So können Sie mitmachen!

Interview mit Fadi Saad

Erst seit wenigen Monaten ist Fadi Saad im Quartiersmanagement (QM) Moabit-Ost tätig. Der gelernte Bürokaufmann hat vor seiner Laufbahn zum Quartiersmanager als Streetworker gearbeitet. In seinem Buch “Der große Bruder von Neukölln“ hat er seine Erfahrungen in verständlicher Sprache festgehalten. Die Lektüre ist ein Aha-Erlebnis nicht nur für Jugendliche, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, sondern gerade auch für Lehrer/innen und Sozialarbeiter/innen. Das Gespräch führte Susanne Torka

Wie bist Du Quartiersmanager geworden?

Das war 2006 in Neukölln. Aber schon vorher hatte ich die ersten Projekte beim QM im Rollbergviertel eingereicht. Gilles Duhem, damals dort Quartiersmanager, sagte zu mir: „Setz‘ Dich auf Deinen Hintern und schreib. Du kannst etwas bekommen, aber erst musst Du schreiben.“ Mich fasziniert an diesem Programm, dass die Bewohner selbst entscheiden, was gefördert wird. Dass sie selbst ganz einfach und unbürokratisch Projekte beantragen können.

Wie gehst Du auf die Leute zu und wie schaffst Du es, dass sie mitmachen?

Da bin ich sehr direkt. Ich sage zum Beispiel: “Was würdest Du für Deinen Kiez machen, wenn ich Dir jetzt 1.000 Euro in die Hand gebe.“ Da fällt den meisten was ein, egal ob Spielplatz oder Blumenbeete. Und dann lade ich sie ein einen Antrag auszufüllen. Das QM gehört mehr auf die Straße als ins QM-Büro. Die Menschen müssen dort abgeholt werden, wo sie sind. Warum sollten sie ins QM-Büro kommen?

Was für Projekte würdest Du gerne verwirklichen?

Im September soll hier ein Fest stattfinden, an dem sich alle Schulen, Kitas und Projekte im Gebiet beteiligen. Das liegt mir am Herzen. Feste sind gut zum gegenseitigen Kennen lernen der Bewohnerinnen und Bewohner. Wir brauchen mehr Integration der verschiedenen Gruppen. Wenn ich Integration sage, denke ich an alleinerziehende Mütter, an Erwerbslose und erst danach an Ausländer. In Reinickendorf beim QM Letteplatz haben wir tolle Projekte verwirklicht: zum Beispiel den „schönsten Hund im Viertel“ gesucht und prämiert. Da kamen die Älteren mit ihren vierbeinigen Lieblingen zum Wettbewerb, einer hatte sogar eine Krawatte um. Auch die Kitas waren dabei. So konnten Kinder lernen, wie man mit Hunden umgeht; viele Migranten-Kinder haben ja Angst vor Hunden. Und die Hundebesitzer werden Paten für die Hundekottütenspender und übernehmen die Aufgabe andere Hundehalter aufzufordern, diese Tüten auch zu benutzen.

Ein Projekt beim QM Letteplatz hat mich besonders beeindruckt. Alle 19 Klassen der Reginhard-Schule hatten bei einer Projektwoche einen kurzen Auftritt eingeübt. Zur Aufführung waren alle Eltern, Geschwister, Lehrer usw. in die Philharmonie eingeladen. Ein Orchester spielte. 95 % aller Familien waren zum ersten Mal in der Philharmonie. Sogar meine beiden Jungs hören jetzt ab und an klassische Musik. Mal seh‘n, wie sich das hier in Moabit-Ost entwickelt.

Kontakt:
QM Moabit-Ost, Wilsnacker Straße 34, Tel. 9349 2225, Öffnungszeiten: Mo. 11-13, Mi. 10-12, Do. 16-18 und nach Vereinbarung, mail: team@moabit-ost.de

PerlenKiezFest:
Fr. 2. September
14-19 Uhr, Birkenstraße zwischen Wilsnacker und Rathenower Straße. Projekte und Einrichtungen aus dem QM-Gebiet stellen sich vor. Das Programm ist hier zu finden.

Eine Stadtteilkonferenz für das QM Moabit-Ost findet Ende Oktober statt, auch der Quartiersrat und die Vergabejury werden neu gewählt.

Fotos: Judith Torka

Zuerst erschienen in der LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, Nr. 19, Juli 2011

Nachtrag:
Das neue Buch „Kampfzone Straße„, das Fadi Saad zusammen mit dem Polizisten Karlheinz Gaertner geschrieben hat, wird am 26.4. um 17 Uhr in der Rütli-Schule vorgestellt, hier ein Artikel im Tagesspiegel.

Weitere Infos und Berichte von der Buchvorstellung:
Fadi Saads Webseite, Trailer bei Youtube, Infos beim Herder VerlagBericht ARD, Infos Deutschlandradio Kultur, Tagesspiegel vom 24.4. und Tsp. vom 1.4.12, Bericht über die Buchvorstellung in der Rütli-Schule Neukölln in der Citizen Times der Stresemann Stiftung, in evangelisch.de und im Facetten-Magazin Neukölln.

Am 22. Mai um 20 Uhr wird das Buch in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung Turmstr. 5 vorgestellt. Anmeldung erbeten! Tel. 3943047

Ein Interview mit Fadi Saad zur Arbeit im Quartiersmanagement Moabit-Ost in der Berliner Zeitung. Da hat er wirklich recht, diese nervige Diskussion um Geschäftsordnungsfragen statt konkret was anzufangen.

Fadi Saad macht eine Ausbildung bei der Polizei, ein Artikel im Tagesspiegel mit ziemlich ausuferndem Gebrauch des Konjunktivs. MoabitOnline wünscht alles Gute für die berufliche Zukunft!

3 Kommentare auf "Interview mit Fadi Saad"

  1. 1
    Rané says:

    Denke auch, dass Fadi mehr Schwung ins Qm bringt. Vor allem gefällt mir „Das QM gehört mehr auf die Straße“.
    Aber die Stelle ist ja nicht einfach und oft ein Eiertanz zwischen Trägern, Bezirksamt und Senat.

  2. 2
    doa21 says:

    bin froh einen neuen aktiven Menschen in 21 begrüßen zu dürfen! Viel Erfolg Fadi, wir hören uns!

  3. 3
    Bricky Merlon says:

    Hallo liebe Leute,
    seitdem Fadi Saad im QM Moabit-Ost aktiv ist weht ein frischer Wind. Er versucht (und schafft es auch!) direkten Kontakt zu den MitbürgerInnen herzustellen und zu festigen. Klasse!

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