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Sport oder Park oder „Wo bleibt Fritz Schloß?“

Mit den orangen Eingangsstelen neben dem Minigolf-Pavillon tauchte im letzten Herbst plötzlich der neue Name auf: „SportPark Poststadion“. Auf den Stelen findet man auch eine kleine Karte des Geländes  zwischen Rathenower / Krupp / Lehrter / Seydlitzstraße und hier ist noch der Name „Fritz-Schloß-Park“ zu lesen. Pfeile führen die Besucher zur Laufstrecke, zur Rodelbahn, zur Rollsportanlage, zur Grundschule, zu den Spielplätzen und zum Minigolf-Platz, auch wenn sie eigentlich schon davor stehen.Hinweispfeile zur DAV-Kletterhalle und zu Spa-Wellness gibt es auch schon, auch wenn diese erst in der Zukunft gebaut werden. Foto Fritz-Schloß GedenksteinEinen Pfeil zum Gedenkstein für den Namensgeber des Parks, Fritz Schloß, sucht man vergebens.

Die orangen Eingangsstelen sind mit Geldern aus dem Förderprogramm Stadtumbau West (SUW) aufgestellt worden, bisher nur am Eingang Turmstraße und an der Seydlitzstraße. Alle anderen Eingänge in den Park und in das Sportgelände, insgesamt 13, werden auch noch solche Stelen erhalten, die Sockel kann man schon erkennen.

Auf dem früheren Exerzierplatz wurde bereits in den 1920er Jahren das Poststadion angelegt. Der Fritz-Schloß-Park entstand als Erholungspark mit Spiel- und Ruheplätzen nach Plänen von Willy Alverdes in den 1950er Jahren auf einem Berg aus Trümmerschutt des 2. Weiltkriegs. Die militärische Vergangenheit dieser grünen Oase ist heute nicht mehr allgemein bekannt. Eine Gedenktafel fehlt. Allerdings gibt es einen virtuellen Ersatz. Wer sich über Fritz Schloß und über den Exerzierplatz mit den verschiedenen Kasernen rundherum informieren möchte, kann dort weiter lesen.

Im Rahmen des Förderprogramms SUW wurde im Fritz-Schloß-Park eine neue Laufstrecke mit Fitnessgeräten angelegt. Es gibt den neuen Minigolfplatz, eine neue Liegewiese, die Spielplätze werden erneuert, was leider sehr lange dauert. Weitere Umgestaltungen werden folgen. Viel Bewegung in der Freizeit ist prima, aber auch die ruhige Erholung im Park braucht ihren Platz und sollte nicht gestört werden: Sitzplätze mit Blick ins Grüne, verschlungene Spazierwege, dichtes Gebüsch, Nachtigall, Fuchs und Bussard haben ihren eigenen Reiz.

Bei einem Workshop im November 2011 wurde über ein nachhaltiges „Betreiberkonzept“ für den jetzt so genannten SportPark Poststadion diskutiert. Ein Referent brachte unter anderem eine mögliche Finanzierung des Managements durch berlinweite Veranstaltungen ins Gespräch. Alle Nutzer und Anlieger sollen sich zusammenfinden und gemeinsam Pflege- und Sicherheitsaufgaben übernehmen. Das Bezirksamt hat dafür immer weniger Mittel. Vereine und Organisationen, die sich schon bisher für Sport oder Erholung engagiert und die Umgestaltung begleitet haben,  wurden aufgefordert, einen sogenannten „Letter of Intent“ zu unterschreiben und damit ihre Bereitschaft zur Mitarbeit an einer „Betreiber-Kooperation“ zu dokumentieren.

