Mieter machen mobil gegen nächtliche Lärmbelästigung
Jetzt reicht es den Mietern in der Lehrter Straße! Seit Anfang Juni die ersten 100 Zimmer im A&O Hostel auf dem Nachbargrundstück eröffnet wurden, ist es mit der Nachtruhe vorbei. Das war vorherzusehen bei einem Hostel/Hotel mit mehr als 850 Betten neben und gegenüber von Wohnhäusern. Es ist genau das eingetreten, was die Nachbarn schon beim Baubeginn befürchtet haben und wogegen sie im November 2008 auf die Straße bzw. auf die Ulmeninsel gegangen sind.
Susanne Bendig aus der Lehrter Straße beschreibt die Situation so: „Seit der Eröffnung auf der Baustelle ist das Hostel inzwischen voll belegt, wie nicht anders zu erwarten, mit Jugendgruppen. Die Folge davon sind 24 Stunden internationaler Lärm, volltrunkenes Rumgegröle, sowie lustiges Geratter der allzeit beliebten Ziehkoffer. Leere Bierflaschen, Socken, Turnschuhe, mitunter auch mal Jeans zieren ab Hauptbahnhof den Bürgersteig und die Vorgärten. Zur Freude der Anlieger, lungern ganze Gruppen, aufgrund des Nichtraucherschutzes, sowohl vor dem Haupteingang, als auch auf dem Parkplatz herum (nicht nur zum Rauchen). Mein Nachbar Mike Bachmann und ich, Mieter der Degewo, haben mehrfach nach 22 Uhr im Hotel angerufen, um Ruhe zu erbitten. Leider ohne Erfolg. Die hinzugezogene Polizei erteilte uns den Rat einer Unterschriftensammlung, Gemeinschaftsanzeige beim Ordnungsamt, sowie der Führung von Lärmprotokollen. Dies haben wir nun aktiv in die Wege geleitet, und haben bei unserer Wanderung durch die anliegenden Häuser ein erstaunliches Feedback erfahren.“
Betroffen ist die Nachbarschaft in unterschiedlicher Intensität. Fast an jeder Ecke hört man von genervten Anwohnern den Satz: „Rollenkoffer müsste man eigentlich verbieten!“ Besonders schlimm sind größere Gruppen, die nachts grölend vom und zum Hauptbahnhof ziehen und sich manches Mal sogar an der Ecke zur Invalidenstraße bei der Begegnung gegenseitig verprügeln. Die Mieter der dem Hostel gegenüberliegenden Häuser werden belästigt durch lautstark geführte Unterhaltungen vor dem Eingang, dort treffen sich die Raucher. Aber auch die Gärten hinter ihren Häusern werden von denjenigen genutzt, die sich dorthin aus den verschiedensten Gründen zurückziehen wollen.
Von lauter Musik bei geöffneten Fenstern oder Gesprächen von Zimmerfenster zu Zimmerfenster, sind besonders die Mieter in den Hinterhäusern der Lehrter Straße 6 und 7 betroffen, ebenso wie vom Busverkehr zum Parkplatz. Neulich fuhr sogar nachts um halb eins noch ein Bus durch die Einfahrt. Unzählige Male musste wegen nächtlicher Ruhestörung bereits die Polizei gerufen werden, doch das hilft immer nur kurzfristig. Der Hotelbetrieb nimmt keine Rücksicht auf die Nachbarschaft, sonst würde man doch nicht um 23 Uhr den Müll auf scheppernden Rollenwagen zum Container schieben, sozusagen direkt unter den Fenstern der Nachbarn entlang. Da kann sich der Hotelbetreiber auch nicht mit dem kleinen Hinweisschild herausreden, mit dem er seine Gäste um Einhaltung der Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr bittet.
Susanne Bendig und Mike Bachmann sind aktiv geworden. Sie haben einen Brief an das A&O Hostel, an das Ordnungsamt und ihren Vermieter Degewo geschrieben. Sie führen Lärmprotokolle. Sie planen eine Sammelklage, wenn sich nichts ändert. Zu diesem Vorgehen hat die Polizei geraten, wie oben bereits erklärt wurde. 100 dieser Briefe haben sie in der Nachbarschaft verteilt und um Unterschrift gebeten. 55 Unterschriften haben sie zurückbekommen. Den beiden Degewo-Mietern geht es insbesondere darum, dass der zwischen dem Bauherren von A&O und ihrem Vermieter geschlossene gerichtliche Vergleich eingehalten wird. Das ist nämlich bisher nicht der Fall.
In diesem Vergleich wurde vereinbart, dass eine hochwachsende Hecke an der Grundstücksgrenze gepflanzt wird und dass eine Schranke die Einfahrt in den Parkplatz regelt. Weder ist die Hecke gepflanzt, noch die Schranke gebaut. Des weiteren soll kein Bus zwischen 22 und 6 Uhr einfahren können. Auch das wurde missachtet. Auch die Einhaltung der Nachtruhe ab 22 Uhr ist Gegenstand des Vergleichs: „Der Betreiber hat sicherzustellen, dass es nicht zu nächtlichen Ruhestörungen durch Gäste kommt.“ Das Schreiben der Degewo an ihre Mieter, dem dieser Satz entnommen ist, kann hier heruntergeladen werden.
