Gewobag Neubauten Bremer Straße
Nachverdichtungsprojekt auf Grundstück Wiclefstraße 65 / 65a / Bremer Straße
Schon seit langem ist bekannt, dass die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag auf ihrem Eckgrundstück Wiclefstraße 65 / 65a / Bremer Straße „nachverdichten“, also mittels Neubau neuen Wohnraum errichten will. Zu ihrem Grundstück gehörte bisher auch der Zufahrtsbereich der umkämpften Jugendverkehrsschule Moabit (JVS), eine Verlagerung der Zufahrt hätte die Existenz der JVS aufgrund der Kosten gefährdet. Mitte Dezember 2018 stellte die Gewobag den Vorentwurf ihres Nachverdichtungsvorhabens sowohl im Stadtentwicklungsausschuss wie auch bei einer Mieter-/Anwohner*innenversammlung im Rathaus Tiergarten vor. Dabei gab die Gewobag bekannt, dass sie den für die JVS-Zufahrt benötigten Grundstücksteil noch im Dezember ans Land Berlin übertragen werde und die Jugendverkehrsschule nicht vom Gewobag-Projekt beeinträchtigt wird.
In zwei Neubauten sollen nach der von Silke Gehner-Haas (Haas Architekten) im Auftrag der Gewobag erstellten Planung 39 Ein-Zimmer-, 20 Drei-Zimmer- und 7 Vier-Zimmer Wohnungen mit WG-Schnitt, insgesamt also 66 Wohnungen für 100 Personen – nach aktueller Überlegung insbesondere für junge Leute – sowie 2 Gewerbeeinheiten entstehen. Die Ein-Zimmer Apartments sind ca. 28 m2 groß, die Drei-Zimmer Wohnungen liegen bei um 47 m2 und die Vier-Zimmer Wohnungen bei ca. 73 m2. Beide Häuser enthalten einen Aufzug, 40 % der Wohnungen werden barrierefrei sein. Energetisch werden die Gebäude nach dem KfW55-Standard gebaut, die Wärmedämmung erfolgt ohne Verwendung von Polystyrol, sondern mit Mineralwolle. Die Wärmeversorgung wird über das Fernwärmenetz erfolgen. 50 % der Wohnungen sind nach dem Vertrag der landeseigenen Wohnungsgesellschaften mit dem Land Berlin Sozialwohnungen, die durchschnittliche Miete soll aktuell 6,50 €/m2 nettokalt betragen, die andere Hälfte der Wohnungen wird frei vergeben zu durchschnittlich 10 €/m2.
Der unterkellerte 7-Geschosser, der auf dem bisherigen Stellplatzbereich der Gewobag Bestandshäuser an der Bremer Straße geplant ist, soll bis direkt an den Bürgersteig heranrücken, sodass der zwischen Markthalle bis hin zum Schulgarten ausnahmslos vorhandene Grünstreifen unterbrochen werden wird. Im Keller sind – abgesehen von einem Technikraum – 68 Fahrradabstellplätze und 47 Abstellräume vorgesehen. Im Erdgeschoss will die Gewobag hofseitig eine Drei- und eine Vier-Zimmer Wohnung jeweils mit einer Terrasse, zur Straße hin 2 Gewerbeeinheiten sowie einen kleinen Raum für Kinderwagen und Rollstühle errichten. In den 6 Regelgeschossen entstehen jeweils 3 Ein-Zimmer Apartments und 3 Drei-Zimmer Wohnungen, die entweder einen Balkon oder einen Erker haben. Belichtet werden die Wohnungen von der Ost- bzw. von der Westseite, nach Norden und Süden hat das Gebäude Brandwände.
Der zweite Neubau soll als 6-geschossiges Gartenhaus angrenzend an die westliche Brandwand des Quergebäudes der Bredowstraße 36 errichtet werden. Das Gartenhaus wird aus Kostengründen nicht unterkellert. Die im EG gelegenen nach Süden bzw. Westen orientierten Wohnungen bekommen Terrassen, darüber in den 5 Regeletagen nach Süden hin Balkone. Der Eingang ins Gartenhaus wird an die Nordseite gelegt, die Architektur sieht wie auch beim Vorderhaus für die Regeletagen teilweise Erker vor, durch Abrundungen wird eine gestalterischer Akzent gesetzt werden. Für die Fassade ist als Material Klinker geplant.
