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Kostenlose Nachhilfe auf Video im Internet

Schon mal was von OberPrima.com gehört? Immerhin hat eine 17jährige Schülerin in der Berliner Zeitung über diese „unersetzliche Hilfe beim Büffeln“ schon berichtet. OberPrima.com ist eine Webseite auf der etwa 1.875 Mathe-Videos liegen. Dazu kommen 50 Chemie-Vidoes und je 20 Phyik und Bio-Videos. Es werden jeden Tag mehr. Themen der 7. bis 13. Klasse. Schüler können auch Fragen stellen, die schnell beantwortet werden. Das alles wird in Moabit produziert, genauer gesagt im Beusselkiez.

Olaf Hinrichsen, 31 Jahre alt, stammt ursprünglich aus Niebüll, Nordfriesland.  1998 ist er für den Zivildienst nach Berlin gekommen und lebt seit 2005 in Moabit. Er hat mal kurz Linguistik studiert, dann Psychologie, wollte Therapeut werden. Auch mit Homöopathie hat er sich eingehend beschäftigt und daneben immer wieder Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben. Aus seiner ursprünglichen Idee, eine Nachhilfe-Lehrer-Vermittlung aufzumachen, wurde nichts, denn fast alle Schüler sind per Empfehlung bei ihm selbst hängen geblieben. Die Idee Nachhilfe-Videos zu produzieren, kam ihm schon vor 6 oder 7 Jahren: „Ich hatte einen Schüler vom Berlin-Kolleg, der in der Nachhilfestunde alles verstanden hat, wenn er aber zu Hause war, hatte er alles schon wieder vergessen. Wahrscheinlich spielten da eher Ängste eine Rolle,“ so Olaf. Damals hat er ausprobiert, seine Erklärungen von der Tafel abzufilmen, damit sie jederzeit wieder abgespielt werden können. Aber es war noch ein bißchen zu früh für das Projekt, YouTube gab es noch nicht. Doch als Olaf Mitte 2007 eine Reihe von Schülern auf den MSA vorbereitete, griff er die Idee wieder auf und produzierte die Mathe-Lern-Videos am laufenden Band.  10 Filme am Tag, an einem Ferientag kam er sogar auf 47! Also eine echte Leidenschaft. „Ich mache das, was ich am besten kann, Mathe erklären.“ Zweieinhalb Jahre hat Olaf mit seiner Familie, 2 Kinder, das dritte ist unterwegs, von Hartz IV gelebt, aber immer weiter an seiner Geschäftsidee gebastelt. Seit Dezember 2009 hat er sich beim JobCenter abgemeldet, die Werbeeinnahmen der Webseite machten das möglich. Kein Wunder bei 240.000 Besuchern im Monat. Olaf ist von 8 bis 18 Uhr beschäftigt. Vormittags beantwortet er die Fragen der Schüler, rechnet Aufgaben durch, die sie ihm schicken, und nachmittags produziert er neue Filme.

Die Werbung auf der Webseite wird von einem Vermarkter aquiriert, der dafür 15 % der Einnahmen behalten kann. Natürlich hat Olaf Regeln aufgestellt. Die Werbung soll schülergerecht sein, keine Handy-Abzocke, keine leichtbekleideten Mädchen. Das zu kontrollieren ist aber nicht ganz einfach. Z. B. tarnt sich FlirtCafé-Werbung als Auto-Werbung. Auch auf Werbung der Bundeswehr verzichtet er, schließlich war er selbst überzeugt vom Zivildienst.

Die Physik-Videos stammen von einem Abiturienten aus Bonn, die Chemie-Videos von einem Diplom-Chemiker aus Halle und die Biologin studiert in Frankfurt am Main. Alle hatten zuvor seine Mathe-Videos genutzt um sich auf verschiedene Prüfungen vorzubereiten. Olaf hat auch Leute kennengelernt, die Latein, Englisch und Rechnungswesen anbieten möchten. Zu viele verschiedene Anbieter kann es seiner Meinung nach gar nicht geben, denn jeder Mensch lernt anders. Aber am besten lernt, wer selbst aktiv wird. Schüler sollen sich diejenigen Lehrer heraussuchen können, die am besten zu ihnen passen.

Ein wenig Schwierigkeit macht die Übersichtlichkeit, die bei der Menge der Unterrichtsthemen leicht verloren geht. Auch ist die Einordnung in die Klassenstufen ist nicht einheitlich, weil es in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Curricula gibt, wie auch in den verschiedenen Schulformen.

Deshalb sucht Olaf Hinrichsen zur Zeit Spender und Sponsoren, um die Übersichtlichkeit von Oberprima.com zu verbessern und neue Funktionen einzuführen. Dafür wird neue teure Software gebraucht. Es muss einiges neu programmiert werden. Schließlich soll die Möglichkeit bestehen, dass ganze Klassen Empfehlungslisten aufstellen, die direkt auf ihre Unterrichtsthemen zugeschnitten sind. Wer von den Leserinnen und Lesern diese sinnvolle Arbeit unterstützen will, kann das mit Spenden tun.

Nachtrag:
Noch viel mehr aus seinem Leben hat Olaf Hinrichsen dem Kiezreporter aus Moabit-West erzählt, hier nachzulesen.

2 Kommentare auf "Kostenlose Nachhilfe auf Video im Internet"

  1. 1
    Alex says:

    Hi!

    Ich bin der Chemie-Filmer von Oberprima.com, der Artikel gefällt mir sehr gut, allerdings bin ich kein Diplom-Chemiker – ich habe ein abgeschlossenes Basisstudium (neudeutsch wäre das in etwa ein Bachelor) und befinde mich momentan noch auf dem Weg zum Diplom, mit diesen Federn kann ich mich aber noch nicht schmücken, daher möchte ich sie bitten, dies im Text zu ändern. Ansonsten aber ein klasse Artikel – Vielen Dank dafür!

    Beste Grüsse,

    Alex

  2. 2
    Sönke says:

    Hallo Olaf,
    ich möchte gern mit dem Schwimmen trainieren. Kannst du etwas machen?

    gruss Sönke Christiansen

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