoren wichtiger.

Aber: Man soll „im (Stuck-)Himmel Berlins“ schweben wollen und sich dafür eine Wohnung in „dem Haus aus der Kaiserzeit“ in einer ruhigen Seitenstraße gelegen anschaffen. Die Werbung verspricht, dass man mit „Grandezza“ empfangen wird von einer Natursteintreppe, herrlichem Parkett, schönstem Deckenstuck und Flügeltüren, die mit schweren Messinggriffen beschlagen sind. Die  „pompöse“ Ausstattung der „klassischen Altbauwohnungen“ wird gelobt. Dazu moderner Komfort, großzügige Bäder, Gegensprechanlage mit Kamera und Außenaufzug. „Logenplätze“ werden auf Balkonen, Terasse oder in den beiden Penthäusern angepriesen. Soweit die Werftstraße, in der 21 Wohnungen entstehen, die schon nicht mehr alle zu haben sind.

Auch im „Sternenhaus“ in der Stephanstraße sind nicht mehr alle Wohnungen frei, obwohl dort die Bauarbeiten gerade erst begonnen haben, nachdem vor 2 oder 3 Monaten die letzte Mieterin das Haus verlassen hat. Hier entstehen ebenfalls 21 sanierte Altbau­woh­nungen und 5 neue Dachgeschoss­woh­nungen in einer „wahren Gründer­zeitperle“. Gestern war Besichtigung und das Interesse entsprechend groß. Sehr viel wird vermutlich nicht original erhalten bleiben bis auf zwei reich verzierte Kachelöfen. Auch der Originalstuck – fast in jedem Zimmer ein anderes Muster – wird der Deckensanierung zum Opfer fallen. Von einem Muster sollen Abdrücke gemacht werden. Das kann dann wieder angebracht werden. Die schwierigen Grundrisse bedingt durch große Berliner Zimmer sollen mit angebauten Balkonen entschärft werden. In den Seitenflügeln entstehen Maisonettwohnungen, aber auch einige kleine 2-Zimmerwohnungen mit Durchgangszimmern. Der Hof wird bis auf Wegeflächen und Fahrradstellplätze komplett für Privatgärten parzelliert. Das lässt auf die Einschätzung schließen, wer Geld ausgibt, legt keinen Wert mehr auf Gemeinschaftsflächen. Die Preise reichen je nach Lage von 2.100 bis 2.850 Euro/qm.

Nachtrag:

In der LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, Nr. 18, April 2011 ist ein Artikel erschienen, der ausführlicher auf das Haus Stephanstraße 61 – Das Sternenhaus – eingeht, wir dokumentieren diesen Artikel hier (trotz einiger kleiner Wiederholungen).

Stephanstraße 61: Modernisierung und Eigentumswohnungen

Seit Jahrzehnten wirkt das Haus mit der Nr. 61 zwischen den renovierten Fassaden der Stephanstraße wie ein Fremdkörper. „Warum bröckelt hier der Putz?“ „Warum sind die meisten Wohnungen unbewohnbar und nichts passiert?“, mögen sich viele gefragt haben. Obwohl der Stephankiez von 1995 bis 2007 ein förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet war, war es weder dem Bezirksamt noch dem Sanierungsbeauftragten S.T.E.R.N. gelungen, den hochbetagten Eigentümer zu einer Modernisierung zu bewegen. Zu Beginn des Programms hätte es sogar noch Fördermittel gegeben. Helmut Rösener, S.T.E.R.N. GmbH, erinnert sich an einen Gebäudecheck aus dem Jahr 1994 mit geschätzten Baukosten von 3,3 Mio. €, eine schon damals reichlich hohe Summe. Doch nach Aufhebung des Sanierungsgebiets sah das Haus Stephanstraße 61 immer noch genauso heruntergekommen aus wie zuvor.

Herr Herold, geboren 1908, wollte nichts verändern. Jedenfalls nicht mit Fördermitteln und Projektträgern wie LIST oder SPI, die sich vergeblich um den Erwerb des Grundstücks bemüht hatten. Er wollte selbst bestimmen und reparierte zum Teil mit Hilfe von Mietern das allernotwendigste. Die Bauaufsicht war häufig zu Gast und hatte mit diesem Haus alle Hände voll zu tun. Als Putzbrocken von der Fassade fielen, musste das Bezirksamt zum Schutz der Passanten einen Tunnel bauen. Als Ersatzvornahme wurde der Putz abgeschlagen, der Eigentümer zahlte monatlich die Kosten ab. Davon wurde die Bausubstanz über die Jahre natürlich nicht besser. Durchgefaulte Fußböden, ausgebrannte Zimmer, Elektroleitungen aus den 60er Jahren oder älter, ein Notdach als Decke im vierten Stock, eine Original-Mädchenkammer, all das führte Ziegert-Immobilien den staunenden Besuchern im Dezember 2010 bei einer Besichtigung vor. Mittlerweile war der Eigentümer verstorben und die Erben hatten das Haus an Herrn Moschner von Thamm und Partner verkauft.

Die letzte Mieterin hat zum Ende des Sommers das Haus verlassen. Nach der Kernsanierung sollen 21 sanierte Altbauwohnungen und 5 neue Dachgeschosswohnungen entstehen. Einige sind schon vergeben, obwohl die Bauarbeiten erst begonnen haben. Zwei Aufzüge werden eingebaut. Alle Wohnungen erhalten Balkone, die meisten werden zum Hof liegen. In den Seitenflügeln entstehen Maisonettwohnungen, aber auch einige kleine 2-Zimmerwohnungen mit Durchgangszimmern. Sehr viel kann vermutlich nicht original erhalten werden, bis auf zwei reich verzierte Kachelöfen. Auch der Originalstuck – fast in jedem Zimmer ein anderes Muster – wird der Deckensanierung zum Opfer fallen, denn die Fußböden müssen komplett neu betoniert werden. Von einem Muster sollen Abdrücke gemacht werden, so dass auf Wunsch Stuck angebracht werden kann. Neues Eichenparkett wird verlegt, auf dem Dach eine Solaranlage installiert. Um die Erdgeschosswohnungen verkaufen zu können, wird der Hof fast komplett für Privatgärtchen parzelliert. Es bleiben nur Wege und Abstellflächen übrig. Die Preise reichen je nach Lage der Wohnung von 2.100 bis 2.850 Euro/qm. Jeden Sonntag von 13 – 14 Uhr ist Besichtigungstermin.

Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung der Architekturbilder bei Frau Becker, Ziegert-Immobilien.

Nachtrag:
Aus der Immobilien-Zeitung vom 9.8.12 zum Thema Umwandlung in Eigentumswohnungen und Gegenwehr, in dem es zum großen Teil um Ziegert geht.

Film zum Objekt bei Youtube.

Link zum Projektträger THAMM History. In dessen Zeitschrift vom März 2012 wird über das Sternenhaus, Stephanstraße 61 berichtet.

216 Kommentare auf "Luxussanierung jetzt auch im Stephankiez"

  1. 151

    In der Lübeckerstraße und auch in der Putlitzstraße gibt es eine ganze Reihe Häuser, die der Tower Group gehören. Die haben jetzt einen neuen Verwalter. Nur einen neuen Verwalter? fragen sich einige Mieter.
    Hintergründe weiterlesen:
    http://wem-gehoert-moabit.de/2011/11-neue-verwaltung-fur-tower-group-hauser/

  2. 152
    abcdefg says:

    Auch ich kenne Leute aus moabit,die bei tower waren.Da gibt es jetzt einen brief,wo auch objekte von tower,die jetzt von alt + kelber betreut werden, aus moabit aufgelistet sind. habe ihn aber gerade nicht vorliegen. weiß da jemand mehr?

  3. 153
    L.S. says:

    Gehört die Lübecker Straße noch zum Stephankiez?

    Da sich vermutlich noch weitere Fragen und Diskussionen wie oben ergeben werden, wäre es vielleicht sinnvoll, eine eigene allgemeine Rubrik im Sinne der Initiative „Wem gehört Moabit?“ einzurichten. Ansonsten geht der Zusammenhang der Diskussionen verloren bzw. man findet die entsprechenden Diskussionen nicht, weil sie in anderen Rubriken stehen.

  4. 154

    Liebe Leute,
    ihr dürft die Tower Group auch gerne auf der Wem-gehört-Moabit Webseite kommentieren. Dann passt’s zum Thema, weil die Lübecker ist ja zugegebenermaßen wirklich nicht komplett in ihrer ganzen Länge im Stephankiez, sondern nur der nördlichste Zipfel. Aber für die Putlitzstraße passt’s dann schon.

  5. 155
    Redaktion says:

    Vorgestern haben 50 Mieterinnen und Mieter aus 9 Häusern den Verhandlungsführern der Koalition eiin mietenpolitisches Dossier überreicht, das exemplarisch die Probleme der bisherigen verfehlten Wohnungspolitik beschreibt.
    Es ist hier herunterzuladen:
    http://mietenstopp.blogsport.de/images/Mietendossier2011.pdf

    Dazu zwei Pressemeldungen:
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/proteste-gegen-mietsteigerungen–hopp–hopp–hopp–mietenstopp–,10809148,11119780.html
    http://taz.de/Initiativen-gegen-Rot-Schwarz/!81436/

  6. 156
    moabiter pflanze says:

    Tja, wer die SPD wählt ist selber schuld!

  7. 157
    FLANEUR IN MOABIT says:

    Über einen Passus in dem Ausgangsbeitrag kann man nachdenken:

    „Jürgen Enkemann holte den Hang wohlhabender Zeitgenossen zur “guten alten (vordemokratischen) Zeit” in der Immobilien-Werbung für ein “höfisches Palais in Kreuzberg” ins kritische Bewusstsein. Hier müssen Bismarck, Moltke oder Wilhelm I. und II. sogar als Namen für Wohnungen herhalten. Sind Adel, Monarchie und bourgeoiser Dünkel wieder attraktiv geworden?“

    Ob vordemokratisch oder nicht – die Überreste der damaligen Architektur und das daran hängende Umfeld scheint einiges zu bieten, was in moderner Architektur offenbar nicht zu finden ist. Vielleicht irre ich, ich bin nicht vom Fach.

    Trotzdem finde ich es auffallend, daß hier ein Altbau mit Neubaupreisen hergerichtet wird. Die Neubaupreise sind schätzungsweise 1500 – 2000 Euro /qm (netto). Der anscheinend übliche Aufschlag von ca. 50 % – und wir sind bei den zitierten 2.100 bis 2.850 Euro/qm Verkaufspreis für die Eigentumswohnungen.

    In diesem Sinne bezieht Gentrifizierung sich anscheinend auf das Unvermögen der deutschen Mittel- und Oberschicht, sich ihren eigenen architektonischen Ausdruck zu verschaffen. Die Lösung des Problems besteht in dieser Lesart in der Überformung vorhandener Mileus, deren kulturelles und soziales Niveau offenbar attraktiver ist als zB. am Potsdamer Platz, und natürlich auch in Hinblick auf die Architektur. Die Attraktivität der Mileus ist offenbar so hoch, daß selbst die höhere Kriminalität, Vorhandensein einer Drogenszene usw. nicht ausreicht, um den positiven Abstand gegenüber reinen – bürgerlichen – Neubauvierteln auszugleichen.

    Schade, daß dabei andere Probleme entstehen – soziale Entmischung, Umwandlung, Mietensteigerung….Im Rückblick betrachtet – hinterher ist man ja immer etwas schlauer, wäre es natürlich besser gewesen, die Häuser zB durch die Gründung von Wohnungsgenossenschaften aus dem Markt heraus zu nehmen.

    Die deutsche Mittel- und Oberschicht wäre dann gezwungen gewesen, sich mit ihren finanziellen Ressourcen wohnungsmäßig anders zu verwirklichen. Von den Kosten her wäre das anscheinend kein Unterschied gewesen, wie die oben zitierten Zahlen zeigen. Aufwandsmäßig vielleicht schon. Einen neuen Stil zu finden, Städte voll Licht und Schönheit zu bauen, und dann noch Leute zu finden, die bereit sind, sich dafür zu begeistern – ein echtes Problem. Die Attraktivität einer Stadt wie Berlin besteht demzufolge u.a. darin, diesen Aufwand zu vermeiden, etwas Neues zu schaffen, indem historische Stadtviertel zur Weiterentwicklung, dh. zur Gentrifizierung, angeboten werden.

