Dünja vorweihnachtlich verzaubert
1. Adventsbasar im Mädchen-Kultur-Treff – ein Erlebnisbericht
Der Winter kündigt sich an, als ich die Jagowstraße entlang laufe. Es weht ein kalter Wind und es ist jetzt, kurz nach 16 Uhr, schon dunkel. Aus dem Haus Nr. 12 dringt Licht nach draußen, ich höre Stimmengewirr von drinnen. Ich bin gespannt was mich erwartet. Als ich eintrete, empfängt mich geselliges Treiben und dezente Weihnachtsmusik. „Oh, wie schön“, denke ich und sehe mich um. Ein Banner mit der Aufschrift „Adventsbasar“ spannt sich in rot und grün quer durch den Raum. Mir schießt durch den Kopf: „Das Dünja ist verzaubert.“ In der Tat hat die Vorweihnachtszeit Einzug gehalten. Heute, am 06. Dezember 2013, dem Nikolaustag, lädt der Mädchen-Kultur-Treff von 16 bis 19 Uhr zum fröhlichen Beisammen sein ein. Organisiert haben den Basar die Mädchen aus dem Projekt „Junge Moabiterinnen fit für den Berufseinstieg„.
Im großen Eingangsbereich sind Tische mit einer bunten Auswahl, an überwiegend handgemachten Dingen, hübsch hergerichtet. Alles ist mit Liebe gemacht. Gegenüber der Eingangstür sitzen einige junge Frauen, die regelmäßig Dünja besuchen und verkaufen unter anderem weihnachtliche Gestecke, Teelichter und Lesezeichen. Es werden auch selbstgemachte Babystrickwaren angeboten. Ich werde sogleich angesprochen und gefragt: „Möchten Sie etwas kaufen?“ Auf meine Antwort, selbst keine Kinder zu haben, kommt umgehend der Einwand „aber vielleicht in ihrer Familie.“ Ich erkenne ein gewisses Verkaufstalent und schmunzle.
Die Stimmung ist gut. An machen Tischen wird scherzhaft um ein Preisnachlass gefeilscht. „Verkaufsgespräche“ werden geführt. Die meisten Waren sind für einen kleinen Betrag zwischen einem und zehn Euro zu haben. Schon in den ersten knapp 1 ½ Stunden werden von einer fleißigen Helferin rund 40 Besucher gezählt. Sie pflegt auf ihrem Klemmbrett gewissenhaft die Statistik in Form einer Strichliste und fragt mich prompt: „Warst Du vorhin auch schon da?“. Ich bejahe. Sie ist zufrieden und nickt.
Wer sich vor dem stöbern und umsehen stärken möchte, kann selbstgebackene Leckereien erstehen. Besonders die kleinen Gäste zieht es hier hin. Mit großen Augen stehen sie dann vor den Muffins, „Hexenhäusern“ und Plätzchen. Esra, Dünja-Mitarbeiterin, ist dort in ein Gespräch mit zwei jungen Frauen vertieft. Sie isst dabei einen Joghurt mit Früchten. Passend zur Veranstaltung – selbstgemacht. Bei den leckeren Backwaren wird sie da heute wohl die einzige sein, vermute ich erheitert. Es riecht lecker weihnachtlich. Die Atmosphäre lädt zum verweilen, sich umsehen und ins Gespräch kommen ein. Zwei Verkaufstische bieten Handgefertigtes aus der Nähwerkstatt „WANDELbar“ des Moabiter Ratschlags und von Fatma aus der Nähwerkstatt von Dünja an. Ein buntes Potpourri an, in liebevoller Handarbeit, hergestellten Kleinigkeiten, bspw. Taschen und Kissenbezügen. Velitchka vom Projekt „WANDELbar“ sagt mir, dass sie für die Häkelverzierung eines hier angebotenen Halstuchs einen Monat gebraucht habe. Sie zeigt mir wortreich einige andere Teile. Ich spüre mit wie viel Herzblut sie dabei ist. Ebenso wie Lili, die die Begrüßungsrede gehalten und alle Berufsfelder aufgezählt hat, mit denen sich die Mädchen in ihrem Projekt beschäftigt haben: Moderator, Eventmanager, Tischler, Schreiner, Architkekt, Bäcker und Konditor.
Einen Tisch weiter finden sich u. a. Kerzen, Filzwaren und Marmeladen; angeboten vom Moabiter Schulgarten, wie mir Regina erklärt. Sie sagt mir, dass sie selbst als Kind schon im Schulgarten war und als Mitarbeiterin dorthin zurück gekehrt ist. Nicola, Projektleiterin des Schulgartens, kommt hinzu und widmet sich flugs drei jungen Mädchen vor ihrem Stand, die Kleingeld für den Kauf eines der offerierten Bücher aus ihren rosa Geldbeuteln kramen. Als ich nach meinem Gespräch ein Mädchen frage, welches Buch sie nun genommen habe, sagt sie lächelnd: „Ich kaufe mir lieber was süßes“. Ganz recht. Hätte ich früher bestimmt auch so gemacht.
Im hinteren Bereich des Mädchen-Kultur-Treffs läuft der normale „Betrieb“ weiter. Es wird eifrig gebastelt, gefaltet, geklebt und mit Glitzerstiften bemalt. All überall herrscht geselliges Treiben. So kenne ich Dünja. Ein schöner Ort. Und heute, im adventlichen Zauber, ganz besonders.
Text: Mirijam Lorch