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Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen

In Moabit wird von dem Münchener Unternehmen Hamberger auf dem Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße ein Großmarkt als Zulieferer für Gastgewerbe geplant (siehe auch Artikel www.moabitonline.de/2308).

Die Firmengeschichte der Familie Hamberger begann 1866, als die Brüder Franz Paul und Sebastian Hamberger mit der Produktion von Schwefelhölzern den Grundstein fürdas Unternehmen legten und zur Verbesserung der Absatzbedingungen im Jahre 1911 nach München umsiedelten ( Bild Zündhölzer).

Die Tradition im Handel mit Lebensmitteln startete mit dem Salzhandel in Bayern und wurde im Laufe der Zeit zu einem Kolonialwarenhandel ausgebaut, der sich bis in die Gegenwart zu einem Großhandelsspezialbetrieb und starker Partner für Gastronomie und Handel weiterentwickelt hat.

Hamberger Sicherheits-Zündhölzer

Die Eigentümerfamilien Hamberger und Titius aus München haben sich das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße in Moabit als Standort für Berlin ausgesucht. Ausschlaggebend waren die Nähe zum Fruchthof, kurze Wege zu ihren Kunden im Berliner Stadtzentrum und der nahe Anschluss an die Stadtautobahn. Das Unternehmen will 25 Millionen Euro in die moderne neue Verkaufsfläche investieren.

Die Stadt Berlin und der Bezirk Mitte waren lange auf der Suche nach Unternehmen, die im Rahmen der EU-Förderung einen zügigen Weiterbau der Umgehungsstraße um das Gewerbegebiet nördlich der Siemensstraße möglich macht, da der Bau einer solchen durch die EU geförderten Straße sowie der Ausbau des Stadtgartens in der Siemensstraße eine Ansiedlung eines förderfähigen Gewerbes erfordert. Hamberger erfüllt dieses Kriterium und schafft, durch die arbeitsintensive Struktur des Großhandels geprägt, gleichzeitig 300 neue tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze in einem Gebiet wie Moabit mit chronisch hoher Arbeitslosigkeit.

Auf den ersten Blick scheint das Unternehmen Hamberger ein Glücksgriff für den Bezirk Mitte zu sein. Dieses wird umso klarer betrachtet man den Zustand der Kassen des Bezirkes indem Lücken allein im Bildungssektor von 10 Millionen Euro klaffen und kräftige Steuereinnahmen von Mittelständigen Unternehmen, anderswo eine Haupteinnahmequelle für die Finanzierung von staatlichen Aufgaben, in diesem Stadtgebiet weitgehend fehlen.

Aber die Großmarkthalle selbst ist zum Stein des Anstoßes geworden. Eine Bürgerinitiative Siemensstraße hat sich gegründet, die sich für den Erhalt der Pappelallee, zumindest dem nicht geschädigten 50% der Bäume ausspricht und große Probleme mit der Fassadengestaltung und der Lage der Halle hat, auch wenn diese nur 11,75m hoch und nicht 13m, wie die Initiative in einem Flugblatt mitteilt und auch nicht wie dort in einer Bildmontage dargestellt eine unbegrünte monolithische Betonfassade sondern eine mit mehreren Glasflächen unterbrochene und zu 30% begrünte Außenfläche (Bild Fassade) in der jetzigen Planung ausweist.

Fassadenelement

In dem Flugblatt wird ebenfalls beschrieben, dass sich die Zufahrt des Lieferverkehrs gegenüber der James-Krüss Grundschule befinden wird. Dabei wird verschwiegen, dass dies nur für 6 Monate der Fall sein wird, bis die Umgehungsstraße fertig ist. Gleichzeitig wird von einer starken Zunahme des Verkehrs berichtet und außer Acht gelassen, dass die Umgehungsstraße einen Großteil des neuen und alten Verkehrs auf den Bereich hinter der Halle verlegt, mit viel weniger Belastungen für die Anwohner als heute.

Ein gutes Beispiel für die Lärmminderung ist der erste Abschnitt der Umgehungsstraße im Bereich Quitzowstraße, der den Verkehr und damit auch den Lärm stark reduziert hat.

Es ist unverständlich, warum die Initiative der betroffenen Bürger es mit der Darstellung der tatsächlichen Gegebenheiten nicht so genau nimmt und an vielen Stellen Dinge behauptet, die nicht zutreffend sind, denn auch ohne die guten Sitten des fairen Umgangs zu brechen, hat der Bürger und Anwohner als ein wichtiger Faktor in der Stadt, ein unbedingtes Mitsprache- und Beteiligungsrecht, wenn es um Entscheidungen geht, die seinen Lebensraum betreffen. Dies ist rechtlich durch das Bürgerbeteiligungsverfahren sogar gesetzlich verankert.
Es stehen sich vier Spieler gegenüber. Das Unternehmen Hamberger, das sich in Berlin engagieren will und in erster Linie etwas von seinem Geschäft versteht, – der Bezirk, im speziellen die Abteilung für Stadtentwicklung des Bezirksamtes Mitte, geleitet von Stadtrat Ephraim Gothe, das mit Planungsrecht Entwicklungen anstoßen und steuern kann, – Anwohner, die sich in der Bürgerinitiative Siemensstraße zusammengeschlossen haben und sich mit der Halle vor Ihren Fenstern statt der schönen Pappelallee nicht abfinden wollen und – die Politik, die wichtige zukunftsweisende Weichen für die Entwicklung Moabits auf dem ehemaligen Bahngelände stellen muss und sich davor scheut unpopuläre Entscheidungen zu treffen, weil die Gefahr droht, in den kommenden Wahlen nicht wiedergewählt zu werden.

In der Regel, wenn es zahlreiche unterschiedliche Gruppen gibt, die sich streiten, hilft ein Kompromiss. Für die Suche nach einem solchen braucht es ein vermittelndes Element, einen Akteur, der die streitenden Parteien zu einem Dialog zusammenführt, der vermeidet, dass es Verletzungen der guten Sitten, wie Fairness und ehrlichkeit im Umgang miteinander gibt und der selbst neutral ist. Diesen gibt es aber leider in dieser Form nicht. Dabei könnte das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gruppen auch zu besonders guten Lösungen führen. Dies würde umso wahrscheinlicher werden, je konstruktiver, offener und ehrlicher sich die gemeinsame Suche aller Akteure nach guten Lösungen entfalten könnte.

Am ehesten ist diese Moderation in der Arbeit der Verwaltung zu sehen, die mit dem Verfahren der Bürgerbeteiligung diesen Part von Hause aus schon bedient, aber bei weitem nicht ausfüllt. Die Abteilungen Stadtentwicklung, Finanzen, Arbeit und Soziales haben weniger kurzfristige Interessen als die unter dem Damokles Schwert der Abwählbarkeit lebende Politik, – nur, wie jeder weiß, sind die Vorsteher der Ämter, die Stadträtinnen und Stadträte ja aus den politischen Parteien besetzt und damit leider auch selbst nicht mit zu großer Unabhängigkeit ausgestattet.

Es gibt ein paar Fakten in dieser Auseinandersetzung, die wohl keiner leugnen kann: Moabit braucht mehr Gewerbe, viele neue Arbeitsplätze, eine Umgehungsstraße, starke Partner und soll dabei gleichzeitig ein attraktiver Ort für seine Bewohner sein. Wenn wir aus der Negativspirale ausbrechen wollen, braucht es Veränderung, Dynamik und innovative Lösungen, die häufig das Ergebnis von Teamarbeit und Kooperation sind.

Die Stadtentwicklung im Bezirk Mitte hat mit der Umgehungsstraße und dem Ansiedeln von Gewerbe neben einem neuen Park in der Siemensstraße kluge Schritte für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins an dieser Stelle getan. Ein Bereich wurde entwickelt, neues Gewerbe wie Tolmien und Hellweg angesiedelt und dabei der Geschäfts- und Teile des Individualverkehrs und dessen Lärm in den nördlichen Teil des Gewerbegebiets verlegt, deren Auswirkung auf die Anwohnerstraßen durch die abschirmenden Wirkung der Gewerbebauten noch weiter vermindert wird.

Das Gewerbegebiet ist eine ökonomisch und ökologisch geniale Lösung.

Nur es bleibt die Reibung an der direkten Schnittstelle zwischen Gewerbegebiet und Wohngebiet, die Fassaden der Gewerbetreibenden und im Speziellem die Hallewand von Hamberger.

Meine persönliche Vision für den konkreten Fall der Fassade dieser Halle wären üppige hängende Gärten als eine prachtvolle floristisch ökologisch Attraktion in Moabit und für ganz Berlin, gebaut mit Mitteln von Stadtumbau-West, dem Unternehmer Hamberger, unter Mithilfe der Anwohner angelegt und ganzer Stolz von zahlreichen Bürgern, Anwohnern und des neuen Unternehmens Hamberger, die gemeinsam aus einem Problem eine zukunftsweisende Lösung entwickelt hätten.

Nachträge zum Projekt sind bis 2014 unter diesem Artikel zu finden, danach unter diesem Artikel (hier bitte auch weitere Kommentare).

