Mama liest uns vor! – Annemiz bize kitap ouyor!
Kinder lieben Geschichten! Von den Eltern lernen Kinder lachen, laufen und lieben. Doch wenn sie mit Geschichten in Berührung kommen bemerken sie, das sie Flügel haben! Geschichten regen Sprache und Phantasie an, lassen uns die Welt verstehen und mit anderen Augen sehen. Darum ist Vorlesen wichtig.
Vorlesen in der Herkunftssprache vermittelt Kindern, dass ihre Sprache etwas Besonderes ist und Wertschätzung erfährt. Deshalb trauen sich Mütter aus türkischen und arabischen Herkunftsländern Kindern Geschichten vorzulesen- und das in beiden Sprachen! In Deutsch und in der Muttersprache.
Vorlesen? Warum ist das so wichtig? Ist das nur im Westen verbreitet oder gibt’s das auch in in den arabischen Ländern oder in der Türkei? Diese Frage kann niemand so wirklich beantworten. Aus Erfahrung und, wenn wir uns die arabische und türkische Community in Berlin so anschauen, ist das Vorlesen eher kein weit verbreitetes Erziehungsmittel.
Mitte Oktober haben arabische Frauen aus der Frauengruppe des Mädchenkulturtreffs „Dünja“ und aus dem Projekt „MüfüMü“ Mütter für Mütter der Diakoniegemeinschaft Bethania eine Woche lang die „ Kunst des Vorlesens“ gelernt. Karin Kotsch aus Unna/NRW leitete diesen Kurs. Sie weiß aus vielen Weiterbildungen mit Müttern aus vielen verschiedenen Herkunfsländern, worauf es bei der Qualifizierung ankommt: „Viel Spass bei der Schulung, essen, trinken, lachen, schwatzen und dabei etwas lernen. Das geht sehr gut! Die gegenseitige Wertschätzung und die Begegnung auf Augenhöhe ist mein Rezept.“
Zeinab, eine der Teilnehmerinnen, gab Dünja-Mitarbeitern jeden Tag einen telefonischen Bericht von ihrem Kurstag. Sie hat solchen Spaß am Lesen gefunden, dass sie jeden Abend mit Ihren Kindern das Vorlesen in Deutsch geübt hat. Das Üben hat sich gelohnt und Zeinab hat endlich etwas gefunden, was ihr wirklich Spaß macht. Sie kann sich vorstellen, weiter als Lesepatin ehrenamtlich zu arbeiten.
Aliyeh ist eine sehr gute Geschichtenerzählerin und deshalb war das Seminar für sie sehr gut. Sie konnte hier ihr Können unter Beweis stellen. Das Arabische hat sie super gemacht und sogar im Deutschen hat sie die Zuhörerinnen zum Lachen gebracht mit ihrem Vorlesen und wie sagen wir doch so schön „Übung macht den Meister“ in ihrem Fall die Meisterin!
Iltaf, Aliyeh, Zeinab, Fatme, Hasna und Semra, die leider auf dem Foto fehlt, haben am 19. Oktober nach einer Kostprobe ihres Könnens ein Zertifikat erhalten, in dem ihnen bescheinigt wird, dass sie ausgebildet wurden in den Bereichen Sprache, Ausdruck und Literacy!
Sie haben viele verschiedene Möglichkeiten gelernt ihre Kinder mit Geschichten zu begeistern. Sie haben zusammen Puppen gebastelt, die sie später beim Geschichten erzählen einsetzen können. Das Vorlesen in Deutsch fiel ihnen recht schwer. Doch im Arabischen ging es einfacher. Zeinab liebt besonders Märchen und kennt auch einige Märchen der Gebrüder Grimm, sie hat einige arabische und englische Bücher zu Hause.
Doch wie kommen andere an Kinderbücher in arabischer oder türkischer Sprache? Eine gute Adresse ist die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Rostocker Straße 32 b. Dort gibt es schon länger türkische und arabische Bücher. Das neue Netzwerk „Moabit liest“ wird ebenfalls einen Bücherkoffer anschaffen, der ausgeliehen werden kann. Die Übersetzungen der Texte müssen dann allerdings erst noch von Hand eingeklebt werden, denn zweisprachige Bücher sind selten. Das wird gemeinsam mit den Frauen gemacht werden.
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Programm FörMig-Transfer, das mit ausgewählten Schulen zusammenarbeitet und eine Menge Materialien erarbeitet hat, die hier heruterzuladen sind. Neben Materialien für LehrerInnen mit Anregungen zur Sprachentwicklung ist darunter auch ein sehr schönes dreisprachiges Heft zur Vorbereitung auf die Einschulung für Eltern und Kinder.
nun ist auch der Artikel im Tagesspiegel vom 2.2.2010 erschienen:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/familie/schule/art295,3018394