So können Sie mitmachen!

[9] 1918 in Moabit

Quelle: „SED Tiergarten: Das war Moabit“

Grau und düster war die Stimmung der Berliner Bevölkerung im 4. Kriegsjahr. Kartoffeln, Brot, Fleisch und Fett wurden in lächerlich kleinen Portionen auf Lebensmittelkarten zugeteilt. Die meisten Männer waren an der Front. Viele Frauen schufteten in den Rüstungsbetrieben zur Verlängerung des Völkermordens. Die Empörung unter den Arbeitern wurde immer größer.
Im Januar 1918 war der große Munitionsarbeiterstreik. Bei diesem Streik kam es dazu, dass in der Straße Alt-Moabit von Demonstranten die Straßenbahnwagen der Linie 3 und 4 umgeworfen worden. Als der Reichstagsabgeordnete Scheidemann erschien, um die Kampfstätte in Augenschein zu nehmen, verprügelten auch ihn die kaiserlichen Polizisten.
Die Streiks in den Betrieben nahmen zu. Die Unruhen unter der Bevölkerung hörten nicht auf. Der Terror des kaiserlichen Staatsapparates nahm zu. So wurden in dieser Zeit aus dem Betrieb Loewe 12 Kollegen durch Militär verhaftet und nach Küstrin verschleppt.
Das Signal wurde in Kiel gegeben. Die Matrosen begannen mit der Revolution. Die ersten Matrosen kamen in den Tagen des Novembers auf dem Stettiner Bahnhof an.
Am 9.11.1918 um 10.00 Uhr ging die Parole durch den Betrieb Loewe „Alles raus“ und dann ging es in die Beusselstraße, den Beusselberg hoch, wo bereits die ersten Maschinengewehre aufgestellt waren, zum Versammlungsort „Klostergarten“. Hier vereinten sich die Arbeiter mit den roten Matrosen und zogen gemeinsam zur Waldenser Schule. In der Schule war Militär einquartiert. Die Waffen wurden ihnen abgenommen und die bewaffneten Arbeiter zogen zur Innenstadt weiter.
Inzwischen hatten andere Arbeiterkolonnen die Ulanen-Kaserne in der Invalidenstraße, wie auch die Kasernen in der Krupp- und Rathenower Straße überwältigt. Die Offiziere glaubten, durch das Einschließen der Soldaten in die Kasernen und das Verrammeln der Kasernentore die Revolutionäre von den Soldaten fernzuhalten. Aber weit gefehlt. Die Tore wurden gestürmt, die Soldaten reichten die Waffen heraus. Gemeinsam wurden jetzt die politischen Gefangenen aus dem Zellengefängnis in der Lehrter Straße befreit und der gewaltige Demonstrationszug bewegte sich durch die Paulstraße in Richtung zum Reichstag. Vor dem Schloss Bellevue begegneten ihnen die ersten Polizisten im kaiserlichen Blau, doch ohne Waffen, aber sonderbarerweise mit roten Armbinden. Dieselben Leute schossen noch vormittags auf die Arbeiter. Wie groß war doch das Vergessen.
Überall begegnete man jetzt bewaffneten Trupps von Arbeitern, Soldaten, Matrosen. Die Mehrheit der Arbeiter wünschte sich Frieden und geregelte Arbeit und sie begriff damals noch nicht, dass es nicht genügte die Macht zu erobern, sondern, dass man um die Erhaltung der Macht kämpfen musste.

Karl Liebknecht wohnte in den Jahren 1904-1914 in der Thomasiusstr. 15. Er wurde in diesem Kommunalwahlbezirk als Stadtverordneter bewählt, später auch in den Reichstag. Karl Liebknecht sprach oft in Versammlungen und Kundgebungen in Moabit. Am 15. Januar 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Großen Tiergarten feige von der Reaktion ermordet. Die Berliner gaben Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg das letzte Geleit.

Inhalt | Weiter

Kommentare sind geschlossen