257 Kommentare auf "Hamberger Großmarkt – Fluch oder Segen"

  1. 1
    Carsten says:

    Auch ich würde dazu aufrufen, nicht nur die negativen Seiten des Großmarktes zu sehen und vor allem die Fakten korrekt darzulegen. Ein Markt an dieser Stelle ist so falsch nicht, weder verkehrlich noch ökologisch. Wir brauchen auch wieder mehr innerstädtisches Gewerbe und mehr Arbeitsplätze und Steueraufkommen in Berlin (auch wenn die Steuer natürlich nicht nach Standort an die Bezirke aufgegliedert wird und dem Bezirk Mitte direkt zugutekommt, wie es im Text missverständlich heißt). Und auch die Planung und Sicherung der Umgehungsstraße mit zusätzlichen Gewerbeflächen ist durchaus eine anerkennenswerte Leistung bezirklicher Politik.
    Aber: der Markt ist halt nur sehr groß. Etwas weniger, wäre mehr. Hier verstehe ich die Bürgerinitiative. Aus dieser hohen Ausnutzung in innerstädtischer Lage erwächst auch eine größere Verantwortung für Bezirk und Bauträger, den Bau möglichst stadtverträglich zu gestalten. Das ist noch nicht ausreichend geschehen. Wenn z.B. zumindest die 180 m-Fassade auf sagen wir in der Mitte 60 m um 8 m zurückgesetzt wäre und durch ein paar Dutzend gesunde Pappel erhalten werden könnten, wäre die Nutzbarkeit der Halle kaum eingeschränkt und die Integration in die Stadt viel besser erreicht. Die Wucht der Fassade würde massiv gemildert.
    Der Verlust wären 480 qm Grundfläche, was ja leicht zu verschmerzen sein würde.
    Die Hoheit zur Bestimmung der Baugrenze liegt bei der Kommune, daran hat sich seit dem preußischen Fluchtliniengesetz auch nichts geändert. Das letzte Wort bleibt bei der BVV. Hier sollten sich Bezirk und Investor noch etwas bewegen, zum Nutzen der gesamten Ansiedlung.
    Die Fassade ist zunächst die Verantwortung des Eigentümers, auch wenn der Bezirk in einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan (ggf. in Verbindung mit weiteren städtebaulichen Verträgen) viel mehr machen kann, als im Normalverfahren. Und vielleicht kann man ja ein Gutachterverfahren veranstalten und die Fassade noch etwas ansprechender gestalten. In Moabit gibt es auch andere große Gewerbehallen, die teils direkt am Bürgersteig stehen, mit durchaus bemerkenswerter Architektur. Aber das ist wohl schon etwas her. Es fehlen vielleicht die AEGs und Löwes, die sich über eine Fassade repräsentieren wollen und die Behrens und Grenaders, die das umsetzen könnten. Aber wer weiß: Vielleicht kann Moabit mal wieder einen beachtenswerten Beitrag zur Bauaufgabe der innerstädtischen Gewerbehalle leisten?

  2. 2
    K. S. says:

    Es ist leider manchmal zu erleben, dass bei neu geschaffenen Arbeitsplätzen irgendwo anders Arbeitsplätze wegfallen: Wo kaufen denn die Berliner Gastgewerbetreibenden derzeit ein?

  3. 3
    Jürgen Schwenzel says:

    Mir erscheint die Kritik von Stephan la Barré doch etwas einseitig zu Lasten der BI Siemensstraße ausgefallen. Sicherlich hätten auf dem BI-Flugblatt (das PDF) zur Mobilisierung zur BVV im Januar einzelne Punkte sauberer formuliert werden können, wie z.B. bei der temporären Zufahrt von der Siemensstraße, oder mit einem Hinweis auf eine nicht dargestellte, weil noch offene Fassadengestaltung – und damit allerdings anders als es der Text des Artikels suggeriert, der gar schon eine konkreten Anteil begrünter Fassade quantifiziert.

    Ja, mit den Fakten ist es schwierig, nicht nur für die BI sondern auch für die anderen Seiten. Dies zeigt das Beispiel der Höhe der Halle auf, wozu der Artikel-Autor der BI falsche Fakten vorwirft.
    Eigentlich sollte so eine Höhenangabe doch ganz einfach sein. Doch welche Angabe stimmt nun? Die Angabe von 11,75 Meter von Artikel-Autor Stephan la Barré, oder die Angabe der BI im Flugblatt mit 13 Metern oder die Angabe der zulässigen Höhe im Bebauungsplan von 13,5 Metern („zzgl. 3 Meter für Aufbauten, wenn sie in einem Winkel von 60 Grad hinter die zulässige Baugrenze zurücktreten“) laut den Unterlagen zur Auswertung der frühzeitigen Bürgerbeteiligung stehen, die die Bezirksverordnetenversammlung am 25. Februar 2010 als Anlage zur Kenntnis erhalten hat, oder die Angabe von 11-13 Metern in der Begründung des B-Plans bzw. 13,5 Meter in der Darstellung des B-Plans der frühzeitigen Beteiligung oder die Höhe von 11,35 Meter bei der Infoveranstaltung im September (laut Veranstaltungsprotokoll) oder 13 Meter zulässige Höhe (ebenfalls Veranstaltungsprotokoll Infoveranstaltung September)?
    Mal schauen, was dann in den Unterlagen zur Auslegung des B-Plans stehen wird, auch wenn der genaue Wert unter diesen Varianten für die Bewertung des gesamten Vorhabens zumindest für mich unbedeutend ist. Der Aufruf von Carsten die Fakten korrekt darzulegen, sollte meines Erachtens für alle Beteiligten gelten, da haben aus meiner Sicht wir alle immer wieder „dran zu knabbern“, denn das in knackigen treffenden Worten hinzukriegen, ist kein leichtes Ding.

    Übrigens gilt es aus meiner Sicht auch das Engagement der BI-ler für den Stadtteil anzuerkennen, die damit Moabit lebenswerter mitgestalten wollen.

    Dass die Verwaltung am ehesten die Moderation zwischen den Beteiligten zur Kompromissfindung leistet kann ich nicht erkennen. Hierzu hat leider schon das Auftreten verschiedener Verwaltungsmitarbeiter gegenüber Bürgern beim Vor-Ort-Termin im September 2009 eine negative Ausgangsposition geschaffen. Anhand der Kommentierungen auf MoabitOnline zum gemeinsamen Termin der BI bei Herrn Gothe zusammen mit Vertretern von Hamberger ist eine erfolgreiche Moderation des Prozesses durch den Stadtrat in Richtung eines Kompromisses zwischen Investoreninteressen und Bürgerinteressen für mich nicht zu erkennen. Die Erarbeitung nur einer Lösung der Fassadengestaltung – und nur dazu will sich der Stadtrat laut seinem Kommentar einsetzen, erscheint offenkundig nur für eine der beteiligten Seiten einen Kompromiss darzustellen. Da hilft auch nicht der Hinweis auf die Zahl der Bäume der geplanten neuen Straße (die gehören aber zu dem Straßenbauvorhaben als Ausgleichsmaßnahme für dessen Eingriffe) und den Moabiter Stadtgarten, der aus Fördermitteln finanziert wird – nicht von Hamberger, und im Übrigen zum Zeitpunkt der letzten bezirklichen Bereichsentwicklungsplanung 2004 noch eine Grünfläche von ca. 4 Hektar aufwies und nicht 1,5 Hektar, die die jetzige Planung des Stadtgartens vorsieht. Angesichts dieser Zahlen sollten doch noch einmal Überlegungen eines Abrückens der Bauflucht von der Grundstücksgrenze mit Erhalt und Neupflanzungen von Pappeln für tote und geschädigte Bäume in die politische Diskussion mit eingehen. Denn den Beschluss für die Festsetzung des Bebauungsplans beschließen die Bezirksverordneten, nicht die Verwaltung.

  4. 4
    Martin B. says:

    Ein fieser Artikel von Herrn la Barre.
    Der Artikel klingt fast so als hätte der Verfasser sich sein Machwerk vom Investor Hamberger diktieren lassen. Die Entwicklung seit der frühzeitigen Bürgerbeteiligung wurde auf jeden Fall nicht ausreichend recherchiert.
    Sonst wüsste er, dass in den bisher veröffentlichten Plänen (frühzeitige Beteiligung) die Höhe des Gebäudes mit bis zu 13,5, Metern angegeben ist. Die von Barre angeführten 11,75 Meter Höhe hat der Investor erst im Gespräch mit Gothe und BI Siemensstraße Ende Februar konkretisiert. Da war das Flugblatt schon Wochen alt.
    Bezeichnender Weise lässt der Verfasser die riesige Größe der Halle (180 x100 Meter) außen vor. Selbst bei 30 Prozent Begrünung bleiben immer noch 126 Meter Betonfassade der 180 Meter entlang der Siemensstraße.
    Die Belastungen durch den Verkehr auf 6 Monate klein zu schreiben, klingt genauso nach Auftragsschreibe. Glaubt der Verfasser wirklich, dass März 2012 die Planstraße fertig ist. Zudem wird die Zeit der Bauphase völlig vergessen.
    Die Aussage das Gewerbegebiet sei eine ökologisch geniale Lösung ist schlicht Quatsch. Wer so was schreibt beweist eine unglaublich eingeschränkte Sichtweise.
    Der Vorwurf gegen die guten Sitten eines fairen Umgangs zu verstoßen und Dinge zu behaupten die nichtzutreffen geht erheblich zu weit. Stattdessen hätte der Verfasser doch einmal mehr sich mit Bürgerbeteiligung und Transparenz in solchen Verfahren befassen sollen. Warum das Baumgutachten bis letzte Woche keinen Bürger zugänglich war, zeigte sich jetzt in der Einschätzung eines von Bürgern befragten Gutachters: Seiner Meinung nach ist die ganze Baumreihe ökologisch unterbewertet, viele Bäume vitaler als eingeschätzt und in der Berechnung für Ausgleichsmaßnahmen deutlich unterbewertet.
    Die Art und Weise wie in diesem Artikel einseitig dem Investor Hamberger das Wort geredet wird, ist schwer erträglich. Dass der Schreiber la Barre nicht in alle Richtungen recherchiert eine journalitische Sünde. Wer so schreibt, sollte nicht weiter veröffentlichen.