Im März 2012 diskutierte der Sportausschuss Mitte das Thema, dazu hatte die gruppe planwerk, als Beauftragtes Büro für den SUW, eine umfangreiche Präsentation zum „Betreiberkonzept“ erarbeitet. Hier sind zunächst die bereits realisierten Umgestaltungen aufgelistet, ebenso wie die noch geplanten, es folgen Karten mit Vereinen, Nutzern und Einrichtungen, eine anschauliche Darstellung der Verantwortlichkeiten usw. Als gemeinsame Aktion ist zunächst ein Familiensportfest im Poststadion am 2. Juni geplant, auf dem sich alle Vereine und Einrichtungen mit Informationsständen und Aktivitäten präsentieren können.

Der B-Laden wird einen Kuchenstand organisieren und freut sich über Kuchenspenden und Mithilfe. Der Betroffenenrat Lehrter Straße hat bei seinen Sitzungen im Februar und März 2012 (Protokolle hier) die Formulierungen des „Letter of Intent“ diskutiert und eine Stellungnahme dazu erarbeitet, die an alle Beteiligten verschickt wurde. Er wendet sich gegen sportliche, touristische oder andere Groß-Events im Park und ist der Meinung, dass der neue Name den Sport zu sehr in den Mittelpunkt rückt und außerdem Geschichtsvergessenheit fördert.

Fritz Schloß, der erste gewählte Bezirksbürgermeister von Tiergarten, hat es nicht verdient, dass wir ihn vergessen auch wenn heute viele Anwohner/innen nicht wissen, wer Fritz Schloß eigentlich war, eher vom Schloss-Park reden und sich fragen, wo das Schloss geblieben ist, wenn sie nicht die ehemalige Kaserne dafür halten.

Deshalb hat sich der Betroffenenrat an das Bezirksamt und die Fraktionen in der BVV Mitte gewandt mit der Bitte, den neuen Namen zu überdenken und die ruhige Erholung im Park zu fördern. In seinem Antwortschreiben vom 22. März 2012 stellt der Stadtrat für Stadtentwicklung, Carsten Spallek (CDU), klar, dass nicht daran gedacht ist „dort regelmäßig berlinweite Großveranstaltungen stattfinden zu lassen“ und dass die Namensgebung „SportPark Poststadion“ in einem mehrjährigen Diskussionsprozess auf Bezirksebene entstanden sei. In diesem Zusammenhang kann „auf Bezirksebene“ nur die verschiedenen Abteilungen des Bezirksamts Mitte bedeuten, denn in den zahlreichen Workshops zur Umgestaltung, die allerdings bis auf den letzten schon einige Jahre zurückliegen, wurde darüber nie öffentlich diskutiert.

Wer sich im Detail für die Planungen rund um die Lehrter Straße interessiert, kann viele Dokumente auf der Lehrter Straßen Webseite finden.

Nachtrag:
Beim der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Umweltschutz am Mittwoch, den 18.4. (hier die Tagesordnung) wird unter anderem die Drucksache „Wo ist der Fritz-Schloß-Park geblieben?“ (0177/IV) beraten. Außerdem Besichtigung des Stadtgartens, Treffpunkt: 18 Uhr, Unionplatz, Eingang Turnhalle

Mittlerweile (2014) sind an den Stelen auch Hinweise zum Fritz-Schloß-Park angebracht worden. Andererseits wird in Texten des Bezirksamts bereits vom Sportpark Mitte gesprochen (z.B. bei der Auswertung der Öffentichkeitsbeteiligung zum B-Plan Mittelbereich Lehrter Straße).

Zum Betreibernetzwerk gab es 2015 eine neue Beauftragung, das Projekt „Planet Poststadion„.

Verwirrung um den Namen, denn in den Unterlagen zum B-Plan Mittelbereich Lehrter Straße war an einigen Stellen vom Sportpark Mitte die Rede. Aufklärung brachte eine kleine Anfrage (KA 1288/IV) in der BVV und die Berliner Woche.

