Bürgerinitiative Silberahorn
Bereits zum vierten Mal trafen sich am 5. August um 19.30 Uhr an der Ecke Dortmunder – Bochumer Straße eine jedes Mal größer werdende Gruppe Moabiter BaumschützerInnen aus der Umgebung. Hier steht auf dem Gehweg in einem großen Hochbeet ein etwa 60 Jahre alter Silberahorn mit weit ausladender Krone. Wie ich bei dem Treffen erfuhr, kann der Baum erst nach 1950 gepflanzt worden sein, denn auf einem Foto aus diesem Jahr gibt es ihn noch nicht.
Im Juli bekamen Anwohner davon Wind, dass ein Fällantrag für den großen, die Straßenecke dominierenden Baum gestellt wurde. Das Grundstück mit der früheren Kindertagesstätte ist vom Liegenschaftsfonds Berlin verkauft worden. Hier soll hochwertiger Wohnungsbau entstehen. Pläne haben die Anwohner bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, aber man kann sich vorstellen, dass ein ähnliches Projekt geplant ist, wie die nach europäischen Hauptstädten benannten Häuser der HGG am fast angrenzenden Bundesratsufer. Um das Grundstück hatte sich auch eine Baugruppe beworben, die die ehemalige Kita nicht abreißen sondern in ein Mehrgenerationenhaus umbauen wollte. Diese kam jedoch trotz Unterstütung durch die BVV Mitte nicht zum Zuge, da der Liegenschaftsfonds auf einem konkurrierenden Vergabeverfahren bestand, bei dem das Grundstück an den Meistbietenden vergeben wird. Jetzt müssen sich die Anwohner und – dank der Proteste – auch der Bezirk mit den Verwertungsinteressen herumzuschlagen.
Sobald die Hiobsnachricht bekannt wurde, gründete sich eine Bürgerinitiative, um für den Erhalt des Silberahorns und zwei weiterer alter Straßen-Bäume in der Bochumer Straße zu kämpfen. Auch für diese beiden Ahornbäume wurden Fällanträge gestellt, weil sie Baustelleneinrichtungen im Wege stehen. Vielleicht ist dort auch die Tiefgarageneinfahrt geplant. Unterschriften werden gesammelt, unzählige Briefe an den Stadtrat für Stadtentwicklung, das Umweltamt, das Straßen- und Grünflächenamt, den Investor usw. wurden geschrieben, von denen bisher die wenigsten beantwortet sind. Frau Kröger war früher Pfarrerin im Deutschen Herzzentrum und wohnt direkt an der Straßenecke. Sie initiierte die Proteste und suchte beim Stadtteilplenum in Moabit West Ende Juli Unterstützung für ihr Anliegen. Viele Bürgerinnen und Bürger, die Lokale Agenda Gruppe Mitte und der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) engagieren sich für die Bäume.
Im Berliner Abendblatt wurde bereits „Entwarnung“ gegeben. Ephraim Gothe, der Stadtrat für Stadtentwicklung, wird zitiert: „Der Silberahorn wird nicht gefällt.“ Das bestätigte er mir auch noch einmal im persönlichen Gespräch. Eine Fällung von Straßenbäumen für Baustelleneinrichtungen lehne er ebenso ab, wenn sich nicht herausstellen sollte, dass die Bäume krank seien. Während der Abrissarbeiten ist es wichtig, dass die Bäume mit einem Schutz versehen werden, damit sie nicht „unabsichtlich“ verletzt werden können.
Die Bürgerinitiative versammelt sich jeden Mittwoch um 19.30 Uhr Ecke Dortmunder – Bochumer Straße unter dem Baum. Kontakt kann auch über silberahorn-subscribe@googlegroups.com aufgenommen werden. Die Unterschriftenliste ist hier herunterzuladen.
Investor oder bauausführende Firma soll die Schlattmann Wohnbau GmbH aus Münster sein.
