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Peter Nickel – Schulsozialarbeiter in der HDO

Peter Nickel ist seit 3 Jahren an der Hedwig-Dohm-Oberschule als Sozialarbeiter tätig. Seine Schulstation ist ein Projekt des Evangelischen Klubheims, einem freien Träger der Jugendhilfe, der einen Kooperationsvertrag mit der Schule geschlossen hat. Das Jugendamt Mitte finanziert die Stelle im Rahmen der schulbezogenen Jugendsozialarbeit. Nickel ist vorbildlich in die Schulstruktur eingebunden. Er nimmt regelmäßig an den Sitzungen der  erweiterten Schulleitung und  an allen Lehrerkonferenzen teil. MoabitOnline wollte von ihm wissen, was sich geändert hat, seit die Hedwig-Dohm-Oberschule (HDO) am 28. August 2009  das Schulgebäude mit der Heinrich-von-Stephan-Oberschule (HvS) gewechselt hat und in den Stephankiez eingezogen ist. Das Gespräch führte Susanne Torka.

Weil die HvS eine Gemeinschaftsschule geworden ist, brauchte sie mehr Räume für Oberstufenklassen, Fachräume und eine Mensa. Deshalb ist sie in das Schulgebäude am Neuen Ufer gezogen und die dort beheimatetee HDO wechselte in den Stephankiez. Wie sieht Ihre Schule den Umzug?

Natürlich ist uns der Abschied schwergefallen. Wir hatten ein großes Gelände mit Schulgarten und großzügigen Sportanlagen. Das Gebäude hat die Schule in den letzten Jahren aber nicht ausgefüllt, sonst hätten wir nicht goße Teile der Gotzkowsky-Grundschule nach dem Brand aufnehmen können. Im Stephankiez liegen wir nicht so am Rand des Bezirks, die bessere Erreichbarkeit ist ein Vorteil.

Uns interessiert, was für eine Schule in den Stephankiez eingezogen ist. Wie ist das Schulprofil der HDO?

Die HDO ist eine Realschule, hat etwa 300 Schüler und ist eine deutsch-griechische Europaschule. Das heißt in jeder Klassenstufe gibt es eine deutsch-griechische Klasse. Den muttersprachlichen Unterricht erteilen 2 – 3 griechische Lehrer, die von der Botschaft bezahlt werden. Bis vor einigen Jahren hatten wir auch den deutsch-portugiesischen Zug. Dann hat sich die portugiesische Community für eine Realschule in Prenzlauer Berg entschieden. Schwerpunkte im Schulprogramm der  HDO sind die Förderung der Sprachkompetenz, vertiefte Berufsorientierung und die Ausweitung der sozialen Kompetenzen .

Was kann man sich genau unter Gewaltprävention vorstellen?

Seit 3 Jahren existiert ein Streitschlichterprogramm, das heißt Schüler werden zu Streitschlichtern ausgebildet. Außerdem mache ich mit allen siebten Klassen ein Sozialkompetenztraining an 3 Projekttagen und zusätzlich bis zu den Weihnachtsferien jede Woche 2 Stunden, an dem auch die KlassenlehrerIn teilnimmt. Ein ziemlicher Aufwand für die Schule, das in den Stundenplan einzubauen, aber wir merken wie positiv es sich auswirkt. Das heißt natürlich nicht, dass Schüler sich nicht mehr kloppen, aber oft reden sie erst mal miteinander. Die Schule reagiert auf Konflikte, in der Schulstation werden Lösungen gefunden. Gefördert durch das Bundesprogramm Vielfalt in der Mitte konnte ich zusammen mit LehrerInnen und Sozialarbeitern aus Moabiter Schulen an einer Konflikt- und Antigewalttrainerausbildung teilnehmen. Seitdem trainiere ich Jugendliche, die durch besonders aggressives Verhalten auffallen. Seitdem gibt es keine Schüler mehr, die von der HDO an andere Schulen abgeschoben werden, wie es woanders leider noch gang und gäbe ist.

Und was heißt vertiefte Berufsorientierung?

Ab der 8. Klasse wird vertiefte Berufsorientierung als Fach unterrichtet. In der 9. Klasse gibt es Praxistage und ein dreiwöchiges Praktikum. Dabei kooperiert die HDO mit dem Träger Neues Wohnen im Kiez und mit Betrieben wie Atotech, GFAD, Siemens und Deutscher Bank. Der Personalchef von Atotech z. B. ist sehr engagiert und trainiert mit den SchülerInnen, wie man sich bewirbt. Das ist nah an der Realität und deshalb interessant. Das Konzept ist erfolgreich. 2006, als ich an der Schule anfing, schafften es weniger als die Hälfte der Schulabgänger einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Mittlerweile hat sich diese Quote deutlich erhöht.