  5. 5
    Norbert Onken says:

    Fluch oder Segen? Um in der Terminologie zu antworten: Sünde, Stephan, Bausünde. Die dritte Sünde nach Tolmien und der Hellweg – Fassade zur Quitzowstraße.

    Ja, richtig, die Fakten sollten korrekt dargestellt werden.

    Ganz so einfach ist das aber nicht. Die zu schaffenden Arbeitsplätze z. B. wurden uns mal mit 200 (Sitzung des Bauausschusses vom 29. 4. 2009), mal mit 250 – 300 (Bebauungsplanentwurf), mal mit ca. 300, (Bürgerinformationsveranstaltung 28. 9. 2009 ) beziffert.
    Bezüglich Voll – oder Teilzeit, bezüglich Tarifgebundenheit war auf mehrfache, von uns in einem Gespräch mit dem Geschäftsführer der Fa. Hamberger, Herrn Titius, vorgebrachte Anfragen nichts zu erfahren; er antwortete nicht darauf.
    „ …300 neue tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze …“ Woher weißt Du das?

    Auch über die Höhe des Gebäudes liegen unterschiedliche Angaben vor, das schwankt zwischen 11,75 m und „ca. 11 – 13 m zuzügl. technischer Aufbauten“

    Das Baumgutachten stand uns monatelang nicht zur Einsicht zur Verfügung. Viele Pappeln seien krank, hieß es, etliche verkehrsgefährdend – – und im Ohr haben viele von uns noch, daß auf die Frage nach dem Gesundheitszustand der Pappeln auf der Höhe des künftigen Stadtgartens der schlichte Bescheid kam, die seien gesund. – Eine Auskunft übrigens, die in dem von der Veranstaltung erstellten Protokoll nicht mehr auftauchte.

    Die Verfertiger des Umweltgutachtens bemerkten nicht, daß auf dem zu bebauenden Gelände Nachtigallen leben, brüten, singen.

    Die Größe des Gebäudes, vielfach kritisiert, wurde auf Nachfrage begründet mit einem prospektiven, erwarteten ( ich behaupte: bestenfalls erhofften ) Ausmaß des Geschäfts. – Wie Unternehmer da irren können, erleben wir alle Tage, nicht erst in der gegenwärtigen Finanz – und Wirtschaftskrise.
    (@ K.S.: Unsere Frage, ob Berlin denn bislang unterversorgt sei mit Gastronomiebedarfs – Artikeln, in Pankow gebe es doch erst seit Kurzem einen Großmarkt auf ca. 5000 – 6000 m², wurde dementsprechend beantwortet mit Hinweisen auf Wachstum in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Tourismus)

    Verkehrsberuhigung: Anders als für das östliche Ende der Quitzowstraße (prognostiziert ca. 500 Fahrzeuge ) liegen für diesen Teil der Siemensstraße Verkehrsprognosen vor, die von einer Frequenz von ungefähr 5000 bis 7000 Fahrzeugen sprechen. Das wäre zwar deutlich weniger als heute, aber noch lange nicht wenig.
    (Insofern ist das kein gutes, wie es in Deinem Artikel heißt, sondern ein schlechtes Beispiel.)

    Hängende Gärten: Sollte man nicht spätestens hier mißtrauisch werden gegenüber dem Beruhigungsgesang des Baustadtrats und des Investors? Oder sollen wir das einfach glauben, daß uns Moabitern hier das Replikat eines der Sieben Weltwunder vor die entzückten Augen gebaut wird?
    Die Südfassade des Hellweg – Baumarktes ist übrigens auch segmentiert, „strukturiert“, und das Tolmien – Prunkstück zeugt von erheblichem farblichen Gestaltungswillen…

    Ist, fragen wir uns, dieser Kasten von 180 X 100 X 11,75 (wenn denn diese Höhenangabe die richtige sein sollte), mit geschminkter Südfassade, tatsächlich die einzige Form, in der hier ein Architekt einen Großmarktbau konstruieren kann?
    Und die Darstellungen des Entwurfs: So also soll es aussehen? Wie solche Architekturzeichnungen zu lesen sind, wird besonders schön deutlich an einem anderen Moabiter Beispiel: http://www.berlin.de/imperia/md/content/bamitte/plang/buergerbeteiligung/07-04-08/1_43ve_projektdarstellung_021_3_1.pdf
    Auch zu dem Projekt Hamberger gibt es, von einem anderen Büro erstellt, einen hübschen Entwurf:
    http://karlarchitekten.de/index.php?option=com_content&task=view&id=59&Itemid=91
    Dort wird die Stromstraße fast zur Piazza, auf der spärlich befahrenen Kreuzung haben bei schönstem Frühlingswetter luftig gekleidete, kecke Damen Muße, schicken Herren hinterherzuschauen, hier liegt, grün- und blütenumrankt, ein Großmärktchen an einer kaum befahrenen Straßeneinmündung der Siemensstraße.
    Ist das eine genaue „Darstellung der tatsächlichen Gegebenheiten“ und gemäß den „guten Sitten des fairen Umgangs“?

    Und wenn Du schreibst, Stephan, von einem „… unbedingte(n) Mitsprache- und Beteiligungsrecht, wenn es um Entscheidungen geht…“ das „… rechtlich durch das Bürgerbeteiligungsverfahren sogar gesetzlich verankert“ ist,
    was sollen wir Anwohner denn dann halten von einem Verfahren, in dem uns von vornherein mitgeteilt wird, die Größe, die Kubatur, die Position des Gebäudes seien nicht verhandelbar?
    Was sollen wir halten davon, daß unser Stadtrat Gothe sich allenfalls Bürgerbeteiligung vorstellen kann bei der Aufhübschung der Südfassade, die uns aber zu nahe tritt?
    Was wäre, wenn wir eines Tages feststellen müßten, daß hinter all den „betrieblichen Notwendigkeiten“, den sonstigen „Begründugen“ für diesen Riesenkasten, die uns genannt werden, eigentlich ein ganz anderes Interesse steckt? Etwa das der Bahn, das Grundstück so lukrativ wie irgend möglich zu vermarkten? Steckt uns nicht noch der Meh – Dorn im Fleische?

    Wie nennt man das eigentlich, wenn jemand die Notlage jemandes andern (Arbeitsplatzmangel) nutzt, um ihm für Abhilfe nicht-verhandelbare Bedingungen zu diktieren? Fluch? – Nee, paßt nicht.
    Segen? Paßt auch nicht…

    – Das mit der „ökonomisch und ökologisch geniale(n) Lösung“ – – dem Genius, der dahinter steckt, ist immerhin Hamberger/Gothes Weltwunder adäquat.
    „mehr ist dazu nicht zu sagen“ (H. Heissenbüttel)

    Zum Schluß: Die BI Siemensstraße hat weder Parteistatut noch Vereinssatzung. Einfach initiative Bürger, nicht unbedingt ( welt-)wundergläubig, sondern eher geneigt, sich selber ein Bild zu machen von dem geplanten und .gemalten Bau. So falsch wie Du glaubst ist unser Bild nicht; geh‘ doch mal spazieren am Ende der Quitzowstraße.

    Eins noch: Ich hab’s einfach satt, bei jedem Pieps gegen die bauliche Gestaltung des Projekts Hamberger indirekt, wie auch von Dir, oder direkt vorgeworfen zu bekommen, ich gefährde Arbeitsplätze, verhindere Gewerbeansiedlung. Sind unsere Lokalpolitiker Papiertiger? Ist der gestalterische Spielraum so gering, der Druck so groß, der Bezirk so gepreßt?

  6. 6
    vilmoskörte says:

    Es ist ein hässlicher, architektonisch wenig anspruchsvoller Blechkasten erheblicher Größe, der dort gebaut werden soll. Das reißen die wenigen „Schmuckelemente“ zur Fassadengliederung – die vertikalen Bänder aus Glas (2 Mal) oder aus Keramikziegeln grau (3 Mal) – die die Architekten dort vorgesehen haben, echt nicht raus: es bleibt in großen Teilen der Blick auf einen riesigen Baukörper aus „Glattblech Alunatur“, und das dann 3 Etagen hoch und zwischen den „Schmuckbändern“ jeweils 2 Häuser breit. Es scheint offensichtlich, dass Hamberger für die äußere Gestaltung nicht viel investieren möchte.

