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Site-specific Research LAGeSo 2016

Ausstellungsplakat Site-specific Research LAGeSO 2016, Kirsten Kötter

Ausstellungsplakat Site-specific Research LAGeSO 2016, Kirsten Kötter

Ausstellung zu Kirsten Kötters dreimonatiger künstlerischer Forschung im LAGeSo

Moabit, LAGeSo, 3. März 2016: Kirsten Kötter, in Wiesbaden lebende Künstlerin, geht zum ersten Mal zum LAGeSo. Rund um die Welt hatte es das LAGeSo mit schlechten Nachrichten in die Schlagzeilen geschafft, auch nach Wiesbaden, zu Kirsten Kötter. Eine Berliner Freundin von Kirsten Kötter arbeitet im LAGeSo. Und so begann Kirsten Kötter am Abend des 3. März 2016 ihr neues Kunstprojekt: sie geht zu den Wartenden auf dem Platz vor dem LAGeSo Gebäude und malt ihr erstes Bild, sammelt erste Eindrücke. Vor dem LAGeSo ist der Boden abseits der Wege und Platzflächen mit farbigen Plastik­netzen bedeckt. Kirsten Kötter malt ihn mit brauner Farbe – sie kann den Schlamm noch fühlen, der erst seit kurzem mit den Plastiknetzen bedeckt ist.

Site-specific Research, also ortsspezifische For­schung nennt Kirsten Kötter ihre künstlerische Arbeits­weise. Dabei sucht sie besondere Orte in der Natur oder Stadt auf. Manchmal trägt sie auch ein ortsspezifisches Kleidungsstück, der Projektort, seine geografischen Koordinaten, Zeit/Datum und ihre Website sind darauf zu lesen. Diese Kleidung trägt sie, wenn sie sich bei ihrem Tun fotografieren lässt. Kirsten Kötter protokolliert mit Malerei den Ort, die mit ihm verbundenen Gegenstände, sie liest Form, Raum, Strukturen, die Menschen, visuelle Eindrücke ebenso wie weitere Wahrnehmungen wie Laute, Wind, Wetter, Hektik oder Ruhe und übersetzt dies mit reduzierten Zeichen in ihre abstrakte Malerei. Außerdem skizziert sie Personen, Räume und Situationen, fotografiert und filmt und bringt die verschiedenen Medien sowohl in Videos wie Prints zusammen.

Site-specific Research LAGeSo 2016

Ausschnitt aus Collage: Sachbearbeiter arbeiten schnell. Flüchtlinge warten lang. Copyright Kirsten Kötter

Ausschnitt aus Collage: Sachbearbeiter arbeiten schnell. Flüchtlinge warten lang. Copyright Kirsten Kötter

Kirsten Kötter setzt sich und malt. Wer möchte kann zusehen oder sich mit ihr unterhalten. Sie fällt auf, wie sie sitzt und malt. Fotografie und Video setzt Kirsten Kötter am LAGeSo nur ein, wenn dabei abgebildete Personen persönlich damit einver­standen sind. Drei Monate lang ist Kirsten Kötter vor Ort am LAGeSo. Sie führt in dieser Zeit viele Gespräche auf dem LAGeSo Gelände, mit Geflüch­teten, Sicherheitsleuten, Ehrenamtlichen, Sach­bearbeitern, mit Erwachsenen wie auch Kindern. Aus manchen der Begegnungen sind neue Freundschaften entstanden.

Wenn Kirsten Kötter malt, sind die Berichte aus den Medien über das LAGeSo aus ihrem Kopf, in ihrer Malerei versinkt sie intuitiv in die Momentaufnahme der Situation, der Eindrücke, sie lässt sich auf den Moment und den Inhalt der Gespräche ein. Skizzenhaft malt sie Momentaufnahmen aufgenom­mener Situationen, in denen sowohl Leid wie Menschlichkeit zu beobachten waren, ebenso wie davon beeinflusste abstrakte Aquarelle.

Geflüchtete Künstlerinnen und Künstler haben sie erfreut auf ihre Tätigkeit angesprochen, mit verschiedenen anderen Geflüchteten und Kindern hat sie gemeinsam gemalt. Viele der Geflüchteten, mit denen sie sprach, hatten schlimme Erlebnisse. Aber dennoch zeigen viele Menschen auf ihren Bildern die Kraft und den Optimismus dieser Menschen.  Kirsten Kötters Bilder zeigen solche Ereignisse ebenso wie krisenhafte Situationen.

Auch an den LAGeSo Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen auf dem Gelände ging ihre Tätigkeiten am LAGeSo nicht spurlos vorüber. Emotional bewegt schilderten Flüchtlinge ebenso wie Ehrenamtliche, Dolmetscher und Mitarbeiter aus ihrer Zeit am LAGeSo die extremen persönlichen Belastungen, die sie alle bewältigen mussten und immer noch müssen. Längst nicht alles haben sie schon bewältigt, Supervisionen als Hilfestellung gibt es nicht.

Das LAGeSO hat das Zustandekommen der Ausstellung unterstützt. Sebastian Muschter, kommissarischer Leiter des LAGeSo, betonte die im vergangen Jahr oft untragbaren Zustände im LAGeSo für die Geflüchteten, aber auch die extremen persönlichen Belastungen, die diese Situation auch für die Mitarbeiter*innen bedeutete. Das LAGeSo wolle nicht von den eigenen Fehlern ablenken oder die Zustände schönreden, sondern offen mit der Vergangenheit umgehen.

Ausstellungsdauer: 11.10. – 11.11.2016, Mo – Fr, 9:00 – 16:30 u.n.V.
Ort: LAGeSo (GSZM), Turmstr. 21, 10559 Berlin, Haus A

Bereits bei 48 Stunden Neukölln Ende Juni 2016 präsentierte Kirsten Kötter Arbeiten aus dem Projekt, dort ist auch ein 32 Seiten starkes Heft Kirsten Kötter: Site-specific Research LaGeSo 2016 (PDF, Deutsch / english, 32 pages, 16 MB) verlinkt.

Ein Kommentar auf "Site-specific Research LAGeSo 2016"

  1. 1
    Susanne Torka says:

    Heute eine interessante Veranstaltung im kallasch& mit Kunst von Flüchtlingen aus Griechenland:
    http://www.facebook.com/events/1596215090673850/

    Flüchtlinge im Niemandsland…
    Vortrag und Diskussion mit Johanna Scherf und Theresa Quast und Ausstellung der Werke von Camp Bewohner*innen

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