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Auf Spurensuche im Büro des Bürgermeisters

Ausstellungen zur NS-Geschichte aus verschiedenen Moabiter Perspektiven im Rathaus Tiergarten – verlängert bis 12. April 2018

Das Rathaus Tiergarten kennen alle – über dessen Geschichte ist hingegen nur wenig bekannt. Jetzt befasst sich eine neue Ausstellung des Mitte Museums mit der Geschichte des Ortes in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit. Das Rathaus Tiergarten war der erste Neubau, den die national­sozia­listische Kommunal­ver­wal­tung  in Berlin errichten ließ, und steht unter Denkmalschutz. Räume für Demokratie waren in dem Verwaltungs­gebäude nicht vorgesehen. Einen Saal für Sit­zungen der Bezirks­verordneten oder für die Kommunikation mit anderen Bürgervertretern gab es nicht. Ganz im Gegenteil: Gleich im Eingangsbereich befand sich eine sogenannte Ehrenhalle, mit der sich die Nationalsozialisten an hervorgehobener Stelle selbst inszenierten.

Eine der Ausstellungen im Zweiten Obergeschoss thematisiert noch weitere unbekannte Aspekte der Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes. Dazu zählt die Politik der von den Nationalsozialisten gestellten Bezirksverwaltung Tiergarten vor und während des Zweiten Weltkrieges. Die Ausstellung wurde von Mitarbeiter*innen des Mitte  Museums erarbeitet, die dazu auf Archivmaterial aus dem Landesarchiv Berlin, der Akademie der Künste und dem Bundesarchiv zurückgriffen.

Ein neuer Erinnerungsort für Moabit und Berlin                            

Interessant ist auch der Ort der Ausstellung: Es handelt sich um das ehemalige Büro des Bezirksbürgermeisters, das nun  für Projekte des Mitte Museums zur Verfügung steht. Die  Gestaltung des Büros mit hölzerner Wandvertäfelung stammt  aus der Bauzeit. Der Raum ist selbst ein „Exponat“. Erstmals seit 80 Jahren ist er nun öffentlich zugänglich.

Seit dem 8. November 2017 ist der Fachbereich Geschichte des Amts für Weiterbildung und Kultur im Bezirksamt Mitte von Berlin in den neuen Ausstellungsräumen präsent. Auch wenn die Sanierung des Mitte Museums in der Pankstraße abgeschlossen sein wird, sollen/können das frühere Büro des Bezirksbürgermeisters, das Vorzimmer und der Galerieraum im Flur mit Ausstellungen zur Bezirksgeschichte, zur Geschichte der NS-Architektur und zur Geschichte der Berliner Verwaltung in der NS-Zeit bespielt werden.

HIER DORT DAMALS HEUTE. Jugendliche aus Moabit erinnern

In den neuen Räumen wird zudem  eine erste Sonderausstellung gezeigt:  „HIER DORT DAMALS HEUTE. Jugendliche aus Moabit erinnern“ geht auf das seit drei Jahren laufende, fortgesetzte Projekt der AG Erinnern an der Theodor-Heuss-Gemein­schafts­schule in Berlin Moabit zurück. Im Mittelpunkt des Projekts und der Ausstellung steht die eigene Auseinandersetzung der Schüler*innen mit dem Holocaust. Die Jugendlichen, deren Familien aus der Türkei, dem Libanon, aus dem Irak oder aus Palästina stammen, gingen, angeleitet von ihrer Lehrerin Sabeth Schmidthals,  Wege von Emigrant*innen, Flüchtlingen und Deportierten nach, die 1933 bis 1945 Deutschland verlassen mussten.

Die Schüler*innen reisten nach Israel, Frankreich, Spanien und Polen:  ein Versuch, sich der schweren Geschichte Deutschlands zu nähern, eines Landes, dem sie sich angehörig fühlen können, aber nicht müssen. Die Kuratorin der Ausstellung, Magdalena Zagorski, hat die Schülern*inen dabei begleitet und ausgewählte Fotografien, Texte und Tonaufnahmen, die auf den Reisen entstanden, im Rathaus Tiergarten inszeniert: „Es wird darauf gesetzt, Gemeinsamkeiten, Parallelen zu ziehen, Verständnis aufzubauen. Eine Schulung der Menschlichkeit, nicht der Geschichte – für alle Beteiligten“, heißt es in dem zur Ausstellung entstandenen Text.

Die Ausstellungen  im zweiten Obergeschoss des Rathauses Tiergarten sind werktags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Verlängert bis 12. April 2018.

Text: Sigrid Schulze/Thomas Irmer

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