    Schade auch, daß die zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen der deutschen Mittel- und Oberschicht, die zu Gentrifizierungsprojekten verwendet werden, nicht zu einer Nettozunahme der Wohnungsanzahl führt – im Gegenteil! Wenn unattaktive Gebäudeteile weggeräumt und Kleinwohnungen zu nunmehr „großzügigen“ Wohnungen zusammengefaßt werden, dann nimmt die Gesamtwohnungsanzahl leider ab. Das Hauptproblem besteht dann aber darin, daß die finanzschwache Unterschicht, häufig von staatlichen Transferleistungen abhängig, sich andersweitig auf dem Wohnungsmarkt versorgen muß. Und das ohne große finanzielle oder organisatorische Ressourcen. Die Frage nach dem Stil stellt sich da wohl gar nicht.

    Aber fragt mich niemals, woher ich das alles weiß? Mir ist das nämlich erst eben eingefallen. Ansonsten wäre es interessant zu wissen, wie die Bebauung der Heidestrasse, „Euroviertel“, im Vergleich zum östlichen Moabit oder dem südlichen Wedding ankommen wird. Vermutlich nicht besonders gut.

  8. 158
    prolet says:

    Nur eine Anmerkung: Der Stephankiez war nie ein reiner Arbeiterkiez, sondern von Anbeginn an von sozialer Mischung geprägt, davon zeugen die großzügig geschnittenen Vorderhauswohnungen, die meist schon Bäder hatten. Der soziale Status sank, je weiter man nach „hinten und nach oben“ ging. Auch die Lehrter Straße hat ja ihren Beinamen „billig Prachtstraße“ aufgrund großzügiger Vorderhauswohnungen und entsprechendem Fassadenschmuck bekommen. Schon seit jeher hat das Bürgertum dem Adel nachgeeifert, ob zu Bismarcks Zeiten oder heute, nur die Aufgeschlosseneren hatten schon damals den Mut zu revolutionärer Architektur. Im Gegensatz dazu stand der Beusselkiez – Seite an Seite mit der Industrie.

  9. 159
    L.S. says:

    Ebenfalls nur eine Anmerkung:

    Dass das Haus in der Stephanstraße aufwendig saniert werden muss, liegt vor allem daran, dass der Vorbesitzer das Haus über Jahre hinweg verkommen lassen hat. Je verfallener ein Haus ist, desto teurer wird die Sanierung. Die Wohnungen durften teilweise nicht mehr bewohnt werden, weil die Deckenbalken morsch waren. Eine derart umfassende Sanierung ist komplexer und daher teurer als ein Neubau. Mit diesen Problemen hätte sich jeder Bauherr herumschlagen müssen. Aus den Grundrissen bei Ziegert-Immobilien geht hervor, dass nach der Sanierung mehr Wohnungen zur Verfügung stehen als vorher. Es werden also keine kleinen Wohnungen zu großen zusammengefasst. Im Gegenteil, wie in jedem Haus aus der Gründerzeit sind die Wohnungen für heutige Verhältnisse meist viel zu groß. Übrigens ist Ziegert-Immobilien, wie in vielen anderen Fällen auch, nur der Makler und nicht der Bauherr. Dass sich viele Menschen in Altbauten wohler fühlen als in Neubauten, hat, wie oben erwähnt, sicherlich eine ganze Reihe von historischen Gründen. Jedenfalls kann man das nicht nur den heutigen Architekten anlasten.

  10. 160
    Rané says:

    Sanierung ist ok, Luxussanierung nicht.
    Das ist der Unterschied !!!

  11. 161
    Carsten says:

    @ Rané: Ist das denn hier Luxussanierung? Die Kosten etwas über 2.000 Euro sind vielleicht gerade mal mittlere oder etwas gehobene Qualität (wie man das überhaupt bei der Bausubstanz hinbekommen kann, ist mir schleierhaft). Luxussanierung ist etwas völlig anderes. So wie in der Werftstraße. Und von dem Projekt stammen ja fast alle Zitate im Artikel, aber nicht aus der Projektbeschreibung der Stephanstraße.

    @ Lieber Flaneur,
    einen Neubau bekommen sie in einigermaßen mittlerer oder etwas gehobener Qualität im Augenblick schlicht nicht für 1500 Euro hin. Selbst Baugruppen kalkulieren, wenn sie sehr sparsam sind, über 2000 Euro. Mit hohen Decken und besserer Ausstattung sind wir viel höher. Hier im Stephankiez wird also kein Altbau mit Neubaupreisen errichtet. Mittel- und Oberschichte nehmen gerne Altbauten, übrigens auch zu deutlich höherer Preises als in der Stephanstraße (keine Luxussanierung!). Beliebt sind aber vor allem die Altbauviertel. Es entstehen in Friedrichshain. Preznlauer Berg, Charlottenburg, Schöneberg etc. mittlerweile sehr viele und sehr schöne Einzelbauten von Mittelschichts-Baugruppen und mittelständischen Bauträgern. Wenn man sich die letzten z.B. 50 Projekte in Berlin oder anderen deutschen Städten anschaut, kann man angesichts der hohen baulichen, städtebaulichen und ökologischen Qualität wirklich nicht von architektonischen oder kulturellen Problemen sprechen. Das Problem sind die gesichtslosen Bauten der großen Investoren. Und das Problem ist, dass man halt zu Marktpreisen (auch ganz ohne Spekulation) keine Bauten für untere Einkommensschichten errichten kann. Hier brauchen wir andere Lösungen, auch mit neuen Formen des sozialen Wohnungsbaus und der Bestandssicherung, damit wir die weitere Entwicklung abfedern können. Die Mittelschichten werden nämlich zum Glück nicht mehr so ausschließlich wie früher nach Berufsausbildung und Familiengründing in die Vororte ziehen. Und das ist gut. Nur muss man halt die Auswirkungen bewältigen.
    Und wenn man fragt, was Begrifflichkeiten aus der “guten alten (vordemokratischen) Zeit” und Bismarck, Moltke oder Wilhelm I. und II. in Wohnungswerbungen zu bedeuten haben? Gar nichts. Genauso wenig wie der Verweis auf die ehemaligen Mieter oder Nachbarn Luxemburg, Lenin oder Kommune 1, wie man es gelegentlich bei Wohnungsanzeigen aus dieser Gegend findet. Das ist nur Marketingquark, der nicht der Analyse lohnt.