    Architekten, die so etwas bauen, müssen verpflichtet werden, gleich gegenüber einzuziehen, damit sie den ganzen Tag auf den Mist schauen, den sie verzapft haben. Stadtplaner, die das genehmigen, ebenfalls.

  7. 7
    H. E. says:

    @ Artikel von Stephan La Barrée

    Ist doch merkwürdig: Erst ist monatelang von Ihnen nichts zum Thema Großmarkt zu hören und dann kommt von Ihnen von weit her aus dem Stephankiez fast genau 24 Stunden vor der Bauausschuss-Sitzung im Bezirksamt ein Artikel, der wie eine einzige Rechtfertigung für das Verhalten der Abteilung Stadtentwicklung und ihres Stadtrates Ephraim Gothe (SPD) klingt.

    Mit Verlaub, Herr La Barrée, Ihr Artikel liest sich, als ob ihn die Abteilung Stadtentwicklung selbst geschrieben hat. „Eine einzige Peinlichkeit“ ist noch eine nette Bezeichnung dafür. So wie ich die Moabiter kenne, haben Sie sich und Herrn Gothe damit keinen Gefallen getan.

  8. 8
    vilmoskörte says:

    KARL Architekten, die die Pläne für Hambergers Blechbüchse liefern, schreiben auf ihrer Homepage:

    „Ein Gebäude ist oft ein Kompromiss aus Funktionalität, Ökonomiew, Standards und Sicherheit“.

    Dieses Motto sagt alles, von denen bekommen wir nichts Besseres.

  9. 9
    K. S. says:

    Ich wollte den Verfasser des Artikels nicht als erster so direkt angehen, aber einige Passagen klingen auch in meinen Ohren wie eine Selbstdarstellung des Unternehmens.

  10. 10
    Taylan Kurt says:

    Ich kann es nur begrüßen, wenn sich in einem strukturschwachen Gebiet wie Moabit Unternehmen ansiedeln wollen und Arbeitsplätze schaffen. Wir reden hier nicht von 5 oder 10 Arbeitsplätzen sondern von 300! Daher finde ich es auch nicht richtig, von vornherein die Baupläne des Investors zu kritisieren. Sie sind im Gegenteil zu begrüßen und der Investor nicht zu vergraulen. Wir in Moabit haben diese Arbeitsplätze am nötigsten; man gehe doch bitte in die Berlichingenstraße und gucke sich tagtäglich die Schar von Arbeitssuchenden Menschen an, die gerne arbeiten möchten. Ich finde es im Übrigen absolut unsinnig, sich mit Luxusproblemen wie der Fassadengestaltung oder Fassadenhöhe zu beschäftigen und daraus ein Politikum zu machen. Die Menschen, die das kritisieren haben ihre Bürgerinitiative, aber die schweigende Mehrheit der Menschen, die sich jede 2 Wochen im Jobcenter blicken lassen kann und gerne hier im Kiez arbeiten gehen möchte, die sich über jeden Arbeitsplatz freut, die hat keine Bürgerinitiative. Dies gebe ich zu beddenken, damit Individualinteressen einiger weniger nicht die Mehrheitsinteressen verdecken.

  11. 11
    vilmoskörte says:

    @ Taylan Kurt: Die Menschen HABEN keine Bürgerinitiative, sondern sie SIND eine. Es steht jedermann frei, nicht zu schweigen, sondern sich mit anderen zusammenzutun und selbst INITIATIV zu werden.

    Fassadengestaltung ist KEIN Luxusproblem. Immerhin prägt das, was die Architekten bauen, jahrzehntelang das Erscheinungsbild unsere Städte. Seltsam, dass früher Industrie- und Gewerbearchitektur immer auch hohe gestalterische Qualität hatte, die auch hundert Jahre oder mehr überdauert. Gerade in und um Moabit herum gibt es viele vorbildliche Beispiele. man denke an die Werk von Grenander, Behrens, Hans-Heinrich Müller, um nur ein paar der Architekten zu nennen.

  12. 12
    H. E. says:

    @ Taylan Kurt

    Weil ich diese Deine Meinung schon oft gehört habe, hier mal die folgende Geschichte:

    Nehmen wir an, Du arbeitest bei einem Großhändler für Lebensmittel oder Getränke. Z. B. bei einem der 300 Großhändler auf dem Beusselmarkt oder den vielen kleineren Großhändlern, die irgendwo in Moabit, Wedding oder Charlottenburg sitzen, die man aber garnicht so richtig bemerkt, weil es eben keine Großmärkte sind sondern die üblichen mittelständischen Großhändler. Bei denen kaufen zur Zeit die Hotels, Restaurants, Kneipen usw. ein.

    Und nun macht an der Siemensstraße ein neuer Großhändler für Lebensmittel und Getränke auf mit einer Verkaufsfläche von 14.000 m² (so groß wie 2 x die Spielfläche im Olympiastadion). Nun beginnt das Problem: dieser Großmarkt kann wegen seinen großen Mengen seine Waren viel günstiger einkaufen als die mittelständischen Großhändler und deswegen kann er auch seine Waren viel günstiger an die Kunden weitergeben.

    Was glaubst Du wohl, was dann mit Deinem bisherigen Arbeitsplatz passiert? So schnell, wie bei Deinem Arbeitgeber der Umsatz zurückgeht, kannst Du garnicht gucken. Und so schnell, wie Du deswegen Deinen Arbeitsplatz los bist, kannst Du noch nicht mal zum Jobcenter rennen.

    In meinen Augen ist dieses ganze Getöse mit den 310 Arbeitsplätzen die reinste Bauernfängerei.

  13. 13
    Carsten says:

    @ vilmoskörte: Wie kommst du darauf, dass eine Blechfassade geplant ist? Das stimmt nicht, genausowenig sind „Karl Architekten“ beteiligt. Dass eine andere Fassade geplant ist, wurde hier doch schon mehrfach klargestellt. Auf der Karl-Seite ist irgendeine Vorplanung für irgendeinen fiktiven Standort von irgendwann zu sehen, aber das ist nicht der Stand, der von Kühnl etc. Architekten in der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zu sehen war. Auf dieser Basis muss man diskutieren.

  14. 14
    R@lf says:

    Wie kommt eigentlich irgend jemand auf die völlig absurde Idee, daß, selbst wenn es diese strittigen Arbeitsplätze geben würde (was ich mal bezweifele, solange ich kein unterschriebenes, doppelt tarifabgesichertes Dokument sehe), daß diese Arbeitsplätze ausnahmslos oder auch nur überwiegend AN MOABITER_INNEN vergeben würden? Wie weltfremd muß mensch sein, um sowas zu glauben???
    Kommt mal runter von Eurer mondsüchtigen Traumtänzerwanderung!

    Zudem gebe ich H.E. völlig recht, daß Arbeitsplätze die an der Siemensstraße entstehen NOTWENDIGERWEISE irgendwo anders in der Stadt wegbrechen MÜSSEN. Eben genau beim kleineren Großhandel, der nicht mehr mithalten kann. Und es werden wahrscheinlich MEHR als diese 300 sein, denn ein Großunternehmen arbeitet immer personalrationeller (also mit weniger Leuten) als (viele) kleinere.
    Steuertechnisch dürfte das Abenteuer auch nicht mal ein Nullsummenspiel sein, sondern ein STEUERVERLUST für Berlin, weil die großen Fische es besser verstehen, ihre Steuern wegzurechnen oder sonstwie zum Verschwinden zu bringen, als die kleineren. Die Rechnung zahlen wir am Ende alle, weil viel Kleinvieh eben mehr „Mist“ macht als ein paar Großviecher. Darum tun sich die Oberen ja immer so schwer für die breite Masse der NiedrigverdienerInnen die Steuern zu senken – das haut nämlich am meisten ins Kontor. Und wenn das Business nicht so funzt wie sich das HAMBERGER ausmalt, dann werden der Politik die Subventionsdaumenschrauben angelegt werden, weil ja gleich auf einen Schlag 300 Arbeitsplätze „in Gefahr“ sind und nicht „nur“ 15 oder 30 bei ner „Klitsche“.

  15. 15
    vilmoskörte says:

    @Carsten: Da hast du recht, ich habe wohl voll daneben gegriffen. Der Entwurf von Kühnl & Co. ist ja schon etwas menschenfreundlicher. Aber auch er hat, wie der Businesskaspar heute so zu sagen pflegt, Potenzial für Verbesserungen, um die gleichförmige Aneinanderreihung der immer gleichen Fassadenelemente zu durchbrechen und das ganze lange Gebäude nicht als einen riesigen grauen Kasten erscheinen zu lassen. Insofern finde ich deinen unter Kommentar 1 gemachten Vorschlag, das mittlere Drittel der Fassade um ein paar Meter zurückzusetzen, sehr gut.