10 Kommentare auf "Sport oder Park oder „Wo bleibt Fritz Schloß?“"

  1. 1
    vilmoskörte says:

    Ich weiß nicht, warum Politik und Verwaltung den Businesskaspar-Dummschwätz mitmachen und statt „Absichtserklärung“ unbedingt „Letter of Intent“ sagen müssen. Dazu passt auch die Namensgebung „SportPark“ mit großem Binnen-P. Diesen Unfug haben die Großunternehmen Telecom und Bahn ja schon vorgemacht, da muss es ja wohl schick sein! Und dass die Umbenennung vollkommen im Geheimen abgestimmt wird, scheint mir auch symptomatisch für die große Entfernung von Politik und Verwaltung vom Souverän.

  2. 2
    Thomas Koch says:

    Im Stadtentwicklungsausschuss, der sich kontinuierlich mit den Stadtumbau-West-Mitteln beschäftigt hat und im für Grünanlagen zuständigen Umweltausschusses, denen ich in der letzen Legislaturperiode angehört habe, hat es jedenfalls keine Diskussion über eine Umbenennung gegeben (ob es mal irgendwo in der Maske einer ppt-Präsentation gestanden hat, vermag ich nicht zu sagen). „Geschichtsvergessenheit“ ist meines Erachtens der eine Aspekt. Die „Zukunftsfähigkeit“ und damit der Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung über den Tag hinaus von solchen Zeitgeistbegriffen ist ebenfalls fragwürdig.

  3. 3
    Präventionsbeauftragter says:

    Ein Sicherheitshinweis an die Anlieger des Fritz-Schloß-Parks:

    Seit Ende März wurden in derzeit vier Fällen Müllcontainer in und um den Sportpark Poststadion in den Nachtstunden angezündet. Bitte sichern Sie, wenn möglich, Ihre Grundstücke und Container und achten Sie auf unberechtigte oder verdächtige Personen. Bitte sensibilisieren Sie ihre Mitarbeiter und weisen Sie sie an, im Verdachtsfall die Polizei unter Notruf
    110 zu rufen. Bitte zeigen Sie auch bereits zurückliegende Fälle an, vielleicht findet sich genau bei diesem Fall die heiße Spur zur Tataufklärung.
    Für Rückfragen stehe ich Ihnen zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen
    Bösel

    Der Polizeipräsident in Berlin, Polizeiabschnitt 33, Präventionsbeauftragter, Perleberger Str. 61a, 10559 Berlin
    Tel.: +49 030 / 4664 – 333040, Fax: +49 030 / 4664 – 333099
    Email: karl.boesel@polizei.berlin.de

  4. 4
    sk says:

    Auch ich meine, der o.g. Park soll seinen ursprünglichen Namen behalten.
     
    Die Umbenennung folgt m.E. der derzeit üblichen und opportunistischen Bewegung, jeden erdenklichen Ort zu einer öffentlichen Event-Arena zu machen. – Das Wort Muße wird seit der unsäglichen Rechtschreibreform ja auch gern mit Doppel-S geschrieben und dann wird daraus Muss(e). –  Ich will damit sagen: das Ruhige, Erholsame geht verloren zu Gunsten von Massenaufläufen, Lärm, Fress-und-Sauf-Kultur, Beeinträchtigung von Flora und Fauna … Es droht möglicherweise eine „Verlängerung“ des viel zu oft stattfindenden sog. Turmstraßenfestes.
     
    Das Gebot in dieser Zeit ist: Entschläunigung; weniger ist mehr!
     
    Wer wissen will, wie man den Fritz-Schloss-Park nutzen kann, kann und soll dies individuell heraus finden und weiterhin tun können, ohne die Gefahr, von kommerziell animierten Massen an den Rand gedrängt und zugemüllt zu werden, auch wenn derartige Events „nicht … regelmäßig berlinweit“ stattfinden sollen.
     
    Laßt uns wenigstens ein paar ruhige Oasen, „Rummel“ gibt’s in der (Innen-) Stadt genug!

  5. 5
    vilmoskörte says:

    Fritz Schloß ist ein Eigenname und der Park schreibt sich darum nach wie vor Fritz-Schloß-Park, so wie sich Schultheiss als Biermarke immer schon mit Doppel-S schreibt – Rechtschreibreform hin oder her.