Nachtrag vom 20.8.09: Heute hat das Bezirksamt eine Pressemitteilung herausgegeben, die die Fällung eines der beiden Straßenbäume in der Bochumer Straße bekannt gibt. Es handelt sich um den schrägstehenden Silberahorn. Der Silberahorn an der Ecke bleibt stehen, er wird eingekürzt, ebenso wie zwei Straßenbäume in der Bochumer Straße. Diese Arbeiten sollen ab dem 24.8. durchgeführt werden. Die Fällung des Baumes übernimmt der Investor, deshalb konnte Herr Leder, im Straßen- und Grünflächenamt zuständig für die Straßenbäume in Mitte, keinen genauen Termin angeben. Er hat der Bürgerinitiative gestern abend die Entscheidung und die Gründe dafür mitgeteilt.
Wir danken Andreas Szagun, dass er uns zwei der Fotos zur Verfügung gestellt hat.
Nachtrag:
Seit Herbst 2012 gibt es einen Blog der B.I. SilberahornPLUS.
Das graue Nilpferd auf der wegen den Neubauten am Bundesratsufer hergestellten kleinen Grünfläche wurde „bestrickt“ (Berliner Woche).
Durch den Hinweis des B.U.N.D. wurde wir auf die befürchtete Baumfällung aufmerksam. Unsere darauf erfolgten Recherchen hatten folgendes Ergebnis: Es gibt einen Bauantrag aus dem Juli 2009. Im Zusammenhang mit der Antragsbeurteilung wurde das Umweltamt einbezogen. Die klare (aktuelle) Aussage von dort ist, dass eine Baumfällung nicht genehmigt wird. Nach den Vorstellungen des Bauherrn soll der Neubau eine Fassadenvorhalle bekommen, welche die Baumfällung zur Folge hätte. Da das Bezirksamt den Baumerhalt fordert, gibt es derzeit Gespräche mit dem Bauherren, auf die geplante Vorhalle zu verzichten oder diese so zu gestalten, dass ein Baumerhalt möglich ist. Es wird jedoch – unabhängig vom Bauantrag – demnächst ein Baumschnitt erfolgen.
Noch ein Hinweis zur damaligen Unterstützung für die Baugruppe „BoDo“, die das Grundstück erwerben wollte. Die Unterstützung erfolgte nicht allein durch die SPD, sondern der damalige Antrag aus der Abril-BVV 2008 trägt auch die Fraktion Die.Linke als Absender. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings bereits klar, dass die Entscheidung des Liegenschaftsfonds, ein Bieterverfahren und keine Direktvergabe an eine Baugemeinschaft einzuleiten, bereits am 20.2.2008 gefallen war. Als „politisches Signal“ hatte die bündnisgrüne Fraktion dem Antrag ebenfalls zugestimmt.
Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, stadtentwicklungspolitischer Sprecher
Heute hat das Bezirksamt eine Pressemitteilung herausgegeben, die die Fällung eines der beiden Straßenbäume in der Bochumer Straße bekannt gibt. Es handelt sich um den schrägstehenden Silberahorn. Der Silberahorn an der Ecke bleibt stehen, er wird aber eingekürzt, ebenso wie zwei Straßenbäume in der Bochumer Straße. Diese Arbeiten sollen ab dem 24.8. durchgeführt werden. Die Fällung des Baumes übernimmt der Investor, deshalb konnte Herr Leder, im Straßen- und Grünflächenamt zuständig für die Straßenbäume in Mitte, keinen genauen Termin angeben. Er hat der Bürgerinitiative gestern abend die Entscheidung und die Gründe dafür mitgeteilt.
Die Pressemitteilung kann im Nachtrag zu dem Artikel als pdf heruntergeladen werden. Dort sind die Telefonnummern der zuständigen Mitarbeiter im Bezirksamt angegeben.
Ja, da wissen die Moabiter was den Pappeln im Herbst in der Siemensstrasse wegen des Baus des Gastronomiemarktes blühen wird.Im September äußert sich ja der Baustadtrat beim Treffen in der Waldstraße dazu . Aber hinter verschlossen Türen wird schon alles in trockenen Tüchern sein und den Bürgern wird schon eine Geschichte aufgetischt. Ich freue mich schon auf nächsten Wahlen in Berlin…
Es zeigt sich mal wieder, dass man erst auf MoabitOnline gucken sollte. Da ich erst heute die Presseerklärung des Bezirksmates zur Kenntnis bekam, war ich noch nicht so gut informiert wie der Betroffenenrat und hatte mich an den B.U.N.D. gewandt, der uns Ende letzten Monats auf die Problematik aufmerksamt gemacht hatte. Hier meine Mail mit dem Aufruf sich zu wehren:
Sehr geehrter Herr …..,
um mit Rüdiger Hoffmann zu beginnen: „Ich weiß nicht, ob Sie`s schon wussten?“
Wie schrieb ich weissagend in meiner letzten Mail vom 7.8.2009 an Sie: „Na dann wollen wir nur hoffen, dass das Stadtplanungsamt nicht umfällt.“ Und? Es ist erwartungsgemäß leider umgefallen, wie man der gestrigen Presseerklärung des Bezirksamtes entnehmen kann (siehe Anlage).