Anwohner, die von der Lärmbelästigung ebenfalls betroffen sind und bisher den oben verlinkten Mieter-Brief noch nicht bekommen haben, können ihn ausdrucken, unterschreiben und an Susanne Bendig oder Mike Bachmann weiterleiten. Weitere Unterstützer der Sammelklage sind sehr willkommen, schließlich wünschen wir uns alle, dass die Lehrter eine Wohnstraße bleibt.
Nachtrag:
Auch Ralf Liptau von der Berliner Woche berichtete und kommentierte in der Ausgabe vom 17.11.10
Hier kann ein Lärmprotokoll heruntergeladen werden. Das MieterEcho hat im März 2011 auch berichtet.
Nachtrag vom 27.7.11:
Am 9. Juni hat ein Clearinggespräch zwischen Vertretern des Hostels und Anwohner/innen im Umweltamt stattgefunden. Auch die Polizei und Carsten Spalleck, verantwortlicher Stadtrat für das Ordnungsamt hat teilgenommen. Es wurden konkrete Verabredungen getroffen, die die nächtliche Ruhestörung im Zukunft verhindern sollen.
Kürzlich ist das Protokoll des Treffens eingegangen. Im Herbst soll ein weiterer Termin klären, ob sich die Situation verbessert hat.
Nachtrag 2013:
Anfrage der CDU-Fraktion in der BVV vom 19.9.13 (Drs. 1028) zu einer möglichen Busvorfahrt vor dem Hostel und deren Beantwortung.
Anwohner_innen haben ein Schreiben an das Bezirksamt gerichtet und nach Informatinen über den Stand des Verfahren gefragt.
Auf der Webseite des B-Ladens ist eine Mailing-Liste zum Hostel eingerichtet für Anwohner_innen, damit sie ihre Informationen besser austauschen können.
Berliner Woche zu Verkehrsproblemen und Busvorfahrt.
Antwort des Bezirksamts auf das Schreiben der Anwohner wegen einer möglichen Busvorfahrt. Darin heißt es sinngemäß, dass ein Antrag auf eine Ladezone gestellt wurde, der aus Gründen der Verkehrssicherheit abgelehnt wurde, weswegen jetzt ein Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht läuft, bald wäre mit einem Mediationstermin zu rechnen.
Wir wohnen auf der anderen Hotelseite und obwohl die indonesische Botschaft zwischen unserem Haus und dem Hostel liegt, kann ich mich den Aussagen im Artikel nur anschließen.
Im Sommer war ohne Ohrstöpsel nicht an Schlaf zu denken. Laute Unterhaltungen durch geöffnete Fenster und über Etagen hinweg liegen an der Tages- bzw. Nachtordnung.
Anrufe und persönliche Beschwerden an der Rezeption brachten nichts.
Die Strasse ist verdreckt und ein weiterer Effekt: Da der Hotelparkplatz viel zu klein ist, parken viele Besucher ihre PKW in der Lehrter Str.
Es wird eng in unserer Wohngegend…….
Den angesprochenen Brief würde ich ja von den Inhalten her mittragen, aber die darin geschilderten Erlebnisse habe ich selbst so nicht gehabt. Gibt es auch eine „allgemeinere“ Version davon? Wurde das Bezirksamt bereits eingeschaltet?
Das Bezirksamt Mitte teilte am 14. Oktober mit, dass eine gütliche Einigung erfolglos scheint. Netterweise wurde ein Flyer in Sachen Lärmschutz beigefügt, der auf den zivilen Rechtsweg hinweist und nachdrücklich empfiehlt zwischen 6.00 und 22:00 Uhr die Polizei zu benachrichtigen.
Also, hat sich das dann vorläufig mit der Briefaktion erledigt ? Oder ist das nach wie vor aktuell?
Ich denke allerdings auch, dass (sollte es noch aktuell sein), man einen „allegemeineren“ verfassen sollte…
Ich habe zwar die Hoffnung, dass der Winter mehr Ruhe reinbringt, da doch viele der Gespräche vor dem Hotel so nicht mehr stattfinden und man auch selber die Fenster zu hat, aber der nächste Sommer kommt bestimmt…
Das mit der Briefaktion hat sich insofern nicht erledigt, als das es nur einen ersten „Schuss vor den Bug“ darstellen sollte. Das Feedback, wenn es denn zur Sammelklage kommt, macht mir viel mehr Sorge, da ja ein jeder – wofür ich auch Verständnis habe – sich Sorgen um evtl. Gerichts- bzw. Anwaltskosten machen wird. Es wird Informationen darüber geben, wie die Kostenfrage, wenn es denn eine gibt, zu klären ist.
Und eine Klage wird sich auf die Lärmschutzbestimmungen und ihre Einhaltung, ganz allgemein, beziehen.
ja, Hostels sollten verboten werden und junge Leute sowieso, vor allem internationale Jugentliche, die brauchen wir hier nicht!
