Lebensmittelverschwendung reduzieren – Moabiter_innen machen mit
Isabell Strieder vom Quartiersmanagement Moabit West hat nachgefragt – bei Mehmet Kamaci, Manager des Café Susam
Mit der App „Too Good To Go“ bekommen Bewohner_innen die Möglichkeit, übriggebliebene Lebensmittel günstig bei Gastronomen zu erwerben. Egal ob Restaurant, Bäckerei oder Obstladen – in Berlin machen bereits mehr als 400 Gewerbetreibende mit. So auch Herr Kamaci, Manager des Café Susam in Moabit West (Ecke Beussel-/ Huttenstraße ).
1. Herr Kamaci – Warum haben Sie sich für Moabit West als Standort für das Café Susam entschieden?
Eigentlich war es meine Mutter, auf die die Entscheidung zurückgeht. Sie betrieb hier ursprünglich einen Brautladen. Die an einer Hauptstraße gelegene, zweistöckige Gewerbefläche mit den großen Fenstern schien hierfür optimal geeignet. Als der Brautladen jedoch nicht mehr gut lief, entschied ich mich, die Gewerbeeinheit zu übernehmen und stattdessen ein Café zu eröffnen.
2. Was war Ihre Motivation, sich bei „Too Good To Go“ anzumelden?
Wir arbeiten schon lange mit Foodsharing-Initiativen zusammen. Ich finde es schade, wenn abends die übriggebliebenen Backwaren weggeworfen werden. Ich bin lange Zeit zur Bahnhofsmission am Zoologischen Garten gefahren und habe dort die Backwaren abgegeben. Da jedoch die Essensvergabe dort bereits um 23 Uhr schließt, ist dies für mich recht unpassend. Ich habe den Obdachlosen deshalb angeboten, dass sie abends im Café Susam vorbeikommen können und dann etwas bekommen. Ich habe die Backwaren auch der Tafel sowie im Zuge der Flüchtlingskrise dem LaGeSo angeboten. Dies traf jedoch nicht auf Interesse.
Durch die App „Too good To Go“ wird es mir als Gastronom einfacher gemacht, da ich nicht selbst abends die Lebensmittel transportieren muss. Zudem richtet es sich an Leute hier aus dem Kiez, was mir auch gefällt.
3. Wie viele Personen erreichen Sie damit täglich – reicht es, um die Überbleibsel erfolgreich vor dem Wegwerfen zu schützen?
Nein, bei Weitem nicht. Aktuell kommen abends zwischen drei bis zehn Personen. Häuig sind dies Studierende, die ja meist nur ein geringes Budget zur Verfügung haben. Für eine Verwertung der weiteren Lebensmittel arbeite ich weiterhin mit anderen Foodsharing-Initiativen zusammen.
4. Wann können die übriggebliebenen Backwaren bei Ihnen abgeholt werden?
Eine Abholung ist zwischen 21:45 bis 22:30 Uhr möglich. Die Kundinnen und Kunden buchen die Abholung vorab über die App.
5. Und wieviel sparen die Kundinnen und Kunden hierdurch?
Kommt darauf an, wieviel er oder sie mitnimmt. Für 2 Euro kann man sich eine ganze Tüte vollmachen. Mir ist es jedoch wichtig, dass jeder nur soviel mitnimmt, wie er auch wirklich verzehrt.
Die App „Too Good To Go“ ist für Kunden kostenfrei. In Moabit West machen aktuell folgende Gewerbetreibende mit:
– Café Susam
– Turm Bäckerei
– Becker‘s Hallenimbiss
Foto: QM Moabit West
Zuerst erschienen im Quartierpapier von Moabit West, Ausgabe November/Dezember 2017.