Entgegen aller Beteuerungen von Baustadtrat Gothe soll der Silberahorn nun doch fallen. Wie schrieb Ihnen der Stadtrat am 7.8.2009 noch so wortreich: „Wir sind bemüht, und ich kann ihnen versichern, dass wir alles in unserer Zuständigkeit liegende tun werden, um den Erhalt, insbesondere des großen Silberahorns vor der neuen Bebauungsfassade, zu sichern.“
Nix da, wie man nun sieht: Bemühungen erfolglos! Versicherung abgelaufen! Zuständigkeit an Kettensäge abgegeben!
Aber wie sagt man ja auch so „schön“: Es heißt nicht umsonst Baustadtrat und nicht Bau(m)stadtrat.
Nach Rücksprache mit meinem Fraktionskollegen und Umweltausschussvorsitzenden Jörn Jaaht, wird unsere Fraktion die Fällung zum Thema im kommenden Umweltausschuss machen. Wir würden dies im Rahmen der aktuellen 1/4 Stunde ansprechen. Da bis dahin die Bäume wohl bereits Hexlerfutter geworden sind, möchte ich anregen, dass Sie und/oder die Bürgerinitiative Herrn Gothe umgehend schriftlich auffordern, die geplante Fällung zwischen dem 24. – 28.8.09 bis zum nächsten Umweltausschuss am 15.9. auszusetzen.
Mit besten Grüßen
Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, stadtentwicklungspolitischer Sprecher
die Kritik ist richtig, selbst ein gefällter Baum ist einer zu viel. Aber bitte nicht verwechseln: es gibt mehrere Silberahorns oder heißt es … ahorne (?), der an der Ecke bleibt stehen. Der, der gefällt wird, ist einer der beiden Straßenbäume in der Bochumer Straße.
Nach der ersten Aufregung vom Freitag Abend, hat sich die Angelegenheit scheinbar etwas relativiert. Vielen Dank an Susanne Torka und Suse (Kommentar 5), die mich auf den rechten (Informations)-Weg gebracht haben. Leider ist das Bezirksamt in seiner Pressemitteilung – obwohl ja bekannt war, wieviel Interesse am Erhalt der Bäume besteht – nicht darauf eingegangen, welcher Baum bei der Fällgenehmigung gemeint war. Es scheint nun so, dass es nicht um den großen Silberahorn auf der Ecke geht, sondern um den schräg stehenden vorletzten Baum in der Bochumer Straße, der mit der Nr. 17 gekennzeichnet wurde (kleines blaues Schild).
Nichtsdestotrotz würde ich meinen Vorschlag aufrechterhalten, in einem Schreiben den zuständigen Baustadtrat aufzufordern, auch für diesen Baum die geplante Fällung bis zum nächsten Umweltausschuss am 15.9. auszusetzen, um auch hier transparent zu klären, ob es für eine Fällung keine Alternative gibt.
Frank Bertermann, BVV-Mitte, Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, stadtentwicklungspolitischer Sprecher
Der Bund für Umwelt und Natutschutz Deutschland, Landesverband Berlin (BUND) hat heute folgenden Brief an die Urlaubsvertretung von Herrn Stadtrat Gothe gesendet:
Sehr geehrter Herr Stadtrat von Dassel,
sehr geehrter Herr Stadtrat Gothe,
der BUND fordert die sofortige Aussetzung der geplanten Fällung des bezirkseigenen Silberahorns Nr.17 in der Bochumer Strasse. Auf der nächsten Umweltausschuss-Sitzung der BVV am 15.9.09 soll transparent geklärt werden, ob es für eine Fällung für einen Neubau (Gehwegüberfahrt) keine Alternative gibt.