Auch Rollkoffer sind recht lästig, ein Verbot ist hier längst überfällig. Parkplätze (?) – völlig überflüssig, Autofahren ist doch so 90er – verbietet sie, so wie die Raucher, die bringen uns alle um, jagt sie aus dem Land. Und dann der Alkohol, die Hunde, Socken und Jeans, alles verbieten! Läden, Kunsum, das Moa-Center, der Bahnhof (wie konnte ich den vergessen) abreissen und verbieten. Und erst die Bauvorhaben in der Heidestraße – verbrennt die Pläne und jagt die Investoren zum Teufel. Überhaupt, Investoren, alle böse und schlecht, nur auf Abzocke aus…
Willkommen im 21. Jahrhundert
@ kuk-030,
niemand redet davon Hostels und junge Leute usw. zu verbieten. Es geht darum, dass ein Hostel zwischen Wohnhäuser gebaut wurde, die Lärmbelästigung absehbar war, es einen gerichtlichen Vergleich gab, der vom Hostelbetreiber nicht eingehalten wird, es für Mieter sehr schwer ist ihre Interessen durchzusetzen nachts schlafen zu können …. Stadtplanung hat auch was damit zu tun verschiedene Nutzungen zu sortieren, dass sie sich nicht gegenseitig stören. Hier geht es aber anders: ein Grundstück soll verkauft werden (war in dem Fall sogar das Land Berlin), ein Investor kommt und kann in der Regel manchmal mit kleinen Abstrichen, das bauen, was er will.
Zu den anderen Kommentaren:
Ich denke jeder betroffene Mieter kann ruhig einen eigenen Brief formulieren und zur Sammelklage müsste sich halt eine entschlossene Mietergruppe zusammenfinden.
Muss nicht eigentlich auch die Degewo als Vermieter auf der Einhaltung des Vergleichs bestehen, denn der ist ja mit ihnen geschlossen?
@ Frau Torka,
…aber dass, mit den grölenden, jungen Touristenn sollten wir wirklich ernst nehmen – die kommen doch nur um hier Spaß zu haben – dabei haben wir gar keinen Spaß in Moabit 😉
Ach je, Kuk,
was ist an der Formulierung „Nutzungen sortieren“ so böse oder unverständlich?
@ kuk-030
Wenn du das Hostel so geil findest, kannste Dich ja da als Jugendbetreuer anstellen lassen und gleich eins der Zimmer mieten. So kann nur jemand reden, der’n paar Straßen weiter wohnt oder sowieso hinterm Mond lebt.
Es hätte sogar nem Blinden mit Krückstock von Anfang an klar sein müssen, daß ein Hostel, vor allem in dieser riesigen Dimension, zu erheblichen Konflikten mit der Wohnumgebung führen wird. Da ist nicht das Hostel und sind nicht „die Jugendlichen“ dran schuld, sondern Genehmingungsbehörden, die aus unerfindlichen Gründen so nen Abkassierladen mitten in ein Wohnumfeld genehmigen. Das zeigt wieder einmal drastisch die Unfähigkeit von Politik und Verwaltung in Berlin.
Natürlich kann mensch auch den Schluß daraus ziehen, daß die Genehmiger schon weiter denken und die Lehrter Straße als reine Hotelstraße umnutzen wollen, wenn erst der letzte Anwohner das Handtuch geschmissen hat und vergrämt wurde.
Vielleicht sollte einmal Transparency International den Herrschaften auf die Finger schauen, ob es bei den Genehmigungen alles mit rechten Dingen zugegangen ist…
Abgesehen davon bin ich durchaus der Meinung, daß mensch sich als Jugendliche/r nicht dauernd zudröhnen muß -egal womit- und ein Mindestmaß an Rücksichtnahme gegenüber seinen Mitmenschen an den Tag legen kann. Aber wer sich den ganzen Tag nur an Bierpulle und Zigarette festhält, kommt aber wahrscheinlich gar nicht auf den Gedanken…
@ R@lf
DANKE!!!!
Na nu hatte ich ja schon mal endlich gemerkt, dass es sich bei den Äußerungen von kuk 030 um Humor handelt. Habe da manchmal leider eine etwas lange Leitung. Und Spaß in Moabit, na klar, haben wir den!
Zu R@lfs „bei der Genehmigung mit rechten Dingen zugegangen…“, ist es ja eben. Wurde sogar vom Verwaltungsgericht ausdrücklich bestätigt. Weil Ausweisung als „Arbeitsgebiet“ laut Baunutzungsplan, kein Bebauungsplan erarbeitet, bzw. der angefangene auf Eis gelegt, ausgerechnet durch das Umweltamt wegen Bodenverunreinigungen. Aber selbst das Mischgebiet hätte es wahrscheinlich nicht verhindern können.
Bin ja froh, dass Ralf noch lebt, aber die „jungen Wilden“ sollten sich doch auch an Regeln halten. Es sind globale Regeln. Leider ist der derzeitige Berliner Senat absolut unfähig, dies unseren ausländischen Gästen zu vermitteln.
Der Senat muss „unseren ausländischen Gästen“ Verhaltensregeln vermitteln. Soso, wie soll denn das passieren? Mir würde es ja reichen, wenn die Polizei und bezirkliches Ordnungs- und Umweltamt schärfer kontrollieren würden. Aber dass der Senat jetzt „ausländische Gäste“ erziehen muss wäre mir neu. Müsste er nicht auch mal die Qualität der Blog-Einträge westdeutscher Zuwanderer kontrollieren? Oder wäre das nicht eher eine Aufgabe für Uno, Nato, Nasa oder IKEA?
Es gibt doch die Be-Berlin-Kampagne und genug „Partyzonen“ zum Austoben. Ein kreatives Plakat, Party hier, Wohnen und Ruhe dort. Das nächste Plakat gegen den „Sauftourismus“. Aber es gibt auch die KUFA, die könnte mehr Disco-Veranstaltungen anbieten, die Hotels Raucherräume. Und div. Veranstalter sollten mal Flyer auslegen, damit die Leute wissen, wohin sie gehen können.
