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Die Wunderwurst bei Paechbrot

Imbiss unter Kränen

Axel-250„Wer arbeitet, soll auch essen!“ Dies alte Sprichwort hat sich die Baufirma PORR wohl zu Herzen genommen, denn seit auf dem Paechbrot-Gelände Birken-/Ecke Stromstraße tüchtig Eisen geflochten und Beton gegossen wird, gibt es zur Versorgung der Bauarbeiter den Imbisswagen „Wunderwurst“ direkt an der Baustelle. Axel, 47 Jahre alt und gelernter Koch aus Reinickendorf, erklärt, sein Chef habe die Ausschreibung im Internet gewonnen: „Wir haben schon mal einen Imbiss auf der Baustelle betrieben, als Ikea in Spandau gebaut wurde.“ So sorgt die Baufirma für das leibliche Wohl ihrer Arbeiter.

Montag bis Samstag ist von 6 Uhr in der früh bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt alles, was Berliner Imbissbuden üblicherweise so anbieten: Bulette, Currywurst mit und ohne Darm, Wiener, Bockwurst, Knacker, Schnitzel, Putenschnitzel usw. Und weil das auf die Dauer doch recht einseitig wäre, selbst wenn Pommes, Kartoffelsalat und Schrippe hinzukommen – vom Ketchup hat Vilmoskörte in seinem Blog ja eher abgeraten – bereitet Axel seit Mitte August auch ein täglich wechselndes Mittagessen zu. Gelernt ist schließlich gelernt! Am Tag meines Besuchs gab es Nudeln mit Tomatensoße. Leider hatte ich gegen halb drei schon Mittag gegessen. Dafür freute sich ein Arbeiter der Firma Kaehlig aus der Stromstraße, dass noch eine letzte Portion Nudeln übriggeblieben war. Er kommt hier täglich zweimal vorbei, zum Frühstück und nach Feierabend. Der Imbiss versorgt also nicht nur die Bauarbeiter, sondern wird von den Nachbarn im Stephankiez gleichermaßen gut angenommen. Das Angebot ist auch wirklich unschlagbar günstig. Wo findet man schon eine Currywurst für 1,30 Euro oder einen vollen Teller Wunderwurst-250Nudeln mit Tomatensoße für 2,50 Euro? Axel ist ein kontaktfreudiger Mensch. Das bringen 20 Jahre Erfahrung in der Gastronomie so mit sich: „Mit den Leuten, die nebenan im Internet-Café sitzen, komme ich gut klar. Wenn ich jetzt pfeifen würde, wären gleich zwei Hunde hier. Die wissen schon, dass es dann ein Würschen gibt.“ erklärt er schmunzelnd, während er für einen Kunden den Getränkekühlschrank mit einer Fernbedienung öffnet.

Der Vertrag läuft bis April/Mai 2010. Vielleicht könne der Imbiss ja später in das E-Center integriert werden. „Dann bleiben wir hier und wenn das nicht klappt, dann ziehen wir eben wieder weiter.“ Eine neue Baustelle findet sich bestimmt. Den Namen „Wunderwurst“ hat sich übrigens der hier namenlos bleibende Chef ausgedacht, warum weiß Axel nicht zu sagen. Aber er gefällt ihm genausogut wie der Name der Fahrschule gegenüber „Die Rennmäuse“, auf deren Schild sein Blick den ganzen Tag über fällt.

Zuerst erschienen in LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, September 2009

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