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Baustellen am Friedrich-Krause-Ufer und gegenüber

Upbeat, Port One, Berlin Decks …

Ein unfertiger Entwurf für diesen Artikel lag schon seit März 2024 unveröffentlicht bei MoabitOnline rum. Wir hatten aber wenig Lust über weitere Geschäfts- und Gewerbeneubauten zu berichten, die die Luft trotz viel Gewerbeleerstand in der Stadt hier noch enger werden lassen. Da uns jedoch seit einiger Zeit mehr Anfragen zum Bau am Friedrich-Krause-Ufer erreichen, veröffentlichen wir jetzt doch diesen Kurzbericht, in dem wir nicht alle Informationen aus den Links wiederholen.

Zwischen Perleberger- und Fennbrücke wird in die Höhe gebaut. Auf der südlichen Seite das sogenannte Upbeat (vormals Hochhaus am Nordhafen oder auch DKB-Campus) als nördlicher Abschluss der EuropaCity. 2018 gab es einen Wettbewerb der CA Immo in Kooperation mit dem Land Berlin, 2021 den Baustart mit der Erklärung, dass bereits zu 100% langfristig an die DKB vermietet ist, und 2022 einen Wassereinbruch in der Baugrube, bei der ein Bagger abgesoffen ist. Mit einer Webcam lässt sich der Baufortschritt verfolgen. Die Fertigstellung ist für Ende diesen Jahres geplant. Außerdem wurde 2023 in der Quitzowstraße 27 eine Musterfassade mit einem Musterraum aufgebaut, die bis 2026 dort genehmigt wurde. Wozu braucht man das, wenn doch schon komplett vermietet ist? Ende November 2024 schrieb Entwicklungsstadt, dass bereits 17 von 19 Etagen fertig sind und am 1. Dezember 2024 berichtete Ulli Zelle bei der Abendschau mit Blick aus der Hochhausbaustelle. Das Upbeat Hochhaus wirkt von außen schon fast fertig, bewegt man sich auf der Quitzowstraße Richtung Osten zieht es den Blick auf sich. Weniger begeistert sind vermutlich die meisten Verkehrsteilnehmenden, die die einspurige Engstelle an der Kreuzung Heidestraße passieren müssen.

Auf der nördlichen Seite der Perleberger Brücke befanden sich lange Zeit flache Gewerbebauten mit Supermärkten und kleineren Geschäften – als letzter schloss ALDI im Juli 2022 seine Filiale. Lange konnte man sich auf dieser Restfläche neben den verschiedenen Bahnstrecken keine Immobilienentwicklung vorstellen. Doch das hat sich in den vergangenen Jahren gründlich geändert.

Seit dem Bauantrag von 2020 und abgeänderter Genehmigung von April 2021 ist klar, dass am Friedrich-Krause-Ufer 38 ein „Büro- und Geschäftsgebäude mit zwei Gastronomieflächen (ca. 150 bzw. 180 Sitzplätze), einer Betriebskita für 45 Kinder, ca. 800 m² Atelierfläche, einer Versammlungsstätte für max. 500 Personen, ca. 25 300 m² Bürofläche und einer 2 geschossigen Tiefgarage mit 286 PKW-Stellplätzen“ entstehen wird. Auch für diesen Neubau wurden verschiedene Namen (hier auch viele Fotos: Visualisierungen, alter Zustand, Baustelle) ausprobiert: von Thirty Eight Berlin über Fritz 38 bis zu Port One Berlin. Entworfen ist es von Nöfer Architekten für die Optima Firmengruppe. Geworben wird für „Büros, Gewerbe, Wohnen und Einzelhandel mit Anbindung an den Berliner Hauptbahnhof und das Regierungsviertel„. Außerdem schlägt die Optima das Gelände tatsächlich der Europacity zu. Eigentlich merkwürdig, denn in der Baugenehmigung ist von Wohnen keine Rede und direkt an der Bahnstrecke würde es wohl auch kaum genehmigt werden. Das höchste Gebäude wird 55 m hoch mit 14 Stockwerken, teilweise sind große Raumhöhen (bis 6,20 m) und starke Deckentraglasten geplant um auch Produktionsflächen zu ermöglichen. 2.300 m² Dachterrassen mit Gärten sind geplant und 4.100 m² Freifläche mit Waldpark. Bisher ist von alldem noch nicht so viel zu sehen.

