So können Sie mitmachen!

…für uns ist Dünja die Welt

duenjalogo-250Am 8. Juli 2009 feiert der Mädchen-Kultur-Treff Dünja sein zehnjähriges Bestehen und lädt zur Jubiläumsfeier. Einlass bei der interkulturellen Einrichtung in der Jagowstraße 12 ist um 14 Uhr, um 15 Uhr beginnt das Programm mit offiziellen Grußworten. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel gratuliert dem Mädchentreff durch Staatsministerin Maria Böhmer, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke wird an den Feierlichkeiten teilnehmen. Das Fest-Programm finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.

Tabea und Esra vom MädchenkulturtreffMoabitOnline sprach mit den Dünja-Mitarbeiterinnen Esra Gökdemir und Tabea Henrichs über die Entstehungsgeschichte und die heutige Arbeit im Dünja:
Begonnen hat es 1997, damals wurden junge Mädchen der damaligen „Ulrike von Levetzow Schule“ von einer Mitarbeiterin des Bezirksamts befragt, was ihnen im Stadtteil fehlt. Eine Gruppe arabischer Mädchen wünschte sich einen Ort für Mädchen, an dem sie unter sich sein können. Denn die arabischen Mädchen durften nicht in gemischt-geschlechtliche Jugendeinrichtungen gehen. Unter den Mädchen war auch Jouanna Hassoun, die heute eine der Mitarbeiterinnen von Dünja ist. Elisa Rodé, damals Jugendstadträtin des Bezirks Tiergarten, bat den Moabiter Ratschlag ein Konzept zu erarbeiten. Marietta Heuck entwickelte für den Moabiter Ratschlag das Konzepts für den Treff, der dann 1999 in der Trägerschaft des Moabiter Ratschlag eröffnet wurde. Begonnen hat es mit einem „Frühstück auf der Baustelle“, die Räume waren noch nicht renoviert. Die an der Nutzung der Räume interessierten Mädchen konnten so konkret mitgestalten und die Räume mitrenovieren. Auch der Name des Mädchen-Kultur-Treffs „Dünja“, ein Wort, dass es im Arabischen wie Türkischen gibt und „Die Welt“ bedeutet, wurde damals gefunden.

Mit dabei war natürlich der Freundeskreis von Jouanna Hassoun. Und da der Bredowtreff damals eine Zeit lang geschlossen hatte, kamen auch von dort Mädchen zu Dünja. Überhaupt war „Mund-zu-Mund-Propaganda“ die wichtigste Komponente zum Bekanntmachen – das ist bis heute so. Vier Nachmittage die Woche war der Treff anfangs geöffnet. Mit der Zeit konnten dann die Öffnungszeiten erweitert werden. Doch immer wieder machten Finanzierungsfragen Sorgen und der Moabiter Ratschlag bat mit Spendenaktionen um Gelder für den Betrieb des Mädchentreffs. Hilfreich dafür waren auch Anerkennungen, die Dünja für die geleistete Arbeit bekam. So erhielt Dünja 2004 sowohl den Integrationspreis der Bezirksverordnetenversammlung Mitte wie einen Berliner Integrationssonderpreis. Die Jury hob in der Begründung ihrer Entscheidung besonders hervor „…, dass das Projekt aus einer Eigeninitiative von einigen Mädchen hervorgegangen ist und über seinen innovativen, kreativen Ansatz sowie originelle Aktionen wichtige politische Signale aussendet. So wurde durch eine Teilnahme an der Jugendwahlkampagne zu den Bundestagswahlen die Diskussion über das fehlende Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer in die Öffentlichkeit transportiert.“ Die Pflegestation Jahnke aus der Birkenstraße spendete den Erlös des immer wieder begeisternden Jahnke-Kalenders 2005 an den Mädchentreff für ein Sonderprojekt. Der Pflegestation war es wichtig, dass die Gelder nicht Lückenbüßer für eine mangelhafte Regelfinanzierung sind, sondern für zusätzliche Projekte eingesetzt wurden. Auch die in der Perleberger Straße ansässige Firma HIFIplay spendete den Erlös einer Jubiläumsversteigerung von HIFI-Geräten. Neben Spenden und einer Finanzierung aus dem Bezirkshaushalt ist die Akquise weiterer Mittel wichtig, sei es von Stiftungen oder auch aus Mitteln der „Sozialen Stadt“.

