Interkulturelle Veranstaltungsreihe des ZiD mit Dr. Sabine Kebir
Das Zentrum für Interreligiösen Dialog ZiD e.V. lädt ein zu einer interreligiösen und interkulturellen Vortragsreihe mit Dr. Sabine Kebir ins Café Thusnelda der Heilandskirche ein. Am vergangenen Montag ging es um „Jesus im Trialog zwischen Judentum, Christentum und Islam“. Am Montag, den 1. November 2010 um 19 Uhr heißt das Thema der zweiten Veranstltung „Frauen im Islam – Koran, Gewohnheitsrecht und Moderne“. Mehr Informationen im Flyer (Download).
Sabine Kebir ist Autorin von wissenschaftlichen Sachbüchern und Belletristik, sie publiziert Artikel zu politischen und kulturellen Problemen der Demokratie, des Islam und Islamismus. Seit 1988 lebt Sabine Kebir mit ihrem Mann Saddek in Moabit, davor 11 Jahre in Algerien, wo sie nicht ohne Schwierigkeiten wegen der Algerisierungskampagne an der Universität tätig war. Saddek Kebir drehte Filme für das algerische Fernsehen, die sich mit praktischen Aufklärungsthemen beschäftigten, wie Geburtenkontrolle oder die gesellschaftliche Stellung unehelicher Kinder und Mütter. Als Märchenerzähler brachte er berberische und arabische Volksmärchen ins Fernsehen. Die Kebirs mussten sich damals in Algerien mit den gleichen reaktionär konservativen Entwicklungen im Islam auseinandersetzen, die heute auch hier eine Rolle spielen. Das betrifft insbesondere die gesetzliche Stellung von Frauen und Kindern. Das traditionelle Geschlechterverhältnis war teilweise gerechter, wie es noch in den vom Matriarchat geprägten Berbermärchen der Fall ist, die Saddek Kebir in Kindersendungen des algerischen Fernsehens erzählte. Die wissenschaftlichen und theologischen Hintergründe sind in den Vorträgen aufgearbeitet.
Saddek und Sabine Kebir geben gemeinsam mehrsprachige Bücher für Kinder und Erwachsene in Deutsch, Französisch, Arabisch und Berberish heraus, die sich gut eignen in Kita, Hort und Schule erzählt, gespielt und gelesen zu werden. Beide haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, den Kindern humanistische und friedvolle Traditionen ihrer eigenen Kultur näher zu bringen, in der zum Beispiel die Frau selbst bestimmt über Körper, Hochzeit und Scheidung. In „Mistkäfers Hochzeit“ macht sich ein junges Mädchen schön um sich selbstbewusst auf dem Markt einen Mann zu suchen. Bei den Stegreifspielen mit verteilten Rollen haben die Kebirs wenig Berührungsängste erlebt, selbst muslimische Jungen verkleiden sich und lassen sich manchmal auch schminken um das Mädchen zu spielen. Und auch von Leseablehnung haben sie nichts bemerkt. Dank Finanzierung durch das Quartiersmanagement Moabit West können einzelne Bücher in arabischer Sprache in den Klassen bleiben, wenn arabische Kinder die Klassen besuchen.
Die Wissensvermittlung richtet sich nach dem Alter der Kinder. So dauert die Unterrichtseinheit über Jesus und Maria im Islam drei Stunden in der 5. Oder 6. Klasse, wenn genügend Raum für Diskussionen bleiben soll. Am besten lässt sich das im Lebenskunde- oder Religionsunterricht einbinden. Aber auch der Ethikunterricht in den Oberschulen wäre geeignet. Die Geschichte der meisten Propheten haben Judentum, Christentum und Islam gemeinsam. Jesus könnte eine Integrationsfigur sein, wird der als Jude geborene Jesus doch sowohl im Islam wie auch im Christentum als Friedensbringer angesehen. Im Islam ist er nicht Sohn Gottes sondern einer der Propheten. Es gibt heute auch eine jüdische Strömung, die ihn als bedeutenden Rabbi anerkennt. Im Islam wird Jesus nicht im Stall sondern unter einer Palme geboren. Die Geschichte ist ein kulturelles Menschheitserbe und jedes Kind ob religiös erzogen oder nicht sollte sie kennen.
Die heutige Integrationsdebatte geht meist von falschen Voraussetzungen aus: von der westlichen Kultur wird nur die Schokoladenseite vorgestellt, während die positiven Aspekte arabischer Kultur unter den Tisch fallen.
Weitere Termine und Themen der Vortragsreihe (Flyer zum Download) im Café „Thusnelda“ der Heilandskirche, Thusnelda Allee 1:
Montag, 22. November 2010, 19.00 – 20.30 Uhr
„Feministische Kritik religiöser Texte im Judentum, Christentum und Islam“
Montag, 29. November 2010, 19.00 – 20.30 Uhr
„Die Menschenrechte und der Dialog der Kulturen“
Zum 100. Geburtstag der Schriftstellerin Elfriede Brüning hat Sabine Kebir gemeinsam mit Gernot Bayer einen Film gedreht.