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Neue Ausstellung des Kunstvereins Tiergarten

„modelisme“ und „Stadtskulptur geht uns alle an!“ ist der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie Nord mit Arbeiten von Albert Weis und Erik Göngrich. In konkreter Auseinandersetzung mit der Turmstraße 1945 wird nach Veränderungen im Stadtraum nach 1945 gefragt. Installationen und Skulpturen behandeln sowohl urbane als auch gesellschaftliche Veränderungsprozesse im Kontext der Entwicklung von Städten und deren radikalen Umbau.

Goengrich-Rathaus-250In der rechts abgebildeten Arbeit von Göngrich mit dem Titel „Befreit den Arminiusplatz – Reißt das Rathaus endlich ab!“ imaginiert der Künstler einen Park mit riesigen Bäumen auf dem früheren Arminiusplatz vor der Markthalle.  Ist es vorstellbar, dass dieser schon von vielen Publizisten und Moabitfreunden gemachte Vorschlag in die Tat umgesetzt werden könnte und das Rathaus als Hinterlassenschaft des Dritten Reiches verschwindet? Leider wohl kaum. Hier gibt es schließlich kein Schloss aufzubauen, dem der Palast der Republik nach langen kontroversen Diskussionen weichen musste.

Die Ausstellung wird am Freitag, 7. August um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 12. September zu sehen. Öffnungszeiten jeweils dienstags bis samstags von 14 bis 19 Uhr.

14 Kommentare auf "Neue Ausstellung des Kunstvereins Tiergarten"

  1. 1
    vilmoskörte says:

    Ja, das hässliche Rathaus muss weg! Freiheit für den Arminiusplatz!

  2. 2
    carsten says:

    Was soll das bringen, ohne Not jetzt diese Diskussion zu beginnen. Mit einem einzigen Großbau aus der NS-Zeit kann Moabit ganz gut leben. Eine Belastung ist dieses Rathaus nicht. Wenn man das Rathaus etwas freundlicher renovieren würde und Tusneldaallee und Jonasstraße und den südlichen Vorplatz der Markthalle besser gestaltet würde, wird auch die Markthalle sinnvoller in den städtischen Gesamtzusammenhang integriert, auch ohne dass man den Arminiusplatz wieder schafft.
    Im Rathaus finden sich auch viele Details, die nicht gerade der NS-Baugesinnung entsprechen, genannt sei nur der Uhrturm, auch anderes zeigt eher sachliche als monumentale Gestaltungsprinzipien. Es bleibt ein NS-Bau mit einsprechendem Raumprogramm: Aber in den letzten 50 Jahren fand hier die demokratische Bezirkspolitik für Tiergarten statt, bis zur Schaffung der Großbezirke. Dazu wurde auch in den 50er Jahren ein neuer Plenarsaal angebaut. So symbolisiert der Rathausbau mit seinen Veränderungen doch auch die Zeit, als Moabit/Tiergarten nicht nur ein Anhängsel des Großbezirks Mitte war, auch das würde man vernichten, wenn man vorgeblich einen NS-Bau abreißen würde. Wie viel wurde hier schon abgerissen und wie viel Stuck wurde abgeschlagen, allein mit der Begründung der Ablehnung des Kaiserreiches? Hier gilt schon lange eine sachliche Bewertung, das verdienen aber auch Bauten aus der NS-Zeit wie der BRD- und DDR-Nachkriegsmoderne. Das heißt nicht, dass man nicht in bestimmten Fällen auch abreißen kann, nur sollte das nicht nur ideologisch begründet werden.
    Moabit hat schon fast alle markanten Großbauten verloren (Ufa Kino, Altes Kriminalgericht, Altbauten Krankenhaus, Lehrter Bahnhof, Zellengefängnis, Industriebauten an der Spree etc.), da sollte man das Rathaus in seiner Substanz doch unangetastet und zum Bestandteil einer neu wachsenden „Mitte Moabit“ werden lassen. In diesem Sinne ist natürlich jede Diskussion begrüßenswert.

  3. 3
    vilmoskörte says:

    Wo siehst du hier eine ideologische Begründung? Das Rathaus ist ganz einfach ein häßlicher Klotz und verdeckt die freie Sicht auf die schönste der Berliner Markthallen.