Keiner hat was gegen Jugendliche oder Touri’s, weder in- noch ausländische. Senat hin oder her. Es steht ein Hostel neben meinem Schlafzimmer. Auch das wäre kein Problem, würden sich die Betreiber an die vorab geschlossenen Vereinbarungen bzw. Lärmschutzbestimmungen halten. Es geht nicht um Verbieten, Erziehung oder Schikane, sondern um Rücksicht. Und wenn das nicht funktioniert eben darum, dass man sich wehrt – selbstverständlich auf legalem Weg.
Natürlich steht der Betreiber in der Pflicht, aber trotzdem interessieren mich die Jugendlichen. Warum besuchen sie Berlin ? Woher haben sie die Informationen und welche über unsere Stadt ? Das wäre eine Idee für eine Umfrage, die über QM Moabit-Ost durchgeführt werden könnte.
Auch wir in der Lehrter Str. 1-4 und 75 fühlen uns von den Gästen des A&O Hostels in unseren Nachtruhe gestört.
Wenn man irgendwo zu Gast ist, sollte man sich auch so benehmen. Das Gegröhle geht am Hauptbahnhof los und endet meistens kurz vor dem Hostel und das in den Nächten ab 24 Uhr bis in die Morgenstunden.Da die meisten Jugendlichen stark alkoholisiert sind, kommt es auch oft zu lautstarken Auseinandersetzungen und Prügeleien. Ich habe mit dem Hostel Kontakt aufgenommen,leider erfolglos.
Der Bezirk wäre hier in der Pflicht zu reagieren und sei es nur durch Auftellen von Schildern „Bitte Ruhe“
Die KuFa könnte ja auch ihrer Kneipe einen größeren, netten Raucher/innenraum verpassen – dann hätte sie bestimmt mehr Publikum und auf der Straße würde sich die Ballung möglicherweise wenigstens verlaufen. – Die KuFa hat so viel Berlin-Charme, dass sie nicht verpassen sollte, ihn diesen Kids – möglicherweise mit einem adäquaten Programm – „anzutragen“. Oder wollen wir die Kids überhaupt nicht, und schon gar nicht mit ihnen die KuFa teilen? Vielleicht lässt sich da ein bisschen Kultur und Fun verbinden – und die Sauferei ggf. etwas bändigen? – Was nichts an der Einforderung zur Einhaltung der Vereinbarungen ändern sollte – auch nichts an der Kritik gegen diese Stadtplanung.
Der für das A&O Hostel/Hotel in der Lehrter Straße zuständige Geschäftsführer hat der Mietergemeinschaft folgendermaßen geantwortet, wobei er auf mehrere konkret benannte Problempunkte nicht einging, dafür aber seine Position zur Entwicklung des Stadtteils deutlich macht:
Ihre Beschwerde vom 07.10.2010 – Lärmbelästigung
Sehr geehrte Mietergemeinschaft Lehrter Str., sehr geehrte …,
Ihr Schreiben vom 07.10.2010 habe ich erhalten.
Zuerst möchte ich auf die drei konkret angesprochenen Fakten Bezug nehmen.
Punkt 1. Die Hecke wird noch in diesem Herbst gepflanzt. Um die Anwachschancen der Hecke nicht von vornherein zu mindern, konnte diese nicht im Sommer gepflanzt werden. Die Hecke wird von der seinerzeit den Bau verantwortenden Firma Kösters zur Pflanzung beauftragt. Ich dränge persönlich noch einmal die Firma Kösters und bitte um zügige Umsetzung.
Punkt 2. Die Schranke wird von der Firma Gose in dieser oder in der nächsten Woche installiert.
Punkt 3. Die einmalige Einfahrt des Busses während der Nachtruhe war nicht korrekt. Wir werden in Zukunft um dem vorzubeugen den Busunternehmern bei Anreise ein Merkblatt in die Hand geben und über die Einhaltung der Ruhezeiten informieren.
Meiner Meinung nach hat die Entwicklung eines solchen Quartiers für die gesamte Stadt – nämlich die tausenden Arbeitsplätze die dort entstehen werden, das nachhaltig entstehende Steueraufkommen dort für die Stadt, Ausbildungsplätze etc. – eindeutig einen höheren Stellenwert, als die Interessen der Mieter, die dort wohnen und ihre Lebensqualität mit der Zeit vergleichen, als die Lehrter Str. das Ende einer Stadt war. Diese Bedürfnisse wären auch jederzeit wieder zu befriedigen, indem sie erneut ans Ende der Stadt ziehen oder aber für sich erkennen, dass das Leben in mitten der Stadt entsprechende Vorzüge wie kurze Wege, ein lebendiges Quartier, Arbeit für die Menschen und Wohlstand bringen.