Anlässlich eines Gesprächs mit Bezirksvertretern, Anwohnern und BUND am 13.8.2009 wurde betont, dass trotz des geplanten Neubaus alle drei Silberahorn-Bäume straßenseits erhalten bleiben und lediglich einem Sicherungsschnitt unterzogen würden. Es wurde berichtet, dass der Investor die Fällanträge für die Bäume Nr. 17 und 18 zurückgezogen hat.
Ausgerechnet wenige Tage später verkündet das Bezirksamt in einer Presse-Mitteilung, dass Baum Nr. 17 für eine Gehwegüberfahrt gefällt werden soll.
Diese merkwürdigen Umstände sind nicht nachvollziehbar und müssen aufgeklärt werden. Die Berliner Bäume sind nicht irgendwelche „Gegenstände“, die man einfach nach Gutdünken „wegräumen“ kann.
Das hat alles nichts mehr genutzt, der Baum Nr. 17 wurde gefällt.
Am Freitag, 4.9.09 wird Frau Gebauer einen baumkundlichen Spaziergang mit Engagierten und Interessierten durch unser Quartier machen.
Treffpunkt: Ecke Dortmunder/Bochumer Str. unter dem Silberahorn um 18.00 Uhr
Zugleich können wir leere Baumscheiben suchen und Herrn Leder dann benennen, für die Pflanzung von Straßenbäumen. Noch in diesem Herbst, wenn wir Gießpaten in trockenen Zeiten finden.
Der große Silberahorn Bochumer / Ecke Dortmunder Straße steht noch, wenn auch ein wenig zurecht geschnitten. Hoffen wir, dass er auch noch den Rest der Bauarbeiten zur Spreevilla übersteht. Merkwürdigerweise ist er auf deren Webseite ziemlich durchsichtig geraten:
http://spreevilla.de/default.asp?page=impressionen&subpage=aussen
Im Tagesspiegel vom 11. Oktober ist unter dem Titel: „Mensch und Baum – Axt essen Seele auf“ ein lesenswerter Artikel zur Bürgerinitiative Silberahorn, die sich seit mehr als einem Jahr jeden Mittwoch dort trifft, erschienen mit Gedanken, Gefühlen, Literaturhinweisen und auch einem Ausflug zu den 130 Pappeln an der Siemensstraße:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/axt-essen-seele-auf/1953618.html
mal was positives, in der Kastanienallee wird ein Bauantrag nicht genehmigt weil eine 100 Jahre alte Kastanie und eine 125 Jahre alte Platane sonst gefällt worden wären:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/321742/321743.php
mal ein Kontrapunkt: „Mein Freund der Baum“
http://www.tagesspiegel.de/meinung/mein-freund-der-baum/1949628.html
Das Gebäude am Eckgrundstück ist jetzt so gut wie fertig. Fast alle Wohneinheiten sind auch verkauft und die Buchkantine sitzt jetzt im Erdgeschoss.
Der Silberahorn an der Ecke ist jetzt ein verkrüppelter geschändeter Rumpf mit 4 dicken Ästen, an dem zu dieser Jahreszeit nicht einmal genug Bätter dran sind, um auf den Gehweg zu fallen.
Vielen Dank an Ephraim Gothe (SPD), der den Baum nicht fällte, aber ihn verkrüppeln ließ, und an alle, die auf Kriegsfuß mit der Stadtnatur stehen und die Bäume auf Grundstücken als Störelemente, die eine massive Aufwertung Moabits behindern, betrachten.
Wer sich fragt, warum der Baum nun so aussieht, wie er aussieht, muss sich nur fragen, welche Einkommensschicht aus den neu gebauten Eckbalkonen auf die Spree gucken wird.
„Wer sich fragt, warum der Baum nun so aussieht, wie er aussieht, muss sich nur fragen, welche Einkommensschicht aus den neu gebauten Eckbalkonen auf die Spree gucken wird.“
Merkwürdig, wie hier Sozialneid und Umweltschutz verknüpft werden. Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass die „unteren“ Einkommensschichten im Gegensatz zu den „oberen“ Einkommensschichten besonders ökologisch engagiert sind. Wenn man durch die Grünanlagen in Moabit spaziert, kann man jedenfalls einen etwas anderen Eindruck gewinnen.