  4. 4
    andreas says:

    Ja, das Rathaus ist hässlich, wie so manch anderes Gebäude an der Turmstraße, es ist ein langweiliger Bau für eine Behörde, egal wann er gebaut wurde. Es ist ein Zweckbau, mehr nicht. Ideologische Überhöhungen sind da überflüssig..
    Der Vorschlag für einen Park statt Rathaus hört sich interessant an, lässt aber unbeantwortet, was die Zukunft der Markthalle wird.

  5. 5
    carsten says:

    @Vilmos: Ich meinte auch nicht dich, sondern die Diskussion – die es schon viele Jahre gibt – im Allgemeinen und die ist nicht ganz ohne Ideologie. Man kann annehmen, dass ein Kommunalbau, sagen wir aus der konservativen Modern um 1930 mit ganz ähnlichem Aussehen, kaum so leichtfertig als abrisswürdig eingeschätzt würde. Wie gesagt, man kann das ganze Gebäude auch unter Wahrung der Substanz schöner gestalten und die Markthalle durch andere Mittel besser in die Turmstraße integrieren.
    Es ist nicht das Rathaus von Augsburg oder Florenz, aber in Moabit müssen wir halt etwas andere Maßstäbe anlegen. Wenn wir hier alle unschönen Gebäude abreißen würden, wäre es etwas leer. Die Markthalle ist allerdings großartig, wenn auch ihre Südfront etwas verhuntzt ist. Andere Berliner Markthallen stehen nicht alle an Plätzen, sondern wie die Arminiushalle eben an einer Straße. Damit kann man gut leben. Dass man Gebäude, die man an schön und bedeutend einschätzt „freistellt“ und die Umgebungsbebauung abreißt, war eher eine Unsitte in deutschen Altstädten von vor 100 Jahren. (Irgendwie behindert Moabit ja auch die Sicht zum Westhafen:))
    Das Rathaus hat für die Moabiter auch eine Bedeutung, hier hat man unzählige wichtige Behördengänge erledigt, der Bezirksverordnetenversammlung zugehört oder gar die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Auch jetzt noch ist es das wichtigste Verwaltungsgebäude für die Menschen vor Ort, wer will das ohne Not abreißen und für teures Geld an anderer Stelle neu bauen. Das Rathaus hat etwas mehr Beachtung verdient. Genau wie die Markthalle. Und nur nebenbei: Das Rathaus steht unter Denkmalschutz. Da es genutzt wird, wirtschaftlich betreibbar ist, keine gravierenden Baumängel aufweist und keinen anderen zwingenden Planungen im Weg steht, ist die Aufhebung des Status nach Berliner Landesdenkmalschutzrecht faktisch kaum möglich. Man sollte den Bau nicht unnötig schlecht reden, sondern vielmehr intensiv über die Verbesserung der Gesamtsituation in der Ecke. Heil in Abrissen hat man doch schon lange genug gesucht.

  6. 6

    Bin auch der Meinung, bei Abrissen sollte man sehr vorsichtig sein, vor allem bei dem Bauzustand. Aber da gibt es an der Ecke Stromstrasse /Turmstrasse neben dem bald leerstehenden Hertie, das Klohäuschen und die „entzückenden Flachbauten“, dann etwas weiter, der schreckliche Flachbau vom Gesundheitsamt, der den Blick aufs Krankenhausgelände versperrt. Dann wäre noch Woolworth zu nennen, auch nicht gerade ein erhaltenswerter Flachbau. Lieber kein Bau, als ein Flachbau !!!

  7. 7
    Susanne Torka says:

    Ich wollte mit dem Nachdenken über den Abriss des Rathauses ein bisschen provozieren und dafür kam mir das Bild mit dem Park vor der Arminiushalle gerade recht. Keine ideologische Begründung!
    Nur, dass der Bau zur Zeit sehr häßlich wirkt und die Markthalle absperrt, ist eine Tatsache. Es wurde ja der Versuch gemacht den Rathausvorplatz zu verschönern, aber leider blühen die japanischen Kirschen nur wenige Wochen im Jahr!
    Carsten, du hast vollkommen recht, Erinnerung an den selbststädigen Bezirk Tiergarten sollte nicht durch Abriss ausgelöscht werden und das Bürgeramt wird hier auch gebraucht. Aber gute Ideen, wie das Rathaus durchlässiger werden könnte, damit die Markthalle wieder belebt werden kann, sind gefragt.
    Auch mit den Abrissen oder der Aufhübschung von vielen Gebäuden der Nachkriegsmoderne hast Du recht. Das muss nicht sein. Da wünsche ich mir mehr Erhaltungswillen und weniger Glas und Metall, womit alle neue Architektur vereinheitlicht wird. Zum Beispiel Karstadt am Leopoldplatz, wo sich Planer eine neue Fassade wünschen.
    Und Rané: besser Flachbauten als leerstehende Glasfassaden. Wenn die Ecken noch nicht gebraucht werden, dann müssen sie eben warten.
    Ich bin gespannt, ob diese Ausstellung Anregungen bringt.

  8. 8
    Jürgen Schwenzel says:

    Ich finde schon, dass man das Thema Rathaus vor der Markthalle durchaus kontrovers diskutieren kann, wobei der Erhalt von Denkmalen auch mir durchaus ein wichtiges Thema ist. Natürlich ist Denkmalschutz nicht mit der Ästhetik gleichzusetzen. Die Argumentation von Carsten zum „Freistellen von Gebäuden“ lässt allerdings die historische Vorgeschichte vor dem Bau des Rathauses vor der Arminiushalle außer Betracht, denn bis dahin lag zwischen Turmstr. und Hallle der Arminiusplatz, der wiederum vor dem Bau der Markthalle der Moabiter Marktplatz war. Die Markthalle kennt geschichtlich also beide Seiten, an einer Straße gelegen und an einem Platz gelegen. Wie so häufig, kann man bei Thema Denkmal durch Betrachtung unterschiedlicher Zeitabschnitte immer ganz andere Betrachtungen anstellen. Übrigens sind seit den Moabiter Kulturtagen einige historische Ansichten von Gebäuden – auch der Markthalle mit Arminiusplatz, aber ohne Rathaus – und als Vergleich die aktuellen Ansichten im Restaurant Lei e Lui (Wilsnacker Str. 61) zu sehen, während der Sommerferien ist das Lei e Lui allerdings nur Do, Fr, und Sa von18-24 Uhr geöffnet. Mindestens bis zum Ende der Ferien bleibt die Ausstellung dort, die von einem Moabiter Postkartensammler initiiert wurde, vielleicht auch länger, da diese Ausstellung bei den Gästen wohl gut ankommt.

    Übrigens geht wohl der „Essener Park“ (der Park-ähnliche Innenbereich im Block zwischen Alt-Moabit, Essener Str, Stromstr. und Krefelder Str.) darauf zurück, dass dieser als „Ausgleichsmaßnahme“ wegen des Wegfalls des Arminiusplatzes für das Rathaus festgelegt wurde.

  9. 9
    Carsten says:

    @ S.T. : Das ist richtig, der Versuch das Rathaus mit einem grünen Vorplatz und etwas Tusche auf den Seitenflügeln aufzuhübschen ist wahrlich gescheitert. Da muss man schon an die Hauptfassade gehen und nicht bei einer läppischen Begrünung bleiben. Dass nicht mehr geschehen ist, hat mich damals auch sehr geärgert. Dass man auch mit ergrauten Bauten dieser nun wirklich nicht erstklassigen Bauperiode etwas Passables im Rahmen des Möglichen hinbekommen kann zeigen ja Reichbank, Luftfahrministerien, Ernst-Reuter-Haus, Fehrbelliner Platz etc.
    @J.W. Den Arminplatz habe ich in meinem ersten Beitrag erwähnt, ebenso die südliche (heute teilzerstörte) Hallenfassade zum Platz hin. Die Postkarten und sonstigen Abbildungen dieses Bauzustandes habe ich alle selber. Das war eine schöne Situation, besser als jetzt. Nur muss man auch darauf hinweisen, dass dieser Zustand 45 Jahre bestand, während der heutige Zustand schon mehr als 70 Jahre währt. Da es keinen anderen zwingenden Grund zum Abriss gibt, sollte man aus dieser Geschichtlichkeit das Beste machen. In den 70 Jahren mit Rathaus ging es der Markthalle mindestens 50 Jahre auch gut, sie war voll und ein beliebter Treffpunkt. Ihr Niedergang seit den 90er Jahren hat andere Ursachen.
    Zum Essener Park, der ja der Rest des historischen Gartens der Borsig Villa ist: Mir ist hier kein Zusammenhang bekannt, fände ich auch sehr verwunderlich und finde dazu nichts in der Baugeschichtsschreibung: Zum Zeitpunkt des Baus des Rathauses bestand der Park ja schon lange ( ab 1911 ohne die leider abgebrochene Villa) und die Randbebauung um das alte Borsiggelände war gegen Ende der 20er Jahre auch weitgehend vollendet. Ein Zusammenhang des Gartens mit dem Bau des Rathaus ist mir deshalb kaum erklärbar: Aber wer weiß: Gibt es da weitere Infos? Ich erinnere mich nur an irgendwelche Streitigkeiten in den 1980er Jahren zur Zukunft des grünen Innenbereichs.