  12. 162
    Susanne Torka says:

    Aber zeigt nicht gerade der „Marketingquark“, welcher Geist dahinter steht? sowohl beim Vermarktenden als auch bei denjenigen, die durch das Marketing angesprochen werden sollen?

  13. 163
    L.S. says:

    Zumindest was die Stephanstraße 61 angeht, ist der obige Artikel etwas irreführend. Wenn man sich an die gängigen Kriterien hält (siehe Nr. 161), handelt es sich nicht um eine Luxussanierung, sondern eher um eine mittlere Ausstattung, was man auch auf den Angebotsseiten von Ziegert-Immobilien überprüfen kann. Dementsprechend richtet sich das Angebot auch eher an die Mittelschicht und bestimmt nicht an Liebhaber von Luxusimmobilien. Aufwendig ist die Sanierung in diesem Fall, wie gesagt, vor allem aufgrund des schlechten Objektzustands. Außerdem handelt es sich um ein Effizienzhaus, d.h. es wird wie bei vielen Sanierungen derzeit besonders auf ökologische Eckdaten geachtet. In jedem Fall wird kein Wohnraum für Luxusansprüche vernichtet, sondern im Verhältnis zum alten Zustand neuer Wohnraum geschaffen, was sich auch anhand der Zahl der Wohnungen ablesen lässt.

    Was den „Marketingquark“ angeht, stimmt es natürlich, dass solche Werbestrategien, vor allem im Fall der anderen genannten Objekte, schon sehr seltsam sind. Aber dazu muss man sagen, dass zum Beispiel Autos ebenfalls zum Teil sehr merkwürdig beworben werden. Trotzdem denke ich, dass die überwiegende Zahl der Autokäufer recht handfeste Kriterien hat. Da sich die meisten Menschen, die sich eine Wohnung kaufen, dafür verschulden müssen, glaube ich, dass auch hier die Kaufentscheidung jedenfalls rationaler als die Marketingstrategien sind.

  14. 164
    Carsten says:

    Liebe Susanne Torka: In keiner Weise. Oder gibt es dafür auch nur einen kleinen Hinweis? Immobilienleute haben meist wenig mehr als Grundkenntnisse über die Historie der Gebäude und Stadtviertel. Vielleicht steckt da gar kein Geist dahinter. Wenn sie eine Wohnung „Bismarck“ nennen, was meines Erachtens genau einmal (1 x mal in Kreuzberg!) bislang in Berlin vorgekommen ist, sollte man das wohl nicht überbewerten. Vor allem sollte man die potenziellen Mietern/Käufern keine vordemokratische Gesinnung unterstellen ohne auch nur den Hauch eines Indizes dafür zu haben. Das wäre schlicht Ehrabschneidung. Die Immobilienbranche versucht ihre Wohnungen loszubekommen, ob dafür Kaiserzeit, Zille, Tucholsky, Bauhaus (bei 20/30er Jahre Wohnung), Lenin, Luxemburg, Kommune 1 oder sonst was herhalten muss. Hundert mal öfter als auf den alten Willhelm wird bei Wohnungsanzeigen auf „Lebendige Kieze“, Kreativität, Bars, Szene, Multikulti und was auch immer verwiesen. Also mein Rat: Nicht ständig unproduktive Nebenkriegsschauplätze eröffnen mit an den Haaren herbeigezogenen Schlüssen. Wer so eine Wohnung heute kauft, will diese solide Bausubstanz im jeweiligen Kiez erwerben. Nicht mehr und nicht weniger. Um die Auswirkungen veränderter Nachfragstrukturen auf bestehende Bevölkerungsstrukturen muss man sich vielmehr intensive Gedanken machen. Aber weniger um Marketingquark.

  15. 165
    Susanne Torka says:

    Mich hat vor einiger Zeit dieses Zeit-Dossier sehr beeindruckt:
    http://www.zeit.de/2010/41/DOS-Adel
    Denn es liegt so völlig quer zu dem, wie ich die Demokratisierung der deutschen Gesellschaft zumindest seit 1945 bisher beurteilt hatte.
    Von persönlichen Bekannten hatte ich aus anderen entfernteren Ländern auch schon vom Phänomen der „Rückkehr“ des Adels als dominierender Gesellschaftsschicht gerade auch durch Wirtschaftsmacht gehört, z. B. Russland und Äthiopien und das auch noch nach mehr oder weniger langer Herrschaft von sog. „sozialisitschen“ Regimes.
    Jedenfalls hat mich dieser Zeit-Artikel schockiert.

    Außerdem versuchen Investoren mittlerweile auch in Deutschland bewachte Wohnanlagen gesellschaftsfähig zu machen. Ein Beispiel aus Leipzig:
    http://www.zeit.de/2011/38/S-Kober

    Jetzt noch aus einer ganz anderen Ecke und auch nicht ein besonders neuer Text, die Rezension eines Buches, das „inen erheblichen Schwund an demokratischer Beteiligungsbereitschaft sogar in der Mittelschicht erkennbar werden lässt“.
    http://www.zeit.de/2009/04/P-Walter-BiG

  16. 166
    Carsten says:

    Vielleicht sollte man sich nicht verrennen. Adeligkeit dient in Deutschland doch eher der Volksbelustigung und ab und zu als modisches beliebiges Beiwerk wie Großbürgerlichkeit, Alternativ- oder proletarischer Kultur, wo es halt zu passen scheint, vielleicht auch bei der einen oder anderen Wohnungsanzeige. Von Guttenberg hat den kurzen belanglosen Hype vor- und sich selbst dabei lächerlich gemacht. Er ist verglüht und kommt nie wieder. Da mag sich der eine oder andere gelangweilte Feuilletonschreiberling 2010 während des Hypes um Guttenberg auch ein paar Sachen aus den Fingern ziehen können. Von gesellschaftlichem Belang ist das meiner ganz persönlichen Meinung nach nicht.

