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Das Herz hat nach Kunst gerufen

Karin Wook ist dem Ruf gefolgt. Seit 2008 arbeitet und lebt die vielseitige Stuttgarter Künstlerin in Moabit.

Karin-Wook_250Malerei, Fotografie, Mosaik, Land Art: Karin Wook, 1954 in Stuttgart geboren, ist eine vielseitige Künstlerin. Ihre Werke kann man beispielsweise am Eingang zum Schulgarten und im SOS-Kinderdorf betrachten. Und sie ist eine Künstlerin, die eine intensive Interaktion mit ihrem Lebensumfeld als unverzichtbaren Bestandteil ihrer Arbeit betrachtet. So sind die Mosaiken an den Eingangspfosten des Schulgartens in Zusammenarbeit mit Kindern und Erwachsenen entstanden; die im SOS-Kinderdorf gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Moses-Mendelssohn-Oberschule. „Ich möchte meine Umgebung mitgestalten. Das ist ein Schwerpunkt von mir.“

Den Wunsch nach Interaktion mit den Menschen in Moabit teilt Karin Wook mit zwei Kolleginnen – in der Bredowstraße 12 arbeiten sie in einer Ateliergemeinschaft. Viermal im Jahr laden die drei Künstlerinnen zu einem Salon ein. Dabei geht es um mehr als das ehrfürchtige Betrachten von Kunstwerken. „Wir möchten keine reinen Konsumenten um uns versammeln, sondern etwas miteinander machen, also Menschen aus der Vereinzelung führen und sie an der Kunst teilhaben lassen“, unterstreicht die Künstlerin. Denn Kunst findet nach ihrem Verständnis nicht nur vor der Leinwand statt, sondern ist auch Kommunikationsinstrument.

Malen wie ein Wasserfall
Mit 26 Jahren – nach einer stark beeindruckenden, zweimonatigen Reise durch Marokko – hängte Karin Wook ihren Beruf als Verlagsbuchhändlerin an den Nagel. Die Menschen, das andere Licht, die anderen Farben Nordafrikas hatten sie in ihren Bann gezogen. Nach der Rückkehr musste sie malen wie ein Wasserfall, konnte kaum noch aufhören. „Da habe ich dann gedacht, jetzt packst du das an – denn das Herz hat nach Kunst gerufen.“ 1981-1982 studierte sie an der Freien Kunsthochschule Stuttgart. Von 1995-1997 nahm Karin Wook Privatunterricht bei der Malerin Beate Bitterwolf. Weitere Stationen ihrer Ausbildung waren die Kolping-Kunstschule Stuttgart und die Europäische Akademie für Bildende Kunst in Trier.

Im Jahr 2002 zog es sie nach Berlin. Zurück zu den Wurzeln: Ihr Vater ist hier geboren. Aber auch, weil die Stadt Künstlern mehr Möglichkeiten eröffnet und mehr Ausstellungsorte bietet als Stuttgart. Wie so viele Kreative landete Karin Wook zunächst in Neukölln, bevor sie 2008 nach Moabit kam. „Moabit ist entspannter. Hier gibt es nicht so viel soziales Elend, und die Menschen sind besser organisiert und vernetzt.“ Das passt zu ihrem Wunsch, in die Öffentlichkeit zu gehen „und meine Wahrnehmung der Welt mit anderen Menschen zu teilen – denn das fasziniert mich an Kunst.“

Jeder Mensch muss einen Weg finden, um sich ausdrücken zu können, weil jeder ein kreatives Potenzial in sich trägt, ist Karin Wook überzeugt. „Das ist wichtig als Ausgleich in unserer verkopften Gesellschaft, in der wir nur funktionieren sollen und in der für das Herz kaum noch Platz ist.“ Kunst ist für sie aber auch eine Interpretation ihrer Sicht der Welt und eine Reflexion dessen, was außen passiert – und eine Möglichkeit, ihre Wahrnehmung zu interpretieren und zu verarbeiten.

Achtsamer Umgang mit Mensch und Natur
Zwei rote Fäden ziehen sich durch das Werk der Künstlerin: der achtsame Umgang mit den Menschen und der Natur und die Kombination aus Gegenständlichem und Abstraktem. Und ihre Botschaft lautet: „Die Konsumschlacht, um die sich fast alles dreht, ist eigentlich nicht unser Lebensinhalt, sondern die Natur und der Frieden.“ Daher rührt auch die Hinwendung zur „Land Art“, einer in den 1960er Jahren in den USA entstandenen Strömung der bildenden Kunst. „Man arbeitet mit dem, was man in der Natur vorfindet, und nimmt sich zum Beispiel einen Baum als Hauptträger der Kunst, dessen Stamm man schmückt.“

Baumharfe_250Kleine Wunder geschehen lassen
Die Arbeit im Freien – etwa Steine in die Bäume hängen und fliegen lassen – eröffnet Karin Wook und ihren Kursteilnehmern die Möglichkeit, in der Natur kleine Wunder geschehen zu lassen. Hierfür braucht man keine Vorkenntnisse, aber ein Gespür. „Das ist wie eine Meditation unter freiem Himmel. Man wird ganz ruhig und konzentriert und bekommt eine Wahrnehmung, die das hektische Stadtleben ausblendet.“ Immer wieder einmal blendet die Künstlerin das hektische Treiben der Großstadt für längere Zeit aus. So hat sie den Jakobsweg von der Nordküste Spaniens her erwandert. Daraus ist eine neue Serie von Bildern entstanden. Stark beeindruckt und beeinflusst hat sie zudem eine Reise nach Mexiko. „Andere Menschen und ihre Kulturen sind enorm wichtig für die persönliche und künstlerische Entwicklung. Solche Erfahrungen muss man immer wieder mal machen.“

Ihre bisher wichtigste Erfahrung ist jedoch, dass es vor 30 Jahren die richtige Entscheidung war, den Beruf in der Verlagsbranche aufzugeben. Letztlich wusste Karin Wook bereits als Kind, wohin die Reise gehen sollte – aber der Umsetzung stand der Sicherheitsgedanke im Weg. „Gewiss war die Entscheidung für ein Leben als freie Künstlerin ein mutiger Schritt. Aber auch mit einem vermeintlich sicheren Job weiß ich doch noch nicht einmal, ob ich den heutigen Tag überlebe.“

Text: Martin Blath, Fotos: Martin Ciesielski und Karin Wook

Zuerst erschienen in: Moabit! – Das Magazin für die Insel, Januar 2013
Zur Zeit liegt schon die Februar-Ausgabe aus, deren Titelgeschichte Ende des Monats auch auf MoabitOnline folgt.

Wer Karin Wook ganz unkompliziert kennenlernen möchte, kommt an Ostern zu ihren Kreativangeboten im Schulgarten Moabit (Ostersonntag 11-14 Uhr, Ostermontag 14-16 Uhr).

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