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Sieben Jahre und ein Wunder

Die Kita Havelberger Straße 21 wurde nach Sanierung und Erweiterung neu eingeweiht

»Ein Wunder«, nennt es Claudia Freistühler, die Geschäftsführerin des Kita-Trägers Kindergärten City: Es sei »ein Wunder, dass wir heute hier stehen«, in der Kindertagesstätte Havelberger  Straße 21. Zur Einweihung der frisch sanierten und erweiterten Kita samt Besichtigung Ende Januar sind jene gekommen, die an der Planung und Realisierung beteiligt waren. Und das sind sehr viele – denn es war auch ein sehr langer Prozess, begleitet buchstäblich von Pleiten, Pech und Pannen: Bereits 2016 war ein erster Bauantrag gestellt worden, doch die Planung war »so nicht umsetzbar« (Freistühler) und wurde noch einmal völlig neu begonnen. Es musste eigens ein Ausweichstandort für die Kita in der Kiautschoustraße 10 provisorisch hergerichtet werden. Galoppierende Baupreise wie auch überlastete Bauunternehmen und Fachplaner führten zu Vergabe- und Bauverzögerungen. Die Insolvenz des bauleitenden Architekturbüros erzwang einen Baustopp ab dem Sommer 2019. Ein neues Planungsbüro musste gefunden werden, im stillgelegten Bau bildete sich Schimmel. Und ganz zum Schluss habe man nochmal um den Eröffnungstermin zittern müssen, denn ein wichtiges Bauteil, benötigt für die Stromversorgung, hing irgendwo in Shanghai fest. Der mittlerweile ganz alltägliche Wahnsinn eben.

Doch nun ist es geschafft. Der Geruch frischer Farbe hängt noch in der Luft, als die Kitaleiterin stolz den Tross der Gäste durch die Räume führt. Der teils ein-, teils zweigeschossige Bau aus den 60er Jahren wurde umfassend saniert und erweitert, energetisch auf den neuesten Stand gebracht und verfügt nun unter anderem über eine Fußbodenheizung. Die Betreuungskapazitäten wurden durch die Erweiterung um 38 auf 158 Kitaplätze erhöht – und Kitaplätze werden im Gebiet dringend benötigt.

Neue pädagogische Konzepte

Kinderküchenzeile Kita Havelberger Straße 21

Durch die Fenster der lichtdurchfluteten Räume öffnet sich der Blick in den großen Garten mit eigenem Krippenbereich. Die Räume sind nach Funktionen aufgeteilt: vom Nestbereich, in dem die Jüngsten ankommen können, über den Ruhe- und den Bewegungsraum, die beeindruckend ausgestattete Werkstatt und das »Atelier« für kreative Betätigung bis hin zum »Kinderrestaurant«. Hier offenbart sich auch ein neuer pädagogischer Ansatz: Beispielsweise wird nicht mehr wie früher strikt zur festgelegten Zeit Essen ausgeteilt, sondern die Kinder können sich zwischen 12 und 14 Uhr selbst am Büffet mit Wärmebehältern bedienen; eine Küchenzeile auf Kinderhöhe lädt zudem zum gemeinsamen »echten« Kochen ein. Die Kinder sind auch nicht mehr an feste Gruppen gebunden, sondern können selbst entscheiden, in welchem Raum sie sich betätigen wollen. Die einzelnen Funktionsbereiche werden jeweils von pädagogischen Fachkräften betreut. Es ist ein moderner Ansatz offener pädagogischer Arbeit, die sich ganz an den individuellen kindlichen Bedürfnissen und Neigungen orientiert und diese in den Mittelpunkt stellt. Für die Besprechungen der Erzieherinnen und Erzieher und auch für Gespräche mit den Eltern gibt es außerdem einen separaten Raum.

Die Kita wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Mitte und Kindergärten City als Träger und Eigenbetrieb des Landes Berlins erneuert. Insgesamt dauerte der Prozess stolze sieben Jahre, die Gesamtkosten des Um- und Ausbaus der Kita betrugen ca. 6,9 Mio. €, wovon ca. 4.4 Mio. € aus dem Städtebauförderprogramm »Lebendige Zentren und Quartiere« und 1,8 Mio. € bezirkseigene Mittel in Anspruch genommen wurden. Die Kita liegt nicht direkt im Fördergebiet Lebendiges Zentrum und Sanierungsgebiet Turmstraße, steht aber in dessen unmittelbaren funktionalen Zusammenhang und dient der Gebietsbevölkerung mit der Versorgung von Kita-Betreuungsplätzen.

Seit dem 6. Februar können wieder Kinder die Kita Havelberger Straße 21 besuchen. Sie werden dann sicher auch mehr Farbe in den bislang noch von Weißtönen dominierten Bau bringen. 

Text: Ulrike Steglich, Foto: Christoph Eckelt, bildmitte

Zuerst erschienen in der „ecke turmstraße„, Nr. 1 – februar/märz 2023.

Ein Kommentar auf "Sieben Jahre und ein Wunder"

  1. 1
    Nachbarin says:

    Kaum zu glauben, dass die Kita jetzt doch früher fertig wurde, als das Eckhaus gegenüber Havelberger/Ecke Stendaler Straße
    https://moabit.crowdmap.com/reports/view/444

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