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Geschichtswerkstatt auf den Spuren der Hugenotten, den Gründern Moabits

Nachdem sich die Geschichtswerkstatt Tiergarten (City VHS in Kooperation mit dem Heimatverein und Geschichtswerkstatt Tiergarten e.V.) im vergangenen Semester ausführlich mit der Vor- und Frühgeschichte Moabits beschäftigt hat, folgt sie von Oktober bis Dezember den Spuren der Moabit-Gründer, der Hugenotten.

Ende des 17. Jahrhunderts wohnten die meisten Hugenotten, immerhin jeder 5. Berliner, in der Dorotheen- und Friedrichstadt. Schließlich konnten sich einige französische Glaubensflüchtlinge westlich des Unterbaums ansiedeln. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde für etwas mehr als 20 Familien nördlich der Spree Land zur Verfügung gestellt. Sie versprachen Maulbeerbäume zur Seidenerzeugung anzupflanzen. Ihre Kolonie nannten sie  „Moabiterland“. Im Kurs wird die Gründung Moabits – wie auch die Herkunft der Siedler und die Gründe ihrer Flucht und Aufnahme in Brandenburg-Preußen – genau erforscht.

Dr. Ulrich Cimiotti und Bernd E. Hildebrandt leiten jeweils die einzelnen Veranstaltungen, die in der Regel dienstags von 17 – 19.15 in der Turmstraße 75, Raum 016 (Heimatverein Tiergarten) stattfinden. Es gibt aber auch Ausnahmen von diesem Regeltermin, verschiedene Besichtigungen und auch eine Mittwochs-Veranstaltung.

Beim ersten Termin am Dienstag, 6.10.2009, berichtet Dr. Ulrich Cimiotti über Südfrankreich als historische Keimzelle neuer religiöser Bewegungen und über die Ausbreitung des Protestantismus / Calvinismus im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Es werden die religiösen Aspekte und die politische Entwicklung beleuchtet, die Hugenottenkämpfe (1562-1629) als Teil der politischen Wende zum Absolutismus. Heinrich IV. und das Edikt von Nantes 1598 kommen zur Sprache. Eine Woche später (13.10.) geht es dann um den Dreißigjährigen Krieg, seine Ursachen und verheerenden Auswirkungen, um die politische Entwicklung des Deutschen Reiches und die Struktur des Protestantismus in Deutschland. Schließlich werden die ersten Edikte in Dänemark, den Niederlanden und Braunschweig vorgestellt sowie die preußischen Toleranzedikte von 1662, 1664 und 1668 durch Kurfürst Friedrich Wilhelm.

Am 20.10. schon um 16.00 Uhr besucht der Kurs den Kirchhof der französisch-reformierten Gemeinde in der Chausseestraße 127. Dr.  Cimiotti führt über diese historische Begräbnisstätte, auf der sich u.a. die Gräber von Daniel Chodowiecki, Ludwig Devrient und Madame du Titre befinden. Der nächste Termin findet dann ausnahmsweise mittwochs statt. Am 28.10. um 17 Uhr besucht der Kurs mit Bernd Hildebrandt den Französischen Dom am Gendarmenmarkt.Die Errichtungdes Französischen neben dem Deutschen Dom am Gendarmenmarkt war Sinnbild der Wertschätzung, die die Preußen den französischen Glaubensflüchtlingen entgegenbrachten. Der Eintritt für die Hugenottenkirche und das Museum kostet € 3,00. Durch die Bibliothek führt Robert Violet, der auch die Ahnenforschung vorstellt.