„Wer sich fragt, warum der Baum nun so aussieht, wie er aussieht, muss sich nur fragen, welche Einkommensschicht aus den neu gebauten Eckbalkonen auf die Spree gucken wird.“
Übler Populismus, gespeist aus Sozialneid, der hier unnötigerweise und völlig am Thema vorbei Konflikte herbeischreiben will, die es gar nicht gibt, bzw. geben muss!
Umweltschutz ist nicht eine Frage des EInkommens. Es geht nicht um Sozialneid, es geht um hinzugezogenen Egoismus, der vorhandene ökologische Strukturen zu seinen Gunsten zerstört.
Im Übrigen sollte man nicht alle Menschen mit geringem Einkommen über einen Kamm scheren.
Bravo, mehr Differenzierung !!! Und der Begriff „Sozialneid“ stammt aus der Mottenkiste der Neoliberalen, die es eh bald nicht mehr geben wird. Und das ist auch gut so *g* !
Hinzugezogener Egoismus? Gutes Wort, denn mir sind so einige aus der Gruppe Silberahorn bekannt, die hinzugezogen sind und ihren ökologischen Egoismus (oft begleitet von fehlender Sachkenntnis!) am Ottopark austoben wollen und denen die Interessen der vielen anderen herzlich egal sind. Schon da stimmt also das Schwarz-Weiß-Schema nicht mehr!
Die Baumschützer folgen oft einer wenig sachlichen, verschrobenen, larmoyanten Argumentation, so dass man sie nicht wirklich ernst nehmen kann.
Natürlich sollte man nicht alle Menschen mit einem niedrigeren Einkommen über einen Kamm scheren. Und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem man das auch nicht mit allen Menschen mit einem höheren Einkommen tun sollte. Das ist doch wohl keine ernsthafte Frage. Aber zu behaupten, dass die Hinzugezogenen egoistischer wären als die, die schon in Moabit wohnen, ist schon eine sehr abwegige Unterstellung. Zumal die meisten wohl selbst mal Hinzugezogene waren. Ich habe den Eindruck, dass es hier eher um den Erhalt eigener Einflussmacht und die Abschottung gegen Veränderung geht, was sich hinter dem ökologischen Feigenblatt ganz gut tarnen lässt.
@19+17: Das stimmt nicht. Wer die BI SIlberahorn kennt, weiß, dass es sich hier um 90% Menschen handelt, die schon seit mehr als 20 Jahren dort in der Ecke wohnen. Ich glaube, 17 war noch nie bei der BI persönlich und kennt die betagten Damen gar nicht. Ich schon.
Was für eine EInflussmacht denn? Es geht nicht um eine Aschottung gegen Veränderung. Es kann nur nicht sein, dass die Interessen von Menschen, die schon am Bundesratsufer wohnten, als noch die Penner auf den Parkbänken schliefen, einfach für andere, die keinen Bezug zum Kiez haben außer ihre Postletzahl ignoriert werden.
Leider denke ich nicht in Schwarz Weiß Schemata und weiß, wo von ich rede.
Im Falle der Um- und Neugestaltung des kleinen Tiergartens / Ottoparks sind die diversen Bürgerinitiativen keineswegs ignoriert worden. Im Gegenteil, es wurde ihnen sehr weit entgegengekommen, obwohl es nicht erkennbar war, dass sie eine große Anzahl von Moabitern vertreten. Und was die merkwürdige Unterteilung von ursprünglichen und hinzugezogenen Moabitern angeht: Wenn Menschen vor 20 Jahren hier hergezogen sind, dann waren sie offensichtlich irgendwann auch mal Hinzugezogene. Woher wollen Sie wissen, dass Menschen, die kürzlich hier hergezogen sind, sich nicht ebenso engagieren können und sich mit der Zeit ebenso mit dem Kiez identifizieren, wie die, die schon länger hier leben? Diese künstliche Konstruktion von Konflikten hört sich so an, als wäre alle, die nicht schon 20 Jahr hier wohnen, als Fremde zu betrachten, die nicht so viel Mitspracherecht haben sollten.
