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GSZM auf dem Krankenhausgelände Moabit

Eine Tour durch das GSZM

Turmstraße 21 an der Ein­fahrt­schranke. Treff mit Christian Reich und Andreas Bandey. Die beiden erwarten mich zu einem Rundgang durch das Gesundheits- und Sozialzentrum Moabit, das alle hier kurz GSZM nennen. Beide arbeiten für die Unter­nehmens­gruppe GEGENBAUER, den Betrei­ber des Geländes: Christian Reich für die RGM Facility Manage­ment GmbH und Andreas Bandey für die GEGENBAUER Sicher­heits­dienste GmbH. Christian Reich stammt aus Bies­dorf und ist von Beruf Facility Manager (Betriebs­leiter). Er arbei­tete zuvor als tech­nischer Leiter bei der WISAG und ist seit Juli 2020 für das GSZM verant­wort­lich. Vorher war er vier Jahre bei der WISAG Gebäude­technik GmbH & Co. KG beschäftigt und arbeitete unter anderem als Tech­nischer Leiter für den Dienst­leister in einem 5-Sterne-Hotel am Gendarmen­markt. Sein Kollege Andreas Bandey ist als Objekt­leiter der Gegen­bauer Sicher­heits­dienste GmbH für die Sicher­heit und den Brand­schutz im gesamten Areal zuständig. Er stammt aus Neu­branden­burg und arbeitet schon seit 10 Jahren im GSZM.

Zu seinen und den Aufgaben seiner Kollegen gehören neben der Bewachung der beiden Eingangs­pforten die Verant­wortung für die Brand­melde­anlage, Streifen­dienste, Empfangs- und Auskunfts­dienste. Andreas Bandey ist für viele der erste Ansprech­partner im GSZM. Organi­satorisch gesehen ist er ein Auf­trag­nehmer von Christian Reich, der wiederum als Auftrag­geber vor Ort die RGM Facility Manage­ment GmbH vertritt, „ein Fach­unter­nehmen für den effi­zienten und zuver­läs­sigen Komplett­betrieb von Industrie-, Gewerbe- und Infra­struktur­immo­bilien.“ Er koordi­niert auf dem GSZM einen Objekt­leiter und diverse Haus­techniker und zusätz­lich Personal bei anderen Objekten. In seinem Ver­ant­wortungs­bereich liegt es, dass die gesamte Technik von Heizung und Strom­versor­gung bis hin zu den Sanitär­anlagen in den vielen Gebäuden funktioniert.

Die Zahl der Beschäf­tigten auf dem Gelände schätzen die beiden auf rund 800 Personen, darunter sind allein etwa 350, die für das Landes­amt für Gesund­heit und Soziales (LAGeSo) arbeiten. Hinzu kommen viele Besucher­innen und Besucher bei so hoch frequen­tierten Einrich­tungen wie dem Dialyse-Zentrum, der MRT Strahlen­therapie und der Gerichtsmedizin. Ein Groß­teil der Menschen kommt zu Fuß durch die beiden Eingänge Turm­straße und Birken­straße auf das GSZM, viele davon nutzen zuvor den öffent­lichen Nah­ver­kehr. Die Zahl der Fahr­räder, die die Schranke in der Turm­straße passieren, lässt sich nicht schätzen. Doch die motor­isier­ten Fahr­zeuge wurden 2011 mal gezählt. Damals gab es 1.200 Ein­fahrten pro Tag, erinnert sich Andreas Bandey. Heute liegt die Zahl darunter, meint er, etwa bei 800 bis 900 Fahr­zeugen. Viele davon gehören Kurier­diensten, die Liefer­ungen bringen. Für Mitarbeiter gibt es feste Park­plätze, Besuchern stehen 25 bis 30 extra aus­ge­wiesene Park­plätze zur Verfügung.

1872 wurde an dieser Stelle ein Lazarett mit Seuchen­station gebaut, berichten die beiden. Vielen Älteren ist das Gelände als Kranken­haus Moabit noch ein Begriff. Im Jahr 1997 feierte es 125 Jahre seines Bestehens. Damals gratu­lierte der damalige Bezirks­bürger­meister von Tier­garten, Jörn Jensen, der Ein­rich­tung mit dem Hin­weis, dass sich das Bezirks­amt und die BVV „einmütig für den Bestand dieser so wichtigen Gesund­heits­ein­richtung einsetzen“. In den Jahren zuvor hatte es ein endlos schein­endes Ringen um den Erhalt des Moabiter Kranken­hauses gegeben, das schließlich doch 2001 seine Pforten schloss.