2006 erhielt Jouanna Hassoun für ihr Engagement in der Kinder-, Jugend- und Frauenarbeit in Moabit vom Verbund für Nachbarschaft und Selbsthilfe den Klara-Franke-Preis für bürgerschaftliches Engagement. Nicht nur im Dünja ist Jouanna Hassoun aktiv, sie engagiert sich auch auf anderen Ebenen, darunter im Quartiersrat Moabit West. Mehr über Jouanna Hassoun lesen Sie im Porträt vom Mai 2005. Einen vom ZDF anlässlich des Klara-Franke-Preises gesendeten Fernsehbeitrag über Jouanna Hassoun und Dünja können Sie am Jubiläumstag an der Videostation ansehen. Weitere Fernsehsendungen, die von SAT1, Deutscher Welle und TD1 ausgestrahlt wurden und Porträts von Mädchen, Mitarbeiterinnen und eine Sendung zu Dünja als Raum gewaltfreier Kommunikation, sind dort ebenso zu sehen, wie Eigenproduktionen von Dünja. Für den Jubiläumstag hat Dünja auch eine „Radiostation“ aufgebaut, an der interessante Radiosendungen und ebenfalls Eigenproduktionen anzuhören sind. Über einen Radioworkshop zum Thema Rassismus und Sexismus können Sie nachlesen und reinhören.

Nicht nur die Medien nehmen wiederholt Kontakt zu Dünja auf, immer wieder gibt es auch Besuche von Einrichtungen, die sich vor Ort über die Ansätze von Dünja in der interkulturellen Mädchen- und Frauenarbeit informieren.

Beteiligung ist von Anfang an ein wichtiger Grundbestandteil der Arbeit und der Weiterentwicklung von Dünja – damals noch ungewöhnlich für das Entstehen einer solchen Einrichtung, aber nicht ungewöhnlich für den Träger Moabiter Ratschlag, der 1990 als Stadtteilverein für Bürgerbeteiligung gegründet wurde. Eins der Hilfsmittel der Dünja-internen Beteiligung sind zwei an einem Regal befestigte Kästen, in die die Mädchen ihre Meckerzettel und Verbesserungsvorschläge einwerfen können. In regelmäßigen Mädchenkonferenzen werden die gesammelten Ärgernisse und Verbesserungsvorschläge dann ausgiebig zwischen Mitarbeiterinnen und Nutzerinnen besprochen und Veränderungsprozesse und neue Projekte entwickelt und angegangen. Seit 2008 ist Dünja auch ein Beteiligungsbüro, um die Mädchen beim Integrationsprozess und ihrer Lebenswegplanung zu unterstützen. Dazu gehören einerseits Beteiligungsprozesse im Gemeinwesen, z.B. bei einer Umplanung des Ottoparks, aber natürlich auch das Mitmachen an den großen Mädchen-spezifischen Veranstaltungen wie dem „girls-day“ oder auch beim jährlichen Mädchenfilmtag „Rollenwechsel“. Derzeit überwiegen aber (noch) die innerhalb von Dünja geleisteten Partizipationsprozesse. u18Nach außen richtet sich die Mitwirkung an den U18-Wahlen bei der im September anstehenden Bundestagswahl. Bei den U18-Wahlen dürfen alle noch nicht 18 Jahre alte Menschen ihre Stimme zu den politischen Parteien und KandidatInnen abgeben. Der Schwerpunkt der Kampagne liegt jedoch auf politischer Bildung in der Phase vor dem Wahltermin.

