Die silbernen Rohre am Helgoländer Ufer
Viele hatten mich in der letzten Zeit schon gefragt: „Warum laufen diese silbernen Rohre an der Spree entlang?“ Ich antwortete meist: „Keine Ahnung, aber das müssen Fernwärmerohre sein. Bestimmt muss eine Fernewärmeleitung repariert werden. Vielleicht läuft eine unter der Spree durch?“ Weit gefehlt. Die Fernwärmeleitung verlief unter dem Gerickesteg.
Jetzt wurde bekannt, dass diese denkmalgeschützte Fußgängerbrücke grundsaniert wird und deshalb ab Mitte Mai für fast zwei Jahre vollständig gesperrt werden muss. Laut Berliner Morgenpost dauert das so lange, weil die Fernwärmeleitungen zuerst aus- und dann wieder eingebaut werden müssen. Aha, deshalb die Umleitung der Fernwärme in den silbernen Rohren entlang des Helgoländer Ufers und über die Moabiter Brücke. Nun werden wohl bald auch die Fußgänger diesem Weg bis zum S-Bahnhof Bellevue folgen müssen. Auf dem Vattenfall-Schild an der Ecke Kirchstraße steht: Bauzeit bis November 2016.
Ca. 2,9 Millionen soll die Brücken-Sanierung kosten. Sie wird in zwei Bauabschnitten realisiert, damit jeweils eine Seite der Spree für die Schifffahrt passierbar bleibt. Laut einer Anwohnerinformation der Senatsverwaltung muss die Arbeitsrüstung in der Spree gegründet werden. Für die Grundinstandsetzung werden der Asphaltbelag, die Stahlbeton-Fertigteile, die Treppen und teilweise auch die Wände der Widerlager entfernt. Die dann freigelegte Stahlkonstruktion erhält einen neuen Korrosionsschutz. Statt der bisherigen Stahlbetonplatten bekomme die Brücke Stahlbleche mit Dünnbettbelag. Außerdem werden die Treppenanlagen grunderneuert. In Kürze sollen weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden, unter: www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/strassenbau/gerickesteg/.
Die Fußgängerbrücke ist ziemlich genau 100 Jahre alt. Sie wurde von Bruno Möhring entworfen und gemeinsam mit Friedrich Krause und Fritz Hedde gestaltet. Sie war von Anfang an zur besseren Anbindung des Moabiter Wohngebietes an den S-Bahnhof Bellevue gedacht. Zuvor mussten die Fußgänger zwischen den Gleisen auf der Eisenbahnbrücke die Spree überqueren, was nach einem bald notwendig gewordenen Umbau der Eisenbahnbrücke nicht mehr möglich war. Die Brücke wurde 1914 erbaut und am 30. Januar 1915 eröffnet. Mit elegantem Schwung und ohne überflüssigem Schmuck überspannt sie 52 Meter ohne einen Zwischenpfeiler. Sie wurde wie viele andere Brücken von den Nationalsozialisten im 2.Weltkrieg zerstört und danach vereinfacht wieder aufgebaut. Die Jugendstilkandelaber wurden durch schlichtere Lampen ersetzt.
Vor einigen Jahren gab es mal einen großen Aufschrei, weil die historischen Gaslampen abmontiert wurden wegen einer defekten Gasleitung. Sie sind jedoch durch LED-Beleuchtung ersetzt worden.
Nachtrag:
Im Artikel steht noch Bauzeit bis November 2016, das hat jetzt doch länger gedauert (laut Webseite der Senatsverwaltung bis 3. Quartal 2017). Der Steg wurde am 1. Dezember 2017 wieder eröffnet, allerdings fehlen die Laternen. Wir haben angefragt, ob sie noch aufgestellt werden, schließlich ist das Bauwerk denkmalgeschützt und haben die Antwort erhalten, dass Restarbeiten bis Januar 2018 noch durchgeführt werden, wozu der „Rückbau der Fernwärmeleitungen und die Montage der Kandelaber zur Brückenbeleuchtung zählen.“
Vielen Dank dem Bezirksamt Mitte und Vattenfall für diese in jeder Hinsicht gelungene Lösung einer kleinen technischen und stadtgestalterischen Planungsaufgabe.
Hätte man die über aller maßen hässlichen Rohre nicht auch an der SBahn Brücke befestigen können bzw wäre eine Behelfsbrücke für die Leitungen nicht günstiger gewesen? Auf alle Fälle eleganter. Die wunderschöne Promenade ist für MINDESTENS (Berliner Maßstab) 2 Jahre verschandelt.Danke!
Und dabei haben sich doch die Bauherren und Planer so viel Mühe gegeben mit der chromblitzenden Verkleidung und der exakten Parallelführung !!!
Im Artikel ist leider nur von den Kosten für die Sanierung der Brücke die Rede. Weiss jemand, was die erlesene Rohr-Kunst gekostet hat ?
zu 3: Das ist bei stadtentwicklung.berlin.de dazu zu lesen:
Kostenrahmen und Finanzierung
Die Instandsetzungskosten betragen 2,9 Mio. € und werden vom Land Berlin finanziert. Die Leitungsarbeiten an der Fernwärmetrasse werden finanziert und ausgeführt von der Firma Vattenfall Europe Wärme.
Wenn du deine Neugier stillen magst, dann ruf doch bei Vattenfall an
Vattenfall GmbH
Julia Klausch, Pressesprecherin,
Media and Public Relations Berlin
Tel.: (030) 26710628, julia.klausch@vattenfall.de
und teile deine Erkenntnisse hier.
zu 2: Gemäß Presseerklärung war wohl ursprünglich eine provisorische Rohrbrücke geplant. Aus welchen Gründen auch immer (ich vermute: Kosten) wurde dann wohl doch die jetzige Umleitung der Fernwärme über die Moabiter Brücke gewählt. Auch dazu kann sicher die Pressestelle von Vattenfall (siehe voriger Kommentar) Auskunft erteilen.
Der Steg wurde am 1. Dezember 2017 wieder für Fußgänger eröffnet, allerdings wurde bei Twitter schon angemahnt, dass die Laternen fehlen. Wir haben bei der Senatsverwaltung (SenVUK) angefragt, ob sie noch aufgestellt werden, denn schließlich ist das Bauwerk denkmalgeschützt und haben prompt eine Antwort erhalten:
Restarbeiten werden noch bis Januar 2018 noch durchgeführt, wozu der „Rückbau der Fernwärmeleitungen und die Montage der Kandelaber zur Brückenbeleuchtung zählen.“
Also alles im grünen Bereich!