    Ohne jetzt die innenpolitische Situation in Äthiopien und in der russischen Provinz im Detail zu kennen: Die Annahme einer zunehmenden Bedeutung des Adels in Deutschland und in der Welt ist doch etwas an den Haaren der Rapunzel herbeigezogen.

    Ich weiß zwar nicht, was bewachte Wohnanlagen mit der Thematik zu tun haben. Aber das interessante an den Projekten zu Gatet Comunities in Deutschland ist ja, dass es im Vergleich mit anderen Ländern so extrem wenige sind (kaum eine Handvoll solcher Anlagen im engeren Sinne) und das sie nicht besonders laufen. Das ist das Beruhigende. Zu Aufgeregtheiten besteht kein Anlass.

    Schön dass „die Zeit“ 2009 von einem Schwund der demokratischen Beteiligungskultur der Mittelschicht schrieb. 2010/11 schrieb sie in zahllosen Artikeln (S 21, Occupy-Bewegung) das komplette Gegenteil. (Wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte) Ich mag die Zeit. Aber von schnelllebigem Zeitgeistjournalismus ist auch sie nicht frei.

    Aber vielleicht sollte man zum Thema zurückkehren?

  17. 167
    H. E. says:

    Umzäunte und bewachte Wohnanlagen habe ich schon vor zwanzig Jahren bei Istanbul gesehen und in USA scheint es lt. dem Zeitartikel ebenfalls reichlich davon zu geben. Ist ja auch verständlich, denn sie entstehen genau dort, wo sehr unterschiedliche Lebensstandards aufeinander stoßen.

    Da bei uns die Schere in erschreckendem Maße auseinander geht, ist es nur logisch, dass dieses nun auch hier kommt. Wo Lobbyismus und Kapitalismus derart ungeschminkt ihre wahre Fratze zeigen und die Politik so unverholen mitspielt wie seit einiger Zeit, braucht man sich darüber nicht zu wundern.

    Ich wünschte mir, es gäbe mehr demokratische Beteiligung, egal in welcher Schicht. Leider wird sie jedoch nicht einmal richtig genutzt, wo sie möglich wäre:
    Die letzte Wahlbeteiligung in Berlin war erbärmlich. Bei der kürzlichen Wahl zum Quartiersrat von Moabit West haben nur ca. 150 Leute ihre Stimme abgegeben. Vielen berechtigten innerstädtischen Bürgerinitiativen fehlen leider auch genug Teilnehmer, um der Politik öffentlich richtig paroli zu bieten. Hier bleibt zwar am Ende noch der Klageweg, wünschenswert ist das jedoch nicht.
    Nur wenn es jedem selbst ans Existenzielle und Eingemachte geht wie z. B. in den Einflugschneisen von Schönefeld, dann begreifen die Leute, dann erst wachen sie auf, dann erst überwinden sie ihren Frust in Sachen Politik und werden aktiv.

  18. 168
    taylan says:

    Also ich kann 163 nur Recht geben.

  19. 169
    ehemalige Mieterin says:

    Auch in der Stephanstraße 19 hat Ziegert vor 2 Jahren etwa das Haus entmietet! Weiß jemand, was jetzt damit ist?
    http://www.stephanusschmitz.de/index.php?id=52

  20. 170
    L.S. says:

    zu Nr. 169:

    Soweit ich das von außen beurteilen kann, wird das Haus offensichtlich noch saniert. Zumindest steht ein großer Container vor der Tür. Aber das ist keine gesicherte Information. Was die Stephanstraße 61 betrifft, ist Ziegert-Immobilien übrigens nicht der Bauherr, sondern nur der Makler. Und die Stephanstraße 61 musste aufgrund des mangelhaften Objektzustands saniert werden. Daher kann man die beiden Projekte nicht vergleichen.

  21. 171
    Kiezbewohner says:

    Dass Ziegert nicht der Bauherr der Stephanstraße 61 ist, wissen wir nicht nur aus den Wiederholungen von L.S., sondern das stand auch schon in dem oben als Nachtrag zum Ursprungsartikel ergänzten Bericht in der LieSte vom April 2011 – dort ist der Name des Bauträgers benannt.
    Die andere Wiederholung von L.S., Ziegert als Makler zu bezeichnen, gibt nur einen Ausschnitt aus der Rolle von Ziegert wieder. Darüber hinaus tritt Ziegert gerne auch als Finanzdienstleister auf – die Firma bezeichnet sich selbst als Berlins größten bankenunabhängigen Finanzierungsdienstleister. Des weiteren hat Ziegert in der Entmietungsphase auch das „Mietermanagement“ betrieben, so jedenfalls erzählte mir das Anfang diesen Jahres eine von diesem „Management“ betroffene Person, die viele Jahre in dem Haus gewohnt hatte.

  22. 172
    Jule says:

    @171: So ist es!
    @169: Keine Ahnung… Baugerüst und Container sind weg und bis auf eine gestrichene Fassade ist wohl noch nichts passiert. Und die Namen stehen auch noch an der Klingel…

  23. 173
    L.S. says:

    Entschuldigung, dass ich mich wiederholt habe. Aber ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass man auch bei Ziegert-Immobilien die verschiedenen Bauprojekte differenzieren muss und nicht alles über einen Kamm scheren kann. So bietet Ziegert-Immobilien z.B. ein Baugruppen-Porjekt in Moabit an (http://www.emdener-dächer.de), was weiter oben auch schon diskutiert wurde (siehe: Kommentar Nr. 150). Nicht überall, wo Ziegert-Immobilien drauf steht, ist auch das gleiche drin. Jedenfalls halte ich es für sachlicher, sich die einzelnen Projekte genauer anzuschauen.

  24. 174
    Susanne Torka says:

    @169, ehemalige Mieterin:
    jetzt sind die Wohnungen aus der Stephanstraße 19 im Netz und werden als Eigentumswohnungen verkauft.
    Hier der Link zu Ziegert:
    http://ziegert-immobilien.de/projekt/stephanstrasse-19

    Auch interessant, hier haben sie Versorgungsleitungen und alles erneuert, aber die Wohnungen sanieren, das müssen die neuen Eigentümern dann selbst machen. Auch ein Dachrohling ist dabei.
    Ziegert kann jedenfalls die Umgebung in sehr hübschen Fotos dastellen!