Wie arbeitet die Schule mit außerschulischen Projekten und Eltern zusammen?

Ein großer Teil des Kollegiums arbeitet hervorragend mit freien Trägern zusammen und ist sehr flexibel. Das zeigt sich an der Einbindung der Schulstation wie bei der Berufsorientierung. Auch das Elternlostenprojekt des  Türkischen Bundes hat sich erfreulich entwickelt. Abdallah Hajjir vom Mediationsprojekt für Oberschulen steht für Übersetzungen ins und aus dem Arabischen zur Verfügung, selbst bei Hausbesuchen.  Der Übergang von der Grundschule in die Oberschule wird gut vorbereitet. Dazu gehört auch ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin der Carl-Bolle-Grundschule, von der in diesem Jahr die meisten Schüler kommen. Am Ende des Schuljahres gab es ein Begrüßungstreffen für Schüler und Eltern der beiden 7. Klassen, die nach den Ferien gestart sind. Das Schulgebäude konnten sie diesmal nicht kennenlernen, aber die KlassenlehrerInnen, die Schulleitung und die in der Schule arbeitenden Projekte. Alle vorher geäußerten Wünsche von  Schülern über die Klassenzusammensetzung konnten wir erfüllen. Wie schön, wenn auf so einfache Weise Begeisterung entsteht. Die Schule sollte die Möglichkeit haben später noch aus pädagogischen Gründen mit Wissen der Eltern Klassen neu zusammenzustellen.

Wie ist der Umzug organisiert worden?

Wir hatten alles vor den Ferien gepackt und vieles in alten Turnhallen zwischengelagert. Auch die Stephan-Schule hatte ihre Sachen in ihrem Gebäude zusammengepackt. Während der Sommerferien wurde am Neuen Ufer renoviert und umgebaut und erst in der letzten Ferienwoche wurden an beiden Standorten die Schulräume eingerichtet.

Wird das Schulgebäude am Stephanplatz denn gar nicht renoviert und umgebaut?

Doch, aber erst ab  Frühjahr 2010. Für den Umbau des Schulgebäudes am Stephanplatz stehen 1,1 Mio. Euro aus Konjunkturmitteln zur Verfügung. Eigentlich verrückt, denn der Umzug wurde ja beschlossen, weil kein Geld für Umbauten zur Verfügung stand. Das Luftgeschoss wird umbaut und dort entstehen neue Klassenräume, eine Mensa und die Schulsozialarbeit – also die in den Ausstattungsplänen für die Sekundarschule vorgesehenen MitarbeiterInnen – 1-2 SozialarbeiterInnen sowie 2 ErzieherInnen  – werden dort einziehen.

Ab dem nächsten Schuljahr 2010/11 wird die Breitscheid-Oberschule (Breos) mit der HDO fusionieren. Welche Veränderungen erwarten Sie?

Die Breos schrumpft stark. In diesem Jahr wird nur eine einzige neue Klasse eröffnet. Es gibt natürlich auch Befürchtungen, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern. Ich hoffe jedoch darauf, dass die neuen Sekundarschulen wie Gesamtschulen ausgestattet werden. Unsere Idee ist das Duale Lernen  zu etablieren. Das Quartiersmanagement Moabit West unterstützt uns bei der Konzeptentwicklung für die neue Sekundarschule. Ich gehe davon aus, dass es uns gelingt alle Schüler gut zu integrieren.

Wird auch der Jugendclub Schlupfwinkel mit seinen Freizeitangebotens in den Stephankiez umziehen?

Im Moment zieht der Schlupfwinkel nicht um und wird am alten Standort in der Kaiserin-Augusta-Allee bleiben. Ich könnte mir aber vorstellen, das die Räume im ehemaligen Männerwohnheim an der Quitzowstraße für einen Jugendclub mit Werkstätten geeignet wären. Ich würde gerne mit den Jugendlichen an einer Kletterwand arbeiten. Das ist ideal um eigene Fähigkeiten und soziale Verantwortung zu lernen. Das ist aber alles noch Zukunftsmusik.

Zuerst erschienen in LiesSte, Zeitung für den Stephankiez, September 2009

Nachtrag:
Nickel arbeitet nicht mehr dort (Foto auf Wunsch entfernt).

2 Kommentare auf "Peter Nickel – Schulsozialarbeiter in der HDO"

  1. 1
    doa21 says:

    danke für den Bericht Susanne, hat sich offensichtlich einiges verändert seit ich 1990 von der HDO abgegangen bin;-)

  2. 2
    EK says:

    Ja, sehe ich ebenfalls wie doa21. Ist es richtig, dass den Jugendlichen eine Treffmöglichkeit/ein Raum auf dem Edeka-Center-Gelände, in Nachbarschaft zur HDO, zur Verfügung gestellt wird?

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