Im Zusammenhang mit den Neubauten ist auch eine Neugestaltung des Hofes beabsichtigt, der bisher keine Spiel- und Erholungsmöglichkeiten bietet. Im großen Hof geplant sind eine 200 m2 große Rasenspielfläche und eine 70 m2 große Sandspielfläche mit einer Doppelschaukel und einem Balancierbalken, südlich des Gartenhauses ist eine weitere kleine Sandspielfläche mit Spieltieren beabsichtigt. Ein im Altbestand Wiclefstraße 65 vorhandener, aber mit Asbest belasteter und seit langen Jahren nicht mehr nutzbarer Gemeinschaftsraum soll saniert und als Gemeinschaftsfläche (Treffpunkt/ Kursraum) eingerichtet und reaktiviert werden und zusammen mit der dazugehörigen Gartenterrasse als Gemeinschaftsfläche für Alt- und Neubewohner*innen zur Verfügung stehen. Vorhandene Vegetation soll in die Hofgestaltung einbezogen, aber im Hof „punktuell ausgelichtet werden, um Verschattungssituationen für den Altbau durch zu groß gewordene Bepflanzung zu beheben“. Neben etlichen Nadelbäumen und kleineren Bäumen sollen auch 4 naturschutzrechtlich geschützte Bäume gefällt werden. Eine bestehende Buchenhecke soll als Eingrenzung des Müllbereichs genutzt und durch vogel- und bienenfreundliche Pflanzungen ergänzt werden, wobei der Müllbereich platzsparend auf den Bedarf für Alt- wie Neubauten vergrößert und an einer Stelle konzentriert wird. Reserviert für Behinderte sind im Hof 2 Pkw-Stellplätze vorgesehen, weitere Pkw Stellplätze gibt es nicht. Zum Abstellen von Fahrrädern sind im Hof Fahrradständer für 50 Fahrräder geplant.
Der Baubeginn für das Vorhaben ist für das 4. Quartal 2019 beabsichtigt, mit der Fertigstellung und Vermietung rechnet die Gewobag im 3. Quartal 2021.
Bei Nachfragen bei den Veranstaltungen wurde die vollständige Konzentration mit 1-Zimmer Apartments und WG-Wohnungen für „junge Leute“ kritisch hinterfragt, es gebe auch Bedarf bei jungen Familien, durch Gentrifizierung sonst aus Moabit verdrängte Menschen und für Initiativen gemeinsamen generationenübergreifenden Wohnens. Die Gewobag erwiderte, dass die geplanten Grundrisse universell geeignet seien, auch von Trägern für betreutes Wohnen habe es schon Nachfragen gegeben. Bis zur Fertigstellung werde die Gewobag die Bedarfe weiter betrachten. Nachfragen zur Unterbrechung des von Markthalle bis Siemensstraße ansonsten durchgehenden Grünstreifens entlang des Bürgersteigs durch Heranziehen der Gebäudekante an die Grundstücksgrenze wurden mit dem Gewerbe im Erdgeschoss beantwortet. Kritisch angemerkt wurden die 2 fensterlosen Giebelwände des Vorderhauses und die vermutlich zu schmalen Zugänge zum Aufzug als Zugang zum Fahrradabstellraum im Keller. Offen ist auch, ob Dachbegrünung als eine ökologische Ausgleichsmaßnahme angesichts der Verdichtung erfolgen wird.
Nachtrag:
Fotos von der Baustelle im Deutschen Architekturforum vom März, April 2020.
Nachfragen von Mietinteressent*innen:
Bitte wenden Sie sich für Nachfragen bzw. Ihre Wohnungsbewerbung direkt an die Gewobag, bei dieser wird das Bauvorhaben aktuell unter Wiclefstraße 65 beschrieben. Dort finden Sie auch die Kontaktmail der GEWOBAG für Vermietungsanfragen vermietung@gewobag.de sowie ein Kontaktformular für Interessierte, die so in eine Mietinteressentendatei aufgenommen werden und zum Vermietungsstart informiert werden.
Nachträge allgemein zur Gewobag:
Begrünungsaktionen in Höfen starten schon im Mai 2022 in der Lübecker Straße 8, 9 und 10.
Auch bei den Städtischen müssen Zwangsräumungen verhindert werden, der Besuch der Moabiter Zentrale verhindert eine in Spandau.
Der letzte Absatz dieses informativen Artikels ist wichtig.
Dass hier nur Einzimmer-Apartements bzw. Dreizimmer-Wohnungen für WG’s entstehen sollen, ist schon merkwürdig. Man sollte die Gewobag fragen, ob sie denn bei den Dreizimmer-WG-Wohnungen auch die für die jeweilige Wohnung zulässige Miete einhalten möchte oder ob sie jedes Zimmer einzeln so hoch wie möglich vermieten und damit die pro Wohnung zulässige Miete überschreiten möchte. Große Wohnungen an WG’s zu vermieten, ist derzeit in Berlin aus finanziellen Gründen äußerst beliebt.