    Stimmt L.S. nicht überall wo Ziegert draufsteht, ist das gleiche drin, allerdings kann ich grundsätzlich keine großen Unterschiede erkennen, die Emdener Dächer sollen eine Baugruppe für 3 Dachgeschosswohnungen werden, Architekt ist vorgegeben, juristische Beratung auch … jede Menge Geld muss in die Hand genommen werden und die mögliche Luxusausstattung wird schon gezeigt, obwohl doch eine Baugruppe sich eigentlich erstmal selbst überlegt, was sie bauen will. Ob da wirklich drin ist, was draufsteht?
    Ähnlich erscheint es mir auch mit der Stephanstraße 19. Mal lieber nicht so viel Luxusausstattung einbauen, die muss dann ja Käufer finden. Unsanierte Wohnungen in einem komplett strangsanierten Haus können natürlich günstiger sein, vielleicht soll hier eine neue Zielgruppe angesprochen werden?

  25. 175

    In der Birkenstraße haben wieder zwei Häuser ihre Besitzer gewechselt. Eines soll aufwendig modernisiert werden, die vermieteten Wohnungen des anderen wurden kurz danach im Internet zum Verkauf angeboten. Mehr Infos und Tipps für betroffenen Mieter und Mieterinnen hier:
    http://wem-gehoert-moabit.de/2012/01-birkenstrase-hauser-verkauft-modernisierung-und-umwandlung/

  26. 176
    beobachter says:

    Laut Immobilienzeitung soll das Sternenhaus in der Stephanstraße im Juli fertig sein und es sollen 7,2 Millionen investiert worden sein:
    http://www.immobilien-zeitung.de/113930/im-stephankiez-wird-sternenhaus-saniert
    http://www.sternenhaus-berlin.de/

  27. 177
    Rané says:

    Tja, nur mit der Kultur in unmittelbarer Nähe sieht es schlecht aus. Eine ausgewogene Infrastruktur wird eh immer seltener *seufz*.

  28. 178
    Susanne says:

    Infos zu Ziegert von der Stadtteilinitiative Schillerkiez in Neukölln:
    http://nk44.blogsport.de/2012/02/13/spree-invest-mieter-raus-eigentuemer-rein/

  29. 179
    Gudrun S.-A. says:

    Nachteile des Sternenhauses:

    Die Wohnungen in der Stephanstr. 61 werden von ihren Balkonen nicht viel haben, denn der Hof ist ziemlich klein und dadurch (dass die Hauswände nah beieinander stehen) recht dunkel.

    Wenn dort Leute einziehen, die sich die ca. 2500 €/m2 leisten können, dann ist zu vermuten, dass etliche davon auch PKWs haben werden, für die sie kaum einen Parkplatz in der jetzt schon zugeparkten Stephanstr. finden werden.

    Der Wegfall der Gemeinschaftsflächen durch die Parzellierung des Innenhofes ist insbesondere für Familien mit kleinen Kindern, die oberhalb des Erdgeschosses wohnen, natürlich bitter: Da gibt es einen begrünten Hof und die Kinder können da nicht spielen.

    Das sind Einwände, die potentielle Käufer wissen sollten.

  30. 180
    Rané says:

    Dumm, wer als potentieller Käufer auf Hochglanzprospekte hereinfällt. Da gibt es in anderen Bezirken weitaus Besseres.

  31. 181

    Kommt heute abend 29.2. um 19 Uhr ins Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin, Ausweis mitbringen!!
    zur Veranstaltung der Mieten-Dossier Gruppe, ein Zusammenschluss verschiedener Häuser, die sich gegen Verdrängung und Mietsteigerung wehren.
    mehr Informationen unter:
    http://mietendossier.blogsport.de/

    Im Dossier „Recht auf Stadt“, das auf der Seite herunterzuladen ist, werden diese Häuser vorgestellt. Die Probleme sind exemplarisch für verschiedene Mieterprobleme in Berlin. Bei der Veranstaltung wird die „neue Wohnungspolitik“ des neuen Senats, von der in vielen Medien berichtet wird, hinterfragt.

  32. 182
    taylan says:

    Anbei eine PE des Bezirksamts Mitte zu der AV Wohnen.
    http://www.berlin.de/ba-mitte/aktuell/presse/archiv/20120305.1125.366977.html
    Einladung zum Pressegespräch:
    AV-Wohnen – veraltet, rechtsunsicher, unangemessen
    Der Bezirksstadtrat für Bürgerdienste und Soziales, Stephan von Dassel, lädt ein:
    Mittwoch, 7. März 2011 um 12.00 Uhr
    Rathaus Wedding, Neubau Raum 115 (Dillenburg-Saal)
    Müllerstr. 146/147, 13353 Berlin
    Die AV-Wohnen legt fest, welcher Wohnraum für Transferbezieher/innen angemessen ist.
    Diese Regelung ist rechtsunsicher, weil sie nur einen Rahmen für die Verwaltung darstellt. Die
    Rechtsprechung orientiert sich seit Langem an eigenen, oft auch nicht einheitlichen Grundsätzen.
    Die Richtwerte der AV-Wohnen wurden seit Jahren nicht mehr erhöht. Zumindest in der Innenstadt ist
    es so gut wie ausgeschlossen, Wohnungen mit einer Warmmiete für 378,- oder 444,- Euro (1 bzw. 2-
    Personenhaushalt) anzumieten. Gleichzeitig verpflichten Senat und Bezirke die Jobcenter, die
    Unterkunftskosten der ALG-II-Empfänger/innen auf die inzwischen viel zu niedrigen Obergrenzen zu
    senken. Der Senat will die AV-Wohnen seit mehreren Jahren durch eine neue Regelung ersetzen.
    Passiert ist bisher nichts.
    • Wie viele ALG-II- Empfänger/innen bekommen nur noch einen Teil der Miete?
    • Wie gehen ALG-II-Empfänger/innen damit um, wenn die Jobcenter ihre Mieten festsetzen und
    nur noch teilweise finanzieren?
    • Rollt auf das Land Berlin eine neue Mietschuldenwelle zu?
    • Wie kann eine angemessene und rechtssichere Regelung für die Unterkunftskosten aussehen?
    • Muss es bis zur überfälligen Neuregelung ein Umzugsmoratorium geben und
    die Zielvereinbarungen mit dem Jobcenter ausgesetzt werden?
    Zu diesen und anderen Fragen möchten Ihnen Auskunft geben:
    Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins
    Frank Steger, Vorstand des Berliner Arbeitslosenzentrums evangelischer Kirchenkreise
    Dr. Sibyll Klotz, Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung in Tempelhof-Schöneberg
    Bernd Szczepanski, Stadtrat für Soziales in Neukölln
    Stephan von Dassel, Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste in Mitte