Es ging um einen Baum, der mutwillig beschädigt wurde, dann um Menschen, die eine harmonische Entwicklung des Kiezes wollen (und nicht das Motto: Haste Geld, haste was zu sagen und umgekehrt) statt der hier hochstilisierten Frage von Neu- und ALt-moabiter/innen und nun also der KTO. Dafür gibt es übrigens einen eigenen Artikel hier auf moabitonline. Und morgen geht es dann um Hanke und Spallek, übermorgen um Hinz und Kunz.
Die Neugestaltung des kleinen Tierparks war nur als Beispiel dafür gemeint, dass Bürgerinitiativen sehr wohl wahrgenommen werden und sich häufig sogar durchsetzen können, obwohl sie keine demokratische Legitimation haben. Oder wird in solchen Fällen abgestimmt oder danach gefragt, was die Mehrheit der Bürger möchte? Nein, es setzen sich die durch, die am lautesten schreien. Das ist alles andere als demokratisch. Wenn die Baumschützer tatsächlich für eine „harmonische Entwicklung“ im Kiez wären, dann müssten sie auch zu mehr Kompromissen bereit sein. Und der Baum, um den es hier geht, ist nicht gefällt worden. Aber der gefundene Kompromiss reicht den Baumschützern offensichtlich nicht. Sie fühlen sich ignoriert und beklagen sich, dass andere eine „harmonische Entwicklung“ verhindern. Das kommt mir alles in allem doch ziemlich bigott vor.
Mit der „demokratischen Legitimation“ wäre ich vorsichtig. Denn bei nur 60 % Wahlbeteiligung und der Nichtberücksichtigung von Bürgen ohne deutschen Pass , bzw. das eingeschränkte Wahlrecht für EU-Bürger relativiert sich das doch sehr. Ich jedenfalls begrüße sehr das zunehmende Engagement der Bürger, denn wenn erst wieder eine nicht einzuschätzende „schweigende Mehrheit“ entsteht, wird es sehr gefährlich für unsere Demokratie. Denke da an unsere deutsche Vergangenheit.
In Beitrag 20 es muss wohl heissen:
Leider denke ich in Schwarz Weiß Schemata und weiß nicht, wo von ich rede.
Jeder Baum würde vor Schreck seine Blätter abwerfen, könnte er den Stuss der moabiter pflanze lesen.
Es ist schon interessant, wie ein Baum und Gentrifizierung in einen Topf geworfen werden und für ein Engagement Leute angeführt werden, die „dort schon zwanzig Jahre“ (also auch erst seit etwa 1990) leben. Wer dort schon so lange lebt, sollte eigentlich längst bemerkt haben, daß das „Westfälische Viertel“ von Anbeginn an ein Viertel für Reichere war – oder hatte das Proletariat etwa Dienstboteneingänge (die gab es wohl nur für seine Vorhut im lauschigen Wandlitz). Ich hätte mir als einfacher Arbeiter auch vor 1990 dort keine Wohnung leisten können, erst recht nicht um 1910. Und schon gar nicht gegenüber im alten Hansaviertel („Aufgang nur für Herrschaften!“).
Es gibt nun solche und solche Investoren – die einen sehen nur die maximale Geschoßfläche und den mit ihr zu realisierenden Profit, die anderen verzichten da lieber auf ein paar Quadratmeter und bauen um einen Baum aus gestalterischen Gründen drumherum, weil sich so etwas auch gut verkaufen läßt. Hier ist nun das erstere geschehen. Wegen eines einzigen Baumes aber nun von Ökologie zu reden, ist angesichts der Vernichtung wertvollen tropischen Regenwaldes allein am Amazonas täglich(!) in Fußballfeldgröße doch wohl maßlos übertrieben. Und was die Art des Beschneidens von Bäumen in Berlin anght, so zweifelt so manche Gutachter am Ausbildungsstand einiger Berliner Firmen.
und, moabiter pflanze, schon mal wieder einen Blick auf das „geschändete“ Silberahorn geworfen? Der Baum wird im Herbst mehr Blätter abwerfen, als so mancher kranker Baum in dieser Gegend, der Euch Baumschützern keine Silbe wert ist.