S21-Haltepunkt Perleberger Brücke muss auch Zugang zum Wohngebiet bekommen
Ende Januar vermeldeten Berliner Zeitungen, dass es endlich „grünes Licht“ gibt für den S-Bahn Haltepunkt „Perleberger Brücke“ des S-Bahn Projekts S21, das die S-Bahnstrecken vom Nordring sowohl vom Osten wie vom Westen aus mit dem Hauptbahnhof (tief) verbinden soll. Die Berichterstattung beruht auf einer Antwort von Staatssekretär Kamrad an den Abgeordneten Taylan Kurt auf dessen Anfrage. Nach Vorliegen der Planung und Herstellung des Baurechts und Sicherung der Finanzierung werde mit Abschluss eines Realisierungs- und Finanzierungsvertrags der Bau des Bahnhofs mit der DB AG voraussichtlich im Jahr 2024 formal vereinbart, ist diesem Antwortschreiben zu entnehmen.
Der künftige Haltepunkt Perleberger Brücke hat die Problematik, dass er – vom Hauptbahnhof aus betrachtet – die zwei zum Nordring sich gabelnden und in unterschiedlichen Höhenlagen geführten Bahnstrecken – die in Richtung Osten in Hochlage an einem Brückenbauwerk, die nach Westen ebenerdig – bedienen muss.
Der Betroffenenrat Lehrter Straße schlägt in einem Brief an die DB Netz, SenUMVK, Politiker*innen des Berliner Abgeordnetenhauses und der BVV Mitte angesichts der beginnenden/ begonnenen Vorplanung die Prüfung eines Zugangs vom Quartiersplatz Lehrter Straße 31-34 aus vor. Der Zugang könnte im nördlichen Bereich des Quartiersplatzes unterirdisch unter den von Westen kommenden Fern- und Regionalbahngleisen bis zu dem künftigen Bahnsteig des Haltepunkts der von Westen kommenden S-Bahn-Strecke geführt werden und von da aus auch zu dem in der Hochlage befindlichen Bahnsteig für die vom Hauptbahnhof nach Osten führende Strecke angebunden werden. In der Lehrter Straße wohnende oder arbeitende Menschen sowie Besucher*innen des Sportparks Poststadion könnten den Haltepunkt so gut erreichen und müssten nicht einen langen Umweg über die Perleberger Brücke zu eventuellen Zugängen nehmen oder anderen – noch weiter entfernten potenziellen Zugängen zum Haltepunkt. Da der Quartiersplatz über den entlang der Bahn Richtung Süden geplanten „Döberitzer Grünzug“ auch die Klara-Franke-Straße anbindet, an der die bahnseitig errichteten Häuser des Mittenmang Quartiers liegen, hätte diese eine besonders günstige Anbindung, aber auch die Nutzer*innen bzw. Besucher*innen des Sportparks Poststadion würden davon profitieren.
Die Lage-Problematik eines S-Bahn-Haltepunkts „Perleberger Brücke“ ist übrigens nicht neu, bereits 2006 hatte der Betroffenenrat Lehrter Straße im Rahmen eines Planänderungsverfahrens zur S21 eine veränderte Lage für einen S-Bahnhof des S21 Projekts näher zum Hauptbahnhof hin vorgeschlagen mit Zugängen sowohl von der Lehrter Straße wie von der Heidestraße aus. Eine 2006 durchgeführte Standortkonferenz für das „Quartier Heidestraße“, bei dem die damaligen Investoren dieses Quartiers einen S-Bahn Haltepunkt an der Perleberger Brücke vorgeschlagen hatten, war Anlass für den damaligen Vorschlag, der gemeinsam vom Betroffenenrat Lehrter Straße und der AG Verkehr im Moabiter Ratschlag erarbeitet worden war.
Als erster Abschnitt des Bauprojekts „S21“ soll die vom S-Bahnhof Wedding kommende Strecke, die über die Perleberger Brücke hinweg in Hochlage Richtung Hauptbahnhof führt, in Betrieb genommen werden. Da sich die Errichtung des eigentlichen S21-Bahnhofs am Hauptbahnhof noch hinzieht, wurde unter dem nördlichen Europaplatz zunächst ein provisorischer Interimsbahnhof errichtet, an dem nur Kurzzüge halten können, die als „S15“ im Pendelverkehr zwischen dem S-Bhf Wedding und Hauptbahnhof verkehren sollen. Der angekündigte Zeitpunkt Ende 2022 für die Inbetriebnahme dieses Pendelverkehrs wurde zwischenzeitlich wieder verschoben, da für den Bau notwendige Teile nicht lieferbar seien.
Angesichts des beschränkten verkehrlichen Nutzens dieses Pendelverkehrs sollte die Deutsche Bahn die Inbetriebnahme sowohl der östlichen wie der westlichen Strecke besser erst in Betrieb nehmen, wenn der S-Bahn Haltepunkt „Perleberger Brücke“ und der eigentliche S-Bahnhof des Lehrter Bahnhofs fertiggestellt sind. Dann wäre es unnötig den Bau des Haltepunkts für den östlichen Zweig unter laufendem Betrieb durchführen zu müssen.
zuerst erschienen in der verkehrspolitischen Zeitschrift SIGNAL des Berliner Fahrgastverband IGEB (GVE Verlag): SIGNAL 5-6/2021 (339-340), Mai 2022, S. 30-31
Als Ergebnis des Vorstoßes des Betroffenenrats Lehrter Straße sind jetzt die Antworten auf zwei eingebrachte parlamentarische Anfragen (Abgeordnetenhaus) veröffentlicht worden:
Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Mathias Schulz (SPD) vom 08. April 2022 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. April 2022) zum Thema: Zugänge zum zukünftigen S-Bahn-Haltepunkt Perleberger Brücke und Antwort vom 03. Mai 2022 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Mai 2022)
https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-11662.pdf
Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (LINKE) vom 19. April 2022 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. April 2022) zum Thema: S-Bahnhof Perleberger Brücke und Antwort vom 03. Mai 2022 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Mai 2022)
https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-11636.pdf
Die Berliner Zeitung berichtet, dass der S-Bahn-Haltepunkt wohl erst 2029 kommen könnte. Aber von einem Zugang aus dem Wohngebiet ist noch keine Rede, stattdessen von einem Park zwischen den Gleisen. Die Planung soll im nächsten Jahr im Bezirk vorgestellt werden (alles ganz am Schluss des Artikels):
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/in-diesem-berliner-s-bahnhof-werden-sich-die-fahrgaeste-wie-unter-wasser-fuehlen-li.291654
Im Rahmen der Schienenverkehrswochen des Berliner Fahrgastverbands IGEB e.V. gab es anscheinend am 25. Oktober eine Informationsveranstaltung mit Nachfragemoglichkeiten, bei der Projektleiter für das S21 Bauvorhaben anhand einer Präsentation zu allen drei Bauabschnitten informierte. Auf der Website der IGEB ist dazu die Präsentation als PDF-Datei (ca. 13 MB) verlinkt