  33. 183

    Gestern lief übrigens eine sehr einfühlsame Reportage, der die Sorgen von Mietern ernst genommen und beschrieben hat und auch, welche Unterstützung gemeinsame Aktionen im Haus den Einzelnen geben kann:
    http://wem-gehoert-moabit.de/2012/03-mietenexplosion-in-berlin-reportage-bei-rtl/

    Schaut mal rein, entweder in den kurzen Trailer oder den halbstündigen Film, ist noch eine Weile kostenlos im Netz. Auch eine Moabiter Aktivistin ist dabei!

  34. 184
    Zeitungsleser says:

    Interessante Leserbriefdebatte im Tagesspiegel, der Stadtentwicklungssenator Müller antwortet auf Herrn Krause aus dem Grunewald:
    http://www.tagesspiegel.de/meinung/mieten-debatte-leserbrief-von-jens-krause-berlin-grunewald/6283732-2.html
    und
    http://www.tagesspiegel.de/meinung/mieten-debatte-was-ist-eigentlich-wohnungsnot/6283732.html

  35. 185
    Zeitungsleser says:

    Da hat anscheinend schon einer die Zeichen der Zeit erkannt. Geld verdienen geht nicht nur mit Luxuswohnungen:
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/immobilien/plattenbau-der-wohnungsdiscounter-11680031.html
    Ob sich da dann auch die aus Wedding und Moabit verdrängten Hartz IVler sammeln? Von den Preisen her dürfte es wohl passen.

  36. 186
    Mieterin says:

    am Sonntag Lärmdemo „Tempelhof für Alle“, zwar bisschen weit weg, aber aus dem Stephankiez und aus Moabit genießen bestimmt viele die Weite auf dem Tempelhfer Feld:
    http://mietenstopp.blogsport.de/2012/05/16/sonntag-laermdemo-tempelhof-fuer-alle/

  37. 187
    Susanne says:

    Morgen Demo „Keine Rendite mit der Miete! vom Mehringplatz 16 Uhr zum Ritz-Carlton Potsdamer Platz 17:30 Uhr:
    http://keinerenditemitdermiete.blogsport.de/keine-rendite-mit-der-miete/

    und dann kann man auch noch versuchen den „Bus zu fangen“!

  38. 188

    Am letzten Sonntag hat die Abendschau in der Reihe „Berlin von A-Z“ Moabit vorgestellt und steigende Mieten wurden von einigen Interviewten angesprochen:
    http://rbb-online.de/abendschau/berlin_von_a_z/0.html
    Ist eine Woche im Netz zu sehen.

  39. 189
    Mieter says:

    Die „Film Fabrik“ zeigt ihren Film „Mietenstopp“ und diskutiert im Anschluss über stadtpolitische Strategien und Aktionen heute (20.6.2012) um 19.30 Uhr auf der Berlin Biennale (Auguststraße 69, 10117 Berlin): http://www.berlinbiennale.de/blog/events/mietenstopp-film-stadtpolitische-diskussion.

    Der Dokumentarfilm von Anthony Lew Shun, Martin Lutz und Gertrud Schulte Westenberg zeigt die Berliner Mietenstoppdemo und ihre Aktivisten im Sommer 2011.

    Nach dem Film wird es eine stadtpolitische Diskussion geben. Es geht in der Diskussion um die verschiedenen Ansätze, Gemeinsamkeiten und Differenzen sowie eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen stadtpolitischen Gruppen.

  40. 190
    Susanne says:

    Wo wir hier schon mal bei Filmen sind …
    … morgen kommt im ZDF bei Drehscheibe Deutschland (12:10 – 13 Uhr) ein Bericht über den Versuch die schwerbehinderte Nuriye Cengiz aus ihrer Erdgeschoss Wohnung am Maybachufer zu räumen.
    Die Taz hatte darüber berichtet: http://www.taz.de/!92372/
    Es gibt ein Bündnis, das sie unterstützt:
    http://mietenstopp.blogsport.de/2012/05/15/mittwoch-buendnis-gegen-eine-zwangsraeumung/

  41. 191
    Mieteraktivist says:

    @190, Bericht ist noch nicht gezeigt worden, das war anscheinend eine Fehlinformation, er soll erst in der nächsten Woche ausgestrahlt werden. Wann? keine Ahnung!
    @ 187, auf 3 sat ist am 20.6. ein Film über die Proteste gelaufen, bei „Kulturzeit“, Titel: Proteste gegen steigende Mieten,
    hier der Link: http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=31477

  42. 192
    Mieterin says:

    ganz interessantes Interview mit dem Sadtentwicklungssenator:
    http://www.inforadio.de/dossier/wohin_steigen_unsere/177224.html

    ganz interessant auch das neue Projekt des MietshäuserSyndikat im Wedding:
    http://www.inforadio.de/dossier/wohin_steigen_unsere/177268.html

  43. 193
    H.Mansfeld says:

    Das Projekt in der Stephansstraße habe ich auch schon vor einiger Zeit „begutachten“ können. Das werden ganz eindeutig Luxuseigentumswohnungen. So wurde es mir auf Nachfrage bei den dort hantierenden Bauarbeitern mitgeteilt. Dort findet eine Kernsanierung statt, die ein eindeutiges Zeichen dafür ist, daß Häuser total verkommen sein müssen. Sonst ist so eine Sanierung nicht notwendig.