Berufsorientierung für Mädchen ist eine wichtige Komponente in der Arbeit von Dünja. Ausgehend von den Berufsfeldern, die im Mädchentreff relevant sind, das sind Pädagogik, Küche/Reinigung, Handwerk, Präsentation und Bürotätigkeiten, üben die Mädchen dazu passende Tätigkeiten im Dünja aus, und können sich mit ihren Arbeiten im Dünja Punkte verdienen. Anhand der Punkte verdienen sie sich – ein Anreiz soll sein – auch Belohnungen, z.B. in Form eines Ausflugs. Aber natürlich wollen die Mädchen im Dünja nicht nur arbeiten, Dünja bietet im offenen Bereich auch Raum zum abhängen, chillen, spielen, tanzen, Musik hören. Eine besonders wichtige Rolle spielt auch der Mädchentalk, bei dem die Mädchen untereinander und mit Mitarbeiterinnen über all das reden, was Mädchen so interessiert… Auch ein Kochprojekt gibt es im Dünja, neben Tanzen in den Räumen von Dünja nutzen die Mädchen regelmäßig auch die Turnhalle der Gotzkowsky-Schule für Bewegungsangebote und zum Singen. Neben solchen Annehmlichkeiten gehört Hausaufgabenhilfe zum festen schulorientierten Angebot von Dünja. Mindestens eine Mitarbeiterin hilft bei der Bewältigung der Hausaufgaben. Dünja betreibt feste Kooperationen mit der Wartburg-Schule und der Gotzkowsky-Schule. Dazu gehören nicht nur Mitwirkung in schulischen Gremien, sondern auch Mediationsprozesse zwischen Lehrern, Eltern und Schülern. duenja300Auch als Kulturvermittlerinnen sind die Dünja-Mitarbeiterinnen immer wieder gefragt, denn viele Konflikte sind in den unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Beteiligten begründet. Die Beratung in Lebensfragen gehört mit zu den Aufgaben. Mit dazu gehört auch eine Kooperation mit dem LSVD (Landesverband der Lesben und Schwulen in Deutschland). bei den ‚respect-gaymes‚ kam es zur Begegnung von Menschen aus Migrantenverbänden, Sportvereinen, Schulen, Jugendzentren und der schwul-lesbischen Community. Religiöse Themen sind wichtiger Bestandteil der Arbeit. Ein großer Teil der zu Dünja kommenden Mädchen ist den verschiedenen islamischen Religionen zuzuordnen, der kleinere Teil gehört religiös zu verschiedenen Zweigen christlicher Religion einschließlich der Orthodoxen. Im Dünja wird Wert darauf gelegt, dass dort die Feiertage aller Religionen beachtet werden, auch wenn keins der Dünja-Mädchen dem jüdischen Glauben angehört oder buddhistisch ist. Begegnungen von Menschen sind eine wichtige Komponente von Dünja. Dazu gehören aber nicht nur die internen Begegnungen, sondern auch der Austausch mit anderen. Ein besonderes „Highlight“ für 14 Dünja-Mädchen: in den Herbstferien 2008 traten sie eine Reise nach Schrozberg (Baden-Württemberg) an und machten einen Gegenbesuch bei einer Jugendeinrichtung, die zuvor bei Dünja zu Gast gewesen war. Für die meisten der Dünja-Mädchen war dies die erste Reise innerhalb von Deutschland und eine Begegnung zwischen Kindern, die in einer Großstadt aufwachsen und einem ländlichen Raum wie Schrozberg. Der erste Kontakt war von der Schrozberger Jugendeinrichtung ausgegangen, die 2006 zu Dünja gekommen waren, um sich Anregungen für den Aufbau eines interkulturellen Treffs zu holen. Dünja plant weitere Begegnungen. Zum einen ist ein Austausch mit jüdischen Jugendlichen in Planung, 2010 soll es auch einen Austausch mit Pariser Mädchen geben.

Dünja ist nicht nur ein Ort für junge Mädchen sondern auch ein Ort für Mütter. Dünja gehörte im Bezirk zu den Pionieren bei der Entwicklung von Müttergruppen, heute sind dort zwei Müttergruppen angesiedelt. Eine davon richtet sich speziell an arabisch-sprechende Mütter, deren Deutschkenntnisse für Gespräche mit anderen Frauen nicht ausreichen. Ein Höhepunkt für viele Mütter ist die monatlich stattfindende „Lange Dünja Nacht“, bei der die Mütter ohne ihre Kinder zusammenkommen und Party feiern.

Ein Ausgleich zu den alltäglichen Sorgen, denn viele der Mütter und auch Mädchen kommen aus sozial-schwachen Familien. Manche von ihnen sind als Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern nach Deutschland gekommen, diese Zeit hat gerade bei den Eltern viele Wunden gerissen, die bei der Erinnerung daran sofort wieder aufbrechen. Dalal zu DünjaEinige persönliche Geschichten von ehemaligen Dünja Mädchen und auch jetzigen Müttern zeigt die Jubiläumsausstellung „Erfolgsgeschichten – 10 Jahre Dünja“ auf eindrucksvolle Weise. Neun Dünja Mädchen, Angie, Asma, Aylin, Celina, Dorra, Hanan, Magreta, Miriam und Sirvan haben die Interviews geführt, die Porträtfotos gemacht (wobei ihnen die spontan hinzu gestoßene Fotografin Linda Herzog ehrenamtlich Hilfestellung geleistet hat) und die Texte bearbeitet. Einen Ausschnitt der Arbeiten können Sie auf der folgenden Seite bestaunen.

2 Kommentare auf "…für uns ist Dünja die Welt"

  1. 1
    Susanne Torka says:

    Vorbereitung auf den Mittleren Schulabschluss (MSA)

    Der Mädchen-Treff-Dünja lädt alle Mädels, die kurz vor ihren Abschlussprüfungen stehen, ein zur gemeinsamen MSA Vorbereitung.

    Vom 30.3. bis 2.4.2015 hilft das Dünja-Team jeweils von 12-15 Uhr bei Mathe, Deutsch und Englisch und bereitet euch auf die bevorstehenden Prüfungen und Präsentationen vor.

    Nach Absprache ist in der 1. Woche der Ferien auch eine BBR Vorbereitung (Berufsbildungsreife) möglich.

  2. 2
    Susanne says:

    Ein kurzer Erklärfilm über Mädchentreffs und Mädchenarbeit
    https://www.youtube.com/watch?v=3IwzjGhvl_w

Schreibe einen Kommentar

Beachte bitte die Netiquette!