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Aktionstag vor Hertie

hertie-aktionEs ist 5 nach 12!

Am 16.6.2009 ruft die Gewerkschaft ver.di zum Aktionstag auf- mit nebenstehendem Flyer. Nicht nur vor der Moabiter Filiale in der Turmstraße auch in Tegel und Schöneberg gehen Beschäftigte und Kunden gemeinsam auf die Straße. In Berlin sind 250 Arbeitsplätze bedroht.

Bei Hertie Turmstraße wurde innen eine Abteilung nach der anderen umgebaut, nachdem der britische Investor Dawny Day die Karstadt Kompakthäuser Anfang 2007 übernommen hatte. dm zog ein. Aber schon im Juni 2008 ging das neue – alte Hertie in die Insolvenz. Ende Juli könnte Schluss sein in der Turmstraße und nicht nur hier. Denn die Gläubigerversammlung hatte am 20. Mai die Einstellung des Geschäftsbetriebs gefordert. Der Insolvenzverwalter, Biner Bähr, erhebt schwere Vorwürfe gegen den in der Finanzkrise angeschlagenen Immobilieninvestor Dawnay Day, der nicht von den bei der Übernahme ausgehandelten hohen Mietforderungen abgehen wolle und dem eine Vermarktung der Grundstücke rentabler erscheine.  Die Berliner Politik will mit einem runden Tisch retten, was zu retten ist und sucht eine Berliner Lösung, während ein runder Tisch unter der Vermittlung der Deutschen Bank noch eine Rettung der 54 Warenhäuser versucht.

Die Beschäftigten geben jedenfalls noch nicht auf und die Moabiter sollten sie dabei unterstützen.

Hier einige Bilder von der Aktion.

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Nachtrag:
Bekanntlich hat das ja alles nichts mehr genützt, der Spreeblick hat einen schönen Artikel über die traurige Schließung.

Eine Erinnerungsseite des Online-Kaufhauses Hertie, das die Namensrechte gekauft hat, an Hermann Tietz.

14 Kommentare auf "Aktionstag vor Hertie"

  1. 1
    relet says:

    Ja! Rettet die Kapitalisten! Nieder mit den Einzelhändlern!

    Vielleicht wäre es aber auch eine Idee, sich mit dem Gedanken anzufreunden, daß das Konzept „Kaufhaus“ überholt ist. Eventuell nutzt es auch nichts, Firmen künstlich am Leben zu erhalten, die sich kaputtgewirtschaftet haben. Fachgeschäfte, ob als kleiner Einzelhändler oder als Filiale, sind einfach flexibler und vielfältiger und können auf der selben Fläche mehr Service bieten. Vielleicht bietet sich auf einmal auch die Chance, in den Geschäften der Turmstraße mehr als nur EinEuro und ReSales anzubieten.

  2. 2
    Hans Richter says:

    „Vielleicht bietet sich auf einmal auch die Chance, in den Geschäften der Turmstraße mehr als nur EinEuro und ReSales anzubieten.“ Schön wärs ja, nur ich glaub nicht daran. Man möge sich doch nur den Bezirk und die Bevölkerungsstruktur angucken. Was hat er zu bieten? Im Grunde genommen nix und viele viele Leute, die mit immer weniger Geld über den Monat kommen. Hab übrigens in meiner letzten Renteninformation mitgeteilt bekommen, das ich voraussichtlich 70 Euro weniger Rente bekommen werd als noch letztes Jahr geschätzt. Dafür hier mal einen herzlichen Dank an die SPD und den Grünen.
    Zu Hertie: Wenn man drin war, konnte man sehen, das es schon ziemlich herunter gekommen war. Mir war auch ziemlich unklar, was für ein Konzept die hatten. Von jedem etwas? Damit konnte und kann man keinen Kunden wirklich zufrieden stellen.
    Schön, jetzt wird um Unterstützung gebeten, aber wo waren all die Leute, die jetzt um Unterstützung für ihre Arbeitsplätze bitten, bei „Wir zahlen für eure Krise nicht“ und auf der DGB-Demo? Jeder kämpft nur für sich. Sei es Opel, Karstadt, Schaeffler oder jetzt Hertie. Das ist einfach nur Mist. Nehmt euch ein Beispiel an die Bürger Irans. Die gehen gleich zu Millionen auf die Straße und nicht wie hier zu einigen 100.000.

