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Baum – Schuhbaum

Ein toter Baum,
so sagen sie,
ragt hoch hinaus
am Rand des fünfzehn Jahre lang
brach liegenden Paech-Brot-Areals
nahe dem Brunnen.
Nur der alte Schornstein überragt ihn.

Berühmt geworden:
Berlins erster „Shoe Tree“.
Werfen von Schuhpaaren.
Auf, hoch in die Äste!
Gelächter.
Bleibt ja hängen!
Kunst im öffentlichen Raum.
Gefärdert.
Nicht zu fassen.

Importiert aus
Nordamerika, Australien und Neuseeland
nach Europa.
„Shoe tossing“, „Shoe flinging“:
Schuhe
mit zusammengebundenen Schnürsenkeln
über Telefon- und Stromdrähte werden:
Bubenstreich
Abitur bestanden
Dealerware
Grenze der Bande
Abschiedritual vom Soldatenleben
Entsorgung alter Schuhe
Kunst
Geistlose Sitten.

Ein toter Baum,
so sagen sie
im Stephankiez
neben dem Brunnen:
festverwurzelt
aufrecht
hoch gewachsen
schwarzer Stamm
gebrochene Rinde
graues, rissiges Holz
schwarze, ausladende Äste
nun Schuhpaare im Geäst.
Traurig.

Seine Tage
sind gezählt.
Geplant:
ein
Edeka-Center.

Schöne,
alte Bäume
werden gefällt.
Auch der mit den Schuhen.
Bewohner trauern.
Tränen brechen Bahn.

Nachricht:
Der Brunnen
wurde gerettet,
abgetragen.
Aufbau anderer Stelle.
Soll das Trost sein?

Gedicht von Gertrude Kölbach-Arabu
aus ihrem Buch „Mein Schritt nach vorn in die Vergangenheit“. Erzählungen, Gedichte

Den Anlass für dieses Gedicht gab  eine Kunstaktion von Kurt-Kurt im Oktober/November 2008.

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