So können Sie mitmachen!

Sozialstruktur? Dit sind wir!

Moabiterinnen und Moabiter! Bewohnerinnen und Bewohner des Sanierungsgebiets Turmstraße! Erinnert ihr euch? Ende Januar erreichte euch ein Brief vom Bezirk Mitte (Pressemitteilung dazu), der in einer Umfrage eure Wohnsituation untersuchen wollte. Habt ihr das Schreiben bereits im Altpapier entsorgt? Die vorbildliche Mülltrennung sei gelobt! Doch der Fragebogen ist wichtig, also holt ihn bitte hervor und hört gut zu. 

Dit is nämlich so: Der Bezirk möcht euch kenn‘ lernen. Er möchte wissen, was für Leute eigentlich so im Sanierungsgebiet leben, das er seit 2011 fördert und entwickelt. Versteht es nicht falsch: Der Bezirk meintet jut mit euch, wallah, er kümmert sich um seine Bewohner*innen, sonst würd‘ er dit alles nicht für euch tun! Er will nämlich die Gebietsbevölkerung (dit sind wir) vor einer Verdrängung durch unzumutbare Mietbelastungen (dit sind die Abzocker) schützen und die Wohnfunktion des Sanierungsgebiets stärken. Jaha! Daher die Umfrage. Klar und deutlich steht es im Fragebogen zwischen den Zeilen in Verwaltungsdeutsch geschrieben: Das Bezirksamt loves you. 

Nun wees dit Bezirksamt leider nicht, dass du wie die meisten Moabiter Bürgerinnen und Bürger mindestens zu einer der folgenden unprivilegierten Gruppen gehörst, die Besseres zu tun hat, als einen sechsseitigen vertrackten Fragebogen auszufüllen: 

Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, Rentner*innen mit eingeschränkter Mobilität (v. a. in Coronazeiten), turbulente Großfamilien, Alkoholiker*innen, Menschen mit sehr geringen Deutschkenntnissen, Hartz-IV-Empfänger*innen, alleinerziehende Mütter oder Väter, Kiffer*innen und andere Drogenabhängige, Menschen ohne Deutschkenntnisse, schuftende Schichtarbeiter*innen und Leute, deren Briefkästen vor geraumer Zeit aufgebrochen oder gänzlich entfernt wurden. 

Wer kanns dem Bezirk schon verübeln, dass er seine Bürger nicht besser kennt? Deswegen führt er ja mit drei Jahren Verspätung die Umfrage durch! Logisch, wa? Die Sozialstruktur, das bist du! 

Also: Mach die Glotze aus, leg Kippe und Bierflasche beiseite, wirf Kochlöffel und Kinderwagen in die Ecke, nimm dir die Zeit und greif zum Stift! Kämpfe dich durch den Fragebogen als hinge deine Zukunft davon ab! Füll das gesamte Ding aus und schicke es vor dem 1. März zurück. Porto und sozialer Wohnraum gehen auf den Bezirk! 

Und ihr Privilegierten, die ihr den einen oder anderen Fuffi unter der Matratze gelagert habt, wohlverdient in langjähriger harter Arbeit als Drogendealer*in, Casinobetreiber*in oder Bellevue-Angestellte*r: Widersteht der Versuchung des Ausfüllens des Fragebogens! Übet Verzicht! Helfet stattdessen euren sozial benachteiligten Nachbar*innen beim Ausfüllen des Fragebogens! Geht die einmalige Herausforderung gemeinsam an, für eine lebendige Nachbarschaft und die Wahrung der vielfältigen und wertvollen Sozialstruktur Moabits! Nur so ist die Sozialstudie WIRKLICH REPRÄSENNTATIV. 

Darum: MACHT MIT! ❤

Text und Grafik: Sarah Schmitt

3 Kommentare auf "Sozialstruktur? Dit sind wir!"

  1. 1
    Nadja says:

    wunderbar. Aber woher bekomme ich den Fragebogen? Ick hatte nüscht im Briefkasten und manche meiner Nachbar:innen auch nicht.

  2. 2
    Rahim says:

    „Der Bezirk meintet jut mit euch, wallah, er kümmert sich um seine Bewohner*innen“ :DDD

  3. 3
    Jürgen says:

    @1 Nadja:
    Wenn Du innerhalb des Sanierungsgebiets Turmstraße wohnst (und gemeldet bist) müsstest Du den Fragebogen zugeschickt bekommen haben. Du kannst anhand der Karte Förderkulissen nachschauen ob Du innerhalb des Gebiets wohnst, die Grenze des Sanierungsgebiets ist in schwarzer Farbe dargestellt.
    Wenn Du im Gebiet wohnst und die Befragungsunterlagen nicht erhalten hast wende Dich an Herrn Dirk Kaden vom Stadtentwicklungsamt, seine Kontaktdaten findest Du in der im Artikel verlinkten Pressemitteilung.

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