  16. 16
    taylan kurt says:

    @ …: Ich glaube nicht, dass die Kleinhändler an der Beusselstraße pleite gehen werden. Berlin wächst wirtschaftlich auch im Gastronomiebereich, d.h. es gibt auch einen höheren Bedarf an Lebensmitteln. Des weiteren ist der Großmarkt ernsthaft nicht mein Problem; es handelt sich hier um ein landeseigenes Unternehmen, was ggf. mit öffentlichen MItteln gestützt werden kann. Für mich hat die wirtschaftliche Entwicklung MOabits oberste Priorität und ich halte daher Fragen der Fassadengestaltung für zweitklassig. Über so etwas kann man erst reden, wenn das Gebäude schon da ist und 300 Menschen mehr Arbeit haben. Wir haben in MOabit seit der Wende 9000 Arbeitsplätze verloren, eine extrem hohe Arbeitslosigkeit, landen regelmäßig in allen MOnitorings des Senats auf einem der letzten Plätze und befinden uns hier in einem extrem sozial schwachen Gebiet. Und da leisten wir uns also den Luxus(ja, es ist ist ein Luxusproblem!) über Fassadengestaltung zu diskutieren.So etwas kommt bestimmt nicht von Menschen, die jede 2 Wochen zum Jobcenter in die Berlichingenstraße müssen und die gerne wohnortnah jede Arbeit annehmen würden. Ob die Fassade nun kunsthistorisch wertvoll ist ist oder nicht, kann sowieso nur die Geschichte zeigen. Außerdem soll das ganze kein Museum oder Designcenter, sondern ein Großmarkt werden.

  17. 17
    Sven says:

    Wenn Hamberger ganz nah bei seinen Kunden sein will, warum baut er denn nicht auf dem Schloßplatz in Mitte. Da ist er ganz nah an den Restaurants und neuen Hotels dran, es müßten keine Bäume fallen und es gibt in der Umgebung auch keine nörgelden Anwohner, die sich Sorgen machen um die negativen sozialen, ökologischen, gesundheitlichen, verkehrstechnischen und stadtplanerischen Auswirkungen des neuen Großmarktes und die noch darauf hoffen, daß ihnen richtig zugehört wird. Nicht so wie in der ersten Bürgerbeteiligung, wo die Eingaben der Bürger sehr von oben herab ignoriert wurden.

  18. 18
    K. S. says:

    Betrifft den letzten Beitrag von taylan kurt:

    Es geht nicht um die Kleinhändler an der Beusselstraße, sondern um die jetzigen Zulieferer der Berliner Gastronomie. Ich fress nen Besen, wenn der Großmarkt dort nicht zum Arbeitsplatzabbau führt. Für mich hat die Lebensqualität oberste Priorität, dabei ist das finanzielle Einkommen ein (zweifellos wichtiger) Faktor unter mehreren. Wer heutzutage mit dem „Slogan „Ich schaffe Arbeitsplätze“ herumwedelt, besitzt offensichtlich die Zauberkraft des *a*t*n*ä*g*r* von Hameln.

  19. 19
    Carsten says:

    Man kann den Großmarkt mögen oder nicht. Die unterschiedlichen Meinungen sind völlig legitim. Dem Markt aber per se Arbeitsplatzeffekte abzusprechen, ist kaum nachvollziehbar. Dass nicht 310 AP in der Bilanz zusätzlich entstehen, ist klar. Genauso klar ist aber, dass es schon eine ganze Menge zusätzliche Arbeitsplätze sein werden und dass sicher viele Moabiter und Weddinger hier arbeiten werden (aus Dahlem werden sie kaum kommen). Die AP-Anzahl im Großhandel ist doch keine feste Größe in Berlin, genausowenig wie in jedem anderen Wirtschaftssektor. Ein neuer Betrieb führt ja nicht zwangsläufig zur Abnahme an anderer Stelle, sonst gäbe es ja niemals wirtschaftliche Dynamik, sonst müsste man ja jede Neuansiedlung in einem bestehenden Sektor abwehren. (Andersherum: Dadurch, dass Hertie und Woolworth weg sind, entstehen ja auch nicht einfach genauso viele AP woanders. Nein, die Arbeitsplätze sind schlicht weg!) Muss man heute im Zeitalter der simplen Erlösungstheorien Neoliberalismus und Neosozialismus die ganz einfachen Weisheiten marktwirtschaftlicher Volkswirtschaftstheorie neu erklären? (Ja, auch in der Politik, ja, auch bei Bankern, um die üblichen Repliken abzufangen.)
    Neue Wettbewerber schaffen auch neue Arbeitsplätze, gerade wenn sie ein besonders profiliertes neues Angebot haben indem sie durch neue Innovationen neue Nachfrage schaffen (da ist die Berliner Gastronomie qualitativ ja durchaus verbesserungsfähig) und in dem es anderen Wettbewerben Monopolgewinne wegnimmt. Ich denke hier doch viel eher an die viel größeren Giganten Metro, Selgros und Konsorten, die vielleicht ein paar Euro weniger an ihre Eigentümer abführen werden, ohne dass es dort zu AP-Abbau kommt. Die Handelsfläche für Großhandel in Berlin ist schon riesig, aber sie wird nachgefragt. Hamberger bringt hier nur Verschiebungen von ein paar Prozent. Da bleibt genug Platz für die kleineren spezialisierten Händler im Kiez. Und außerdem sollte man sich mal ein paar Zahlen vor Augen halten: Der Berliner Großhandel hatte 2008 ein nominales Umsatzplus von 15,8 %! Die Beschäftigtenzahl nahm um 4,1 % zu (sogar 6,5 % bei Vollbeschäftigten, die Teilzeitbeschäftigten gingen dagegen deutlich zurück!) Der Umsatz im Großhandel hat von 2005 auf 2008 um 37 % zugenommen, die Beschäftigten um 16 %. Auch die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe steigt seit 4. Q. 2009 nach krisenbedingtem Rückgang wieder. Für das Berliner Tourismusgewerbe, das ja auch ein wichtiger Nachfrager ist, war 2009 das beste Jahr seit Erfindung der Statitik. Da ist schon ein bisschen Kuchen zu verteilen. Der Umsatz der Gaststätten und Restaurants hat von 2005 auf 2008 um 19 Prozentpunkte zugenommen. All das soll man mal in anderen Wirtschaftsbranchen finden, dort kann man ja im Vergleich in Berlin nur weinen. Also: Ich finde den Markt hier durchaus richtig, nur kleiner und stadtverträglicher muss er sein. Arbeitsplätze sind ein Argument, das kann man nicht wegdiskutieren. Aber sie sind nur ein Punkt neben Ökologie, Stadtverträglichkeit und Verkehrsbelastung, die man gegeneinander abwägen muss. Hier sollte man die unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen einzelne Personen bei der Abwägung kommen, auch einmal ohne böse Unterstellungen akzeptieren.

  20. 20
    H. E. says:

    @ Taylan, Kurt

    Die 300 Händler auf dem Großmarkt an der Beusselbrücke sind keine Kleinhändler, sondern einzelne Großhändler, die auf dem Großmarktgelände von der Großmarkt GmbH Räume gemietet haben. Das Gelände und die Gebäude gehören der Stadt und die Großmarkt GmbH ebenfalls, aber letztere ist nur für das Gelände, die Bauten und deren Vermietung zuständig.

    Ansonsten: es geht nicht nur um die Fassaden, sondern um die vielen negativen Auswirkungen auf Moabit, i. e. auf den vorhandenen Großhandel, auf die vorhandenen Arbeitsplätze, auf den Verkehr, auf die Umwelt, auf das sommerliche Klima, auf den geplanten Park nebenan, auf die Schule gegenüber und auf die Bewohner. Es gibt unendlich viele Gründe, die aus der Sicht der Bewohner gegen dieses Vorhaben an dieser Stelle sprechen.

    Dein Problem ist leider, dass Du zu wenig über dieses Vorhaben weißt. Ich empfehle Dir, mal alle Artikel und Kommentare zu den verschiedenen Großmarkt-Seiten auf Moabit Online nachzulesen, zu den Sitzungen der Bürgerinitiative zu gehen und Dich mal in die Siemensstraße zu stellen und Dir vorzustellen, dass die Betonfassaden ca. von der Waldstraße über die Emdener Straße hinweg bis zur James-Krüss-Grundschule reicht und von der Siemensstraße fast bis zu den Bahngleisen. Wahrscheinlich denkst Du danach ganz anders.

  21. 21
    Rané says:

    Arbeitsplätze entstehen durch den Mittelstand und nicht durch die Groß-Industrie. Und mehr als nötig können wir auch nicht
    zu uns nehmen (Gastronomie) nur bessere Produkte (Bio). Das Marktsegment Ernährung ist bei uns gesättigt, da steht eher die Hilfe für andere Länder an.

  22. 22
    R@lf says:

    @ Carsten

    Hab ich da nicht noch Krisengerede von der METRO im Ohr? (die ja auch nicht allzuweit entfernt von Moabit zwischen Siemensstadt und Spandau liegt). Ich meine die Märkte hatten Umsatzrückgänge.

    Außerdem ist es doch völlig illusorisch, weiterhin auf unendliches Wachstum in Berlin zu setzen: woher soll denn das alles kommen? Die IBB hat gerade einen Bericht herausgegeben, der ausführt, daß die Belastungen der Berliner Haushalte mittlerweile (von GutverdienerInnen mal abgesehen) am Anschlag ihrer Zahlungsfähigkeit angekommen sind.
    Und das alles sollen die Touris rausreißen? Wieviel Tausende Kneipen, Restaurants und Hotels etc. sollen denn zu den bisherigen Unmengen noch dazukommen? Jedes Haus ne Budike??
    Also Leute, ich glaube Ihr macht Euch ganz schöne Illusionnen und fallt auf Euer eigenes Marketing-Geklingel und -Geklüngel rein.

