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Den Spieß mal umgekehrt

Auf ein Wort – Interview mit Gerald Backhaus

Wer kennt ihn nicht? Gerald Backhaus ist seit 2018 im Moabiter Osten und noch ein paar Jahre länger in Moabit als rasender Reporter unterwegs. Zeit, auch ihn einmal zu befragen. Interview von Clara Lehmann

Gerald Backhaus (re.) mit Andy Riebold von den Basketball-Lions (2021)

Gerald, Du bist ja als Kiezredakteur auch eine Person, die für Moabit-Ost eine wichtige Rolle spielt. Wir möchten den Spieß daher gern einmal umdrehen und wir interviewen diesmal Dich. Dein erstes Interview für das Quartiersmanagement (QM) Moabit-Ost hast Du im Februar 2018 geführt, seitdem sind 42 weitere gefolgt. Welche/n Interviewpartner/in bzw. welche Einrichtungen in Moabit-Ost hat Dich am meisten beeindruckt und warum?

Du hast wirklich mal nachgezählt, so viele waren es! Schwierige Frage, weil ich bei den Interviews so verschiedene spannende Menschen getroffen habe, das ich auf Anhieb gar kein herausragendes Interview nennen kann. Mein allererstes Interview war natürlich einprägsam, das war mit Otu Tetteh vom sportbüro e.V. Mit ihm war ich unterwegs im Poststadion und danach zum Aufwärmen im Café Moment in der Lehrter Straße. Um ein paar weitere Termine zu nennen, die mir unvergesslich sind: das Treffen mit Christian Hennis von der Birkenstube, Sebastian Wagner vom Moabeet-Gemeinschaftsgarten, mit den Theatercoaches Uta Kreher und Thomas Pasieka, mit Angelika Vahnenbruck und Birgit Sowade von der Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle SHK Mitte, mit den Lions-Basketballer Andy Riebold und Max Zimmermann, mit Dieter Burmeister vom „Haus der Weisheit“, Idil Scharf vom „Honiggelb“, den Jungs von der KUFA und der Kino-Truppe vom Filmrauschpalast, mit den beiden moabit °21-Zeitungsmacherinnen von der GenerationenRaum gGmbH, mit Nathalie Dimmer und mit Michael Dressler von der Bruno-Lösche-Bibliothek, mit der Kiezsportlotsin und Stadtteilkoordinator Peter Kapsch, mit dem ich die Europacity durchstreifte. Jetzt hab ich doch ganz schön viele genannt …

Sebastian Wagner, Moabeet-Gemeinschaftsgarten (2020)

Jeden Monat interviewst Du Menschen, die für Moabit-Ost eine besondere Rolle spielen. Die Gespräche werden dann als Interview auf der QM-Webseite veröffentlicht und in dem monatlichen QM-Rundbrief angekündigt. Wie ist die Idee zu diesem Format entstanden?

Na das lag auf der Hand. Als Deine Vorvorgängerinnen Ende 2017 von meinen Qualifikationen erfuhren, meinten sie, dass es viel zu schade wäre, wenn ich nur die Aktualisierung der QM-Webseite übernehmen würde. Viel spannender wäre es, dieser Seite eine ganz eigene Farbe oder einen besonderen Akzent zu geben, in dem ich exklusive Artikel gestalte. Für die haben wir dann gemeinsam Leute aus dem Kiez oder Vereine ausgewählt und angefragt. Bei Interesse habe ich die Leute getroffen und sie bzw. ihre Einrichtung porträtiert. Dieses Interviewformat, das auch immer der Aufmacher unserer monatlichen Rundbriefe ist, fand von Anfang an großen Anklang. Es ging soweit, dass neben der Kiezzeitung moabit °21 auch die Bürgerplattform MoabitOnline.de aufsprang und einen Großteil meiner Interviewartikel übernimmt, die dadurch eine noch viel größere Verbreitung finden. Das dient natürlich auch Euch als QM, weil das QM, seine Arbeit und geförderte Projekte in diesem Zusammenhang natürlich immer genannt werden.

Wie hat sich Dein Blick auf das Quartier Moabit-Ost während Deiner langjährigen Tätigkeit als Kiezredakteur verändert?

Mein Blick? Der ist nach wie vor interessiert an allem, auch an den Veränderungsprozessen. Klar ist die Gentrifizierung nicht zu übersehen. Es gibt durch die vielen Neubauten auch viele neue Leute im Kiez. An manchen Stellen ist es hipper geworden … Apropos Gentrifizierung: 2018 hab ich dazu den Kurzfilm „Wir bleiben hier!“ gedreht. Es ist ein fiktionaler Kurzfilm vor realem Hintergrund, in dem es um die drohende Verdrängung älterer Menschen und eines Nachbarschaftscafés durch steigende Mieten geht. 2019 lief der Film in Italien auf einem Festival sowie bei einem Wettbewerb des Fernsehsenders arte.

Ja, neben Deiner journalistischen Tätigkeit bist Du Filmemacher und Autor. Woran arbeitest du gerade?

In den letzten Jahren bin ich vor allem als Regisseur tätig. Unser neuestes Werk – „unser“ weil Film immer eine Gemeinschaftsleistung und keine Ein-Mann-Nummer ist – trägt den Titel „Thüringen, Deine Sprache 2“. Dieser 92-minütige Dokumentarfilm, in dem es wie in dem Vorgängerwerk „Thüringen, Deine Sprache“ von 2019 um die Vielfalt der in dem Bundesland gesprochenenen Dialekte und Mundarten geht, hatte im September 2021

Filmstill aus den „Kaffepflückern …“ (2020)

Kinopremiere in meiner Heimatstadt Gotha, also dort, wo ich aufgewachsen bin. Im Herbst 2020 konnten wir die Premiere unserer Doku „Bei den Kaffeepflückern in Brasilien“ feiern. Für diesen Film bin ich Ende 2019 auf den Spuren einer historischen Tragödie zusammen mit meinem Kameramann erstmals nach Brasilien gereist, wo wir den Großteil der Doku gedreht haben. Die Brasilianische Botschaft hat vor, ihn im November in Berlin zu zeigen.

Wenn Du einen Film über Moabit-Ost drehen könntest, wovon würde der handeln?

Es würde wohl kein geschichtlicher Film werden, obwohl das auch sehr spannend wäre, wie ich u.a. durch Susanne Torka und Jürgen Schwenzel bei ihren historischen Führungen und bei meiner Tour über das GSZM-Gelände gelernt habe. Auch wenn man nie vergessen und immer mit einbeziehen sollte, was und wie früher alles geschah, so dass es so wurde, wie es heute ist – mein Fokus läge – ganz in Anlehnung an meine verschriftlichten Interviews – eher auf den Menschen, die heute den Kiez Moabit-Ost gestalten.

Cornelia Cremer, Sherin Buchwald und Clara Lehmann vor dem QM-Büro (2020)

Mehr zu den Filmen inklusive Vorschautrailern von Gerald Backhaus und Kontakt:
https://www.gerald-backhaus.de und https://mundart-thueringen.de

Text von Clara Lehmann

Zuerst erschienen auf der Webseite des Quartiersmanagements Moabit-Ost: https://www.moabit-ost.de/aktuelles/artikel-von-kiezredakteur-gerald-backhaus/gerald-backhaus/

Ein Kommentar auf "Den Spieß mal umgekehrt"

  1. 1
    Lehrerin says:

    … und ich dachte immer, es heißt „den Spieß umgedreht“

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