Ich kann und will mir nicht anmaßen, für Sie zu urteilen was besser ist. Ich weiß nur, dass die Entwicklung – die A&O lediglich begonnen hat, in Form einer der ersten Investitionen in dieses neue Quartier – in keiner Weise aufzuhalten sind und das ein Lamentieren darüber uns allen nichts bringt. Das soll uns alle nicht von den Pflichten entbinden miteinander Lösungen zu finden. Es entbindet Sie aber auch nicht von der Pflicht sich dem Wandel zu stellen und geänderte Gegebenheiten zu akzeptieren. Wenn das nicht geht wird es einen Dauerkonflikt geben, denn wir haben in diesem Fall nicht nur, wie sonst üblich für 20-30 Jahren, gemietet, sondern sogar diese Immobilie erworben und haben nicht vor unser erfolgreiches Konzept zu ändern oder diesen Standort zu verlassen.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen unter …… zur Verfügung.
Klaus Kinkel hat mal gesagt: „Herr – lass es Hirn regnen.“
Das ist ja ein ziemlich unverschämtes Schreiben.
Im Generator Hostel im P’berg (oder isses in F’hain?) funktioniert die Durchsetzung der Nachtruhe durch das Personal doch auch, warum tut sich der Betreiber des A&O damit so schwer?
Woah. Wenn der unter #19. zitierte Brief tatsächlich vom A&O Hostel-Geschäftsführer kommt, ist das ein kaum verklausuliertes „F*ck off“ an die Adresse der Anwohner. Das hat mit Interessenausgleich zwischen Wirtschaft und Bürgern nichts mehr zu tun, sondern ist eine Empfehlung an alle, die das Primat des Stärkeren/Lauteren („Das ist UNSERE Immobilie/Straße/Stadt!“) nicht akzeptieren wollen, sich gefälligst zu verp*ssen.
(Sorry für die blumige Sprache.)
Wenn der Brief authentisch ist, kann ich den Anwohnern nur empfehlen, ihn mit ein paar Hervorhebungen subito an die Presse durchzureichen. Ein Lokaljournalist, der daraus nichts macht, ist sein Gehalt nicht wert.
Das Schreiben von A&O ist eine Unverfrorenheit.
Die Anwohner wehren sich hier nicht gegen die Entwicklung des innerstädtischen Bereichs sondern gegen Rücksichtslosigkeit. Nirgendwo steht, dass man unter „…Entwicklung eines….Quartiers“ nächtliche Schlägereine, Pöbeleien und Gröhlen versteht und die Anwohner im Namen der Stadtmodernisierung verpflichtet wären, dies klaglos hinzunehmen.
Wenn A&O von der zentralen Lage finanziell profitiert, so darf dies jedenfalls nicht auf Kosten hunderter genervter Anwohner gehen!!
Ich habe letzte Woche das Ordnungsamt und am Montag das Umweltamt eingeschaltet. Zumindest letzteres scheint der Sache einige Aufmerksamkeit zu schenken. Mal sehen, wie lange die Behödenmühlen mahlen. Inzwischen heißt es leider, so wie heute nacht bei einer lautstarken Geburtstagsfeier im Hostel, die Zähne zusammenbeißen…..
Oh mein Gott – wenn man am Hauptbahnhof wohnt, wohnt man am Hauptbahnhof. Zu Umfeldern von Hauptbahnhöfen gehört Lärm und viele Menschen. Nur Heulsusen meinen, sie können beides haben: Mitten in der Stadt sein und doch wie auf dem Land leben. Dass sich die ehemalige Mitte Berlins wieder zu einer Mitte entwickelt, mit allen damit verbundenen Begleiterscheinungen, sollte nach 20 Jahren selbst im durchschnittlich bildungsfernen Moabit angekommen sein. Berlin muss froh sein wenn sich ein Umfeld um den Hauptbahnhof entwickelt -und die Stadt vorankommt. Denn irgendjemand muss das Geld verdienen, um den Moabitern ihre Hartz4 Einkommen zu bezahlen. Vielleicht hätte man ja die Wiedervereinigung verhindern sollen. Dann hätten die Leute um dort weiterhin ihre Ruhe. Was für eine traurige Provinzler-Debatte.
@Marc Sommer
Das Schreiben ist authentisch. Stelle gerne Kopien zur Verfügung:-)
Zu 25: Tausche intelligenzfernen Lärmbefürworter gegen bildungsfernen Moabiter.
@ L. E.
Was für viele Leute im BA, in der Politik von Mitte und in der Berliner Politik gilt, ist offenbar auch für Dich richtig: Einfach mal probehalber vier Wochen genau an der Stelle wohnen und leben, über die man redet, damit man weiss, worüber man redet.
Politiker natürlich ohne Dienst-Limo, ohne Bewacher und Einkaufen und zum Arzt vor Ort, und in Moabit mit einem Portemonnaie-Inhalt, der sich an Hartz IV oder an einem 400 €-Job orientiert. Das weit verbreitete politische Dummgeschwätz würde ganz schnell aufhören.
In allen Berliner Problembereichen müßte es eigentlich Wohnungen geben, die für solche Fälle bereitgehalten werden. Die Politik würde voraussichtlich anders aussehen.
@AH & Vilmoskörte:
Niemand befürwortet Lärm. Aber die Bewohner hatten hatten Jahre Zeit, zu bemerken und sich darauf einzustellen, dass sie jetzt wieder mitten in einer Großstadt wohnen. Und 10 Jahre Zeit beim Bau des Hbf zuzusehen. Worüber wundern sich die Leute hier? Dass Berlin eine Großstadt ist? Mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen? Käme man in Mailand, London, Tokyo oder gar Seoul auf die Idee, ein Bahnhofsumfeld mit derart provinzieller Sicht zu sehen? Ich kann die Haltung der Wut- und Entrüstungsbürger hier nicht nachvollziehen. 20 Jahre Geschichte verpennen und dann überrascht sein, wenn nebenan ein Hotel gebaut wird und des laut wird.
