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Widerstand gegen neues Stadion

StadionDer Fußballverein Tennis Borussia (TeBe) plant auf dem Gelände des Moabiter Poststadions in der Lehrter Straße ein neues, reines Fußballstadion zu errichten. Schon zum Sommer nächsten Jahres will er dann vom Mommsenstadion am Eichkamp nach Moabit umziehen. Hier allerdings ist der Verein bei vielen nicht willkommen.
Eigentlich sollte man sich ja freuen, wenn der offenbar finanzstarke Oberligist bis zu 18 Millionen in Moabit investieren will. aber so einfach ist das nicht. Denn hier im Stadtteil befürchtet man eine Verdrängung des Bezirkssports. Wer nachmittags und vor allem am Wochenende den Ort besucht, sieht, was gemeint ist. Auf mehreren Plätzen wird gespielt, alles ist voller Jugendlicher, auch viele erwachsene Spieler und zahlreiche Zuschauer. Allerdings spielt sich das meiste nicht direkt im Stadion ab, sondern auf den Plätzen daneben. So argumentiert der Vorsitzende des TeBe-Aufsichtsrats Willy Kausch auch, dass er die Angst vor Verdrängung nicht nachvollziehen könne. Er erweckt den Eindruck, dass alle jetzigen Nutzer auch weiterhin dort spielen könnten. Natürlich will Kausch in der jetzigen Situation, in der noch keine Entscheidung gefallen ist, den Ball flach halten. Vor allem, weil auch der Bezirk Mitte dem Bau des Stadions skeptisch gegenüber steht. Bürgermeister Christian Hanke weist darauf hin, dass das jetzige Poststadion auch weiterhin für den Schul-, Vereins- und Breitensport gebraucht wird. Die Aussagen von Tennis Borussia sind jedoch rechtlich nicht bindend und ob sie sich nach der Inbetriebnahme eines neues Stadions noch dauerhaft an ihre Zusagen gebunden fühlen, weiß man nicht. Bei TeBe ist man jedoch guter Dinge, zumal man die Unterstützung des Berliner Fußball-Verbands hat.
Laut Planung soll das neue Stadion direkt in das bisherige Poststadion gepflanzt werden, das bisherige Tribünengebäude soll dabei erhalten und integriert werden. Bis in die 30er Jahre hinein war das 1928 eröffnete Poststadion schon mal Heimstadion des Vereins Tennis Borussia. Derzeit wird es für mehrere Millionen Euro saniert und für knapp 12.000 Besucher hergerichtet. Das geplante TeBe-Stadion würde 16.000 Plätze haben und könnte auf 30.000 aufgestockt werden. Beides ist derzeit viel zu viel, allerdings rechnet der Verein damit, langfristig in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Doch mit solchen Wünschen hat sich schon so mancher Verein in die eigene Tasche gelogen.
Bürgermeister Hanke hat nun eine Alternative ins Spiel gebracht. Auf dem Gelände des ehemaligen Hamburger-Lehrter Güterbahnhofs an der Heidestraße wäre ausreichend Platz für ein Stadion. Vielleicht könnten mit einem Neubau an dieser Stelle doch noch alle Interessen befriedigt werden.

3 Kommentare auf "Widerstand gegen neues Stadion"

  1. 1
    thom says:

    Ich kann ja verstehen, wenn der Bezirk genervt ist, dass dadurch seine eigenen Planungen für das Poststadion in Frage gestellt werden. Aber das ist nun kein Argument. Die bezirklichen Planungen kamen halt auch sehr spät, nach langen Jahren des Verfalls. Hätte er das Poststadion schon früher hergerichtet, würde jetzt keiner über einen Umbau/Neubau reden. Ich finde das Konzept von TB hat seinen Charme, aber bei Finanzkonzepten dieses Vereins sollte man skeptisch sein. Die Zulassung von Breitensport lässt sich von Seiten des Bezirks leicht vertraglich bei einem Grundstücksverkauf oder in einer Erbpachtvereinbarung regeln. Eine Neuanlage auf dem Gebiet Heidestraße ist keine Alternative (das müsste auch unser BezirksBM wissen): Das würde viel zu lange dauern, bis dort ein städtebauliches Konzept erstellt ist, Baurecht für ein Stadion geschaffen, das Gelände beräumt und die Erschließung gesichert ist vergehen mindestens 8 Jahre und es wäre viel teurer. Für einen Oberligisten sicher keine Option. Ein Umbau des Poststadions mit dem Einbau einer Tribünenkonstruktion in eine bestehende Struktur wäre viel schneller und billiger möglich. So erhielte man auch einen Teil denkmalwerter Bausubstanz dauerhaft. Würde man noch ein Fußballstadion in der Nähe bauen, hätte das Poststadion als Sportstätte erst Recht keine Chance.
    Ich würde auf den Vorschlag erst mal ganz offen reagieren und ihn als mögliche Chance für Moabit begreifen (wie gesagt, wenn da bei TB überhaupt etwas soplides dahinter steht!