  3. 3
    F. M. says:

    Viel zu oft schiebt eine populistische und kurzsichtige Politik großen alten Wirtschaftsstrukturen Geld in den *****, während innovative dezentrale Strukturen ohne derartige Förderungen auskommen müssen. In Zeiten des Klimawandels päppelt man die Autoindustrie, in Zeiten des Internethandels gewährt man den Wirtschaftswunderkaufhäusern einen Tropf. Ich wünsche mir eine Art Gewerkschaft, die erstens das Wohl aller engagierten Leute im Sinn hat und sich zweitens absehbaren Umstrukturierungen nicht in den Weg stellt.

  4. 4
    redlope says:

    „Vielleicht wäre es aber auch eine Idee, sich mit dem Gedanken anzufreunden, daß das Konzept “Kaufhaus” überholt ist.“

    Nun genau, das stimmt ja beim Hertie Turmstrasse, so ich gehört habe, nicht. Es ist mutwillig runterwirtschaftet worden und mit Horrormieten vom „Investor“ ausgenommen worden wie eine Weihnachtsgans.
    Dabei war das Haus gut besucht und im Kiez beliebt, obwohl es nicht der neueste Schrei war.
    Ich glaube, die meisten Moabiter sind immer erstmal zum Hertie gegangen, wenn sie etwas gebraucht haben, was sonst in der Gegend nicht (mehr) zu bekommen ist.
    In Zukunft heißt es also, für alles, was über Supermarktbedarf hinausgeht, in die Wilmersdorfer Strasse, zum Alex oder zum Ku’damm fahren. Traurig.

    „Überholt“ beinhaltet auch die Frage: „Von was“ überholt? Von Resales und Billigshops, wo man von den Chemieausdünstungen der Klamotten schon Halsweh bekommt, wenn man länger als 30 Minuten im Laden ist? Und wo unterbezahlte, uninformierte Minijobber arbeiten (und diesen Dünsten den ganzen Tag ausgesetzt sind)? Schöne, neue Einkaufswelt!

  5. 5

    Dass das Vertriebskonzept Kaufhaus grundsätzlich überholt ist, kann man nicht ernsthaft bestreiten. „Alles unter einem Dach“ besagt: Von allem etwas, aber von allem eben nichts „richtig“ – wobei „richtig“ die heute übliche Auswahl an Produktvarianten meint. Das Hertie an der Turmstraße kann eben mit einem Fachhandel nicht mehr mithalten. Und viele Produkte (die nicht Waren des täglichen Bedarfs sind), lassen sich via Internet deutlich preisgünstiger beziehen – was vor allem an deutlich niedrigeren Lagerkosten liegt (es ist nun mal billiger, auf Bestellung zu liefern als Waren bereitszustellen für den Fall, das Kunden vorbeikommen und danach fragen).

    Wir alle verhalten uns als Konsumenten entsprechend. Bei meinen fast wöchentlichen Besuchen im Hertie an der Turmstraße habe ich folgerichtig in den letzten Jahren überwiegend gähnende Lehre beobachtet (ich rede von der ausbleibenden Kundschaft). Das wirf für jeden, der rechnen kann, die Frage auf, wo die Umsätze herkommen sollen, die man zur Bewirtschaftung eines solchen Vertriebsstandortes braucht.
    Auf http://www.tagesschau.de findet sich die aktuelle Sonntagsumfrage, u.a. mit der Frage: „Da kaufe ich gerne ein.“ Die Antworten lauten: Supermarkt 74%, Kleiner Einzelhändler 71%, Wochenmarkt 54%, Kaufhaus 51%.
    (http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/deutschlandtrendgrafiken112_mtb-1_pos-7.html)

    Kaufhäuser finden also weniger Kunden als Wochenmärkte – sind aber weit teurer in der Bewirtschaftung. Noch Fragen?

    Ja, nämlich nach der städtebaulichen Zukunft des Kaufhausstandorts. Das Kaufhaus als solches dürfte nicht zu halten sein. Die Möglichkeit der anderweitigen Nutzung dieser Art von Gebäude sehe ich nicht (vielleicht sehen Architekten da mehr). Man sollte also nicht dem Kaufhaus nachtrauen, sondern sich Gedanken über die künftige Nutzung dieses Grunstücks machen – davon (und nicht von Hertie) hängt viel für die Turmstraße ab.