Wer sich auf dem GSZM zurechtfinden möchte, dem sei zuerst ein Blick auf einen der Lage­pläne empfohlen, dort findet man alle Gebäude, die mit Buch­staben von A bis Z nummer­iert sind. Steht man am Ein­gang, bemerkt man zunächst das Haus neben der Pforte. Es ist das ehe­malige Haus B und diente früher als Schwestern­wohn­heim. Heute gehört es nicht zum GSZM, sondern den Immo­bilien­firmen Tree­house Real Estate GmbH und Projekt­ent­wicklung Treehouse, die hier mit Ausblick zur Turmstraße Gewerbe­räume einrichten. Kern­sanierte Büros werden auf deren Webseite zur Miete angeboten: https://turm21.de

Im GSZM fällt auf, dass das Kranken­haus Moabit zwar nicht mehr existiert, aber ganz viel hier mit den Themen Gesund­heit und Medizin zu tun hat und von entsprech­enden Ein­rich­tungen genutzt wird. In den Häusern E und L befindet sich das Landes­amt für Arbeits­schutz, Gesund­heits­schutz und tech­nische Sicher­heit Berlin, kurz LAGetSi.

Im Haus K befinden sich neben einer Pflegeschule auch der Betriebsarzt und die Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH, die seit 2016 die operative Arbeit des 1992 gegründeten Behand­lungs­zen­trum für Folter­opfer e.V. mit besteh­endem Team fortführt.

2015 eröffnete auf dem GSZM ein neues Nieren­zentrum. Im KfH-Nieren­zentrum werden Patienten mit Nieren­erkrank­ungen auf dem aktuel­len Stand von Medizin und Technik qualitativ hoch­wertig betreut. In dem modernen Zwei­geschosser finden u.a. Dialyse und nephro­logische Sprech­stunde statt.

Als wir eine park­artige Grün­fläche streifen, erzählen Christian Reich und Andreas Bandey, dass diese Wiese öffent­lich genutzt wird und dass hier Pick­nicks erlaubt sind. Gruppen von Jugend­lichen und Hunde­besitzer kommen her. Es herrscht eine gute Mischung aus Alters- und Kultur­gruppen, berichten sie, und ist für die starke Nutzung in recht sauberem Zustand. Wahr­schein­lich wirkt sich da die räum­liche Nähe zur Pforte, die Tag und Nacht bewacht ist, günstig aus. Alle Grün­flächen auf dem GSZM-Areal werden vom PENTAGebäude­service, der auch zur Unter­nehmens­gruppe GEGENBAUER gehört, betreut, was neben dem Laub­harken im Herbst auch Baum­fäl­lungen und natür­lich den Winter­dienst beinhaltet.

Gegenüber der Grünfläche befindet sich ein Gebäude, was früher mal eine Kirche war – wovon neben einem Schild auch ein großes Kreuz zeugt – und heute als Lager­raum genutzt wird.

Auf der Wiese vor dem Haus R sitzen gerade ein paar Leute in der Sonne. Im Haus R hat der Verein Moabit hilft seit 2015 sein Domizil. Moabit hilft e.V. ist ein 2013 gegrün­deter gemein­nütziger Verein, der sich als aktive Bürger­initia­tive für den Schutz von Ver­folg­ten und Flücht­lingen einsetzt. Außer­dem ist er in der Nachbar­schafts­hilfe tätig und koope­riert mit der Berliner Obdach­losen­hilfe. Der Moabit hilft e.V. leistete 2015/2016 direkt am LAGeSo huma­nitäre Erst­hilfe. Bis heute ist der Verein an diesem Ort: „Wir doku­ment­ieren Behörden­versagen und arbeiten politisch, indem wir Forder­ungen an die Ver­ant­wort­lichen stellen – dabei lassen wir nie locker“, schreibt Moabit hilft e.V. auf seiner Webseite.

Das Technik­herz für die „Stadt in der Stadt“: Als wir mit Haus S die ehemalige Heiz­zentrale des Kranken­hauses und heutige Technik­zen­trale mit ihren Werk­stätten und Lagern passieren, erzählen Andreas Bandey und Christian Reich davon, dass alle Gebäude auf dem Gelände unter­kellert sind. Es gibt zwischen den einzel­nen Gebäuden zahl­reiche Ver­bin­dungs­gänge. Teilweise sind es Kriech­gänge, in denen man nur in Berg­manns­haltung voran kommt. Die beiden Männer lassen mich ab und zu an ihrem Techniker-Wissen teilhaben.