Davon abgesehen: Niemand braucht die wohlhabenden so dringend wie die bildungsfernen Moabiter. In Deutschland zahlen 20% der Bevölkerung 80% der Einkommensteuer. Wer soll sonst die Transferleistungen aller Art, die Sozial- und Stadtteil- und sonstigen Gutmenschen-Projekte finanzieren? Ach ja ich vergass. Auch die normalen Fliessbandarbeiter bei Daimler in Stuttgart und BMW in München leisten ihren Teil: 5 Milliarden Länderfinanzausgleich pro Jahr kommen von da unten. Da sollte doch wohl auch der gemeine Moabiter begreifen, dass er gut beraten ist, hin und wieder mal einen schwäbischen Touristen zu ertragen.
Jetzt tut doch nicht so, als ob die Leute aus der Lehrter alle ALG2 beziehen, so ist es beileibe nicht. Komischerweise gibt es immer mehr Leute, die sich zu den Rächern der Armen aufschwingen und selbst in der eigenen schicken Eigentumswohnung sitzen oder in der Weltgeschichte herumreisen und Geschichten über Zwiebeln auf irgendeinem Blog veröffentlichen.
Natürlich ist es nicht schön, wenn man selbst Lärm ausgesetzt wird. Doch man darf auch nicht verkennen, dass die Lehrter nicht mehr diese Randlage hat, da hat der A&O Mensch vom Grundsatz völlig recht, auch wenn er das ganze schon ziemlich sarkastisch darstellt und sicher damit nicht deeskalierend wirkt. Mir geht nur dieses ewige „Wir wollen unsere ruhige Wohnstraße“ Geseier ziemlich auf den Keks. Geht’s noch? Es sind 100 m zum Hauptbahnhof, da lebe ich nun einmal nicht auf einer Alm. Auch der Verkehr in der Lehrter ist im Verhältnis zu vielen vielen Straßen, an denen in Berlin vorwiegend gewohnt wird (zB Torstraße, Invalidenstraße. Müllerstraße etc pipapo), wirklich harmlos.
Eigene Pfründe sichern und dabei die Augen vor der Realität verschließen geht nicht!
Guido, was hast du gegen Leute, die einerseits „selbst in der eigenen schicken Eigentumswohnung sitzen oder in der Weltgeschichte herumreisen und Geschichten über Zwiebeln auf irgendeinem Blog veröffentlichen“, sich aber andererseits einen realitätsnahen Blick auf Probleme durchmischter sozialer Konstellationen bewahren? Weder sehe ich einen Zusammenhang mit dem Thema noch eine Verwerflichkeit des geschilderten Typus …
Was sagt denn die „Lärmschutzverordnung“ von 2010 dazu?
Nichts habe ich gegen solche Leute, wenn sie ihre eigene Position in dem Spiel der Kräfte erkennen. Mir fehlt es gerade an dem realitätsnahen Blick. Es gibt in Moabit wahrlich Gegenden, die „schlechter“ dran sind als die Lehrter Straße. Und im Endeffekt dreht sich die ganze Diskussion doch um die Veränderung des Stadtteils, um Arm und Reich und um Arbeitsplätze und Arbeitslose.
Danke L.E. , das du mich und andere Bewohner der Lehrter als Bildungsfern ansiehst. Du weißt schon, das dort u.a. Facharbeiter, Pädagogen, Ingenieure, Juristen, Designer, Filmschaffende, Tonmeister, Musiker und andere Kreative wohnen? Und ja, sogar die so genannten Emigranten sind darunter unter den Aufgezählten. Ich hoffe, ich hab dir dein Weltbild jetzt nicht völlig durcheinander gebracht.
So so, 20% der Bevölkerung zahlen also 80% der Einkommensteuer. Laut http://www.zbw-kiel.de/kataloge/econis_select/econisselect_docs_2010/gro_vermoegensverteilung_dtl_relaunch.htm können die obersten 10% der Bevölkerung 60% aller Vermögenswerte ihr Eigen nennen, während rund 2/3 aller Deutschen keine oder nur geringe Vermögensanteile besitzen.
@ Guido: Das mitten in einem Wohngebiet der Lehrter nach dem Bau des Hauptbahnhofes ein Hostel gebaut wird, damit konnte wohl keiner der jetzt Betroffenen rechnen. Und ja, wenn da jemand ein Hostel/Hotel baut, dann hat er für Ruhe zu sorgen. Leider scheint der Betreiber auf die Macht seiner Kohle zu vertrauen. Ich weiß ja nicht, wo du wohnst, sicher aber nicht in der Lehrter, denn dann wüßtest du, das sich wenige Leute um Tempo 30 scheren, das die Taxen wie an einer Perlenschnur aufgereiht mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Lehrter fahren, und der Zebrastreifen ständig übersehen wird. Darum Geht es, und um vermeidbaren Verkehr – und zwar überall.
