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Kleiner Stern und Kleiner Frosch

Sprachförderung, Deutsch lernen, Mehrsprachigkeit anerkennen

Sprachentwicklung bei kleinen Kindern findet ganz früh statt. Die ersten Lautmalereien, die Spiele mit den Familienmitgliedern und Erzieherinnen, Bewegung, Kontakt, Interaktion: eigentlich geht es von ganz alleine. Dennoch werden zunehmend Defizite bei Kindern festgestellt, vermehrt bei Kindern aus sozial benachteiligten Gebieten. Kindertagesstätten und Schulen müssen Sprachförderung bewusst angehen. Und das funktioniert am besten mit allen Sinnen. Wir berichten über zwei Beispiele aus Moabit.

14 Vorschulgruppen aus 11 Einrichtungen aus Moabit West haben mit dem Musikpädagogen Christian Liebisch und der Theaterpädagogin Katharina Beck in den vergangenen Monaten neue Lernerfahrungen gemacht. Jetzt sollen auch die kleineren Kitakinder das Lern-Erlebnis-Programm „Der Kleine Stern“ kennenlernen. Die Erzieherinnen sind begeistert, welche Wirkungen die regelmäßigen „Sternstunden“ haben. Mit Liedern, Mitmachgeschichten, Theater und Rollenspiel konnten die Kinder spielend Deutsch lernen.

Der Kleine Stern sucht den Mond
Liebisch hat den Kleinen Stern erfunden, als Identifikationsfigur für alle Kinder. In der ersten Geschichte sucht der Kleine Stern seinen Freund, den Mond. Dabei begegnet er anderen Charakteren, wie der eitlen Sonne, die immerzu ihre Strahlen putzen muss, dem verwirrten grünen Planet, der liebevollen Erde, der hektischen Wolke 7 und dem Wind. Schließlich findet er den Mond friedlich schlafend in einer weichen weißen Wolke. Am Ende entspannen die Kinder auf einer Matte zur Musik seiner Querflöte. Das Begrüßungslied hat ganz einfache Reime, bald singen alle mit. Die Kinder stellen sich einzeln vor und werden Freunde des Kleinen Sterns, den sie im Weltall begleiten. Sie wiederholen die Sätze immer wieder, stellen die Fragen gemeinsam und finden die Antworten. Mit viel Bewegung und Rhythmus macht das Lernen Spaß. Und nach der achten Stunde saß eine sonst unruhig durcheinanderwuselnde Gruppe zehn Minuten lang still und hörte der Geschichte bis zum Ende zu. „Die Kinder können sich jetzt viel besser konzentrieren“, berichtet Kathrin Düntsch-Potratz, Leiterin der Kita der Reformationsgemeinde „Dass sie entspannt beieinander liegen können, dass sie zuhören und gemeinsam antworten in ganzen Sätzen, ist wirklich ein großer Erfolg. Und sie sind gleich wieder mit Spaß dabei, wenn wir die Musik von der CD spielen.“ Die Handpuppen, Bücher und weiteres Material bleiben in den Kitas, damit können die Erzieherinnen weiterarbeiten.

Mehrsprachigkeit ist Programm
Vierzig Plätze für 1 bis 5jährige bietet die Kindertagesstätte „Kleiner Frosch“ in der Lübecker Straße in Moabit. Träger ist der Türkische Elternverein, der die Kita als zweisprachige Einrichtung vor 13 Jahren gegründete. Türkischsprechende und deutschsprechende Erzieherinnen betreuen die Kinder von Anfang an. Beide Sprachen werden aktiv gelernt. Doch musste das Konzept der zweisprachigen Erziehung an die Gegebenheiten angepasst werden. Hier spielen nicht nur türkisch- und deutschsprechende Kinder, sondern auch arabisch- und russischsprechende, ein kleiner Nigerianer und Kinder aus dem früheren Jugoslawien. Auch wenn nicht für alle muttersprachliche Erzieherinnen zur Verfügung stehen, gibt es Möglichkeiten alle Sprachen wertzuschätzen. Vor dem Essen wünschen sich alle Kinder und Erzieherinnen „Guten Appetit“ in allen vertretenen Familiensprachen.

Gabi Axenbeck, Leiterin der Einrichtung, berichtet, dass die zweisprachige Erziehung zunächst von vielen Eltern skeptisch betrachtet wird. Sie haben große Angst, dass ihre Kinder nicht gut genug Deutsch lernen und in der Schule Schwierigkeiten bekommen. Sie müssen von den Vorteilen der Zweisprachigkeit erst überzeugt werden. Denn es viele zweisprachige Kinder brauchen etwas länger zum sprechen lernen. „Beim zweiten Kind sind sie dann überzeugt. Wir haben beobachtet, dass viele der Kinder später in der Schule leichter Fremdsprachen lernen. Daran zeigt sich wie vorteilhaft die Zweisprachigkeit auf die Entwicklung des Sprachzentrums wirkt.“

Kontakte:

Der Kleine Stern, Christian Liebisch, Schnellerstr. 96, 12439 Berlin, Tel. 6782289, Fax 6144492, mail: hallo@derkleinestern.de

Kindertagesstätte Kleiner Frosch, Lübecker Str. 32, 10559 Berlin, Tel: 396 52 10, Fax:3987 7229, email: kleinerfrosch@onlinehome.de

Zuerst erschienen in stadt.plan.moabit, Nr. 38, April 2006, Foto: Mirko Zander, Bildmitte

Artikel der Berliner Morgenpost über den Besuch des türkischen Kulturministers Ertugrul Güney in dieser Kita.

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