Haus Q ist ein Besprechungs­haus, in dem auch eine Künst­lerin wirken soll, doch finden wir an Tür und Klingel­schil­dern kein Anzeichen dafür. Um so mehr gibt es von Haus N zu berichten. Dieser Gebäude­komplex bekommt so manchen Presse­besuch und sieht so manches Kamera­team, weil hier der Rechts­medi­zinische Dienst vom Land Berlin sitzt. Er wird durch zwei Institute organisiert, und zwar das Landes­institut für gericht­liche und soziale Medizin Berlin (LI GerMed) und das Institut für Rechts­medizin der Charité – Uni­versitäts­medizin Berlin (IfR Charité). Prof. Michael Tsokos leitet beide Institute in Personal­union. Das LI GerMed ist für die rechts­medi­zinische Grund­ver­sorgung zuständig, das IfR Charité vor­rangig für Lehre und Forschung. In der Regie des LI GerMed befinden sich im Haus O die Leichen­auf­bewahrung, der Sektions­trakt, die Toxi­kologie und die Ver­waltung. „Ungern halten wir uns in den Bereichen des Hauses O, aufgrund des Geruchs und des Wissens der dort ver­rich­teten Arbeiten auf. Im Haus L sind die Abteilung für Psy­chia­trie/Psycho­logie, Büro­räume der Ärzte, Schreib­dienst, Verwal­tung sowie Unter­suchungs­räume für Lebende untergebracht. Das IfR Charité wiederum hat in Haus N einen Sektions­trakt, Röntgen bzw. CT-Raum, Toxi­kologie, Büro­räume der Ärzte, Sekre­tariat und Seminar­räume. Die Abteilung für Foren­sische Genetik ist von den anderen Abteil­ungen räum­lich getrennt und befindet sich auf dem Gelände der Charité im Virchow Klinikum. Zwischen Haus O und Haus N befindet sich ein Ver­bindungs­gang, der für Leichen­trans­porte genutzt wird. Technisch wichtig sind in diesen Gebäuden vor allem die Kühlungen bzw. die Klima­anlagen.

Das vierstöckige Haus M beherbergt neben einem Hospiz das Seniorenheim des Trägers Pflege­werk mit 56 Plätzen. Die stationäre Pflegeeinrich­tung in den modernisierten Häusern ist schon von weitem durch einen gestalteten Garten zu erkennen, in den eine großzügige Terrasse führt. Neben gemeinsamen Pflanzaktionen wird hier auch manchmal musiziert, ab und zu gibt es Grillfeste und andere Aktivitäten. Für die Bewohner ist die Nähe zu vielen anderen Ein­rich­tungen, wie Arzt­praxen ver­schieden­ster Fach­rich­tungen, Rönt­gen Centrum, einer Tages­pflege und einer Café­teria von Vorteil.

Kommt man aus Richtung Turm­straße passiert man vor dem gewal­tigen Haus M zunächst das Haus M1, das auch das MRT-Haus genannt wird, weil sich hier eine Praxis für Strahlen­therapie befindet. Die alte Rettungs­stellen­vor­fahrt des Haus M wird als Nord­kopf bezeich­net. In diesem Gebäude war bis 2015 die Median-Tages­klinik für Reha-Patienten unter­gebracht. Heute findet man hier u.a. die Zentrale Medi­zi­nische Gut­achten­stelle (ZMGA) des LAGeSo. Außer­dem sind eine Obdach­losen­unter­kunft und eine Kran­ken­pflege­station der Caritas hier unterbracht, und ab 2021 kommt der Zahn­ärzt­licher Not­dienst hinzu.