    Nach dem gleichen Prinzip wird in der Waldenserstraße 32,33 verfahren, wo derzeit ein Komplex mit etwa 100 Wohnungen ebenso „entkernt“ und zu luxussanierten Wohnungen umgebaut werden. Es sind dort u.a.Penthousewohnungen mit Fahrstuhl im Haus vorgesehen. Dort hat das Prinzip jahrelanger „Wohnungsleerstand“ aus spektulativen Gründen und auch das Prinzip Heuschrecke gut gegriffen. Etwa die Hälfte der Wohnungen haben schon seit Jahren leergestanden, weil der usprüngliche Vermieter ganz bewußt nichts mehr in die Häuser investiert hat Diese wurden innerhalb von 6 Jahren 4 mal verkauft, wobei einer der Investoren u.a. auch die Postbank Wien war.

    In diesem Wohnkomplex wohnen lediglich noch ein paar Parteien im Vorderhaus , die zumächst mal dort z.T. aus dem Hinterhaus wegen Bauerbeiten „zwischengelagert“ wurden, aber nicht wissen, ob sie jemals in eine der fertiggestellten Wohnungen wieder wegen des Mietanstiegs zurückziehen können.

    Saniert werden diese Gebäude übrigens von einer Firma namens Dr. Huber und Partner aus Bayern, der sich für „ökologische und ökonomische Altbausanierungen“ zuständig erklärt, wobei die von ihm auf seiner homepage angesprochenen Objekte ganz sicher keinen Sozialbaucharakter haben, sondern eher genau die Klientel ansprechen, die sich luxussanierte Wohnungen leisten kann.

    Soviel zur Vergabe von Bauaufträgen und entstehende Kosten.

  44. 194
    H. E. says:

    Ich kann nur jedem, der im Altbau zur Miete wohnt, empfehlen, in den Berliner Mieterverein einzutreten. Und zwar spätestens, wenn das Haus verkauft wird. Selbst einen Anwalt zu beauftragen, der auf jeden Fall ein Spezialist für Mietrecht sein sollte, kann sehr teuer werden. Und je mehr Mieter in einem Haus Mitglied sind, um so besser.

    Fakt ist: Wenn man nicht juristisch vorgebildet ist oder keinen juristischen Beistand hat, ist man bei einer Sanierung dem Sanierer total ausgeliefert. Rückendeckung gibt es weder von Ämtern noch von der Politik – siehe Calvinstraße.

  45. 195
    Susanne says:

    Danke für die Informationen zur Waldenser Straße, die eigentlich gut zu diesem Artikel passen:
    https://moabitonline.de/14269

  46. 196
    moabiter says:

    In der Berliner Zeitung wurde schon vor 2 Wochen über die steigenden Mieten in Moabit berichtet und der Fall einer Mieterin geschildert, die nach Wedding in eine Ofenheizungswohnung umziehen musste:
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/wohnen-in-berlin–18–zurueck-zur-ofenheizung,10809148,17265224.html

  47. 197
    Thomas Koch says:

    Gentrifizierung?: Veränderungen in den Kiezen wird es immer geben.

    In einer Stadt wie Berlin, in der mehr als 60 % der Bewohner grundsätzlich Anrecht auf einen WBS haben, muss aber auch endlich mal der Bezirk aufwachen und die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente gegen Verdrängung nutzen: Milieuschutz, Bebauungspläne.

    Wir brauchen ein strategisches Anti-Verdrängungsmanagment, damit der Bezirk bei Vorgängen wie in der Calvinstraße frühzeitig und offensiv den Abzockern auf dem Wohnungsmarkt die „Rote Karte“ zeigt.

  48. 198
    taylan says:

    @ Thomas Koch: Das finde ich auch notwendig. Nur ist es daher unverständlich, warum SPD und CDU in der BVV die Passage des grünen Prüfantrages zur Aufwertung in Moabit streichen ließ, mit der die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen unter Genehmigungsvorbehalt gestellt werden sollte.

  49. 199
    Thoma Koch says:

    Hallo Taylan, das liegt sicher daran, dass das Umwandlungsverbot in Milieuschutzgebieten nicht durch den Bezirk festlegbar ist, sondern eine Landessatzung erfordert. Die BVV hat in der letzten Wahlperiode auf meine damalige Initiative hin bereits das Land aufgefordert, entsprechend tätig zu werden. Es hat im letzten Monat in Berlin nun immerhin zwei Veranstaltungen gegeben, in denen u.a. mit der Senatsverwaltung die Möglichkeiten eines Umwandlungsverbots in Milieuschutzgebieten erörtert wurden. Mal sehen was daraus wird. Derzeit gibt es das Umwandlungsverbot für Milieuschutzgebiete bundesweit nur in Hamburg.

    Schade ist allerdings, dass die Grünen im Ausschuss nicht dazu bereit waren, ihren Antrag zum Milieuschutz in Moabit-Nord auf Moabit-Süd auszudehnen, auch die CDU war gegen diesen Vorschlag von Sascha Schug. Der Gutachter hatte schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass Verdrängungsdruck vor allem in Moabit-Süd besteht.

    Durch diesen strategischen Fehler der Grünen-BVV-Fraktion besteht daher die Gefahr, dass es wieder einmal nichts wird mit dem Milieuschutz.

  50. 200
    taylan says:

    @Thomas: Beim Schreiben dieses Antrages stand die Frage nach einer Einbeziehung Süd Moabits auch zur Debatte. Jedoch hatten wir uns dagegen entschieden, da nicht absehbar ist, ob die Einbeziehung des Südens die Zahlen in einem Gutachten des BAs so gedreht hätten, dass in Moabit Nord kein Verdrängungsdruck bestünde. Das sollte auf jeden Fall im Interesse der langjährigen MieterInnen verhindert werden. Nur damit das klar ist: Natürlich gibt es auch Aufwertung und Verdrängung in Moabit Süd, gegen die man angehen muss; ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an das Projekt „Spreevilla“ an der Dortmunder Straße, das einem Gemeinschaftshaus für die Nachbarschaft nach Abriss der Kita vorgezogen wurde. Folge wird dort sein, dass die hohen Mieten, die immer etwas höher als im Norden waren, noch weiter steigen werden.

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