    PS: Wenn man irgendwo etwas öffnen und freistellen sollte, dann könnte man mal über den BVG-Bau nachdenken, der den „Borsig Garten/Essener Park“ abschottet. Bei diesem Bau finde ich nun wirklich keine kulturhistorische Bedeutung.

  10. 10
    Gabriela says:

    Ich freue mich hier zu sehen, dass diese Ausstellung jetzt schon eine Diskussion starten konnte!
    Als Idee für mehr Durchlässigkeit, zwischen Turmstr. – Markthalle, habe ich diese Kollage erstellt: Arminius Passage – LINK:
    http://1.bp.blogspot.com/_QhGpbbennuQ/SjaK_B8cfKI/AAAAAAAAB7Q/DkJloLKrblo/s1600-h/rathauspassage.jpg
    Es ist ein Teil meiner Diplomarbeit (Architektur).

  11. 11
    vilmoskörte says:

    Sehr angemessen finde ich, dass die Kunstaktion für den Abriss – sozusagen als Außenstelle der Ausstellung – gleich in der Vitrine vor dem Rathaus stattfindet und dort auch die beiden oben gezeigten Bilder zu sehen sind.

  12. 12

    Liebe Leute,
    da es in Moabit, was Abriss und Umgestaltung richtig rund geht, wäre das Rathaus das letzte Gebäude, was ich da in Betracht ziehen würde. Der Abrissbirne sehen entgegen Kubu und die dahinterliegenden Gebäude, Hertie und Woolworth in absehbarer Zeit, dann (zum Glück) die Flachbauten Strom/Ecke Turmstrasse, Engelbrot/Hansatheater (leider, aber darauf wette ich notfalls), aber nicht die ehemaligen Gebäude des Gesundheitsamtes neben der Post in der Turmstrasse und vermutlich bleibt uns das Klohäuschen Strom/Turmstrasse auch noch erhalten.
    Vielleicht gibt es Pflanzen, die den Beton zum Bröckeln bringen oder zumindest alles überwuchern. Wäre ein Symbol für ein „Drogendornröschen“, leider wird es aber nicht zum Leben erweckt, Märchen sind halt Märchen *ggg*.

  13. 13
    vilmoskörte says:

    Ja, aber das ist wohl alles (wenn es denn so kommt, wie du denkst) Abriss mit Ersatzbau (der leider nicht unbedingt schöner werden muss, einige Architekten sind da ganz genial, was den Entwurf hässlicher Häuser angeht), beim Rathaus wäre es Abriss ohne Ersatz, Schaffung eines freien Platzes – das hat eine andere Qualität.

  14. 14
    Rané Schmidt says:

    Für Abriss ohne Ersatz, bzw. mit Grünflächen oder nun eine Vision (ein natürlicher Badesee) bin ich auch, aber bei anderen Gebäuden. Leerstand gibts eh genug, vor allem im Bürobereich. Da wird noch einiges von Freiberger dazu kommen. Bei der Schaffung von „freien Plätzen“ wäre ich bei der Entwicklung des Drogenkonsums vorsichtig, siehe Sparrplatz im Wedding.
    Der Bezirk Mitte hat eh eine heimliche Hymne „Trink, Brüderlein trink“ *ggg*.

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