Visualisierung der BEOS AG, 2024

Ein Stück weiter am Friedrich-Krause-Ufer 16-21 entstehen die Berlin Decks. Die Baustelle startete erst lange nach der ersten Ankündigung in der Berliner Woche Mitte 2018. Industrie ist auf dem 42.000 m² großen Gelände schon sehr lange ansässig, Thyssenkrupp Schulte GmbH hat das Grundstück verkauft, ist jedoch weiterhin als Mieter auf dem Gelände geblieben. Zuerst wurde das ehemalige Verwaltungsgebäude von 1912 kernsaniert, schon 2022 war es voll vermietet, wie der Weddingweiser in einem ausführlichen Interview mit dem Projektmanager Tony Paumer berichtete. Dort ist ein Teil der Charité als Mieter eingezogen. Dann legte die Baustelle richtig los, sodass ebenfalls im Weddingweiser ein Bericht über Belastungen durch die Baustelle mit Lärm und Dreck für die auf der Weddinger Seite des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals liegenden Wohnhäuser. Die Autorin befürchtet Auswirkungen auf den Naherholungsraum am Wasser. Auch für dieses Projekt gibt es eine Baustellen-WebCam. Auf der Werbewebseite heißt es „Im Herzen der Hauptstadt und mit Blick auf den Spreekanal (sic!) werden Büros, Laborräume, Showrooms, Werkstätten sowie Flächen für Bildung, Kunst und Freizeit unter einem Dach vereint.“ Geworben wird außerdem mit öffentlichen Flächen und Gastronomie, Dachterrassen,  Photovoltaik und Kultur. Ein neuer Mieter wird die MBition GmbH, eine Tochterfirma von Mercedes Benz zur Entwicklung von Software, die auch eine Teststrecke auf dem Gelände betreiben wird – aktuell noch in der Dovestraße ansässig. Und auch die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) will Ende 2025 einziehen, für ihre etwa 280 Studierenden entstehen auf ca. 7.300 m² moderne Lehr- und Produktionsräume.

Über die Abriss- und Neubaupläne von BAYER in der Tegeler Straße 2-7 inklusive jahrelange und zur Zeit wieder aktuelle Mieter*innen-Vertreibung wird hier berichtet.

 

4 Kommentare auf "Baustellen am Friedrich-Krause-Ufer und gegenüber"

  1. 1
    Pavel says:

    Irgendwie verstehe ich nicht, warum die drei Projekte so kritisch gesehen werden. Soweit ich das sehe, sind das alles drei Standort zwischen Gleisen und Bahnaquädukten, an denen vorher Brachen oder industrielle/gewerbliche Nutzungen waren. Da hätte man also keine Wohnungen bauen können. Zudem ist/war die Ecke da oben am Nordhafen eine ziemlich menschenfeindliche „Wüste“. Kann doch nicht schaden, wenn sich die Grenze zwischen Moabit und Wedding ein bisschen entwickelt, die beiden Kieze ein bisschen mehr zusammenrücken und die Ufer etwas belebter und lebenswerter werden.

  2. 2
    Susanne Torka says:

    @Pavel,
    also soooo kritisch finde ich meinen Artikel nun wieder auch nicht und Wohnungen auf diesen Geländen wären gewiss schallschutztechnisch weder sinnvoll noch genehmigungsfähig.
    O.k. einer der beiden verlinkten Weddingweiser-Artikel ist kritisch – beeinflusst durch die Belastungen der Baustelle.