  23. 23
    L.E. says:

    Meine Gedanken beim Lesen der Kommentare:
    1. Typische Nachkriegs-Berliner Motzhaltung. Gerade in solchen alten Westkiezen sind sehr viele Leute immer noch mental in der Zeit zwischen 61 und 89 stecken geblieben. Berlin war mal eine sehr unternehmerisch getriebene Stadt. Sie wuchs, das Shanghai der 19 Jahrhunderts, aus dem Nichts und in kurzer Zeit. Was ist bloss daraus geworden? In Teilen:Ein Sozialzoo für Defätisten – hier kann man in besichtigen. Mit der Einstellung, die hier zum Ausdruck kommt, wäre Berlin heute noch ein Stück „brandenburg-peussische Streusandkiste“.
    2. Dazu passt: Das ökonomische Grundverständnis ist nahe null: „Die Arbeitsplätze müssen notwendigerweise irgendwo anders wegfallen“. Und so weiter. Eine Unterstellung, zugegebenermassen: Aber hier schreiben sich strukturkonservative („früher war alles besser“, „Veränderung ist tendenziell scheisse“) Leistungsempfänger, die im Leben nicht die Kraft oder die Ideen hätten, selbst etwas unternehmerisch auf die Beine zu stellen, ihre traurige Lebenseinstellung vom Leib.

  24. 24
    Sven says:

    Hier geht es nicht um ein Berliner Nachkriegsgemotze. Gegen diesen Größmarkt stehen ganz aktuelle Argumente, insbesondere was die Ökologie angeht. Aufgrund der zu erwartenden Klimaveränderungen und damit eine Temperaturerhöhung sollte man bei neuen Planungen genau hinsehen, wo man wie und was baut. Mit diesem Großmarkt werden bodennahe Kaltluftströme und die Frischluftschneise aus den Parkanlagen im Norden, die für das klimatisch hochbelastete angrenzende Wohnquartier zur Durchlüftung extrem wichtig sind, unterbrochen. Es gibt für diese Fläche auch bessere Baualternativen, die einerseits Gewerbe schafft und dabei auch die Ökologie berücksichtigt, wo die Bäume stehen bleiben könnten, wo die Frischluftzufuhr nicht unterbrochen würde und die auch Arbeitsplätze schaffen könnte. Werft mal alle einen Blick in den Umweltarlas, der besagt, daß das angrenzende Wohngebiet hoch belastet ist und als Maßnahmen für diese Stadtquartiere wird empfohlen, daß Freiflächen zu erhalten sind und/oder neu zu schaffen wären, keine weitere Verdichtugn stattfinden sollte, Verbesserung der Durchlüftung und Erhöhung des Vegetationsbestandes, Entsiegelung und ggf. Begreünung der Blockinnenhöfe. Dort wird also genau, als politische Absichtserklärung, das Gegenteil von dem beschrieben, was auf dem gelände derzeit geplant wird.
    Zudem möchte ich doch darum bitten, bei der Sachdiskussion zu bleiben und nicht persönlich beleidigend zu werden. Dadurch wird keine Lösung für das Problem „Hamberger und ein Bauvorhaben, daß eigentlich zu groß für dieses kleine Grundstück ist“ gefunden.

  25. 25
    Sven says:

    Leider sind mir ein paar Fehler unterlaufen. Es geht um den Umweltatlas dann um Verdichtung und um Begrünung, etc.. Aber wenn mich was aufregt, dann wird die Schreibweise nebensächlich.

  26. 26
    Carsten says:

    @R@lf: Niemand in Berlin geht von unendlichem Wachstum aus. Das wäre ja absurd. Die letzten zwei Jahrzehnte brachten ein katastrophalen Rückgang sowohl im industriellen und öffentlichen Sektor. Wenn es nun wenigstens in einem klitzekleinen Bereich ein wenig Wachstum zum Ausgleich gibt, sollte man das immerhin auch freudig zur Kenntnis nehmen. Auch in Tourismus- und Handelsbereich wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, aber dass noch ein paar Hundert Arbeitsplätze im Großhandelsbereich, der insgesamt mit allen Sektoren mehr als 20.000 AP in Berlin bietet, nach schwierigen Jahren auch wieder drin sind, sollte man mal annehmen. Einem Unternehmen, dass ja im Übrigen keiner der Megakonzerne ist und durchaus innovative Konzepte liefert, sollte man schon die Chance gaben. Wie schon oft gesagt, muss das halt nur in den richtigen baulichen Formen geschehen.

  27. 27
    R@lf says:

    @ L.E.

    Hier lässt offenbar einer seinen Frust ab, daß nicht die Industrie- und Handelskammer selbst den Regierenden Bürgermeister stellt. VertreterInnen dieser Wirtschafts- und Betonfraktion haben den Karren in Berlin schon mehrfach vor die Wand gefahren: das ist die Situation die wir heute als BürgerInnen Berlins ausbaden dürfen.

    Die Diktion dieser Rede läßt an Franz-Josef Strauß denken – ein Zerrspiegel der wirklichen Welt.
    „Sozialzoo für Defätisten“, „strukturkonservative Leistungsempfänger“, „traurige Lebenseinstellung“ etc. das ist der Griff in die schmierigste Demagogenkiste. Widerlich.

    Was mich betrifft, habe ich jedenfalls im Leben noch nie ne müde Mark vom Staat bezogen (an der Stelle wo ichs mal krankheitsbedingt nötig gehabt hätte, waren immer nur Löcher im sog. sozialen Netz) und bin u.a. als Unternehmer jahrzehntelang tätig gewesen. Kiekste, wa?

    An Ideen fehlts mir fürwahr nicht, aber bei solchen Leuten fällt mir einfach nix mehr ein…

    @ Carsten

    Kein mensch hat hier was gegen zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten, die Menschen ein Leben in Würde ermöglichen. Nur treffen hier augenscheinlich zwei verschiedene Einschätzungen aufeinander. Immerhin gestehtst Du zu, daß das Wachstum nicht endlos sein wird. Ob in der Krisenhaftigkeit dieser Gesellschaft jedoch überhaupt noch ein relevantes Wachstum nach konservativen Gesichtspunkten zustande kommt, ohne daß es weiter auf Kosten der sozial schwächer gestellten Mitglieder dieser Gesellschaft geht, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.

    Sicher ist Hamberger keiner der Dinosaurier und vielleicht sogar in gewisser Weise „innovativ“, aber es ist eine Dinosaurierhalle, die zudem noch auf Kosten eines sozialökologischen Bürgerparks dort vor den Nasen der AnwohnerInnen architektonisch unsensibel aufgetürmt wird. Mit dem BürgerInnenpark wurde zunächst den Leuten der Mund wässerig gemacht. Was jetzt bleibt, ist eine Beton- und Asphaltwüste mit einem Handtuch Grünanlage auf einem Gelände, wo vorher viel Grün gewesen ist (ich habe es jahrelang fotografisch dokumentiert).

  28. 28
    H. E. says:

    Stephan La Barrè hat uns mit seinem obigen Artikel insofern einen großen Gefallen getan, als er auch ein Luftbild von Moabit mit darin eingetragener Großmarkthalle ins Netz gestellt hat.

    Zur Erläuterung: Das große blaue Rechteck ist die Großmarkthalle, das schmale Rechteck rechts ist die Anlieferzone für 100 schwere LKW täglich, die gezackte Fläche links von der Halle ist das Dach über den 291 Kundenparkplätzen.

    Spätestens, wenn man die Dimensionen der Halle mit der umgebenden Stadtstruktur vergleicht, sollte klarwerden, dass ein derartiges Bauwerk nicht an diese Stelle gehört, sondern dass eine kleinteilige Gebäudestruktur wie ein Gewerbe- und Technologiepark besser wäre.

    Dieser könnte an der Siemensstraße Gebäude mit Büros, Labors, Studios u. ä. und zur Bahn hin Gebäude für Lager, Werkstätten und Handel haben. Direkt an der dann verkehrsberuhigten Siemensstraße sind auch soziale Einrichtungen denkbar. Und die zwischen den Gebäuden liegenden Erschließungszonen (Wege, Fahrstraßen, Parkplätze) könnte man mit Straßenbäumen bepflanzen.

    Auf jeden Fall kann man damit fast alle negativen Auswirkungen vermeiden, die der Großmarkt voraussichtlich produzieren wird.

  29. 29
    Guido says:

    Aber gibt es für eine kleinteilige Gebäudestruktur wie ein Gewerbe- und Technologiepark auch Nutzer? Wo sollen denn die Büros, Labors, Studios u. ä. mit Lager, Werkstätten und Handel herkommen? Ich könnte mir da auch prima eine Grünfläche vorstellen. Oder ein Riesenrad. Aber weder das eine, noch das andere sind marktfähig, gleiches gilt für einen kleinteiligen Technologiepark. Luftschlösser für Moabit!

  30. 30
    H. E. says:

    @ Guido

    Könntest Du die Gründe vielleicht irgendwie konkretisieren, warum Du für einen kleinteiligen Gewerbe- und Technologiepark an dieser Stelle keine Chance siehst?!