Im Haus M statten wir dem Heilig­tum von Andreas Bandey einen Besuch ab: es ist die Pforte Birkenstraße. Sie ist der Zugang zum Gelände für Fuß­gänger und gleich­zeitig die Brand­melde­zen­trale des gesamten GSZM-Geländes. Hier sind die tau­senden von Rauch­meldern in den einzelnen Gebäuden ver­netzt. Ab und zu muss die Feuer­wehr mit ihren Lösch­zügen anrücken. Ein Alarm kann z.B. ausgelöst werden, wenn bei Abriss­arbei­ten, bei denen Rauch und Wärme ent­stehen, ver­gessen wird, vorher die Rauch­melder auszu­schalten. Unser Gespräch wird kurz unterbrochen durch einen „Sabo­tage-Alarm“, der im Pforten­büro aufläuft. „Ich muss das quit­tieren und melden, dass dort gerade gear­bei­tet wird. Sonst kommt die Polizei ange­rast und das kostet“, berichtet Andreas Bandey. Er ist selbst Trupp­mann, hat eine Feuer­wehr-Brand­schutz­aus­bil­dung und bildet als Assi­stent neue Brand­schutz­helfer aus. Als Kümmerer und Möglich­macher bezeichnet ihn sein Kollege Christian Reich, der neben dem GSZM u.a. auch die Staats­anwalt­schaft, die Ver­waltungs­aka­demie, die Senats­ver­wal­tung für Umwelt, Verkehr und Klima­fragen, das Finanz­amt Lichten­berg und das Bildungs- und Ver­waltungs­zentrum in Alt-Friedrichs­felde, an der Polizei- bzw. Kriminal­kommissare ausge­bildet werden, betreut.

Nicht weit von der Pforte, also im Eingangs­bereich von Haus M, befindet sich auch ein Mini-Museum. In einer Vitrine sind histo­rische medi­zinische Geräte ausge­stellt, und an einer Gedenktafel wird an die jüdische Vergangenheit des Krankenhaus erinnert.

Am Haus J erzählt Christian Reich davon, dass 75 Pro­zent der Gebäude im zwei­ten Welt­krieg zerstört wurden und dass sich unter dem Gebäude ein Luft­schutz­bunker befindet. In den Ober­geschos­sen gibt es zwei Hörsäle. Einer davon hat eine Kino­bestuh­lung, und beide kann man für Veran­stal­tungen mieten.

Alles im GSZM wird überragt von Haus A. Das ist das graue Hoch­haus, das einst als Betten­haus für das Kranken­haus Moabit gebaut wurde. Hier kann man, auch wenn man nicht auf dem Gelände arbeitet, gut zu Mittag essen. Das Restau­rant Ratzfatzsatt ist anders als andere Kantinen, und bietet auch an, sich etwas zum Früh­stück zu holen, denn das geöffnet ist bereits um 8 Uhr. Neben Kaffee und belegten Brötchen wird ein reich­haltiges Früh­stücks­angebot offeriert. Bei schönem Wetter kann man zum Essen auch draußen auf der Terrasse sitzen.

Der nahe gelegene Brunnen war bis zum Jahr 2015 in Betrieb. „Da gab es darin Seerosen und Fische“, schwärmt Andreas Bandey. Doch als sich damals zwischen 3.000 und 5.000 Menschen auf dem Gelände befanden, war die Gefahr zu groß und das Brunnenbecken wurde mit Kies aufgefüllt. Ob der Brunnen mal wieder belebt wird, wissen weder Andreas Bandey noch Christian Reich. Wo wir gerade bei Fischen waren, dem lang gedienten Sicher­heits­mann fällt bei der Frage nach Tieren im GSZM-Gelände zuerst eine Fuchs­familie ein. Die kennt Andreas Bandey schon seit mehreren Jahren.

Vorbei geht’s an Haus G samt Garten, das von der Berliner Wohn­plattform e.K. verwaltet wird, hin zu Haus D. Hier konnten Arch­itekt und Bau­arbeiter die Liebe zum Detail voll ausleben. Das histo­rische Gebäude mit den Garagen und Remisen auf dem Hof, die wohl auch als Pferde­ställe genutzt wurden, ist ein echter Hin­gucker. Es wurde mal als Kranken­haus­küche genutzt. Das Haus wurde entkernt und steht momentan leider leer. Ganz anders als das moderne Gebäude in der Staats­anwalt­schaft, dessen Rück­seite man gegen­über hat. Dort an der Pforte Turmstraße endet unser Rundgang, der eindeutig zur Nach­ahmung weiter empfohlen werden kann.

Kontakt: GSZM Christian Reich,  Turmstraße 21, 10559 Berlin, Tel. 030 4467076539, E- Mail: GszMoabit@gegenbauer.de, www.gegenbauer.de

Text & Fotos: © Gerald Backhaus 2020

Zuerst erschienen auf der Webseite des Quartiersmanagements Moabit-Ost

Nachtrag:
In nur fünf Jahren hat sich einiges geändert: hier die Karte von 2015.

Ein Kommentar auf "GSZM auf dem Krankenhausgelände Moabit"

  1. 1
    Netzgucker says:

    Zur r
    RatzFatzSatt – Kantine:
    https://www.moabit.net/19587

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