  3. 3
    Pavel says:

    @Susanne: Ja, stimmt schon. Der Artikel ist nicht übermäßig kritisch. Habe mich vermutlich von der Einleitung und dem – meiner Meinung nach – tatsählich übertrieben kritschen Artikel im Weddingweiser leiten lassen.

  4. 4
    Susanne Torka says:

    @Pavel,
    nun komme ich doch noch einmal auf Deinen Kommentar zurück und möchte gerne erklären, warum ich in der Einleitung diesen Satz geschrieben hatte:
    „Wir hatten aber wenig Lust über weitere Geschäfts- und Gewerbeneubauten zu berichten, die die Luft trotz viel Gewerbeleerstand in der Stadt hier noch enger werden lassen. “
    Mal abgesehen von der Frage, wie Luft „enger“ werden kann – die Formulierung ist nicht wirklich gelungen, geht es darum, dass die vielen Neubauten auf freien Flächen in der Innenstadt den Luftaustausch behindern und frühere Kaltluftentstehungsgebiete zubetoniert werden. Auch die Höhenentwicklung hat einen Einfluss. Für das Wohlbefinden der Menschen ist es nämlich wichtig, dass Abkühlung im Sommer möglich ist. Bei den vielen Neubauten in den 1990er Jahren war das immer ein Thema und ich kann mich gut daran erinnern, wie Professor Herbert Sukopp (https://www.tu.berlin/oekosys/ueber-uns/team/herbert-sukopp ), der Stadtökologe, davor warnte rund um den Großen Tiergarten so viel neu zu bauen (Potsdamer Platz usw.).
    Heute wird die Klimafrage anders diskutiert, aber das Thema „Nächtliches Kühlsystem“ ist weiterhin aktuell:
    https://www.berlin.de/sen/stadtentwicklung/planung/stadtentwicklungsplaene/step-klima-2-0/

    Im Berliner Umweltatlas ist das Berliner Klimamodell beschrieben, allerdings mit Daten von 2014. Es wurden 2022 neue Daten erhoben (früher waren die Abstände kürzer), die sollen aber erst im 1. Quartal 2025 veröffentlicht werden. Das wäre ja eigentlich bald.
    Zitat aus der Einleitung: „Eine entscheidende Funktion der modellgestützten Klimaanalyse ist die Erfassung des Prozessgeschehens der bodennahen Luftaustauschströmungen und der Versuch, eine Verbindung zwischen diesen Vorgängen und einer Gliederung des Untersuchungsraumes in klimatisch-(lufthygienische) Gunst- und Ungunsträume herzustellen. Diese beiden Begriffe beschreiben aus klimatischer Sicht die Gliederung des Raumes in Ausgleichsräume, Wirkungsräume und verbindende Strukturen (Leitbahnen) und sein Verständnis als Ausgleichsraum-Wirkungsraum-Gefüge.“
    Dieser Teil geht ausführlich darauf ein (aber bisschen kompliziert):
    https://www.berlin.de/umweltatlas/klima/klimaanalyse/2014/kartenbeschreibung/

    Auch wenn Regenwassermanagement bei der Planung der Europacity ein Thema war, sehe ich nicht (oder wenig) was umgesetzt wurde. Die Promenade am Berlin Spandauer Schifffahrtskanal hätte viel viel breiter werden müssen, wenn die Empfehlungen von grün-blauer Infrastruktur von der Stadt durchgesetzt würden, aber natürlich schwierig, wenn es sich um Eigentum an Grund und Boden handelt. Da können die Gebäude mit noch so hoch gelobten Umweltstandards werben. Die Bebauung trägt dazu bei, dass es weniger Luftaustausch gibt.

    Hier noch eine Präsentation zur Klimaanpassung u.a. für Bauleitplanung (von 2024)
    https://niko-klima.de/wp-content/uploads/2024/10/Schoppengerd_NIKO_Klimaanpassung-im-Quartier_zur-Info.pdf

    Da hast Du vielleicht einen Ansatzpunkt, was ich mit „dicker Luft“ gemeint habe.

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