    Im übrigen kann so etwas nach Bedarf peu à peu entstehen, es muss nicht über Nacht hingeklotzt werden. Und da der Standort zentral und an der Ringbahn liegt, ist er in der Zukunft hervorragend für sowas geeignet, da die Zeit kommen wird, wo kurze Wege zählen und wo sich der innerstädtische Autoverkehr von selbst erledigt hat.

    Mit Siemens, Atotech, BMW (bleibt länger an der Huttenstraße als bisher vorgesehen), dem Technologiepark zwischen Alt Moabit, Stromstraße und Spree und der TU am Rande ist Moabit eh schon Technologiestandort. Warum soll da nicht mehr gehen?

  31. 31
    K. S. says:

    Ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, Partei für Metro oder ähnliche Hambacher-Konkurrenten ergreifen zu wollen. Dass ein kleinteiliger Park mit vielen Firmen entstehen könnte, sehe ich leider auch als unrealistisch an. Allerdings kenne ich so einige Brachflächen in der Gegend, wo kein Wohnkiez unmittelbar angrenzt. Zumindest sollten sich die Politiker nicht blenden lassen von unbelegten Versprechungen, und die Natur-Ausgleichsmaßnahmen könnte man auch noch mal nachrechnen. Vielleicht ist es sogar möglich, da die zu erwartende Beeinträchtigung der Luftzirkulation zu berücksichtigen.

    Hab ich eine „traurige Lebenseinstellung“, weil ich nicht allen Investoren mit offenen Armen entgegenrenne? Hätte die Welt auf mich gehört, wär ihr jedenfalls die Finanzkrise erspart gelieben!

  32. 32
    H. E. says:

    @ K.S.

    Bitte nenne Gründe, warum Du einen Gewerbe-/Technologiepark anstelle des Großmarktes als unrealistisch betrachtest.

  33. 33
    K. S. says:

    Gibt es nicht schon allerhand Brachen in Berlin und Umgebung. die mit einem derartigen Konzept auf ihre Ansiedler warten? Klar, die zentrale Lage hier könnte ein besonderes Pluspünktchen sein. Außerdem sind auch unter den Hamberger-Kritikern einige, die sich über eine verkehrsberuhigte Siemensstraße freuen würden. Soweit ich es verstanden habe, müßte dafür ein Großinvestor her.

  34. 34
    vilmoskörte says:

    Den (zugegeben chaotischen) Gewerbepark mit damals offensichtlich überlebensfähigem kleinteiligen Gewerbe hatten wir zwischen (kurz vor) Putlitz- und Perleberger Brücke früher doch, der war ja wohl unerwünscht, wurde eingeebnet und durch Blechkästen von Hellweg, Asia-Markt und Tolmien ersetzt. Ob das nun eine städtebauliche Verbesserung darstellt, wage ich zu bezweifeln.

  35. 35
    H. E. says:

    @ K.S.

    Dass die Siemensstraße verkehrsberuhigt wird, ist abhängig davon, dass die Umgehungsstraße (Planstraße) nördlich vom Grundstück gebaut wird. Da deren Bau teilweise mit EU-Mitteln finanziert werden soll, ist ihr Bau wiederum davon abhängig, dass auf dem Baugrundstück Gewerbe angesiedelt wird. Aber das Gewerbe muss nicht aus einem Großmarkt bestehen.

    Auch ein Gewerbepark kann von einem Großinvestor gebaut werden. Das beste Beispiel hierfür ist der Gewerbepark in der Ecke Alt Moabit, Stromstraße, Spree. Das sind die roten Ziegelbauten westlich neben dem Innenministerium. Eine Besichtigung lohnt sich!! Für die Siemensstraße stelle ich mir allerdings eine lockerere Bebauung vor.

  36. 36
    Hans Richter says:

    „Meine persönliche Vision für den konkreten Fall der Fassade dieser Halle wären üppige hängende Gärten als eine prachtvolle floristisch ökologisch Attraktion in Moabit und für ganz Berlin, gebaut mit Mitteln von Stadtumbau-West …“ schrieb Stephan La Barré.
    Ist doch immer wieder erstaunlich, wie manche Leute ganz selbstverständlich davon ausgehen, das der Staat (oder EU) sich an Bauten und Ansiedelung von Gewerbe mit Subventionen gefälligst zu beteiligen hat.

  37. 37
    Uta H. Anwohnerin Siemensstr. says:

    Meines Erachtens (und dem Verbesserungsgebot entsprechend) müssen aus einer städtebaulichen bzw. stadtumbaulichen Maßnahme, wie sie das Großmarktprojekt zweifelsohne darstellt, in der Summe mehr Verbesserungen als Verschlechterungen resultieren.
    Aus dem Großmarkt an sich (also ganz allein für sich genommen) resultieren keine (städtebaulichen) Verbesserungen. Oder kann mir irgendjemand eine Verbesserung nennen?

    Irrtümlicher Weise wird häufig die Schaffung von Arbeitsplätzen als Verbesserungsargument angeführt. Dieses Argument hat jedoch keine städtebauliche Relevanz, da jede andere Form der Gewerbeansiedlung auch Arbeitsplätze schaffen würde. Zudem wurde bereits festgestellt, dass es aufgrund des angrenzenden Gewerbegebiets genügend Arbeitsplätze in Moabit und für Moabiter geben müsste. Hinsichtlich der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit in dem Stadtgebiet dennoch überdurchschnittlich hoch ist, liegt der Schluss nahe, dass die vorhandenen Arbeitsplätze den hier wohnenden Menschen nicht zu gute kommen. Es stellt sich die Frage, warum sich das durch den Großmarkt ändern sollte.
    Unabhängig davon, sei darauf verwiesen, dass ein Großmarkt, der sich stadträumlich und architektonisch behutsam in das Stadtgebiet einfügt, in gleichem Umfang Arbeitsplätze zu schaffen vermag.

    Wenn also aus dem Großmarkt an sich keine Verbesserungen resultieren, resultieren wohl nur Verschlechterungen aus dieser baulichen Maßnahme. Die Verschlechterungen, von denen hier die Rede ist, betreffen die Wohn- und Aufenthaltsqualität des angrenzenden Stadtgebiets.

    Der Zusammenhang zwischen einer mangelnden Wohn- und Aufenthaltsqualität und der sozialen Schwäche besteht dahingehend, dass Menschen mit einen höherem sozialen Status (Bildung, Einkommen) Wohngebiete mit einer höheren Lebens- und Aufenthaltsqualität z.B. den Süden (Alt Moabit) dem Norden Moabits vorziehen, dass Menschen, mit Kindern im schulpflichtig Alter aus dem Stadtgebiet wegziehen, dass Menschen, die hier im Stadtteil/Gewerbegebiet Arbeit haben, nicht hier wohnen (und umgekehrt: Menschen, die hier wohnen, haben entweder keine Arbeit oder sie arbeiten nicht in Moabit). Unter diesen Randbedingungen leidet auch die wirtschaftliche Prosperität des Stadtteils, u.a. tagtäglich festzustellen am hohen Leerstand beim kleinflächigen Einzelhandel, überhaupt bei der defizitären Angebotsstruktur des Einzelhandels.

    Wenn sich durch den Bau des Großmarktes die Situation dahingehend verschärft, dass aufgrund der beeinträchtigten Wohn- und Aufenthaltsqualität, noch mehr Menschen mit einem höherem sozialen Status aus Moabit wegziehen bzw. erst gar nicht hierher ziehen, dann wird kein weiterer Laden, kein weiteres Cafe, kein weiterer Friseur, kein weiteres Büro im Norden Moabits eröffnet werden, dann hat der Großmarkt dem Stadtgebiet mehr geschadet als genützt.

    Im Übrigen ist dann (in Ermangelung der Kaufkraft) auch das neue Konzept für die Markthalle zum Scheitern verurteilt…

  38. 38
    K. S. says:

    Liebe Uta, ist zwar ein wenig Off-Topic, aber mich würde interessieren, was Dir in der „defizitären Angebotsstruktur des Einzelhandels“ eigentlich fehlt: Lebensmittel sind (nicht zuletzt durch die vielen Multikulti-Läden) eigentlich ganz gut repräsentiert, ein (umstrittener) Baumarkt existiert auch, ebenso Auto- und Fahrradwerkstätten, Elektronik- und Bürokram kauft man heutzutage bei Internet-Versendern, Anziehsachen fallen oft beim Urlaubsbummel ab, und einen großen Campingladen gibts nun mal nicht in jedem Stadtbezirk.

  39. 39
    Jürgen says:

    @ Hans Richter
    Und tatsächlich wird Hamberger bei der Ansiedlung des Großmarkts mit Subventionen unterstützt (siehe Kurzbericht vom BVV-Ausschuss.)

  40. 40
    R@lf says:

    Höchst interessant wäre mal, IN WELCHER HÖHE die Subventionen fließen sollen!
    Und wie sie sich gegenrechnen. Oder ob sie nur in die Taschen des Investors fließen ohne realen Rückfluß in die Landeskasse (siehe Diskussion Stellenzuwachs oder nicht, zusätzlichen Warenumsatz oder nicht – berlinweit gesehen).

  41. 41
    Hans Richter says:

    Hatte ich schon gelesen gehabt, deshalb EU in Klammern. Weißt du auch, warum, wofür oder weshalb Hamberger Subventionen bekommen hat? Subventionen verteilen heißt doch, das man diese Mittel vorher jemanden weg genommen hat. Mal ganz davon abgesehen, würde Hamberger sicherlich dieses Projekt auch selber stemmen. Die wollen doch Geld machen in Berlin.