Die im Artikel geäußerte Kritik an den fensterlosen Giebelwänden ist richtig:
Die rechte (südliche) Giebelwand zur Verkehrsschule hin bedeutet nichts anderes als dass man sich die Möglichkeit offenhalten möchte, dort gelegentlich weitere Häuser anzuschließen – falls es Ämtern und Politik vielleicht doch mal zufällig einfallen sollte, die Verkehrsschule doch noch zu schliessen.
Die linke (nördliche) Giebelwand zur Bremer Straße 18 hin ist nicht nachvollziehbar, wenn die Gewobag auch Eigentümer des Nachbarhauses Bremer Str. 18 ist. Die Ursache dürften der EG-Eingang und die Fenster (wahrscheinlich der Mittelflure) der Bremer Str. 18 sein (s. Google Maps und Satellit), die wegen Brandschutz und Fluchtweg nicht geschlossen werden dürfen. Da mit der Entstehung dieser Gebäudelücke und der neuen fensterlosen Giebelwand m. E. wieder mal für die nächsten 100 Jahre oder länger ein grottenschlechter Städtebau entsteht und obendrein Baugrund für mindestens sechs Einzimmer-Apartements verschenkt wird, hätte man wohl etwas mehr nachdenken und eine m. E. mögliche andere Lösung finden sollen. Die jetzige Planung jedenfalls hätte die Abt. Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte m. E. nicht genehmigen sollen.
Danke H. E.!
Es ist schockierend genug, dass neben etlichen Nadelbäumen und kleineren Bäumen auch 4 naturschutzrechtlich geschützte Bäume gefällt werden sollen. Unglaublich und unmöglich!
Die Meinung, dass „für die nächsten 100 Jahre oder länger ein grottenschlechter Städtebau“ entsteht, teile ich, so wie es sich liest.
Hier noch einen Bericht zur Vorstellung des Konzepts für die Straßenraum- und Grünumgestaltung:
https://www.berliner-woche.de/moabit/c-verkehr/erstes-konzept-zur-umgestaltung-des-strassenzuges-vorgestellt_a219925
Auf der QM Webseite gibt es jetzt den ausführlichen Bericht zum Stadtteilplenum im Juni mit Hauptpunkt Nahraum Bremer Straße
http://www.moabitwest.de/index.php?id=6756
Da es hier ja keinen eigenen Artikel zum Verfahren „Nahraum Bremer Straße“ gibt, aber hier im letzten Kommentar der Link zu der Vorstellung im Stadtteilplenum im Juni 2019, ist hier wohl der beste Ort um die – noch nicht beantwortete – Anfrage in der BVV (0790/V) zu posten. Es heißt, das IEK sei abgestimmt, aber da gibt es wohl noch Diskussionen:
https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/ka020.asp?KALFDNR=3326
Hierin heißt es: „Im Rahmend er Beantwortung der Schriftlichen Anfrage 0778/V wird u. a. ausgeführt: „Das IEK liegt seit 06/2019 vor. Die zur politischen Legitimierung notwendige Bezirksamts-Vorlage 094/V ist allerdings von der Abt. Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen nicht mitgezeichnet worden. Die Nicht-Mitzeichnung v. 05.09.2019 erforderte weitere Abstimmung und Aushandlung mit den Fachämtern Umwelt- und Naturschutz sowie Straßen und Grünflächen, die durchgeführt wurden. …“ und nachgefragt, was nun dabei herausgekommen ist, wenn etwas herausgekommen ist.
Zum IEK finde ich nur eine kurze Veröffentlichung
https://www.stattbau.de/fileadmin/downloads/2018-2019_Bremer_Str.pdf
Hier die erwähnte beantwortete Anfrage (auf 2. Antwort vom 3.1.2020 klicken!):
https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/ka020.asp?KALFDNR=3314
Die erwähnte Bezirksamtsvorlage konnte ich nicht finden.
Nachfragen von Mietinteressent*innen:
Bitte wenden Sie sich für Nachfragen bzw. Ihre Wohnungsbewerbung direkt an die Gewobag, bei dieser wird das Bauvorhaben aktuell unter Wiclefstraße 65 beschrieben. Dort finden Sie auch die Kontaktmail der GEWOBAG für Vermietungsanfragen vermietung@gewobag.de sowie ein Kontaktformular für Interessierte, die so in eine Mietinteressentendatei aufgenommen werden und zum Vermietungsstart informiert werden.
Wie passt das zusammen? Städtische Wohnungsbaugesellschaft und in der Putlitzstraße 13 sollen Mieter*innen innerhalb von 2 Monaten aus ihren Wohnungen raus wegen Gründungssanierung und Modernisierung und hinterher nicht wieder zurückkommen können?
https://twitter.com/KurtTaylanz/status/1312015427481014274