  6. 6

    Das Konzept „Gesundbrunnencenter“ oder auch, ich bringe den Einzelhandel in einem „Wirtschaftskomplex“ unter, ist auch nicht prickelnd. Für die Stadtentwicklung würde es bedeuten, Leerstand in vielen Strassen und Konzentration auf das „Center“, wo der Drogenhandel dann fluriert. Bundesweit gibt es mittlerweile Leerstand in div. Stadtgebieten, weil der
    Einzelhandel in diese „fucking Centren“ gelockt wird. Somit stranguliert sich der Mittelstand selbst. Es ist zum……

  7. 7
    Hans Richter says:

    so wie es aussieht, werden die Mitarbeiter von Hertie total leer ausgehen. Selbst die Kündigungsfristen sollen, mangels Geld, nicht einzuhalten sein. Abstieg ist vorprogrammiert, denn feste Arbeit gibt es nicht mehr. Nur noch Leiharbeit.
    Immerhin: Deren Gehalt ist jetzt schon in der Nähe von Hartz4 – da ist der Fall nicht so tief.

  8. 8
    Hans Richter says:

    uff, da wurde ja der Ironie-Tag verschluckt.

  9. 9
    Aro says:

    Ich bin regelmäßiger Hertie-Kunde, mehrmals im Monat. Tatsächlich habe ich vor einigen Jahren noch das meiste dort gefunden, was ich gesucht habe. Für den Alltag brauche ich keine Auswahl von 10 verschiedenen Dosenöffnern. Leider ist das Angebot immer mehr zusammengeschrumpft, das ist sehr ärgerlich. Fahrradzubehör gibt es auch schon lange nicht mehr, immer öfter bin ich ohne das rausgegangen, was ich gesucht hatte.
    Trotzdem sind die „Center“ für mich keine Alternative. Ich brauche keine Mode-Boutique, wenn ich Strümpfe oder Unterhosen kaufen will. Rasierzeug so günstig, aber nicht super-chic sein. Hertie als Kiez-Kaufhaus (was es ja mal war) hätte sicher eine Chance.

  10. 10
    vilmoskörte says:

    Ich war ebenfalls ein treuer Kunde bei „unserem Hertie„. Wird jetzt blöd, wenn ich mal ein Hemd, ein paar Staubsaugerbeutel, ein T-Shirt, eine Spülbürste oder ein paar Socken brauche, kann ich das nicht mehr „um die Ecke“ besorgen.

  11. 11
    EK says:

    Wann schließt es denn nun wirklich? Und bleibt dm? Bei dm wurde gesagt das man es noch nicht wisse. Weiß jemand mehr?

  12. 12
    Susanne Torka says:

    Laut Berliner Morgenpost vom Dienstag sollen angeblich ab 10. August die ersten „Freistellungen“ , wie es so beschönigend heißt, erfolgen. Es ist ein Skandal! Keine Abfindungen, kein Sozialplan, nicht einmal Einhaltung von Kündigungsfristen.
    http://www.morgenpost.de/wirtschaft/article1135839/Mitarbeiter_gehen_nach_Kuendigung_wohl_leer_aus.html

  13. 13

    Eine ziemliche Sauerei, hoffe, wir können diesen Hintergrund beim Nacht-Dreh im Kaufhaus miteinbeziehen.

  14. 14
    Rudolf Blais says:

    Trauriger Tag in Moabit – Letzter Einkauf

    In diesen Minuten wird Hertie schließen, obwohl die Öffnungszeit am letzten Sommerschlußverkaufstag bis heute 15 Uhr angekündig war. Bis auf kleine Reste sei die gesamte Ware ausverkauft. Es ist einiges an Presse vor Ort, auch der rbb. Die Fahnen auf dem Dach wurden heute schon eingeholt. Nur der DM Drogeriemarkt im Erdgeschoss bleibt offen.
    Alle Mitarbeiter/Innen sind ab Montag arbeitslos. Den anderen 2 Berliner Hertie-Filialen (Hauptstraße und in Tegel) passiert gleiches und sind noch eine Woche bis kommenden Sonnabend offen.
    Rudolf Blais

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