Noch mal zu L.E.: Du wirst es nicht glauben, aber die Bewohner der Lehrter tolerieren sogar die hier wohnenden Schwaben. Auch wenn´s manchmal schwer fällt 😉
Hans, ich stimme Dir in fast allen mich betreffenden Punkte zu, aber Du mußt beachten, dass alle die Probleme die Du aufzählst (Tempo30, Lärm) keine Probleme der Politik sind, sondern Probleme sind, die durch Menschen wie Dich oder mich erzeugt werden. Und nochmals zum verinnerlichen: Auch das Verwaltungs Gericht hat deutlich gesagt, dass die Lehrter KEIN Wohngebiet ist. Ich war live dabei!
Nichts desto trotz haben alle Fraktionen in der BVV die Drucksache 1076 beschlossen, die u. a. folgendes enthällt: die vorhandene Wohnnutzung in der Lehrter Straße soll planungsrechtlich gesichert werden und die Neubebauung einen hohen Wohnanteil enthalten …
http://www.berlin.de/ba-mitte/bvv-online/vo020.asp?VOLFDNR=3469&options=4
Außerdem gibt es die Bemühungen um die Verringerung und Verlangsamung des Durchgangsverkehrs. Ich kann dem nicht folgen, dass man sagt, weil das Verwaltungsgericht das A + O Hostel an dieser Stelle nicht verhindern konnte, weil vorher kein B-Plan mit entsprechenden Festlegungen aufgestellt worden war, IST DIE LEHRTER STRASSE KEIN WOHNGEBIET. So einfach ist das wirklich nicht. Es gibt Teile, die als allgemeines Wohngebiet festgelegt sind, z.B. Lehrter Straße 70-75 und auch der Neubau im nördlichen Bereich auf der Ostseite.
Ich bin sehr dafür, dass in dem anstehenden und auch in weiteren B-Planverfahren bestehende Wohnhäuser als Wohngebiet festgelegt werden. Und auch der Mittelbereich nicht einfach ein Mischgebiet wird.
@ L.E. :
Danke, dass Sie alle, die nicht Ihrer Meinung sind als faul und doof bezeichnen ( so kann man das statement wohl zusammenfassen). Danke auch, dass Sie uns Behämmerten die Welt erklären!
Gut, dass Sie selbst so schlau sind, und die Äußerungen hier so auslegen, als wollten alle Anwohner mit Pol Pot in die Steinzeit….
Ich für meinen Teil habe nichts gegen die Entwicklung des Stadtteils, aber sehr wohl etwas gegen Rücksichtslosigkeit. Um nichts Anderes geht es aber, wenn das Hostel sich nicht um geltende Bestimmungen schert und WENIG gegen den Lärm seiner Gäste unternimmt – und hier meine ich VERMEIDBAREN Lärm wie Feiern rund um die Uhr!! Angenommen, liebe(r) L.E., Sie wohnen in einem Mehrfamilienhaus, wie würde es Ihnen gefallen, wenn Ihre Nachbarn allnächtlich laut Party machen??? Nach Ihrer Logik akzeptieren Sie dies also klaglos, weil Sie ja damit in einem Mehrfamilenhaus rechnen mussten…….
Moabit liegt in der Mitte der deutschen Hauptstadt – das haben auch alle Doofen begriffen!!!
Trotzdem oder gerade deswegen: Wo viele Menschen zusammen leben, ist es umso wichtiger, sich an Regeln zu halten, die für alle (Schlau und Doof) gleichermaßen gelten und allen (Hartzer und Millionär) auch Nutzen bringen!!
Übrigens glaube ich nicht, dass die laut feiernden Jugendlichen mich alimentieren…..Eher umgekehrt….. aber das nur am Rande.
Wieviele Anwohner haben gegen den Bau bzw. die Bau- und Nutzungsgenehmigung des Hostels Widerspruch eingelegt?
Gibt es ein Klageverfahren?
(Der Ton in den Beiträgen ist hier im Übrigen auf beiden Seiten teilweise sehr rauh; und der Beitrag des jeweiligen Diskussionsgegners scheint auch immer ein wenig strenger bewertet zu werden als der eigene.)
@ 10559,
das ist ja alles schon längst gelaufen und verloren!
Die ersten Diskussionen zum Hostel Lehrter 12-15 kannst Du ab 2008 unter diesem Artikel nachlesen:
https://moabitonline.de/660
Weiter ging es dann mit der Verwaltungsgerichtsklage der Degewo unter dem Artikel:
https://moabitonline.de/1243
ganz besonders die Kommentare Nr. 3, 10, 14 und 16
d.h. wenn ich das richtig verstehe, ist das Grundproblem, daß kein wirksamer Bebauungsplan besteht und das Gebiet Lehrterstraße nach der Baunutzungsverordnung ein beschränktes Arbeitsgebiet ist.
Wenn ich jetzt aber mal nachlese – http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/download/bauen/BO-58.pdf:
„Im beschränkten Arbeitsgebiet sind zulässig:
a) Gewerbliche Betriebe, wenn sie keine Nachteile oder Belästigungen für die nähere Umgebung verursachen können;
b) Gebäude für Verwaltung, Geschäfts- und Bürohäuser;
c) Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonal.“
Da steht doch gar nichts von riesigen Bettenburgen.
Besteht denn bei den Betroffenen – nachdem das Kind nun ja leider schon in den Brunnen gefallen ist – die Bereitschaft umzuziehen? Moabit hat ja glücklicherweise noch viele schöne freie und bezahlbare Wohnungen? Und die degewo ist als Vermieterin auch recht stark vertreten.