  6. 6
    B-Laden says:

    Nachdem der Antrag in der BVV bis zum Beschluss doch schon immerhin von Februar bis September gebraucht hat, alles im Informationssystem nachzulesen:
    http://www.berlin.de/ba-mitte/bvv-online/vo020.asp?VOLFDNR=4813

    wurde doch schon am 20.9.12 folgendes beschlossen:
    „Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen,
    1. an allen Eingängen zum Fritz-Schloß-Park auf den neu aufgestellten Stelen den Fritz-Schloß-Park und den Weg zum Gedenkstein für Fritz Schloß auszuschildern;
    2. eine Wiederherstellung des Gedenksteins für den früheren Bezirksbürgermeister Fritz Schloß zu prüfen und im Falle der Finanzierbarkeit vornehmen zu lassen;
    3. die Wiederherstellung und den zukünftigen Schutz des Gedenksteins „Den Notstandsarbeitern“ am Eingang von der Turmstraße gegen Schmierereien zu prüfen und im Falle der Finanzierbarkeit vornehmen zu lassen;
    4. die Aufstellung einer Information zur Person von Fritz Schloß und der Geschichte des Geländes und der Entstehung des Parks zu prüfen.“

    Warum wurde jetzt auf der neuen besonders hohen Eingangs-Stele am Haupteingang zum Poststadion in der Lehrter Straße, die kürzlich aufgestellt wurde, wieder die Ausschilderung zum Park und Gedenkstein „vergessen“?

  7. 7
    Thomas Koch says:

    @6, B-Laden:

    Herzlichen Dank für das „Dranbleiben“. Die Stelen sind ein wenig modischer „Schnick-Schnack“ und in 10 Jahren ein Stadtmöbel, über das man möglicherweise die Stirn runzelt. Die zuständigen Mitarbeiter des BA und die Initiatoren haben jegliche Kritik in diesem Zusammenhang immer wütend zurückgewiesen. Die „Entsorgung“ des „Fritz-Schloß“-Parks passt ins Bild.

  8. 8
    R@lf says:

    Wees eijnslich jemand wat so ne höchst übaaflüssije „Einjangsharke“ kostet? Scheint mir’n immenser Betrach zu sein dea da wiedaamal faajubelt wird – n paar sint ja nich ma feddich. Wer sint die Nutznießaas?
    Unt die schnieke LED-Beleuchtung beleuchtet nich maa die Schrift sondaan blinkaat inne Steerne…

  9. 9
    yhdk says:

    Die grandiose Beleuchtung, deren innen liegende Technik sicher auch ihren Preis hat, funktioniert natürlich nur in der Dunkelheit. Da wagt sich eh niemand mehr in den Park und hat daher auch kaum Interesse, auf den jetzt schwach beleuchteten Stelen irgend einen Weg zu finden …

    Die ganze ‚Nummer‘ gehört in die Kategorie Geldvernichtung – ganz abgesehen von der Unverschämtheit mit der heimlichen Abschaffung von Fritz Schloß!

  10. 10
    Susanne Torka says:

    Wer sich über die Kosten informieren will, kann das auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über das Förderprogramm Stadtumbau West tun (auch für die anderen Projekte):
    http://www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/foerderprogramme/stadtumbau/B2-26a-Eingaenge-SportPark-Poststadion.6011.0.html

    Die Solartechnik wurde vermutlich deshalb gewählt, damit keine oder wenig Folgekosten anfallen. Ansonsten sind sie einfach scheußlich, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Nun sollten alle dafür sorgen, dass die Beschriftung ergänzt wird und auch Wege in den Fritz-Schloß-Park und zum Gedenkstein und nicht nur zur Laufstrecke und den Spielplätzen oder dem Südplateau (!) angezeigt werden. So schwierig und teuer dürfte doch eine zusätzliche Beschriftung nicht kommen.

    Und was nächtliche Spaziergänge im Park betrifft, ich persönlich liebe sie, ganz besonders dann, wenn es geschneit hat.

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