  42. 42
    A. H. says:

    Da der Investor keine zusätzliche Kaufkraft nach Berlin holt (Zusätzliche Kaufkraft wird nur generiert bei der Produktion von Neuheiten, die auch wirklich gebraucht werden), wird er Kaufkraft beim jetzt in Berlin vorhandenen Großhandel abschöpfen.
    Dadurch dürfte das ganze für Berlin in finanzieller Hinsicht eine Nullnummer werden. Das gilt für Lohn- und Gewerbesteuer, da die Firmen, bei denen die Kaufkraft abgeschöpft wird, entsprechend weniger zahlen. Und Einkommensteuer dürfte auf Jahre hinaus nicht anfallen bei abschreibbaren Investitionen von 25 Mio und mehr.

  43. 43
    I.D. says:

    @ A.H.
    Redest Du von Dingen, die du verstehst, oder ist das nur ein Aprilscherz.

    Was ist, wenn Geld nach Berlin strömt und sich verteilen muss?
    In Deinem Sinne Kaufkraft.
    Der Tourismusumsatz bei Hotelübernachtungen ist von 2000 auf 2009 von 2 Mrd. auf 3.5 Mrd. gestiegen.
    Die Leute, die nach Berlin kommen, wollen gefüttert werden. Man kann annehmen, dass das Restaurantgewerbe ebenfalls ähnliche Steigerungszahlen aufweist. Wer soll diese Restaurants denn versorgen? Dazu braucht es mehr oder wachsende Versorger. Die dort beschäftigen Menschen, die quasi einen Teil des Geldes der Touris bekommen, haben damit mehr Geld in der Tasche. Da ist Kaufkraft, die wir brauchen.

    Wie ist Deiner Meinung nach Berlin denn aus der Furt zur Stadt gewachsen, wenn jede Ansiedlung von neuem Gewerbe, das in Deinem Sinne keine Neuheiten produziert, a priori eine Nullnummer ist. Aber das mit der Nullnummern ist sicherlich der Aprilscherz!

  44. 44
    A. H. says:

    @ I.D.

    Das ist schon richtig, dass mehr Touristen in Berlin gleichbedeutend mit mehr Kaufkraft sind. Aber ob 8 % mehr Kaufkraft jährlich in den letzten Jahren auf dem Touri-Sektor es verhindern können, dass in der weiteren Umgebung des geplanten Großmarktes der mittelständische Großhandel platt gemacht wird, wage ich zu bezweifeln. Außerdem: wer garantiert, dass es mit den 8 % so weitergeht?
    Und wie wenig die Mitarbeiter verdienen werden und welche geringe Kaufkraft sie damit ausüben können, kannst Du hin und wieder im Zusammenhang mit Discountern in der Zeitung lesen.

  45. 45
    Rané says:

    Kommt darauf an, wo die Touris ihr Geld lassen, Hotels ok, beim Essen (könnten sich auch selbst verpflegen), für die Kultur (wäre mir am liebsten) oder bei den Alkgetränken, was auch Sauf-Events bedeuten kann (diese puren Sauf-Touris sollten lieber im Heimatland saufen). Gepflegter Alkoholkonsum ist ja ok, aber wie viele Kinder sind in dieser Stadt durchs Komasaufen schon ums Leben gekommen. Wie viele LehrerInnen haben deswegen Angst vor Klassenfahrten ?

  46. 46
    I.D. says:

    Hat den irgendeiner von denen die immer schreiben, wer alles wie betroffen ist, mit irgendeinem Betroffenen im mittelständigen Großhandel mal gesprochen?
    Oder werden hier nur irgendwelche Dinge behauptet, die sich manche Kommentatoren in diesem Block ausdenken, um Ihre persönlichen Ziele zu verfolgen, nähmlich etwas zu verhindern, was sie persönlich stört.

    Wenn einem die Aussicht genommen wird und wertvolle Bäume verloren gehen, kann man sich beklagen und sein Mitspracherecht nutzen (mit der Betonung auf Mit),-
    aber haltlose Fantasien zu wirtschaftlichen Lage Berlins und dem Handel oder den arbeitsmarktpolitischen Zusammenhängen von Großprojekten mit Arbeitsplätzen zu erzeugen scheint mir unangebracht, um für unsere Stadt einen gesunden Weg aus der Misere zu suchen.

    Bevor ich behaupte es entstehen keine Arbeitsplätze, könnten zahlreiche eifrige Kommentatoren mit der IHK oder dem Arbeitsamt reden. Fakten brauchen wir. Wir haben zudem zahlreiche Unis, die diese speziellen Zusammenhänge untersuchen. Es gibt die Metro, den Fruchthof, was denken die Verantwortlichen dort.

    Stattdessen werden ständig irgendwelche orthodoxen Theorien proklamiert, die mehr an religiösen Eifer erinnern als an fundiertes Argumentieren.

    Hier eine Studien auf den Seiten IHK, die den Wachstumsbedarf der Gastronomiebranche beschreibt:
    Geschäftslage Gastronomie
    http://www.berlin.ihk24.de/servicemarken/branchen/Tourismus/anlagen/_download/Konjunktur_Gastgewerbe_Touristik_Jahresbeginn_2010.pdf

    Aber es geht ja nicht um gute ausgewogene Lösungen, sondern um persönliche Interessen und den scheinheiligen, verwirrenden Umgang mit Begriffen, zum Zwecke der Manipulation, einer Manipulation, die man frech seinem Gegner vorwirft, weil – er – ja nicht versteht, über was er spricht.
    —-

    Wahrheit

    Wahrheit horten Muselmanen,
    Christen, Juden, Atheisten.
    Wahrheit fordern die Brahmanen,
    Kampf der schlauen Lüge Listen.

    Wer soll Wahrheit wahr erkennen?
    Philosophen, Dichter, Denker?
    Wagende, die Namen nennen?
    Ihre Wahrheit drosseln Henker.

    Liegt die Wahrheit im Erleben
    Oder täuschen sich die Sinne?
    Kann man sich der Lehr’ ergeben,
    Zappeln wir im Netzt der Spinne?

    Wahrheit, Mensch, wird nie gefunden,
    Nicht in aller Welten Ecken.
    Veritas, gebeugt, geschunden,
    Wirst du erst als Seel`entdecken.

    © Ingo Baumgartner

  47. 47
    H. E. says:

    @ I. D.

    Was glaubst Du, warum so viele Gewerbeflächen in den Erdgeschossen leerstehen? Doch wohl, da die Einzelhändler nicht mehr konnten, weil ihnen die Discounter, Einkaufszentren und großen Ketten mit geringeren Preisen und Vereinfachung die Kunden abgenommen haben.

    Und genau die gleiche Wirkung wird der Großmarkt haben, nur eben eine Etage höher im Großhandel. Um das vorherzusehen, braucht man ja wohl kaum die IHK oder die Uni, sondern nur etwas gesunden Menschenverstand.

    Um es noch mal zu verdeutlichen: es geht nicht um Discounter-Größe, sondern um einen Großmarkt mit 14.000 m² Verkaufsfläche. Das sind ca. 15 x so viel wie ein durchschnittlicher Discounter oder 2 x die Spielfläche im Olympiastadion.

    Außerdem geht es hier nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um die Auswirkungen auf einen ganzen Stadtteil. Ich empfehle, mal alle ca. 150 Kommentare zu diesem Thema zu lesen.

  48. 48
    Rané says:

    Nun, reine Erwartungszahlen aufgrund von Umfragen, sind halt Erwartungszahlen und keine Realität. Leider können steigende Tourismuszahlen den Einbruch beim Berliner Binnenmarkt nicht ausgleichen.

    http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/krise-in-den-eckkneipen-article430363.html

    http://www.dehoga-bundesverband.de/presse/pressemitteilungen/starkster-umsatzeinbruch-in-hotellerie-und-gastronomie-seit-sechs-jahren-2010-02-17-556/

  49. 49
    K. S. says:

    Ich behaupte ja gar nicht, dass zwangläufig unterm Strich keine Arbeitsplätze entstehen. Das Arbeitsplatzargument wird aber oft so orthodox (da hat I. D. ein passendes Wort gefunden) ins Feld geführt, dass ich mitunter ein ziemlich plumpes Zurückschießen für erlaubt halte. Wahrscheinlich werden weniger zusätzliche (!) Arbeitsplätze entstehen, als diese Firma bereitstellt. Tut mir leid, das will ich in meiner Freizeit nicht wissenschaftlich durchrechnen. Ich kenne jedenfalls einige Beispiele, wo sich Hurra-Arbeitsplätze als Nullsummenspiel entpuppten.

    Weitere wichtige Fragen sind, ob man die Subventionen effektiver einsetzen könnte beziehungsweise ob alle Folgekosten und Werteverluste für Dritte (damit meine ich auch schwer in Euro umrechenbare Qualitäten wie die Frischluftzirkulation) bereits angemessen berücksichtigt wurden.

  50. 50
    R@lf says:

    Wer auf Wahrheitssuche ist, wird sie sicher nicht bei der IHK finden. Da sind zu viele Interessen im Spiel.