Ich verstehe, daß das nicht die Wunschlösung sein dürfte. Aber ist denn ernsthaft mit einer dauerhaften Besserung der Situation zu rechnen?
Wie sähe es alternativ mit einer Klage auf Einhaltung des gerichtlichen Vergleiches aus? Wie sieht denn dieser Vergleich überhaupt genau aus? Was ist für den Fall der Nichteinhaltung im Vergleich vereinbart?
Ordnungsgelder für Zuwiderhandlungen bei Verstößen gegen Lärmschutz, Verschmutzung, etc. sollten ja auch den Hotelbetreiber auf Dauer veranlassen, auf die Einhaltung des Vergleiches zu drängen.
Da man heute schon ahnen kann, dass es rund um die Lehrter Straße noch viel Streit geben wird, hier eine kurze Info für die, die das Thema weiter vertiefen wollen:
Die Art und das Maß (Umfang) der zulässigen Bebauung eines Grundstückes wird geregelt durch
-die Baunutzungsverordnung (BauNVO),
-den Flächennutzungsplan (FNP) und
-den Bebauungsplan (B`Plan).
Die Baunutzungsverordnung enthält den Gesetzestext, u. a. das Maß der Nutzung für die einzelnen Nutzungsarten. Der Flächennutzungsplan enthält die verschiedenen Nutzungen für größere Gebiete, also z. B. für alle Bereiche von Berlin. Der Bebauungsplan enthält die individuellen Festlegungen für einzelne Grundstücke und die dort geplanten Bauvorhaben und geht entsprechend mehr ins Detail.
Alle drei werden sehr gut erläutert bei „Wikipedia“.
Den Flächennutzungsplan für Berlin, also auch für die Lehrter Straße, kann man googeln. Gültig ist z. Z. der von 2009. Welcher für das Genehmigungsverfahren des Hotels gültig war, ist zu prüfen.
Der Bebauungsplanentwurf wird jeweils zur Bürgerbeteiligung ausgelegt und danach durch den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zum Bebauungsplan.
Bauantrag und Baugenehmigung bilden ein weiteres Verfahren, das dem B`Plan nachfolgt, teilweise aber auch zu diesem parallel laufen kann.
@10559
Hotels fallen unter Buchstabe a), wobei dabei beachtet werden muss, dass in einem beschränkten Arbeitsgebiet nach BNP iVm BO58 Wohnungen (außer Betriebswohnungen) nicht zulässig sind. D.h. der Maßstab, wann von „Nachteilen“ oder „Belästigungen“ gesprochen werden kann, ist ein höherer, als dies zB in einem Gebiet wäre, in dem Wohnen allgemein zulässig wäre. Ist leider etwas verworren. Der BNP gilt übrigens aufgrund von bundesgesetzlichen Überleitungsvorschriften als „Bebauungsplan“.
bei uns in einem Wohnhaus wurde jetzt ein Kleinhostel (8Betten) eingerichtet, ohne dass Mieter und Eigentümer informiert wurden. Hat jemand einen Tip, wie man das wieder wegkriegt? Vielen Dank
Also einen Gewerbebterieb dieser Art kann man meines Wissens nach nur mit Zustimmung des Vermieters starten. Man braucht ja sogar schon die Zustimmung des Vermieters, wenn man nur ein Zimmer untervermieten will. Insofern: den Vermieter informieren und dessen Reaktion abwarten.
Wie das sicher geht, kann ich auch nicht sagen, denn es gibt ja keine Zweckentfremdungsverordnung für Wohnungen mehr. Es muss natürlich ein Gewerbe (wie Max schon sagte) angemeldet und Steuer gezahlt werden.
Im MieterMagazin des Berliner Mietervereins gibt es einen Artikel zu Ferienwohnungen. Es ist eine neue Richtlinie für Berlin verabschiedet worden, dass ab 12 (!) Betten die Gebäude „als Beherbergungsstätten gelten. Das hat zur Folge, dass der bauliche Brandschutznachweis, die Entrauchung der Treppenhäuser, Brandschutztüren an Flucht- und Rettungswegen, Barrierefreiheit und das Anbringen von Flucht- und Rettungswegeplänen zu gewährleisten sind. Die Bauaufsichtsbehörden sind zum Betreten von Wohnungen befugt, um sich Klarheit bezüglich der Nutzung zu verschaffen.“
Der Link zum MieterMagazin (direkt zum Artikel geht es leider nicht):
http://www.berliner-mieterverein.de/magazin/
Auf 10/10 für Oktober 2010 gehen, dann kommt das Inhaltsverzeichnis: Ferienwohnungen. Kleinherbergen müssen Bauauflagen erfüllen.
Aber das hilft bei 8 Betten ja leider auch nicht weiter.
Trotzdem ist die Umwandlung von Wohnungen in Gewerbe eine Nutzungsänderung nach Bauordnungs- und Bauplanungsrecht. Ich würde die Bauaufsicht des Bezirkes informieren.
Artikel und Kommentar aus der Berliner Woche vom 17.11.10 sind oben im Nachtrag verlinkt.
@ 45: Ich habe das durch, bei bis 8 Betten kannst du nichts machen. Da müssen auch Mietmieter oder Eigentümer der anderen Wohnungen nicht informiert und schon überhaupt nicht gefragt werden.