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Bekannt wie ein bunter Hund

Der „Kinderversteher“ Sebastian Morbach und das Spielplatzbetreungsprojekt KlubMobil

Viele kennen Sebastian Morbach, der aus der Nähe von Straßburg stammt und durch seine französische Mutter bilingual aufwuchs. Der 38-jährige Erzieher betreut zusammen mit seinen KlubMobil-Kollegen von der Diakoniegemeinschaft Bethania e.V. vier Moabiter Spielplätze. Besucht man ihn z.B. an dem mit Grafitti besprühten Bauwagen in der Waldstraße, merkt man sofort, dass er die Sprache seiner Schützlinge spricht. Sie lieben ihn und haben auch kein Problem damit, sich mal schnell ins Interview einzumischen, um etwas beizusteuern, ein Spielgerät zu erbitten, oder um fotografiert zu werden. Natürlich zusammen mit Sebastian!

2003 kam er nach Berlin: „Ich wollte die Veränderung. Ich hatte in einem Mädchenheim im Schichtdienst gearbeitet. Ich hatte immens viele Überstunden und einen verrückten Tag-Nacht-Rhythmus. Das war sehr strikt, und da gab es 13-jährige, die schon auf harten Drogen waren. Mich zog es zur offenen Jugendarbeit.“

Er las eine Annonce, in der ein Erzieher gesucht wurde, der Fußball mag und es bestenfalls auch spielt. „Sport ist mein Ding! Ich hab mal in der Jugendliga Süd-Baden gespielt, da kam das wie gerufen für mich.“ Leider war die Stelle schon vergeben, aber es wurden noch Honorarkräfte gesucht. Dadurch kam Sebastian zunächst für drei Nachmittage pro Woche ins Boot. Zwei Jahre lang betreute er den Spiel- und Skaterplatz am Neuen Ufer. Seit 2011 deckt das KlubMobil – Nachfolger von „Moameet“ und „Moamil“ – zwischen April und Oktober die vier Spielplätze an verschiedenen Nachmittagen ab. Dahin kann jeder im Alter von 3 bis 16 Jahren zum Spielen kommen, Geräte ausleihen, sich etwas zeigen und anleiten lassen. „Ich hab viele Stammkunden,“ lacht Sebastian, der zusätzlich zwei Mal in der Woche als Mittagsbetreuer in der Hedwig-Dohm-Schule arbeitet. Während sich in der Waldstraße besonders die Kleinen tummeln, kommen in die Rostocker Straße eher die 10- bis 18-jährigen. Und am Neuen Ufer sind vor allem Skater und BMX-Fahrer anzutreffen, aber im Angebot ist noch viel mehr: von Frisbee, Jonglage über Fußball, Basketball und Federball bis hin zu Springseilhüpfen, Rollschuh- und Einradfahren, Footbag und Skateboard Diabolo. Auch kleinere Fahrradreparaturen werden von Sebastian und seinen Kollegen erledigt. „Unser Projekt steht für Bindungs- und Beziehungsarbeit, und alle Mitarbeiter bringen langjährige Erfahrung mit. Es ist eben kein Projekt, bei dem sich ständig die Köpfe ändern,“ sagt er und „dass wir für ein friedliches Miteinander stehen über alle Kulturgrenzen und Nationalitäten, Arm und Reich, Jung und Alt hinaus. Wir versuchen, den Blick der Kinder zu schärfen und ihnen dabei zu helfen, Empathiefähigkeit und ein gesundes Selbstbewußtsein zu entwickeln.“

Sebastian wohnt in Friedrichshain, und das ist auch gut so: „Da ich hier draußen arbeite, kenne ich ganz viele Leute in Moabit. Ich würde hier nie zur Ruhe kommen.“ Er kooperiert mit dem JugendtheaterBüro in der Wiclefstraße, denen er ab und zu Kinder oder Jugendliche vermittelt, die eindeutig schauspielerische Ambitionen zeigen.

„Der Waldstraßenplatz ist arg übernutzt, da wäre eine Umgestaltung angebracht,“ wünscht er sich. „Wir werden nur von April bis Oktober gefördert, aber ganzjährig, also auch auch mit Winteraktionen, wäre viel besser. So wie früher bei OlleBurg, wo auch gekickert wurde und es Hausaufgabenhilfe gab.“ Er würde gern alles auf einem Moabiter Platz konzentrieren. Für die Kinder wäre es wichtig, dass jeden Tag jemand auf dem Spielplatz ist: „Wir sind kein Vaterersatz, aber da sich besonders in arabischen und türkischen Kreisen die Männer im Erziehungsalltag rar machen, sind wir für viele Kinder die männlichen Bezugspersonen schlechthin.“

Schlimm ist es, „wenn sich die Kids schlagen, es also grundlose Gewalt gibt, und ich einschreiten muss.“ Was ihn zudem wirklich empört ist die Tatsache, dass in der Rostocker Straße kürzlich die Schaukeln und die Seilbahn abgebaut wurden. „Aufgrund der Nutzung als Trainingsgeräte für Kampfhunde hatten sie wohl so gelitten, dass das Grünflächenamt sie entfernen musste. Und es gibt keine finanziellen Mittel, um neue Elemente zu installieren. Gerade die Seilbahn und die langen Schaukeln, mit denen man sehr hoch schaukeln kann, waren sehr beliebt. Leere Spielgerüste ohne Nutzbarkeit geben ein sehr trauriges Bild ab.“

Zuerst erschienen in der moabiter INSELPOST, Nr. 10, September 2012 (einen ausführlicheren Text finden Sie bei den Kiezporträts vom QM Moabit West.

Text & Fotos: Gerald Backhaus

Spielplätze und KlubMobil-Betreuungszeiten:
Waldstraße: Mo, Di, Do 15 – 19 Uhr
Neues Ufer: Do + Fr 15 – 19 Uhr
Rostocker Straße: Mo, Mi, Fr 15 – 19 Uhr
Emdener Straße: Do + Fr 15 – 19 Uhr

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