Im November geht es weiter mit Dr. Cimiotti: Am 3.11. stellt er den Widerruf des Edikts von Nantes 1685 durch Ludwig XIV. und die absolutistische Staatsidee ( un roi – un pays – une foi ) vor. Die Auswanderungswellen, ihre demographische und wirtschaftliche Bedeutung für Frankreich und die umliegenden Staaten werden ebenso besprochen wie die Auflösung der letzten protestantischen Gemeinden in Südfrankreich. Die Schweiz wird als Durchgangsland der Hugenotten beleuchtet – Calvin und Genf. Schließlich die Einwanderung nach Deutschland mit Frankfurt als Hauptanlaufpunkt und weiteren bedeutenden Ansiedlungen. Am 10.11. stellt er das Edikt von Potsdam 1685 vor. Wie sah die Stadt Berlin und ihre Wirtschaft zu dieser Zeit aus? Die Organisation der Französischen Gemeinden in Berlin und Brandenburg wird vorgestellt, die soziale Struktur und das Bildungswesen der Hugenotten in Berlin. Die Bedeutung der Refugiés für Berlin und Preußen in den Bereichen Kultur, Kunst und Militär wird ebenso beleuchtet wie die wirtschaftlichen Aktivitäten der Refugiés für Innovation und Wachstum in Berlin.

Der letzte Ausflug führt den Kurs mit Bernd Hildebrandt am 17.11. schon um 16.00 Uhr zum Französischen Gymnasium in der Derfflinger Straße 7 auf den Spuren der Glaubensflüchtlinge. Die Maison d’Orange errichtete 1885 in der damaligen Ulmenstraße ihr neues Stiftsgebäude. Gegenüber in der Derfflinger Straße 19a entstand 1906 ein neues Armenhaus der Stiftung Hôtel de Réfuge. Seit 1974 ist das Französische Gymnasium in der Derfflinger Straße ansässig. Die Deutsch-Französische Gesellschaft pflegt  Beziehungen zu unseren westeuropäischen Nachbarn.

Und in den letzten drei Terminen ist der Kurs dann endlich in Moabit angekommen.  Bernd Hildebrandt stellt am 24.11. Moabit zu Anfang des 18. Jahrhunderts vor: mit dem Großen und dem Kleinenr Tiergarten, der Spree, mit Martinicken und Menardiers Weinberg. Neben Sumpf und Sandbergen, dem Vieh, das in der Kämmereiheide weidet pendeln königliche Gondeln auf der Spree zwischen den Schlössern Charlottenburg und Berlin oder auf dem Schönhauser Graben. Am 1.12. wird untersucht:Woher kommt der Name Moabit? Eine Gruppe Orangeois schreibt Bittbriefe an den König. Sie und weitere Hugenotten wollen 1717 eine Maulbeerplantage anlegen, um ein Steckenpferd des Landeshrerrn, den Seidenbau, voranzubringen. Was wissen wir über diese Franzosen? Namen, Herkunft und Beruf der Moabit-Gründer. Und am 8.12. erklärt Bernd Hildebrandt nach welchem Konzept in Moabit 22 Straßen nach Reformatoren benannt wurden. Auch das hat mit „seiner Majestät“ zu tun.

Die einzelnen Termine sind im Veranstaltungskalender aufgeführt. Wer den ganzen Kurs besuchen möchte, bezahlt dafür eine Kursgebühr von € 5.00 / Einzeltermine kosten € 3.50. Dazu kommt der Eintritt für das Hugenottenmuseum.

Hier noch der Link zum Artikel „Muckefuck in Moabit„.

Spuren Frankreichs in Berlin zeigt dieser Artikel der Berliner Zeitung.

2 Kommentare auf "Geschichtswerkstatt auf den Spuren der Hugenotten, den Gründern Moabits"

  1. 1
    vilmoskörte says:

    Der „Missing Link“ zur VHS: http://www.vhsit.berlin.de/VHSKURSE/BusinessPages/CourseDetail.aspx?id=218808

    Leider kann ich dienstags nicht, schade. Aber ob nun die Hugenotten für den Namen „Moabiterland“ verantwortlich sind, ist sehr umstritten.

  2. 2
    Susanne Torka says:

    Danke Vilmoskörte für den „Missing Link“. Hatte ich gar nicht daran gedacht, denn er ist eigentlich nicht nötig. Bei der Geschichtswerkstatt geht es recht familiär und unbürokratisch zu. Wer mitmachen will, kann einfach dazukommen und den Beitrag vor Ort bar bezahlen. Zur Frage der Namensgebung von Moabit hast Du ja einen interessanten Vortrag von Dr. Vera Berndt verlinkt, den muss ich mir in einer ruhigen Stunde mal zu Gemüte führen. http://vilmoskoerte.wordpress.com/moabit/

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