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Köchin aus Leidenschaft

Vor einem Jahr eröffnete Ingrid Kurtz ihr Lädchen „Eintopf“ in der Gotzkowskystraße. Ihre Gäste sind begeistert: von den Suppen und von der charmanten Inhaberin.

Ingrid-Kurtz-250Der kleine Laden ist freundlich eingerichtet, die Wände in zartem Grün gestrichen, auf den Stehtischen stehen frische Blumen. Im Tresenbereich stapeln sich grüne Schalen und Teller. Vier große Töpfe stehen auf Warmhalteplatten, gefüllt mit leckeren Suppen für die Kunden. Im hinteren Bereich befindet sich die Küche, für jeden Gast einsehbar. Sichtbar ist auch, dass hier auf Sauberkeit viel Wert gelegt wird.

Ingrid Kurtz ist vor drei Jahren aus Süddeutschland nach Berlin gezogen. „Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mich selbstständig zu machen, doch irgendwie hat es vorher nie geklappt. In der Mitte meines Lebens hatte ich das Gefühl, dass ich noch mal einen Stadtwechsel vornehmen muss. Ich habe meinen Job gekündigt, habe alles zurückgelassen: den erwachsenen Sohn, die vertraute Umgebung, die Freunde, den alten Job, und bin hierher gezogen. Abenteuerlust spielte eine große Rolle. Ich hatte das Bedürfnis, aus dem alten Trott auszubrechen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut.“

Die gelernte Einzelkauffrau hat über den zweiten Bildungsweg eine Ausbildung als Köchin abgeschlossen. Bevor sie nach Berlin zog, arbeitete sie zwölf Jahre in einem Hotel in Weinheim.

Berlin hat ihr schon immer gefallen. „Die Berliner Schnauze finde ich sehr positiv. Die Berliner sind sehr ehrlich, sie sagen geradeheraus, was ihnen gefällt oder was nicht. Wenn ihnen etwas nicht passt, dann wird das auch mal laut herausgebrüllt. Ganz anders als in Süddeutschland. Da sind die Leute immer so höflich und freundlich, doch man weiß nie, ob es auch wirklich so gemeint ist.“ An dem leichten Singsang in ihrer Stimme erkennt man ihre süddeutsche Herkunft, sie wirkt wie jemand, der mit sich selbst völlig im Reinen ist.

Ingrid Kurtz schaute sich zunächst in verschiedenen Stadtteilen nach einem geeigneten Laden um. In der Gotzkowskystraße wurde sie schließlich fündig. Der ehemalige Stoffladen mit Nähservice hatte lange leergestanden. Sie musste viel renovieren, auch die Gestaltung übernahm sie selbst. Sie wohnt im Kiez und hat sehr guten Kontakt zu anderen Anwohnern und Geschäftsleuten in Moabit: „Ich liebe die Gotzkowskystraße und ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich noch zu einer ganz tollen Geschäftsstraße entwickeln wird.“

Die ersten Gäste betreten den Laden, man spürt das herzliche Verhältnis zwischen Ingrid Kurtz und ihren Kunden. Heute gibt es passend zur Jahreszeit Kürbissuppe mit Pute, außerdem Erbsen- und Bohneneintopf und eine vegetarische Suppe.

„Am Nachmittag kaufe ich immer für den nächsten Tag ein und koche die Suppen dann frisch am Morgen. Es gibt jeden Tag vier verschiedene Suppen, je einen Topf voll, dazu wahlweise Weiß- oder Schwarzbrot. Nachgekocht wird nicht. Meine Gäste haben Verständnis dafür, dass es hier nur solange Suppe gibt, wie der Vorrat reicht.“ Ihre Kunden sind viele Siemens-Mitarbeiter, aber auch etliche junge Leute, die in der Nachbarschaft wohnen.

Anfang November hat sie eine kleine Party zu ihrem ersten Jubiläum gefeiert, es gab Kartoffelsuppe aufs Haus und Musik von einem Saxophonspieler. „Es war ein tolles Fest, sehr viele Stammgäste sind gekommen, haben Blümchen gebracht und mich ermutigt, weiter zu machen. Am Ende habe ich hier mit meinen Gästen getanzt. Es war wirklich sehr schön.“

Ihre Liebe zum Kochen begann schon sehr früh. „Meine Eltern hatten einen Kleingarten. Bei uns zu Hause wurde viel gekocht und immer viel Wert auf auf frische und regionale Lebensmittel gelegt.“

Ihre Geschäftsidee ist wohl überlegt und gut durchdacht. „Es war mit sehr wichtig, nur auf mich angewiesen zu sein. Suppen kann man gut allein vorbereiten und verkaufen. In einem Restaurant kann man sich nicht zerteilen.“ Der Laden läuft gut, sie könnte mehr verkaufen, doch an ihrem bisherigen Konzept der „one-woman-show“ hält sie fest. Sie möchte sich ihre Eigenständigkeit bewahren, das ist ihr wichtiger als Geld. „Wenn ich morgens komme und aufschließe, dann schau ich mich um und sage mir: Das ist mein Laden! Darauf bin ich ziemlich stolz.“

Text: Nathalie Dimmer, Foto: Tanja Schnitzler

Zuerst erschienen in der ecke turmstraße, Nr. 9 – dez. 2012 – jan. 2013

„Eintopf“, Gotzkowskystraße 7, Mo-Fr 11-15 Uhr

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