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[3] Gegen das Sozialistengesetz

Quelle: „SED Tiergarten: Das war Moabit“

1878 wurde unter Bismarck die Sozialdemokratische Partei in ganz Deutschland verboten. Die Arbeiterpartei setzte jedoch trotz Verbot ihre politische Arbeit fort. Die bekannten und beliebten sozialdemokratischen Abgeordneten kandidierten weiterhin in ihrem Wahlkreis und erhielten mehr Stimmen als zuvor.
Der Veteran der Arbeiterbewegung Alfred Krüger hat damals 1887, als 11-jähriger Junge, mit Gleichaltrigen viele Kreidelosungen „Wählt Hasenclever“ an die Mauern gemalt. Hasenclever bekam auch einen Stimmenzuwachs von 6.000 Stimmen bei dieser Wahl.
1884 erhielt im 6. Wahlkreis (Moabit und Wedding) der sozialistische Kandidat Pfannkuch erstmalig die Mehrheit. Auch in der ganzen späteren Zeit wählte die Arbeiterbevölkerung von Moabit immer wieder sozialistisch.
Das Sozialisten-Gesetz konnte trotz Ausweisung vieler Arbeiterfunktionäre, trotz Verbot der Arbeiterpresse und jeder legalen Tätigkeit nicht den Kampfesmut der Sozialisten brechen.
Die Versammlungen fanden illegal statt. Häufig trafen sich die Moabiter Sozialisten im Gartenlokal „Schweinekopf“ (es befand sich auf dem heutigen Westhafengelände).
Im Zusammenhang mit einer solchen illegalen Versammlung kamen im Winter 1887 drei Moabiter Arbeiter ums Leben. Die Sozialisten Bachmann, Hensel und Nauen überquerten, von einer illegalen Versammlung im „Schweinekopf“ kommend, den zugefrorenen Spandauer Schifffahrtskanal. Einer brach ein und bei dem Versuch, ihn zu retten, fanden auch die anderen beiden Sozialisten den Tod.
Die Beisetzung der Verunglückten, an der die gesamte Moabiter Arbeiterschaft teilnahm, wurde zu einer zornigen Anklage gegen das Sozialistengesetz.
Bis zum Jahre 1933 würdigte ein großer Obelisk auf dem Friedhof der St. Nazareth-Gemeinde in der Seestraße den tragischen Tod dieser drei Arbeiter.
1890 musste der Reichstag das Sozialistengesetz aufheben. Bismarck trat zurück. Die Arbeiter hatten gesiegt. Am 1. Mai 1890 fand im Schützenhaus Plötzensee erstmalig eine Maifeier der Moabiter Arbeiter statt. In Moabit wurde die Maifeier verboten, Plötzensee gehörte aber zum Kreis Niederbarnim. Im September des gleichen Jahres wurden die heimgekehrten ausgewiesenen Sozialisten auf feierlichen Veranstaltungen empfangen. Solche Feiern fanden in der Brauerei Stromstraße und im Schützenhaus statt.
1899 wurde in der Lübecker Str. 16, in der Kellerwohnung des Genossen Hampel, die erste legale Expeditionsstelle des „Vorwärts“ für Moabit eingerichtet.

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