  2. 2
    Susanne Torka says:

    Von der denkmalgeschützten Substanz kann ich auf dem Planbild von TeBe aber auch rein nichts mehr erkennen. Der Bezirk arbeitet nun schon seit Jahren an der Sanierung, wenn auch zugegebenermaßen das von außen nicht so richtig erkennbar ist. Das Stadion selbst, der Rasenplatz und die Leichtatletikanlagen, sind vollkommen in Schuss und im Gebäude sind die Umkleideräume und Sanitäranlagen saniert. Dazu musste eine Zwischendecke völlig neu gemacht werden. Würde die Planung von TeBe als reines Fußballstadion verwirklicht ,wär das ganze in den letzten Jahren investierte Geld zum Fenster hinaus geworfen. Und die Mittel für die weitere Sanierung sind ebenfalls in die Haushaltsplanung des Bezirks eingestellt. Dazu kommen die Pläne mit Geldern aus dem Programm des Stadtumbau West die Sportanlagen für Breitensport und Familien attraktiver zu machen, Kleinspielfelder für verschiedene Sportarten sind vorgesehen. Der Park und das Poststadion sollen miteinander vernetzt werden. Auf dem Gelände des dritten Ranges, der für Zuschauer nicht mehr benötigt wird, soll ein behinderten- und kinderwagengerechter Zugang vom Haupteingang des Poststadions in der Lehrter Straße bis in den Fritz-Schloß-Park gebaut werden. Alles das sind wirkliche Verbesserungen für die Anwohner und Freizeitsportler aus Moabit. Wenn TeBe kommt, dann wird alles noch viel mehr abgesperrt als es bisher schon ist. Schaut Euch die Studie an, mit den verschiedenen Zugangswegen für die verschiedenen Fan-Gruppen, damit diese nicht aufeinander losgehen: http://www.lehrter-strasse-berlin.net/dateien/sportpark/TeBe_Poststadion_Studie.pdf
    Also wirklich danke!

  3. 3
    thom says:

    Sollte sich ein TB-Engagement realisieren lassen, woran ich noch nicht glauben mag, wären die Investitionen in die neue Laufbahn im alten Poststadion verloren, das ist in der Tat ärgerlich, andere Sicherungsmaßnahmen in der Haupttribüne und in anderen Gebäudeteilen sind allerdings nicht verloren.
    Alle anderen Planungen für das Gelände Fritz-Schloss-Park-Poststadion und für die Kleinspielfelder und die Durchwegungen sind ja sehr gut und können und müssten weiterverfolgt werden. Das wäre wirklich eine große Verbesserung für uns Ost-Moabiter. Sie widersprechen aber dem TB-Konzept nicht grundsätzlich und wo das im Einzelfall sein könnte, ließe sich das regeln. Man muss halt alles genau vertraglich regeln und den Großteil für die Öffentlichkeit nutzbar halten. Eine größere Änderung wäre ggf. im Süden notwendig, um Ersatz für die im Poststadion entfallende Laufbahn zu schaffen.
    Obendrein hätte man dafür – wenn man es geschickt anstellt – ja sogar mehr Haushaltsmittel zur Verfügung, wenn der Bezirk von der direkten Sanierung des Poststadions entlastet wäre.
    Einschränkungen der Nutzbarkeit des Geländes sehe ich bisher nicht, bei den Punktspielen muss halt auf Trennung von Fangruppen geachtet werden. Ein Stadionumbau müsste außerdem sowieso behindertengerecht erfolgen, Stadtumbau-Mittel kann man für die weiteren Maßnahmen ohnehin weiter einwerben. Ich sehe hier viele Widersprüche als etwas konstruiert an. :

    Also wieso das nicht als Chance für Moabit nutzen und noch mehr herausholen als man beim bisherigen Bezirkskonzept erhalten hätte? Wenn es nicht geht, dann sagt man halt nein, aber die jetzt vom Bezirk an den Tag gelegte Verhaltensweise finde ich etwas irritierend.

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